Helmuth hat geschrieben:
Dies habe ich in Betracht gezogen, und so wurde ich auch bislang gelehrt. Aber eine genauere Betrachtung zeigt, dass es dazu keinen Anhaltspunkt gibt.
Eben, gut, man soll es prüfen und darauf achten, ob es einen weiter bringt.
Demzufolge hätte man eine Stammfolge des Gesetzes über Josef und eine Stammfolge des Blutes über Maria. Dazu muss beachtet werden, dass eine Frau rechtlich das Geschlecht nicht weiterführen konnte, Leviratsehen möglich sind und so Geschlechterfolgen unterschiedlich ausfallen können. Lukas konnte der Überlieferung nach Sondergut Mariens (sog. "Frauenquelle") in seinem Evangelium an Heidenchristen verarbeiten, wodurch er seine Geschlechterfolge an die Mutter des Herrn anlehnt, aber belassen wir es dabei.
Jedoch sollte man nicht vorschnell in den Text gehen. Der Hintergrund eines Textes, Verfasser und Adressat, können einen schon ein besseres Verständnis schenken. Bleiben wir bei Mt.
Allgemein wird angenommen, er hat für Judenchristen sein Evangelium verfasst. Das führt uns auf die Spur, wozu und warum er einen Stammbaum anführt.
Zu Anfang war bei Christen der Stammbaum Jesu egal. Sie erlebten, erfuhren und wussten, dass es der wahre Messias war, der Sohn Gottes. Maria und die Apostel waren noch am Leben, man konnte sie fragen. Voller Freude hoffte man die jüdischen Geschwister davon überzeugen zu können. Mit der Steinigung des Stephanus änderte sich dies. Die Juden bezweifelten die Messianität Jesu, die Christen mussten sich theologisch und apologetisch gegen die jüdischen Zweifel verteidigen. In dieses geschichtliche Umfeld muss man den Text verorten: Er entstand aus den Überlieferungen heraus später, als die ersten Texte von Mt, also nach 40.
Ziel des Stammbaums bei Mt war es, die Messianität von Jesus zu beweisen. Deshalb wurde es bei Mt an den Anfang gestellt, so dass Juden sofort wussten, um was es hier geht. Es war ein Abrahams- und Davidsstammbaum. Jesus ist Erbe der Abrahamsverheißung und der Zusagen Gottes an David. Deshalb 3 mal 14 Generationen. 14 als Zahlenwert des Namens DAVID und der Dreischritt der Verheißung: Zum Schluss dann:
"... von der babylonischen Gefangenschaft zu Christus vierzehn Generationen". Hier ist also Ende, alles erfüllt, denn diese Generationen enden nicht in Jesus, sondern in
Christus. All das (und noch mehr) waren für einen Juden, der dies liest, klare Angaben und Hinweise für die Messianität Jesu. Und es steht hier nicht, dass Josef Jesus gezeugt hat, sondern, ganz ungewöhnlich, dass er "der Mann Marias" war, aus der Jesus geboren wurde, womit Jesus mit Christus in Verbindung tritt.
Nur so weit.
Lk 3, 23 hat geschrieben:
Und er selbst, Jesus, begann ungefähr dreißig Jahre alt zu werden, und war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des Eli,
Auch hier die männliche Linie, hier erfolgt gar keine Erwähnung des Namens Maria.
Ich habe hervorgehoben, warum hier Maria keine Erwähnung fand. Man meinte es, dass Josef der Vater Jesu war, denn die Juden hatten das Lukasevangelium und die Weihnachtsgeschichte noch nicht gelesen.
