Alles Teufelszeug?

closs
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#1721 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Mi 2. Mär 2016, 20:53

Savonlinna hat geschrieben:Ich habe mich streng auf den Satz bezogen, den Du davor gesagt hast.
Du hast Dich auf Dein Verständnis meines Satzes bezogen und unterstellst mir dann regelmäßig Dein Verständnis, welches ich gegebenenfalls korrigiere - ganz einfach weil ich weiss, was ich meine und bestimmt nicht absichtlich was anderes hinschreibe.

Nachdem Du viel mit Sprache zu tun hast:
Es wäre doch naheliegend, dass der Mensch Begriffe so besetzt/definiert, dass sie zu dem passen, was man meint - oder nicht?

closs
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#1722 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Mi 2. Mär 2016, 21:08

SilverBullet hat geschrieben:So kann man das „Wahrnehmen des Ichs“ als „Blick auf einen unsichtbaren Teil“ interpretieren, oder als „Blick auf die Stellung des Gesamtlebewesens“ – da kann sehr viel durcheinander geraten.
Siehst Du:
„Blick auf einen unsichtbaren Teil“ wäre Teil der Res Cogitans.
„Blick auf die Stellung des Gesamtlebewesens“ wäre Teil der Res Extensa.

Du übergehst nach wie vor die fundamentalen Weichenstellungen von Descartes, die heute noch gültig sind - einfach aus purer Logik.

SilverBullet hat geschrieben:„Glauben“ ist innerhalb der Wahrnehmung ein Vertrauen an die Gültigkeit von Zusammenhängen.
Moment: "Glauben" ist, dass Wahrnehmung an sich authentisch ist zu dem, was Du "Wirklichkeit" nennst. - Das ist etwas anderes.

Deine Wirklichkeits-Beispiele setzen regelmäßig an, NACHDEM Du diese Grundkonstellation übergangen hast.

SilverBullet hat geschrieben:Das Entstehen zu erklären, bleibt Sache des jeweiligen Weltbildes.
Aber Du vertrittst doch Dein Weltbild.

SilverBullet hat geschrieben:Du wirst schnell zu einem „Ergebnis“ kommen, das du für sehr sinnvoll halten wirst.
Natürlich - weil ich ein pragmatischer Mensch bin. - Aber erkenntnis-theoretisch weiss ich, dass man nicht unterscheiden kann, ob dieser Effekt in der Einbildung oder "echt" stattfindet.

SilverBullet hat geschrieben:Bedeutet „Unterscheidung der Geister" nicht, dass ich das Ergebnis vorher bereits mitbringen muss?
Nein - weil man ja nicht die Gewähr hat, dass man selber diese Unterscheidungs-Befähigung hat.

SilverBullet hat geschrieben:Kommt dir das nicht wie ein Schauspiel vor, dass du einfach nur so tun sollst, als habe all das Gültigkeit, aber keinerlei Feedback auftaucht, bei dem du zumindest eine ähnlich „phänomenale Überzeugung“ von Wirklichkeit gewinnst, wie du sie selbst bei einem Bleistift mit Leichtigkeit erreichen kannst?
Und wieder: Dieser Satz ist nur möglich, weil Du die grundlegende descartsche Einsicht übergehst. - Tätest Du es nicht, wüsstest Du, dass Du streng genommen nicht zwischen "Geist" und "Bleistift" unterscheiden kannst.

SilverBullet hat geschrieben:Welche Prämissen?
Dass die Welt nicht Produkt Deiner Vorstellung ist.

SilverBullet hat geschrieben:Und wenn Dialektik im "Alles in Einem" ("Gott") nicht aufgehoben ist, sondern nur einen „Falschgedanken“ darstellt?
Dann wäre es sehr schwer, die Welt und den Menschen geistig zu erklären. - Aber das soll nichts heißen. - Dann wären alle geistigen und dialektischen und ontologischen und logischen Korrelationen Zufall gewesen.

Deshalb muss man hier - wieder wie Descartes - setzen, was er den "Glauben an einen wohlwollenden Gott" genannt hat - in heutiger Sprache:
Wenn alle geistigen Fähigkeiten des Menschen zur Täuschung da wären, könnte mein Modell einen "Falschgedanken" darstellen. - Also muss man setzen, dass dem Menschen "Geist" nicht zur Täuschung gegeben ist. - Auch ich habe Setzungen/Prämissen.

Wir haben ALLE Prämissen, und wenn eine Prämisse falsch ist, fallen alle Schlussfolgerungen daraus wie ein Kartenhaus zusammen.

SilverBullet hat geschrieben:Aktuell führe ich lediglich meinen Auftrag aus: ich versuche, das zu identifizieren, was ich als Wirklichkeit, also unabhängig zur Wahrnehmung, bezeichnen kann.
Kann niemand ohne Prämissen tun.

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Savonlinna
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#1723 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Mi 2. Mär 2016, 21:15

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe mich streng auf den Satz bezogen, den Du davor gesagt hast.
Du hast Dich auf Dein Verständnis meines Satzes bezogen und unterstellst mir dann regelmäßig Dein Verständnis, welches ich gegebenenfalls korrigiere
Gegen diese Aussage kann ich jetzt nichts tun, weil ich sechs Stunden inverstieren müsste, um das rauszusuchen, was Dich widerlegt.
Ich verzichte.

closs hat geschrieben:- ganz einfach weil ich weiss, was ich meine und bestimmt nicht absichtlich was anderes hinschreibe.
Vielleicht weißt Du, was Du meinst, aber Du weißt nicht, was Du schreibst.

closs hat geschrieben:Nachdem Du viel mit Sprache zu tun hast:
Es wäre doch naheliegend, dass der Mensch Begriffe so besetzt/definiert, dass sie zu dem passen, was man meint - oder nicht?
Du differenzierst hier nicht, und alle meine Versuche, zu unterscheiden, ob man seine Arbeitsmittel definiert oder ob man das definiert, was man am liebesten als Ergebnis haben will, stießen bei Dir auf Schweigen.
Insofern gebe ich hier auf.

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#1724 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Mi 2. Mär 2016, 22:04

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Es ist eben nicht möglich, hinsichtlich der Wirklichkeitserkenntnis beliebige Prämissen setzen zu können.
Beliebig nicht. - Es müssen aus meiner Sicht logisch nicht widerlegbare sein.

Ach Kurt - es ist doch nun wirklich nichts Besonderes, BELIEBIG viele, logisch nicht widerlegbare
Glaubenskonstrukte zu entwickeln.


Prämissen sollten hinsichtlich ihrer Vernünftigkeit und Plausibilität hinterfragbar sein, ansonsten sind
den Fantasien und den persönlichen Wunschvorstellungen Tor und Tür geöffnet.

Das nennt man dann Beliebigkeit.

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#1725 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Mi 2. Mär 2016, 22:17

Münek hat geschrieben:Prämissen sollten hinsichtlich ihrer Vernünftigkeit und Plausibilität hinterfragbar sein
Das ist bei geistigen Prämissen sehr wohl der Fall. - Aber sie sind nicht falsifizierbar.

Was Du allerdings (stellvertretend für viele) nicht erkennst:
Auch naturalistische Prämissen sind nicht falsifizierbar (siehe Descartes - man kann aber auch selber drauf kommen, nebenbei bemerkt). - Falsifizierbar ist nur INNERHALB einer Methodik möglich. - An diesem Punkt kämpfen wir jetzt schon seit ewig rum - man könnte drauf verzichten, wenn davon nicht alles weitere an Schlussfolgerungen abhinge.

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#1726 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Mi 2. Mär 2016, 22:30

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Bedeutet „Unterscheidung der Geister" nicht, dass ich das Ergebnis vorher bereits mitbringen muss?
Nein - weil man ja nicht die Gewähr hat, dass man selber diese Unterscheidungs-Befähigung hat.

Aber Du gehst doch davon aus, dass Du diese Unterscheidungsfähigkeit insofern besitzt, als für Dich der#
Gott der Bibel und dessen angeblich vor Urzeiten entworfener Heilsplan die absolute Wirklichkeit darstellt.

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#1727 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von JackSparrow » Mi 2. Mär 2016, 22:32

closs hat geschrieben:Aber erkenntnis-theoretisch weiss ich, dass man nicht unterscheiden kann, ob dieser Effekt in der Einbildung oder "echt" stattfindet.
Alles ist Einbildung. Da besteht keinerlei Zweifel. Neben dem Buddha und diversen spirituellen [d]Heuchlern[/d] Meistern glauben das heute sogar manche Physiker. http://henry.pha.jhu.edu/mentaluniverse.pdf

Wenn alle geistigen Fähigkeiten des Menschen zur Täuschung da wären, könnte mein Modell einen "Falschgedanken" darstellen.
Dann würdest du keinen Unterschied feststellen, weshalb es sinnlos ist, den Tatbestand der Täuschung überhaupt zu erwähnen. Das könnte man machen, wenn es neben der Täuschung noch eine Alternative gäbe.

Gemäß Prämisse (siehe oben) sind aber alle Alternativen ebenfalls Täuschungen. Demzufolge ist die Täuschung die Wirklichkeit und jede Wirklichkeit ist nur Täuschung. Amen.

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#1728 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Mi 2. Mär 2016, 22:55

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Prämissen sollten hinsichtlich ihrer Vernünftigkeit und Plausibilität hinterfragbar sein
Das ist bei geistigen Prämissen sehr wohl der Fall. - Aber sie sind nicht falsifizierbar.

Ja - und wieso kommt da NICHTS von Deiner Seite? Versteck Dich doch nicht immer hinter Deinem
Lieblingswort "Nicht-Falsifizierbarkeit", nur um ja nichts erklären zu müssen.


Inwiefern hält Deine Prämisse (Jahwe und sein Heilsplan) Fragen nach Vernünftigkeit und Plausibilität stand?

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#1729 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Mi 2. Mär 2016, 22:59

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Es ist eben nicht möglich, hinsichtlich der Wirklichkeitserkenntnis beliebige Prämissen setzen zu können.
Beliebig nicht. - Es müssen aus meiner Sicht logisch nicht widerlegbare sein.

Ach Kurt - es ist doch nun wirklich nichts Besonderes, BELIEBIG viele, logisch nicht widerlegbare
Glaubenskonstrukte zu entwickeln.

Und was sagst Du jetzt?

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#1730 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Mi 2. Mär 2016, 23:16

Münek hat geschrieben:Aber Du gehst doch davon aus, dass Du diese Unterscheidungsfähigkeit insofern besitzt, als für Dich der# Gott der Bibel und dessen angeblich vor Urzeiten entworfener Heilsplan die absolute Wirklichkeit darstellt.
Formal gesprochen:
Wie Du auch, gehe ich davon aus (Prämisse), dass mein Wahrnehmungs-Ansatz authentisch zu dem ist, was ist, und hoffe, dass ich dem mit meiner Wahrnehmung entspreche - mehr nicht. - Gestützt wird diese Hoffnung durch ontologische, logische, dialektische, philosophische Plausibilitäten, die seit 2000 Jahren beschrieben wurden, jedoch selbstverständlich KEINE Gewähr für absolute Wahrheit ist - Glaube eben - genauso wie Du.

JackSparrow hat geschrieben:Dann würdest du keinen Unterschied feststellen, weshalb es sinnlos ist, den Tatbestand der Täuschung überhaupt zu erwähnen.
Moment: Es ist schon ein Unterschied, ob das eigene Modell authentisch ist zu dem, was ist, oder auf Täuschung beruht. - Entschieden wird durch die Realität selbst.

Münek hat geschrieben:Inwiefern hält Deine Prämisse (Jahwe und sein Heilsplan) Fragen nach Vernünftigkeit und Plausibilität stand?
Ontologische, logische, dialektische, philosophische Plausibilitäten, die seit 2000 Jahren beschrieben wurden - von eigenem "Merken" ganz abgesehen.

"Vernunft" ist nach christlicher Definition das, was eine Vernunft über menschlicher Vernunft möglich hält - plausibel ist die christliche Philosophie ohnehin (Augustinus, Descartes, Thomas v.Aquin, all die Jesuiten-Forscher (siehe auch heutige Jesuiten-Einrichtungen) undundund waren intellektuell höchst entwickelte Leute.

Münek hat geschrieben:Und was sagst Du jetzt?
Habe ich das nicht schon gemacht? - Wie definierst Du beliebig? Alles, was innerhalb EINER Methodik (KR) nicht falsifizierbar ist oder alles, was nicht authentisch zu dem ist, was ist?

Im ersten Fall ist auch der Maßstab KR beliebig - also macht diese Aussage keinen Sinn. - Im zweiten Fall ist nur das nicht-beliebig, was aber nicht verifizierbar ist. - Also bleibt nur alles, was logisch nicht widerlegbar ist.

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