Wieso "ja"? Ich kann doch nicht zustimmen, wenn du etwas Falsches schreibst: Staatsanwälte und Verteidiger sind keine Lobbyisten und Gerichtsrede und der Redekunst sind keine Merkmale von Lobbyisten oder Lobbyismus.closs hat geschrieben:Wieso "nein"? - Ist Deine Begründung kein "ja"?Thaddäus hat geschrieben:Nein, es ist die Geburtstunde der Gerichtsrede und der Redekunst.closs hat geschrieben: Dies ist die Geburtsstunde des Lobbyismus, füge ich hinzu. - Nicht mehr die Frage, OB etwas gut ist, sondern WOZU etwas gut ist, steht im Vordergrund.
Dann nehme ich meine Aussage zurück, es gäbe "Geist" nicht im christlichen Sinne, sondern korrirgiere sie dahin, dass du den begriff "Geist" ausschließlich christlich interpretierst, was seiner säkularen Bedeutung nicht gerecht wird.closs hat geschrieben:Das war keine romantische Aussage, sondern eine Spezifizierung meinerseits, damit Du nicht wieder mit naturalistischem Geist kommst.Thaddäus hat geschrieben: "Geist" im christlichen Sinne gibt es nicht, was soll das sein?
Doch, das widerspricht sich, denn wenn eine geitstige Strömung oder eine bestimmte Idee, ein Modell oder eine Theorie überwunden ist, dann spielt sie keine Rolle mehr. Die Aufklärung spielt aber weiter eine Rolle, schon darum, weil unsere moderne Wissenschaft, Kultur und Politik weitaus mehr auf Ideen der Aufklärung beruht, als auf christlichen.closs hat geschrieben:Das widersprichst sich nicht.Thaddäus hat geschrieben:Die Romantik ist keine Überwindung der Aufklärung, sondern eine Gegenbewegung zur Aufklärung.
Ich spreche nicht von IQ, sondern von Intellekt und Intellektualität, die sich nicht im IQ erschöpfen, sondern vielmehr etwas mit Bildung zu tun haben.closs hat geschrieben:Klares Nein. - "Spiritus" ist NICHT IQ-gekoppelt - wenn ja, um so besser, aber substantiell irrelevant. - Aber wie Du siehst: "Geist" ist sehr unterschiedlich besetzt - aus christlicher Sicht wäre Deine Annahme ein irreführendes Missverständnis.Thaddäus hat geschrieben:denn der Geist ist gerade das Zeichen für Intellekt und Intellektualität einer Epoche oder bestimmter Menschen.
Eben. Dein Ziel einer christlich-moralisierende Sicht auf die säkulare Kultur wird weder der Kultur, noch der obigen Geschichte gerecht.closs hat geschrieben:DAS ist korrekt. - Das ist auch nicht das Ziel.Thaddäus hat geschrieben:. Deine christlich-moralisierende Sicht auf dieses philosophische Lehrstück wird seinem intellektuellen Anspruch schlicht in keiner Weise gerecht.
In Sophokles Drama König Ödipus geht es nicht darum, dass "Suche/WIssen-Wollen in die Katastrophe führt". Die Götter lassen nicht deshalb die Pest in Theben wüten, weil Ödipus herausfinden will, warum die Götter offenbar erzürnt sind. Sie haben die Pest auch nicht darum über Theben hereinbrechen lassen, weil Ödipus seinen eigenen Vater erschlagen und seine eigen Mutter geheiratet hat, denn er weiß ja gar nicht, dass es sein Vater war, den er erschlagen hat und es seine Mutter ist, die er geheiratet hat!closs hat geschrieben:Diese Geschichte zeigt aber (in unserem Zusammenhang), dass Suche/WIssen-Wollen in die Katastrophe führen kann. - Auf dieses Motiv kommt es mir an, weil dieses Motiv klassisch und aufgeklärt ist. - Und das ist, was die Romantik checkt.Thaddäus hat geschrieben:Dann begreifst du auch nicht, worum es in diesem Drama geht.
Die Götter sind erzürnt und bestrafen Ödipus und Theben deshalb, weil König Ödipus trotz aller Indizien auf die eigenen Verfehlungen (für die er gar nichts kann), in verstockter Weise nicht erkennt, dass er selbst derjenige ist, der Verfehlungen begangen hat (wenn auch unwissentlich). Sie bestrafen seine Verstocktheit und Uneinsichtigkeit! Erst als er den blinden Seher Teiresias fragt, welcher Mann die Schuld trägt und der ihm schließlich antwortet: "DU bist dieser Mann!", erkennt Ödipus das ganze tragische Ausmaß seiner "Blindheit", seiner Einsichtsblindheit. Deshalb reißt er sich in Verzweiflung die Augen aus: weil sie ihm nicht geholfen haben, die Wahrheit zu erkennen. DAS ist wahre, diffizil und meisterlich in dramtaische Form gebrachte Tragik. Da mag das Buch Hiob noch so sehr Weltlitaratur sein. Es hat der dramatischen Meisterlichkeit und hohen Geistigkeit eines Sophokles und Euripides wenig entgegenzusetzen.
Das mag daran liegen, dass du umgekehrt die großen Werke der Weltliteratur in ihrer meisterlichen Tiefgründigkeit möglicherweise nicht so recht verstehst?!closs hat geschrieben: Im übrigen: Es fällt auf, dass Du - nunja - sehr selbstsicher bist, wenn es um das Verständnis großer Werke der Geistesgeschichte geht.![]()

Ganz sicher hat der Verfasser der Apg. das versucht. Weil es eben auch nötig war, der paulinischen Lehre etwas mehr griechischen Geist und griechische Kultur zu verpassen, - WEIL es eben nicht die überlegene Weltsicht war.closs hat geschrieben:Vielleicht hat er auch versucht, seine aus seiner Sicht überlegene Weltsicht in deren Sprache zu übersetzen (man muss die Leute da abholen, wo sie sind).Thaddäus hat geschrieben:Paulus diese Rede halten zu lassen war kein Fehler des Verfassers der Apg., sondern sein eher hilfloser Versuch, ihn nicht als den Deppen dastehen zu lassen
Da drehst du die Faktenlage einfach um. Pneuma und Spiritus sind ursprünglich profane Begriffe, die von einem christlichen Verständnis okkupiert und umgedeutet wurden, so dass sie heute gar nicht mehr anders verstanden werden, als in ihrer christlichen Bedeutung. Gr. Pneuma heißt ursprünglich "Atemseele" und in der stoischen Philosophie bezeichnet es ein alles durchdringendes, feinstofflich-dynamisches Element (eine Art feurigen Hauch). Lat. Spiritus heißt ursprünglich "Atem" und "Hauchen", was mit dem christlichen sanctus spiritus nichts zu tun hat.closs hat geschrieben:Ich meine es im Sinne von "Spiritus". - Aber hier haben wir ein Problem, das ich schon oft beklagt habe: Die sog. "Aufklärung" hat rundum ihre semantischen Shifts durchgeführt, so dass Begriffe wie "Geist" (auch "Bewusstsein") mit der traditionellen, erheblich anderen Definition nicht mehr viel zu tun haben. - Warum hat man nicht NEUE Worte gesucht, wenn man anderes ausdrücken will?Thaddäus hat geschrieben:Du verwendest wiederum den Ausdruck "geistig" falsch, weil du "christlich-geistlich" meinst und nicht "geistig".
Der säkulare Ausdruck Geist, den du ausschließlich christlich okkupiert verwendest, also als Bezeichnung für eine Transzendenz oder abweichend im Sinne von geistlich, ist im Griechischen der nous (= die menschliche Fähigkeit, etwas geistig zu erfassen) und im Lateinischen mens (= Denken).
Nein, denn Griechen und Römer hatten ja Götter. Die machten aber nicht ihre ganze Kultur aus, wie bei den Israeliten. Außerdem drängten die ihre Götter anderen Völkern nicht auf, sondern suchten eher danach, welche der fremden Götter, welchen der eigenen entsprachen. Sie assimilierten fremde Götter.closs hat geschrieben:O.o. - Der nächste semantische Shift: Du verstehst wohl unter "Kultur" säkulare Geist-Leistungen.Thaddäus hat geschrieben: Es gab dort keine Kultur und die, die man dort finden konnte, hatten die Römer dorthin gebracht.
Nein, natürlich nicht. Der babylonische Gilgamensch-Epos ist ebenfalls Weltliteratur, kann den griechischen Epen und Tragödien und ihrer Lyrik (auch der römischen) aber ebenfalls nichts entgegensetzen.closs hat geschrieben:Wärest Du überrascht, wenn man "Hiob" als eines der größten Werke der Weltliteratur nennen würde?
Warum okkupierst du dann den säkularen Begriff Geist weiterhin christlich?closs hat geschrieben:Das kritisiere ich genauso wie Du - weil die Zustimmer meistens nicht wissen, welcher Kultur sie da zustimmen.Thaddäus hat geschrieben:Geprägt durch 1500 christlicher Geschichte vor allem im Abendland, haben wir uns lediglich daran gewöhnt, alles Christliche positiv zu bewerten.
Dann lass' mal hören, inwiefern ich komplett daneben liege ...closs hat geschrieben:Inhaltlich bist Du hier komplett daneben - aber: Es zeigt, was Du unter Kultur verstehst.Thaddäus hat geschrieben: Kulturell und moralisch bedeutete die Ausbreitung des Christenums aber eine geistige Katastrophe gemessen an dem, was andere Völker und im Besonderen die Griechen an Kultur längst erreicht hatten.

Ich verstehe die biblischen Schriften sehr gut und kann sie auch als kulturelle Leistungen würdigen. Ich verkläre sie nur nicht christlich, wie du es offensichtlich tust.closs hat geschrieben: Mit Deinen Auffassungen KANNST Du die Bibel nicht ansatzweise verstehen - das ist, als würde man mit einem Schuhlöffel Kuchen backen wollen.
