Allversöhnung

Pluto
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#1761 Re: Allversöhnung

Beitrag von Pluto » Mo 21. Mär 2016, 19:03

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Mein einfaches Experiment beweist, dass Realität völlig unabhängig von unserem Bewusstsein (Wahrnehmung) existiert.
Nein - weil NIEMAND wissen KANN, ob das Experiment im Traum oder "in echt" stattfindet.
Dann wirst du sicher auch den Nachweis erbringen können, dass DU Recht hast mit der Möglichkeit des Traums.
Bis dahin, bleibt es eine skurrile Behauptung.

closs hat geschrieben:Nochmal: Persönlich glaube ich sehr wohl, dass es "in echt" stattfindet.
Na also... geht doch! :thumbup:

closs hat geschrieben:Man entscheidet sich (Prämisse!!) für ein materialistisches Weltbild und setzt es als Wahrheit - man baut sich seine Welt, wie sie einem gefällt. - Alles andere sind dann Schlussfolgerungen, die in aller Regel korrekt sind.
Völlig falsch.
Wenn du in deinem spirituellen Weltbild Setzungen, bzw. Prämissen brauchst, so seien sie dir gegönnt.
Im Naturalismus entscheidet man a priori NICHTS, sondern man beobachtet die Welt und fragt, "Was kann ich wissen?".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#1762 Re: Allversöhnung

Beitrag von Novas » Mo 21. Mär 2016, 19:54

Pluto hat geschrieben:Im Naturalismus entscheidet man a priori NICHTS, sondern man beobachtet die Welt und fragt, "Was kann ich wissen?".

Diese Frage stellen wir uns alle ;) Ich glaube daran, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, Du glaubst an das Gegenteil. Was davon beruht auf Wissen? Wohl glauben wir beide zu wissen.

Wenn du in deinem spirituellen Weltbild Setzungen, bzw. Prämissen brauchst, so seien sie dir gegönnt.

Die braucht auch dein Weltbild. Sonst müsstest Du dich mit der wissenschaftlichen Methode begnügen ( = vollkommen neutral, gar kein Weltbild und ohne jede Moral und Gefühl, die Subjektivität spielt keine Rolle) doch ich kenne keinen einzigen Menschen der sich jemals damit begnügt hätte, weil die Subjektivtät eben doch eine Rolle spielt.

Novas
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#1763 Re: Allversöhnung

Beitrag von Novas » Mo 21. Mär 2016, 21:27

lovetrail hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
lovetrail hat geschrieben:Wenn die Götter der Nationen in Wirklichkeit Dämonen sind, dann ist es ein Akt der Liebe, dass Gott dies in seinem Wort offenlegt und gleichzeitig auch seinen Sohn schickt, um alle diese Völker zu retten.

Wohl ist es so, dass gebildete Hindus Monotheisten (oder Monisten) sind, die ihre mythologischen Bilder geistig deuten und nicht wortwörtlich nehmen. Die sind ja nicht bescheuert. Wie klingt dieser Satz für Dich: „Wie die Sonne, die sich in den Teichen spiegelt, als ungezählte Sonnen erscheint, so erscheinst auch du, O Mutter, als viele – Du Eine ohne Zweites, Höchstes Brahman!“
– Mahakalasamhita
Ja, es mag Brücken geben, so wie auch Paulus in Athen, welches voller Götzenbilder war, einen Altar des unbekannten Gottes fand

Das ist ja schon mal ein wohlwollendes Zugeständnis :thumbup:

Er hätte aber niemals gesagt, „seht mal, eure Götzen sind euer spezifischer Ausdruck des einen Gottes!“

Vermutlich hätte er gesagt: „Prüft alles und behaltet das Gute!“, also wir sollen zwischen lebensfördernden und sinnvollen und lebensverhindernden und schädlichen Formen der Religion unterscheiden. Da würde ich zustimmen. Vermutlich geht es Dir inhaltlich darum? Rein wörtlich ist das „Diabolische“ das Trennende und Spaltende. Ich konzentriere mich deshalb auf das Verbindende, den höheren Zusammenhang.

lovetrail hat geschrieben:Du wirst dich eines Tages dafür vor Gott verantworten müssen. Deine Verdrehungen schreien zum Himmel

Gerade deshalb: die religiösen Grenzen, die wir errichtet haben, reichen nicht bis in den Himmel.

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#1764 Re: Allversöhnung

Beitrag von closs » Mo 21. Mär 2016, 22:22

Novalis hat geschrieben:Dementsprechend glaubt man an dieses Weltbild. Wo der Materialismus Ausschließlichkeit beansprucht (und das geschieht ständig) ist er selbst eine Glaubensrichtung.
Einfacher Satz - logischer Satz - alltäglicher Satz -----aber offensichtlich nicht verstandener Satz.

Pluto hat geschrieben:Dann wirst du sicher auch den Nachweis erbringen können, dass DU Recht hast mit der Möglichkeit des Traums.
Nein - weil Nicht-Falsifizierbares nicht nachweisbar ist. - Genauso wenig wie Du nicht nachweisen kannst, dass das, was Du als Realität verstehst, KEIN Traum ist. - Wie sollte es auch gehen? Die Beobachtungen wären diesselben.

Pluto hat geschrieben:Im Naturalismus entscheidet man a priori NICHTS, sondern man beobachtet die Welt und fragt, "Was kann ich wissen?".
Was kann ich im Rahmen einer Methodik wissen.

Ansonsten wäre Dein Ansatz sympathisch, würde es in der Praxis nicht anders vermittelt werden. - In der Praxis kommt rüber: "Alles, was nicht prinzipiell wissenschaftlich nachweisbar ist, ist irrelevant - so gut wie "nicht-existent". - Übersehen wird dabei, dass man dabei methodische Aussagen mit ontologischen Aussagen verwechselt. - Popper wusste um diesen Unterschied!!

JackSparrow
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#1765 Re: Allversöhnung

Beitrag von JackSparrow » Mo 21. Mär 2016, 23:11

closs hat geschrieben:Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun:
WENN sich Gott offenbart, wird es geglaubt/bemerkt oder nicht.
WENN jemand gern glauben/bemerken würde, dass Gott sich offenbart, und außerdem über ausreichend Fantasie verfügt, dann kann er jedes Husten für eine göttliche Offenbarung halten. Und trotzdem war es eben nur ein Husten.

Wenn es nicht geglaubt/bemerkt wird, ist es für die Katz.
WENN jemandem göttliche Offenbarungen egal ist, weil er darin keinen persönlichen Nutzen zu erkennen vermag, dann braucht er auch nicht seine Mitmenschen hinters Licht zu führen und denen zu erzählen, sein Husten sei eine göttliche Offenbarung gewesen.

Da sind der eigenen Phantasie keine Grenzen gesetzt. - Falsifizierbar ist es eh nicht.
Doch, natürlich. Wenn jemand nachweislich lügt, sich bei mathematischen Aufgaben verrechnet, falsche Vorhersagen macht, vergangene Ereignisse falsch wiedergibt oder eben einfach Müll erzählt, dann können seine Aussagen schwerlich einer göttlichen Offenbarung entstammen.


erbreich hat geschrieben:Was unmittelbar erlebt worden ist, ist das Authentische, nicht die Benennung des Erlebten, die Interpretation, diese ist sekundär.
Um etwas Erlebtes als göttliche Erfahrung bezeichnen zu können, muss man erst von jemand anderem beigebracht bekommen haben, wie sich eine göttliche Erfahrung anfühlt. Und der andere muss es auch wieder von jemand anderem beigebracht bekommen haben. Und der auch wieder von jemand anderem.

Es muss also irgendwann mal einen Menschen gegeben haben, der als erster der Meinung war, eine bestimmte Erfahrung als "göttlich" bezeichnen zu müssen. Und dieser Mensch hatte unrecht, da ihm erstens die Physiologie des Nervensystems nicht geläufig war und da er zweitens gar nicht hätte wissen können, welche Erfahrungen ein Gott im einzelnen hervorruft.


sven23 hat geschrieben:Dann kauf mal einen Stuhl bei Ikea und sag an der Kasse, du müßtest nichts bezahlen, weil der nur in deinem Kopf existiert.
So geht das nicht. Ikea, die Kasse, die Kassiererin und die herbeigerufenen Polizeibeamten existieren ebenfalls nur in seinem Kopf. Auch kann niemand die in seinem Kopf befindliche Kassiererin daran hindern, wiederum einen ähnlichen Stuhl, eine ähnliche Kasse und ähnliche Polizeibeamte in ihrem Kopf zu haben.


Pluto hat geschrieben:Sie war gar nicht weg, sondern nur aus deinem Bewusstsein verschwunden.
Was ist der Unterschied?

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#1766 Re: Allversöhnung

Beitrag von closs » Mo 21. Mär 2016, 23:24

JackSparrow hat geschrieben:WENN jemand gern glauben/bemerken würde, dass Gott sich offenbart, und außerdem über ausreichend Fantasie verfügt, dann kann er jedes Husten für eine göttliche Offenbarung halten.
Und wenn dieses Husten KEINE Offenbarung ist (wovon auszugehen ist), war die Wahrnehmung falsch. - Das sagt aber nichts darüber aus, was "ist".

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#1767 Re: Allversöhnung

Beitrag von lovetrail » Di 22. Mär 2016, 09:54

Novalis hat geschrieben:
Vermutlich hätte er gesagt: „Prüft alles und behaltet das Gute!“, also wir sollen zwischen lebensfördernden und sinnvollen und lebensverhindernden und schädlichen Formen der Religion unterscheiden. Da würde ich zustimmen. Vermutlich geht es Dir inhaltlich darum? Rein wörtlich ist das „Diabolische“ das Trennende und Spaltende. Ich konzentriere mich deshalb auf das Verbindende, den höheren Zusammenhang.
Und wieder eine falsche aus dem Kontext gerissene Anwendung eines Schriftwortes von dir.
Die Alternative zur schädlichen Religion ist nicht die "lebensfördernde sinnvolle" Religion, als ob es ausserhalb von Christus eine letztendlich lebensfördernde Religion gäbe, wiewohl eine solche Religion natürlich gewisse sinnvolle ethische Prinzipien enthalten kann.

Die Alternative ist der Glauben an Gott im Namen Jesu Christi.




Novalis hat geschrieben:Gerade deshalb: die religiösen Grenzen, die wir errichtet haben, reichen nicht bis in den Himmel.

Alles was geheiligt ist, ist von der Welt abgesondert. Diese Grenzziehung ist Gott wohlgefällig. Wer diese Grenze niederreissen will, um an einer satanischen Einheitsreligion teilzuhaben, der wird mit der Hure Babylon verdammt werden.
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#1768 Re: Allversöhnung

Beitrag von closs » Di 22. Mär 2016, 10:49

lovetrail hat geschrieben:Die Alternative ist der Glauben an Gott im Namen Jesu Christi.
Vielleicht sollte man das Christentum als diejenige Religion verstehen, die fundamental in Jesus die authentischste Ausprägung menschlicher Wahrnehmung in Bezug auf Gott ist. - So verstehe ich es jedenfalls.

Da gibt es viele Versuche (jede Religion ist ein Wahrnehmungs-Versuch), dem Sein Gottes nah zu kommen - dazu gehört auch der Islam. - Aber viele Versuche (dazu gehört auch das AT) haben fundamentale Haken, die aus meiner Sicht nur im Christentum aufgehoben werden, weil nur das Christentum 1.Kor. 13 und die Bergpredigt haben - und natürlich Jesus.

Aber selbst Jesus gewährt für mich nur dann DIE große Alleinstellung des Christentums, weil Gott in ihm die Welt erlöst - also Gott in Jesus am Kreuz hängt. - Oder etwas philosophisch formuliert: Die ontologische Differenz zwischen menschlicher Ich-Orientierung und Orientierung an Gott kann nur "aufgehoben" werden in einer Person, die sowohl Gott als auch Mensch ist (mein einziges wirkliches Argument pro Trinitäts-Gedanken, bei dem Jesus "wahrer Gott und wahrer Mensch" ist).

lovetrail hat geschrieben:Wer diese Grenze niederreissen will, um an einer satanischen Einheitsreligion teilzuhaben, der wird mit der Hure Babylon verdammt werden.
Wir sind uns darüber einig, dass jegliche Religion durch das EINE Nadelöhr durch muss, das "Aufhebung des Ich durch Gott" (also durch das, wofür Jesus steht) ist.

Ansonsten gibt es ein schönes Bild bei Lewis, bei dem Aslan (Chiffre für Gott) zu einem Menschen sinngemäß sagt:
"Ich weiss, dass Du anderen gedient hast als mir, bevor Du mich erkannst hast. - Aber da Du immer in Liebe gedient hast, rechne ich Dir diese Zeit so an, als hättest Du mir gedient". - Damit ist eigentlich alles gesagt.

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#1769 Re: Allversöhnung

Beitrag von Savonlinna » Di 22. Mär 2016, 12:01

closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Dementsprechend glaubt man an dieses Weltbild. Wo der Materialismus Ausschließlichkeit beansprucht (und das geschieht ständig) ist er selbst eine Glaubensrichtung.
Einfacher Satz - logischer Satz - alltäglicher Satz -----aber offensichtlich nicht verstandener Satz.
Gerade darum ist dieser Satz ja auch falsch.

Alles, was "logisch" ist und den Menschen als Menschen betrifft, ist eine unzulässige Reduzierung.
Es gibt nicht "den" Materialismus, und es gibt überhaupt keinen Materialismus, genaugenommen.
Es gibt Menschen, die sich als Materialisten bezeichnen - es soll ja sogar Menschen geben, die sich als klüger als alle anderen bezeichnen.
Und, sind sie es? Nein. Sie können sich als sonstwas bezeichnen, es ist nur ein Geräusch.
Das, was sie sind, ist etwas ganz anderes.

Aber Schemata sind nützlich, um den anderen zu verfehlen.

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#1770 Re: Allversöhnung

Beitrag von Pluto » Di 22. Mär 2016, 12:28

Savonlinna hat geschrieben:Es gibt Menschen, die sich als Materialisten bezeichnen - es soll ja sogar Menschen geben, die sich als klüger als alle anderen bezeichnen.
Und, sind sie es? Nein. Sie können sich als sonstwas bezeichnen, es ist nur ein Geräusch.
Doch, es gibt solche Leute.

Z.B. halten sich 98% der Deutschen für bessere Autofahrer als der Durchschnitt. :P
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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