Nö - genau das kritisiert Ratzinger NICHT. Ihn erbost, dass die historisch-kritische Exegese NICHT auf den Weg des Glaubens einschwenkt, sondern die hypothetische Annahme einer göttlichen Existenz NICHT in ihren Untersuchungen mit einbezieht.closs hat geschrieben:5) Ratzinger kritisiert im Grunde, dass die HKM Dinge hermeneutisch interpretiert und sich dabei aufs wissenschaftlich Erfassbare beschränkt - also per Literalsinn das hermeneutische Verstehen ersetzen will.
Klar möchte Ratzi das. Wer sollte diesem orthodoxen Dogmatiker diesen naheliegenden Wunsch verdenken? Aber warum sollte sich Wissenschaft für esoterische Wunschvorstellungen öffnen? Die ist doch nicht verrückt!closs hat geschrieben:Deshalb möchte er doch, dass sich Exegese für das Geistige öffnet (also dadurch Kompetenz über den Literalsinn hinaus erwirbt) - Ergebnis ist die Kanonische Exegese.

closs hat geschrieben:Da bist Du nah dran. Einen "Glaubensentscheid" fordert er zwar nicht, aber eine hermeneutische Positionierung:Münek hat geschrieben:Ratzinger fordert von den Exegeten einen Glaubensentscheid. Das ist Prämissensetzung pur. Und da spielt die wissenschaftliche Exegese zu recht nicht mit.

Ganz einfach. Theißen schaut in die synoptischen Evangelien und liest Jesu Botschaft, dass das Reich Gottes "NAHE" herbeigekommen ist.closs hat geschrieben:Was bedeutet das für Theißens Satz "Jesus hatte eine Naherwartung"?
Da steht es schwarz auf weiß. Warum sollte er auf die Idee kommen, Jesu Verkündigung umzudeuten, nur weil dieser sich geirrt hat?
Jesu Botschaft an das Volk war weder wissenschaftlich noch methodisch noch literalsinnig gemeint.closs hat geschrieben:Entweder dieser Satz ist gemeint als methodisches Ergebnis auf Literalsinn-Ebene, dann ist es wissenschaftlich.
Im letzten Buch der Bibel eröffnet der "auferstandene" Jesus dem Apokalyptiker Johannes, dass er bald wiederkommen und Gott auf Erden bei den Menschen wohnen wird. Also sehr physisch. Lies mal nach (Offb. 20 ff.).closs hat geschrieben:Oder dieser Satz ist gemeint als ontisches Ergebnis im Sinne von "Das göttliche Reich wird physisch gemäß der Volksvorstellung kommen", dann ist es unwissenschaftlich.