Guten Morgen Roland!
Roland hat geschrieben:
Aber dieses "die Sünde tun", geschieht doch nicht willenlos. Dass man dabei in Bindungen gerät ist klar. Aber auch aus diesen Bindung gibt es ein Entkommen, wenn man sich an Jesus, an den Sohn wendet, der frei machen kann. Auch das muss man willentlich tun. Ich glaube nicht, dass wir willenlosen Roboter sind, Marionetten, die von Gott, an Fäden gezogen, in den Himmel geführt werden. Der Schrei "Gott sei mir Sünder gnädig" (Lk. 18,13) muss freiwillig getan werden.
Der verlorene Sohn wurde nicht gegen seinen Willen vom Vater nach Hause geholt sondern er musste selbst eine Entscheidung treffen. Sonst wäre er bei den Schweinen geblieben!
Ich bin über diesen Dualismus "freier Wille vs. Marionette" nicht glücklich. Denn ich möchte ja nicht leugnen, dass der menschliche Wille in der Zuwendung zum Herrn Jesus "eine Rolle spielt". Aber es gibt Haupt- und es gibt Nebenrollen.
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage was die Bibel eigentlich unter
Glauben versteht. Da gibt es verschiedene Aspekte, aber ein essentieller Grundaspekt ist das "Vertrauen", das "Sich-Verlassen-Auf". Aus diesem Vertrauen speist sich dann auch die treue Nachfolge, bzw das "Tun der Gebote".
Wenn ich zB einem Arzt vertraue, dann tue ich das was er mir rät (zB die Ernährung umstellen). Wenn ich ihm grundsätzlich nicht vertraue (weil ich ihm zB Geldgier unterstelle), dann werde ich mich eher nicht an seine Anweisungen halten, oder nur soweit, wie sie mir im Moment angenehm erscheinen.
Dieses Vertrauen wird besonders in der Not wichtig. Auf wen kann ich mich verlassen? Wer kann mir helfen? Wer meint es mit mir und mit allen anderen gut? Wer hat die Macht das Unheil abzuwenden und die Sünden zu vergeben?
Und in dieser Hinsicht, spielt es eine grosse Rolle, welches Bild, welchen Eindruck, welche Offenbarung wir von unserem "Vertrauensmann" haben.
Johannes streicht dies in seinem ersten Brief gleich zu Beginn heraus:
5 Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist.
6 Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; (1. Joh1,5-6; Schlachter)
Wir können vertrauensvoll im Licht wandeln, wenn wir wissen, dass Gott selber Licht ist und keine Finsternis in ihm ist. Das Gottesbild muss also lichtvoll und vertrauenswürdig sein. Man kann nicht unbeschadet darüber philosophieren, dass Gott "alles darf", und erwarten, dass die Gläubigen dann dennoch im Licht wandeln.
Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist. (1. Joh.2,6; Schlachter)
Wer sagt, daß er im Licht ist, und doch seinen Bruder haßt, der ist noch immer in der Finsternis. (1. Joh.2,9; Schlachter)
Nun sagt aber die Schrift an verschiedenen Stellen, dass Gott den Sünder haßt und dass sein Zorn über die Ungerechten ausgegossen wird.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Gott nicht in seinem Wesen Zorn oder Hass ist, sondern dass er Konsequenzen zulässt, welche den (ungehorsamen) Menschen wie Zorn und Hass erscheinen. Gott selber ist aber Licht und Liebe. Er hasst seinen Bruder nicht. Die Liebe rechnet das Böse nicht zu. Sie erträgt alles, hofft alles, glaubt alles.
Siehst du nun, worauf mein Glaube steht? Er steht nicht auf meinem Willensakt oder meiner Wahlfreiheit, sondern auf der Offenbarung Gottes als treuen Retter
12 Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;
13 die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. (Joh.1,12-13; Schlachter)
An seinen Namen glauben zu können bedeutet an seinen Charakter, seine Macht und seinen "Beruf" zu glauben.
LG lovetrail