JackSparrow hat geschrieben:closs hat geschrieben:Es geht darum, dass dieselben Quellen zu unteschiedlichen Interpretationen führen/führen können, ob die Setzung lautet:
1) Jesus ist irgendein Mensch.
2) Jesus ist Messias/Gott/etc.
3) Jesus ist eine fiktive Romanfigur.
.
Das wäre die Position der Radikalkritik, für die es auch gute Gründe gibt, denn, warum hat Jesus, der angeblich des Lesens und Schreibens mächtig war, keine einzige Zeile selbst hinterlassen? Warum gibt es so wenige außerbiblische Quellen über ihn? (und dazu noch christlicherseits gefälschte) usw.
Die neutestamentliche Forschung kommt aber mehrheitlich zu dem Ergebnis, dass es sich bei Jesus um eine historische Person handelt, die aber nicht identisch ist mit der biblischen, mythologisierten und idealisierten Jesusfigur der Evangelien und der späteren Kirche.
Die Forschung führt für die Historizität eine Vielzahl an Gründen an, zwei davon seien hier genannt:
Interessanterweise gehört die
Naherwartung, die von unserem closs immer heftig bestritten wird, auch dazu. Würde es sich bei den Evangelien um reine Literatur, also um ein rein fiktionales Geschehen handeln, dann wären die Autoren auch völlig frei in der Ausgestaltung der Geschichten. Sie hätten also die Naherwartung, die sich ja schon bei Abfassung der Geschichten als Irrtum erwiesen hat, einfach weglassen können. Niemand hätte das bemerkt. Es sei denn, die Naherwartung war ein ganz zentraler Punkt in Jesu Verkündigung und die Schreiber wären unglaubwürdig gewesen, wenn sie dies verschwiegen hätten.
Der 2. Punkt ist die
Hinrichtung und die Legendenbildung um den angeblich jüdischen Verrat an Jesus. Die Hinrichtungsart spricht eindeutig für römische Gerichtsbarkeit. Da sich die Juden weigerten, der christlichen Legendenbildung um Jesus zu folgen, kam vor allem Matthäus auf die Idee, ihnen eine Mitschuld an Jesu Tod anzudichten und ihnen damit eins auszuwischen.
Hätte es das Todesurteil nach römischem Recht nicht gegeben, hätten die Schreiber auch zu einer typisch jüdischen Hinrichtungsart wie der Steinigung greifen können, so wie es später dem Jesusbruder Jakobus ergangen ist.
Zur Entschuldigung von Matthäus kann man anführen, dass er nicht wissen konnte, welche fatalen Folgen das haben sollte, denn die Schriften galten damals noch nicht als heilig und unantastbar. Erst die Kirche erhob sie in den Rang "Heiliger Schriften", die als vom Heiligen Geist inspiriert und irrtumsfrei stilisiert wurden.