Stromberg hat geschrieben:Ähm nein, closs, das warst damals schon du und du bist es auch heute noch.
Daraus schließe ich, dass etwas anders ankommt, als es geplant ist. - Vorschlag: Sofort eingreifen, wenn etwas unklar ist. Denn dann kann man unmittelbar klären.
Andreas hat geschrieben:Zumindest wissen WIR BEIDE hoffentlich jetzt, was die HKM macht und meint wenn sie HISTORISCH und KRITISCH (kritisch = unterscheidend, nicht kritisierend) arbeitet
Moment: Wie man INNERHALB der Wissenschaft redet, war mir schon vorher klar - da muss man nur das Vorwort von Theißens großem Werk gelesen haben. - Wobei ich tatsächlich kritisiere, dass man hier von "historisch" spricht, weil es eben sowohl methodisch als auch ontisch verstanden werden kann - aber das ist wahrscheinlich einer gewissen Lässigkeit geschuldet, weil man ja weiß, was man meint.
Das Problem: Wenn bspw. Petra Gerster im besten Willen vom "historischen Jesus" spricht, meint sie wahrscheinlich und vor allem ihr Publikum sicher damit, das dies ontisch gemeint ist. - Das methodische Verständnis der Wissenschaft wird also unbewusst ins ontische Verständnis transponiert, was sehr gefährlich ist, weil damit der Eindruck erweckt wird, es gäbe einen "wirklichen" Jesus der HKM und einen "unwirklichen" Jesus der Theologie - und ich bin mit nicht einmal sicher, ob das nicht viele Wissenschaftler oder Wissenschafts-Darsteller so meinen. - Und schon ist man kompett auf dem Weg der Irrnis.
Andreas hat geschrieben:Darfst du machen, aber die HKM macht das nicht (nach ihrem Selbstverständnis und mit ihrer Methodik).
Echt: Das ist nicht das Problem - das Problem ist, dass beides verwechselt wird. - Ich verwechsele es eben NICHT und will es eben scharf getrennt sehen.
Andreas hat geschrieben: Sie INTERPRETIERT eigentlich nicht, wie hier oft behauptet wird, sondern sie LIEST die Texte sehr genau.
Bravo. - Deshalb unterscheide ich (ziemlich erfolglos) zwischen "Sachenebene" und "Interpretationsebene" - zu meiner Zeit hat man das gleichgesetzt mit "Exegese" und "Hermeneutik". - Das heißt: Man "LIEST die Texte sehr genau" und macht eine dementsprechende Wort-Auslegung - was das aber geistig zu bedeuten hat (Apg: 8,30), ist Sache der Hermeneutik.
So war es bei uns. - HEUTE scheint die HKM in einigen ihrer wissenschaftlichen Vertreter und noch mehr ihrer Laien-Jünger beides in EINES packen zu wollen: "Wir sind setzungs-los - wir haben keine Hermeneutik. - Was wir INTERPRETIEREN (!), ist setzungslos und somit wissenschaftlich". - Nichts könnte falscher sein, findet aber aus ideologischen Gründen auf breiter Basis Anhang.
Andreas hat geschrieben:Uwe Becker, Exegese des alten Testaments, dritte Auflage 2011, S. 6 hat geschrieben:
Exegese als Schlüssel zum Textverstehen
Antwort: "Die Hermeneutik (altgriechisch ἑÏμηνεÏειν hermÄ“neúein, deutsch ‚erklären‘, ‚auslegen‘, ‚übersetzen‘) ist eine Theorie der Interpretation von Texten und des Verstehens" (wik).
Nein - wir streiten jetzt nicht, wer den Längsten hat und ob Becker oder wiki irren, sondern stellen am besten fest, dass beides etwas Unterschiedliches meint - wie ICH meine, den Unterschied zwischen Wort-Auslegung und geistiger Auslegung. - BEIDES ist Auslegung.
Und weil die Christliche Hermeneutik NACH der Wort-Auslegung alias HKM kommt, kann man beides gut trennen - wenn man will. - Aber man will weitgehend ideologischerweise nicht. - Hier ist der Konflikt zwischen Ratzinger und HKM anzusiedeln: "HKM als Sachwissenschaft ist super, als hermeneutische Auslegungs-Instanz eine Katastrophe". - Ich stimme dem zu.
Andreas hat geschrieben:Die Einleitungswissenschaft leitet nicht in den Glauben, nicht in die Metaphysik und nicht in den Atheismus ein - sondern in das Verstehen der biblischen TEXTE.
Richtig - wichtig ist das Wort "EINLEITUNGS-Wissenschaft" - genau so wurde es zu meiner Zeit und auch bei den Theologen verstanden, die ich heute kenne.
Andreas hat geschrieben:Ich denke jetzt wird langsam klar, dass hier im Forum spezielle Interessengruppen den Begriff "historisch" nur in Ihrem Sinne "verstanden" haben wollen. Der Atheist und der Gläubige (Dogmatiker) meint "echt" wenn er vom "historischen Jesus" spricht - der eine will nur den "echten" aber nichtgöttlichen nur Mensch und Wanderprediger verstanden wissen, der andere will den "echten" Sohn Gottes verstanden haben, als den "trinitarischen Gott" der als Herr der Geschichte "echt" also "historisch" in die Geschichte, schöpfend, verändernd, fügend, strafend, erlösend usw. eingreift (heils"historisch" sozusagen).
Und jetzt siehst Du auch, warum das Wort "historisch" als rein methodisches Wort so unglücklich ist. - Denn die von Dir Zitierten verstehen dann ihren methodischen Ansatz meistens als ontisch - was dazu führt, dass HKM-Vertreter meinen, sie seien alleinig für die - hoppla - "Historizität Jesu" darf ich jetzt nicht schreiben - , also für das, was Jesus in seinem Denken und Handeln in seiner Zeit wirklich war, zuständig. - Und das ist falsch - entweder ein Laien-Irrtum oder ein ideologischer Anspruch.
Andreas hat geschrieben:Die HKM bzw. die Jesusforschung meint aber keines von beiden, sondern versteht unter "historischem Jesus" prinzipiell ein historisches Modell von Jesus, welches sie anhand der Datenlage (Tatsachen wie z.B. Bibeltexthandschriften, archäologische Funde, außerbiblische Dokumente usw.) methodisch allgemein nachvollziehbar erarbeiten (er-mitteln) kann.
Für "HKM" stimmt das - "Jesus-Forschung" ist schon wieder schwierig: Denn auch die kanonische Exegese betreibt Jesus-Forschung (und andere auch). - Mit anderen Worten: "HKM" und "Jesus-Forschung" sind nicht identisch, selbst wenn sich diese Gleichsetzung lässigerweise eingeschlichen hätte.
Andreas hat geschrieben: Nicht mehr und nicht weniger. Die HKM ist sich selbst bewusst, dass sie über die "Echtheit" von Jesus keinerlei Aussagen machen kann und will.
Professionell gedacht ist das richtig - aber in der Darstellung, manchmal auch Selbst-Darstellung der HKM ist genau das Gegenteil die Regel. - Und genau das ist das Problem, gegen das ich hier seit Monaten anrenne.
Damit wir uns nicht ständig streiten: Dieser Post war super-gut - eigentlich habe ich keinerlei Fragen mehr zu Deiner Position - sie ist für mich jetzt auf erfreuliche Weise klar geworden.