Pluto hat geschrieben: Selbstverständlich lässt sich das prüfen. Warum kann man das nicht im biblischen Sinn prüfen? 1.Thess. 5,21
Dieses biblische "Prüfen" ist geistiges Prüfen und kein intersubjektiv nachweisbares Prüfen, wie Du es meinst.
Pluto hat geschrieben:Wenn man die Prämisse sauber überprüft, muss man sie fallen lassen!
Geistig tut man das ja und lässt sie deshalb NICHT fallen - "prüfen" in Deinem naturwissenschafltich geprägten Sinne kann man diese Prämissen NICHT prüfen. - Genauso wenig wie die HKM nicht prüfen kann, ob Jesus nur Mensch ist.
Pluto hat geschrieben:Was ist die Antwort?
Vermutlich das, was die Wissenschaftler dann rauskriegen.
Pluto hat geschrieben:Das ist aber nicht meine Fragestellung, deshalb irrelevant.
Es ist insofern relevant, dass es Parallelität der Fragestellungen zeigt.
Pluto hat geschrieben:Nach wissenschaftlicher Systematik war nicht gefragt, sondern nach kanonischer Rechtfertigung.
Die kanonischen Untersuchungen SIND wissenschaftlich-systematisch (Halman hat vor einiger Zeit mal längere Passagen eines kanonischen Werks eingestellt - voll wissenschaftlich).
"Rechtfertigung der kanonischen Setzung" ist auch vorhanden - aber halt nicht der Beweis, weil das halt grundsätzlich nicht geht. - Genauso wenig wie wissenschaftlich nachweisbar ist, dass Jesus nur Mensch war. - Man kann nur auf der Basis untersuchen, DASS er Mensch war. - Und wenn man es tut, dann deshalb, weil man diese Hermeneutik gewählt hat.
Pluto hat geschrieben:Das tut jeder Musik-Liebhaber unabhängig von seinem Glauben.
Richtig - "Geist" ist kein christlich-exklusives Privileg.
Pluto hat geschrieben:Und warum nicht? Ist Textanalyse nicht Thema der HKM?
Aber sowas erfasst die HKM methoden-bedingt nicht. - Wer von einem zwingend naturalistischen Wirkungszusammenhang der Historie ausgeht, kann das nicht.
Pluto hat geschrieben:Das bezweifle ich, weil sozusagen der spirituelle Kompass fehlt. Man könnte sich von der Wahrheit ebenso entfernen.
1) Gerade um diesen Kompass geht es, der nur dann da sein kann, wenn man überhaupt sucht - das kann die HKM nicht, weil sie sich anders definiert.
2) Richtig - die "Unterscheidung der Geistes" ist ein schwieriges Geschäft - man kann nie sicher sein.
Pluto hat geschrieben:Spüren ist hier aber nicht angezeigt. Hier ist sachliche Textanalyse, ohne spekulative Einlagen gefragt.
Nix dagegen. - Aber das gerade zeigt doch, wo die Verständnis-Grenzen der geist-neutralen Analyse sind.
Pluto hat geschrieben:Was genau ist da widersprüchlich? Die Aussagen ergänzen sich.
Wenn das Gottesreich inwendig in einem ist, weil es durch Jesus da ist, kommt keiner auf die Idee, von einem Naherwartungs-Irrtum zu sprechen. - Aber genau das wird getan. - So war das gemeint.
Pluto hat geschrieben:Halten wir uns daran, dass Paulus angesichts der Faktenlage, von einer Naherwartung abgerückt ist.
Er ist von seiner bisherigen Auffassung abgerückt - richtig. - Aber wie zu interpretieren ist, warum, ist eine ganz andere Frage. - Die einen sagen "Er hat Jesu Irrtum erkannt", die anderen sagen "Er hat endlich Jesus wirklich verstanden".
Pluto hat geschrieben:Das ist eine Frage der Perspektive, NICHT der Wahrscheilichkeit.
Wahrscheinlichkeit ist eine abhängige Größe von perspektive.
Pluto hat geschrieben:Das ist eine kanonische Behauptung; es ist keineswegs Konsens in der Theologie.
Doch - weitgehend ja. - Die Diskussion darüber ist seit Jahrzehnten beendet, weil man theologisch "Naherwartung" anders definiert als historisch-kritisch. - Das hat mit den unterschiedlichen Hermeneutiken zu tun. - Nebenbei:
"Die Hermeneutik (altgriechisch ἑÏμηνεÏειν hermÄ“neúein, deutsch ‚erklären‘, ‚auslegen‘, ‚übersetzen‘) ist eine Theorie der Interpretation von Texten und des Verstehens" (wik)
Pluto hat geschrieben:Die Kanonik setzt weil sie sonst zum Schluss kommen muss, "Jesus hatte eine Naherwartung". Die HKM setzt NICHT, weshalb die Naherwartung historisch belegt ist.
Wirklich falsch:
Die Kanonik setzt, dass Jesus göttlich ist und kommt auf Basis dieser Hermeneutik aus den Textquellen zum Ergebnis, dass Jesus KEINE Naherwartung hatte. - Die HKM kann aufgrund ihrer Methodik nur Jesus als Mensch untersuchen (was somit zur Hermeneutik wird) und kommt aus den Textquellen zum geenteiligen Ergebnis.
Was ontisch-historisch (also wirklich) der Fall ist, wissen wir nicht. - Aber es ist ein Irrtum, dass eine Wissenschaft DESHALB recht mit ihrem hermeenutischen Ergebnis hat, weil sie sich historisch-kritisch nennt.
Im übrigen: Was meinst Du mit "historisch belegt"? - Methodisch belegt oder in Bezug auf das, was damals war, belegt? - Im ersten Fall hast Du recht - schließlich ist das die Methodik der HKM. - Im zweiten Fall belegen BEIDE "historisch", weil sich beide auf dieselben Quellen berufen. - Auch die kanonische oder biblisch-kritische Exegese haben den WIRKLICHEN Jesus im Auge - un "wirklich" ist nun mal das, was in der Geschichte ist.
Pluto hat geschrieben:der Kanonik fehlt es an objektiven Kriterien.
Nein - ihre Argumente sind genauso objektiv wie Argumente anderer auch. - Der Unterschied liegt nicht in der wissenschaftlichen Arbeitsweise, sondern in den unterschiedlichen Hermeneutiken, die vorgeschaltet sind.
Pluto hat geschrieben:Spekulation bedeutet heute eine als unbeweisbar geltende Aussage.
Das ist wohl bekannt. - Aber die alte Bedeutung gibt es halt noch - und nur so macht Deine Verwendung des Wortes "spekulativ" Sinn - im neuen Wortsinn macht sie keinen Sinn.