closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Welche Wriklichkeitsergebnisse hast du in Bezug auf „geistige Phänomene“ erreicht und wie hast du ihre Wirklichkeit, also Unabhängigkeit von der Wahrnehmung festgestellt?
Dein (Dich) irreführender Ansatz ist, dass Du "Wirklichkeit" als rein naturalistische Größe verstehst - dies ist willkürlich. Denn niemand kann Wissen, ob es lediglich naturalistische oder auch geistige Wirklichkeit gibt.
Du hast also
keine Wirklichkeitsergebnisse in Bezug auf „geistige Phänomene“ erreicht.
Es ist nicht korrekt, dass ich Wirklichkeit als naturalistische Grösse verstehe.
Wie ich geschrieben habe, geht es um das Feststellen einer Wahrnehmungsunabhängigkeit in der Form, dass ein, von der Wahrnehmung, unabhängiges Einwirken erkannt wird.
Ob man diese Wirklichkeitssituation dann naturalistisch erklären kann, hat damit erst einmal gar nichts zu tun.
Wenn zum Beispiel jemand Stimmen hört, dann empfindet er dies als ein Einwirken und vergibt augenblicklich den Wirklichkeitsstatus. Wenn er sich dann umdreht, also seinen Blickwinkel und die eingesetzten Sinne ändert, stellt er fest, dass dort gar niemand ist.
Für diesen Fall verwendet man vermutlich den Begriff „Halluzination“. Dennoch hat sich dieses Wahrnehmungssystem selbst durch seinen Feststellungs-/Prüfungsmechanismus korrigiert.
Dieser Vorgang ist bei der behaupteten „geistigen Wirklichkeit“ in keiner Weise möglich. Weder kann der Wirklichkeitsstatus in gleicher Weise vergeben werden, noch kann die direkte Korrektur erfolgen.
Selbst wenn es wenige Menschen gibt, die behaupten sie hätten diese Wirklichkeit erfahren, bleibt zu klären, warum es nicht der Mehrheit gelingt, wenn es doch um alle Menschen gehen soll.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Inspiration ist reine Wahrnehmung.
Inspiration wird zur Wahrnehmung, wenn sie beim Menschen ankommt - aber sie "ist" selbstverständlich keine Wahrnehmung. - So wie ein Sonnenstrahl erst zu Wärme wird, wenn er auftrifft, aber selbst keine Wärme "ist".
Warum sollte es keine Wahrnehmung sein?
Inspiration gehört zur Verarbeitung, genauso wie das Verstehen von Strahlung, je nach Wellenlänge als „Wärme“ oder als „Farbe“.
Der Begriff „Wahrnehmung“ umfasst (aus meiner Sicht) alle Abläufe von der Sensorik bis hin zur Körpersteuerung.
closs hat geschrieben:Geist ist naturalistisch nicht methodisch nachweisbar - im Gegensatz zu Naturalistischem - das ist korrekt. - Aber der Nachweis des Naturalistischen funktioniert eben nur, falls eine entsprechende Prämisse dazu zutrifft, weil nur so naturwissenschaftliche Methodik erst gültig werden kann.
Ich spreche nicht von naturalistisch oder von nachweisbar, sondern vom reinen Wahrnehmungsvorgang des eindeutigen Feststellens eines unabhängigen Einwirkens.
Wenn man einen Menschen in ein „Pech schwarz“ dunkles Kellergewölbe setzt, dann wird sich sehr schnell der Eindruck einstellen, nicht mehr allein zu sein. Das kann sich bis zur Panik steigern. Für diesen Menschen liegt ein wirkliches Einwirken vor, gegen das er sich nicht wehren kann.
Sobald aber der Sehsinn als Kontrolle beteiligt sein kann, kommt so etwas nicht vor bzw. nur in Ausnahmefällen.
Die Behauptungen rund um „unsichtbare Geistzusammenhänge“ verstossen vollständig gegen diesen Wahrnehmungsmechanismus aus Verdacht, Wechselwirkung und Kontrolle. Mit dem Begriff des „Glaubens“ wird versucht sich diesen Umstand schön zu reden.
Zitat-closs:
“Man nennt dies "Glaube" - zwar mannigfach begründbar, aber nicht falsifizierbar - aus mehrfach genannten Gründen.“
Der Wirklichkeitsstatus kann hierbei nicht aus der Wahrnehmung heraus, mit den Wahrnehmungsmethoden vergeben werden.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:aber auch als gefühlter Auserwählter wird man unweigerlich den dramatischen Wirklichkeitsunterschied zum Feedback der „normalen Umwelt“ feststellen.
Ja - natürlich. - Weil Geistiges, wenn es es gibt, trans-naturalistisch ist (Du stellst "normal" mit "naturalistisch" gleich).
„Geistiges“ ist anscheinend nicht für Wahrnehmung geeignet, denn die einfachsten Mechanismen können nicht angewandt werden – das hat mit „naturalistisch“ erst einmal nichts zu tun.
Wir funktionieren nach bestimmten Mechanismen.
Wenn behauptet wird, dass es da etwas gäbe („Geistiges“), was der eigentliche Hintergrund von uns sein soll, sich aber diesen Mechansimen vollständig entziehen muss (um gültig/logisch sein zu können), dann kann etwas nicht stimmen.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Ergo: kein Wirklichkeitsstatus.
Nix §ergo". - "Wirklich" ist nicht das unter Setzungen methodisch Nachweisbare, sondern das, was "ist", ob wir es nachweisen können oder nicht. - WENN es Gott gibt, ist er Wirklichkeit.
Doch „ergo“, denn den Wirklichkeitsstatus muss die einzelne Wahrnehmung vergeben. Zwar kann ich Behauptungen nachplappern, aber für mich sind sie deshalb noch lange nicht wirklich.
Wenn es „Gott“ gibt und ich noch nicht einmal weiss, was das sein soll, geschweige denn den Wirklichkeitsstatus auch nur ansatzweise vergeben kann (mit der Vermittlung über Suggestion sieht es sogar noch ganz übel aus), dann stimmt mit dieser „Gott“-Idee etwas nicht.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Bin ich als Lebewesen schuld, weil ich meine Wahrnehmungsfähigkeiten gemäss ihrer gesicherten Funktion einsetze?
Das wäre eine ganz andere Frage. - Meine Antwort wäre nüchtern: Es gibt Menschen, bei denen das transzendente Potential aktiviert ist oder nicht.
Selbst wenn es nicht aktiviert ist, ist jeder Mensch ein geistiges, transzendentes Wesen - dann halt unbewusst und im unreflektierten Handeln. - Es gibt Schlimmeres.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, kannst du genauso wenig den Wirklichkeitsstatus vergeben, weil du kein wahrnehmungsunabhängiges Einwirken feststellen kannst.
Diese „hermeneutische Spielerei“ ist dafür kein Ersatz.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Niemand kann dies von einem reinen Phantasiekonstrukt unterscheiden
Genau so, wie Du (fundamental gedacht) nicht unterscheiden kannst, ob der Stuhl, auf dem Du sitzt, eine von Deiner Wahrnehmung unabhängige oder durch Deine Wahrnehmung ("Einbildung") erzeugte Wirklichkeit ist.
Es ist eine lustige Strategie, die Gewissheit der Idee eines „Verkleidens eines unerreichbaren/unbegreifbaren Gottes als Mensch“ mit der Gewissheit der Wirklichkeit des Stuhles mit dem ich aktuell nach Belieben Wechselwirken kann, zu vergleichen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, gab es in der damaligen Zeit viele Wundertäter, die von sich Grosses behauptet haben. Und genau in dieser Lage kommt ein „Gott“ auf die glorreiche Idee in einer Art aufzutreten, die sich nicht von anderen unterscheiden lässt?
Was denkst du, riecht das nicht ein wenig nach „Teufelszeug“?
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:warum dann nicht eine einfache aber eindeutige Kontaktstelle herstellen, von der die gesamte Menschheit bis „in alle Ewigkeit“ profitieren kann?
Weil es dann den dialektischen Raum zwischen Erkenntnis und Irrung nicht gäbe, der aber gebraucht wird, damit der Mensch aus seinem geistigen Potential Eigen-Erkenntnis rekrutiert
„Eigen-Erkenntnis“ ist gut. Wenn ich dich frage, was „Geist“ sein soll, dann soll es das sein, woraus Materie besteht, wobei du aber nur einen Körper zur Verfügung haben willst, also aktuell eher keine Materie bist. Also ist immer noch unklar, was „Geist“ sein soll.
Denkst du tatsächlich, dass dieses ungeheure „Wissen“ ein „Passierschein“ für einen behaupteten „Hintergrundzusammenhang“ darstellen kann, der für dich per Definition unbegreifbar bleiben muss?
Und was ist mit all denen, die auf Grund von Genetik, Krankheit, Unfall und Umweltsituation einfach keine Chance haben, sich auf ihr „Eigen-Erkenntnis-Potential“ zu konzentrieren?
Wieso verbringen selbst die ganz Schlauen nur einen Bruchteil ihres Lebens mit diesem „Potential“ und vergeuden die restliche Zeit mit so komischen Zusammenhängen wie Schlafen, Essen und Leben bzw. Überleben?
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:die Menschheit rätselt auch heute noch fleissig daran herum, ob das richtig ist und was ein Mensch eigentlich alles umfasst (Körper + ?).
Wahrscheinlich ist dies genau der Sinn der Sache.
Das bedeutet, du kannst der Sache an sich, keinen abgesicherten Sinn geben.
Du musst es vermuten und danach ein Verhaltens-Theater spielen, von dem du dir (also aus reiner Unwissenheit heraus) denkst, dass es genau ins Schwarze treffen könnte.
Vor dem Hintergrund, dass Leute „Gott“ in ihrer Wissen-Hilflosigkeit als das Höchste bezeichnen, ist diese Situation einfach nur das Schlechteste.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:kein Wirklichkeitsstatus
Dein Begriff "Wirklichkeits-Status" gelingt nur deshalb, weil Du ihn selber ausschließlich naturalistische definiert hast. - Insofern handelt es sich hier um einen Zirkelschluss.
Das ist nicht korrekt.
Es hat mit naturalistisch nichts zu tun, sondern mit Wahrnehmung.
Wenn dieser „christliche Schöpfer-Verdacht“ zutreffen soll, dann müsste die Wahrnehmung mit den dort eingesetzten Mechanismen einen Rückbezug zur eigentlichen Wirklichkeit darstellen, was aber in keiner Weise der Fall ist.
So wie ich es sehe, wurden die „Gott“-Zusammenhänge, exakt mit dem Aufbau der „Eigen-Erkenntnis“, immer weiter ins behauptete „Unsichtbare und Unerreichbare“ verlagert, weil keine von den anfänglich konkreten Vorstellungen, als Wirklichkeit feststellbar war.