Wunder und Auferstehung sind nicht nur "methodisch" nicht begründbar, sondern auch nicht im "echten Leben". Wir kennen kein übernatürliches Zerreissen geschichtlicher Wirkungszusammenhänge, weder heute noch damals. Gegenteilige Behauptungen ändern nicht daran.closs hat geschrieben:Siehst Du - jetzt haben wir exakt den Fall, dass Du "historisch" sagst und "historisch-kritisch" meinst. - Denn "historisch" im Sinne von "in der Zeit geschehend" kann es selbstverständlich Auferstehung und Wunder geben, die aber - und da hast Du recht - historisch-kritisch nicht begründbar sind, weil sie methodisch nicht vorgesehen sind. - Genau meine Rede seit ewigen Zeiten: Die HKM kann nur solche historischen Fälle untersuchen, die im Korridor der methodischen Möglichkeiten liegen - also KEINE absolute Ergebnisoffenheit.sven23 hat geschrieben:Und davon abgesehen, sind Auferstehung und Wunder eben nicht historisch begründbar.
„Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muß sich klar machen, daß er, wenn er das für die Haltung des christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht.“
– Rudolf Bultmann: Neues Testament und Mythologie. 1941, 18
Habe ich nie behauptet. Im Gegenteil habe ich Bultmann immer wieder zitiert.closs hat geschrieben:Das ist eine hermeneutische Setzung wie "Jesus ist göttlich". - Die Behauptung "HKM arbeitet setzungslos" ist jetzt sogar aus Deinem Mund falsifiziert.sven23 hat geschrieben:Es gibt kein übernatürliches Zerreißen geschichtlicher Wirkungszusammenhänge, außer in Mythen und Legenden.
„Voraussetzungslose Exegese kann es nicht geben. … Unabdingliche Voraussetzung aber ist die historische Methode in der Befragung der Texte. Exegese ist ja als Interpretation historischer Texte ein Stück Geschichtswissenschaft.“
(Ist voraussetzungslose Exegese möglich?, 1957, S. 410)
Nein, in großen und wichtigen Teilen hat er das nicht. Auch das ist weitgehend konsensfähig, weil die Unterschiede derart gravierend sind. Nietzsche verachtete Paulus deshalb. Es ist schon erschütternd, wenn man zu Beginn des 21. Jahrhunderts hinter die Erkenntnisse der Zeit Nietzsches zurückfällt.closs hat geschrieben:Natürlich gibt es Unterschiede - die Frage ist, ob Paulus authentisch zu Jesus argumentiert.sven23 hat geschrieben:Es geht vor allem um die Unterschiede zwischen Paulus und dem Wanderprediger Jesus, den er gar nicht persönlich gekannt hat.
Das sind unsinnige und laienhafte Schein-Unterscheidungskriterien, die man so in der Forschung nicht antreffen wird.closs hat geschrieben:Doch - Du hast doch gerade konkret den Unterschied zwischen "historisch-wirklich" und "historisch-kritisch" gezeigt. - Dass beides koinzidieren kann und soll, ist natürlich klar.sven23 hat geschrieben:In der Praxis spielt das keine Rolle.
Nein, denn die Textquellen sind eindeutig.closs hat geschrieben:Jesus hatte ontologisch keine Naherwartung, HKM-mäßig aber schon - merkst Du den Unsinn?sven23 hat geschrieben:Methodisch hat Napoleon Russland überfallen, ontologisch nicht. Bemerkst du den Unsinn?
Man kann auch nicht die "historische Möglichkeit" des Spaghettimonsters abdecken. Ändert das was?closs hat geschrieben:Nein - denn wenn die HKM sogar nach Deinen Worten nicht alle historischen Optionen abdecken kann, muss es andere Arbeitsweisen geben, die dies tun.sven23 hat geschrieben:Er ist in der historischen Forschung der einzig mögliche.

Dieses closssche Geschwurbel wirst du bei Theißen an keiner einzigen Stelle finden. Er sagt lediglich, wie die Forschung allgemein, dass es bei allen Ergebnissen immer ein gewisses Restrisiko gibt. Wenn die Schreiber so gut im Fälschen waren, dass uns Jesus als historische Person erscheint, dann hätten sie die gesamte Forschung hinters Licht geführt. Aber im allgemeinen begehen auch die geschicktesten Fälscher Fehler, so dass die Forschung vieles aufdecken konnte.closs hat geschrieben:Das ist es AUCH, aber nicht nur. - Es heißt AUCH (siehe Vorwort/Theißen), dass methodische Ergebnisse im Zweifelsfall mehr der Methodik als der Wirklichkeit verpflichtet sind.sven23 hat geschrieben: Alle Erkenntnisse gelten unter Vorbehalt und das ist nicht erst seit Theißen so. Methodisches Ergebnis ist also ein Qualitätssiegel allerersten Ranges.
Doch, gerade mit Paulus, denn die Aussage stammt von ihm.closs hat geschrieben:Du hast diesen Satz überhaupt nicht verstanden - dazu gab es hier im Forum sehr anspruchsvolle Erläuterungen, was mit "im Fleisch" und "im Geist" gemeint ist. - Das hat primär nichts mit Paulus zu tun.sven23 hat geschrieben:Schon Paulus erkannte, dass der "echte" historische Jesus seiner eigenen Theologie nur im Weg ist. (Der Jesus im Fleische geht uns nichts an....).
"Jesus selbst aber hatte keine Erlösungslehre und brauchte auch keine. Gottes
Vergebung ist ein Geschenk an alle Israeliten, die zur Umkehr bereit sind. Vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, lässt er seine Jünger beten,
und es besteht kein Zweifel, dass er der Meinung war, dass diese Vergebung auch gewährt
wird. So gesehen war die Verkündigung Jesu ein wirkliches Evangelium für die
Menschen, während das finstere Gesetz von Schuld und Tod das paulinische Denken
bestimmt. An dieser Stelle leuchtet im Handeln Jesu ein kurzer Moment von
wegweisender Humanität auf, hier wächst er tatsächlich über seine Zeit hinaus. Paulus
dagegen kann sich aus seinen legalistischen Fesseln nicht befreien, so sehr er auch gegen
das Gesetz als solches predigt. Aus dem menschenfreundlichen Gott, dem liebenden
Vater, wird bei Paulus wieder ein Rachegott, der mit Blut besänftigt werden muss.
Die Erlösung durch das Blut Christi beim Apostel Paulus steht so in krassem
Gegensatz zur Verkündigung Jesu."
Kubitza, Der Jesuswahn
Nein, Lindemann und die schizophrene Situation in der Theologie bestätigt doch gerade diesen Vorwurf. Hier wäre etwas mehr Selbstkritik angebracht.closs hat geschrieben:Das sind dann die richtigen Experten - davon abgesehen ist dieser Satz folgerichtig im Sinne der atheistischen Hermeneutik, die dahinter steht - inhaltlich ist er falsch.sven23 hat geschrieben:Nicht umsonst titelte der Spiegel einmal: Ist Jesus dem Glauben im Weg? Zumindest für den historischen Jesus muss man dies bejahen.
Die Frage war eigentlich klar und deutlich gestellt. Die Antwort ist erschütternd, aber gar nicht so selten, wie man meint. Wurde auch hier im Forum schon so geäußert.closs hat geschrieben:Das hätte Lindemann erläutern müssen. - Wenn er damit meinen würde, dass bis auf die Historizität Jesu an sich und dessen leibliche Auferstehung alle anderen historischen Zuordnungen fakultativ sind, könnte man ihm zustimmen - aber wie gesagt: Das müsste er in diesem Interview erläutern.sven23 hat geschrieben:SPIEGEL: Wenn sich nahezu alles, was über Jesus in der Bibel steht, als unhistorisch erwiese, könnte es Ihren Glauben erschüttern?
Lindemann: Nicht im geringsten.
Habe ich nie verstanden, warum dir Zenger "zu hoch" gewesen sein soll. Aber egal: Kanonische Exegese ist nun mal als Gegenmodell zur historisch-kritischen Methode erdacht worden, um noch irgendwie zu retten, was nicht mehr zu retten ist. An der Befundlage der Forschung ändert das nichts.closs hat geschrieben:sven23 hat geschrieben:Sorry, aber es ist genau das geistige Niveau, auf dem Kanonik operiert.[/quote]DU sprichst über das geistige Niveau der Kanonik - wie witzig. - Halman hat mal einige Abschnitte kanonischer Schriften eingestellt, die extrem intensiv und komplex waren (ich hatte allergrößte Mühe, ihnen mehr als der Spur nach zu folgen) - und Du erlaubst Dir ein Urteil über das geistige Niveau der Kanonik.