Roland hat geschrieben:
Paulus hat nichts verfälscht sondern: "Ich habe an euch weitergegeben, was ich selbst als Überlieferung empfangen habe, nämlich als erstes und Grundlegendes: Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war, und wurde begraben. Er ist am dritten Tag vom Tod auferweckt worden, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war..." 1. Kor. 15, 3+4 (etwa um 54 n.Chr.)
Was er "als Überlieferung empfangen hat", war also bereits ein bekanntes Glaubensbekenntnis zu einem Zeitpunkt, als er bei Damaskus vom Saulus zum Paulus wurde. Und das war etwa im Jahr 32-35 nach Christi Geburt. Durchaus möglich, dass es da auch schon schriftlich festgehalten war.
Jeder Glaube benötigt ein Narrativ. Paulus ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Erzähler, bzw. die Erzählung oft wichtiger sind, als der, über den erzählt wird. Sein Desinteresse am historischen Jesus bekundet Paulus deutlich. (Der Jesus im Fleische geht uns nichts an.....)
Roland hat geschrieben:
Dann muss Wissenschaft eben zur Bibelauslegung schweigen und nur Texte rekonstruieren und Geschichtswissenschaft betreiben. Oder (wie das die wirklichen HKMler ja auch tun) zugeben, dass sie selbst auf der Grundlage von ideologischen Voraussetzungen Exegese betreiben, auf der Grundlage von axiomatischen Überzeugungen. Oder einfacher ausgedrückt: auf der Grundlage ihres Glaubens.
Sie betreien Exegese auf der Grundlage, dass auch der Gottesglaube des jüdischen Wanderpredigers kein Beweis für Gott Jahwe ist, sondern lediglich ein Zeugnis seines Glaubens.
Es ist nicht Aufgabe der Forschung, Götter zu beweisen oder zu widerlegen. Das tut jede Religion schon selbst aus ihrem Eigeninteresse heraus.
Roland hat geschrieben:
Hätte nichts gebracht. Jesus hat schon recht, die Widersacher hätten sich nicht überzeugen lassen. Ähnlich wie z.B der Koran einfach sagt, Jesus sei gar nicht gekreuzigt worden, sondern jemand, der ihm ähnlich war, hätten sie alle möglichen Ausreden und Erklärungen vorgebracht.
Außerdem: Gott könnte ja auch heute seine Erkennbarkeit wesentlich erhöhen. Aber er will nicht überwältigen. Die Liebe setzt auf Freiwilligkeit, nicht auf Zwang.
"Hören sie die neutestamentlichen Zeugen nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde."
Wäre Jesus seinen Widersachern erschienen, hätte das die Glaubwürdigkeit schon deutlich erhöht. Und wenn Heesters wieder aus seiner Gruft krabbeln würde, könnten wir auch die Auferstehung Jesu für wahrscheinlicher halten. Aber keine Angst, das wird nicht passieren.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Jesus hatte also zu Lebzeiten lange nicht die Bedeutung und den Bekanntheitsgrad, wie die Evangelien Jahrzehnte später wissen wollen.
Es waren vorwiegend Arme, Kranke, Hilfesuchende, die ihm in Scharen nachliefen. Die Evangelien sprechen nirgends von einer besonderen "Bedeutung" Jesu zu dessen Lebzeiten im römischen Reich. Im Gegenteil, Jesus selbst preist den Vater dafür, dass er es den Weisen und Klugen verborgen hat um es den Unmündigen zu offenbaren (Mt. 11, 25).
Hochmut war ihm fremd, er offenbarte sich den Kleinen und Schwachen auf dieser Welt.
Das ehrt ihn ja auch. Aber ob das eine freiwillige Entscheidung war oder aus der Not heraus geboren, weil vor allem die Verlierer der Gesellschaft Hoffnung auf eine besseres Leben hatten, bleibt fraglich. Zumindest vesprach Jesus ihnen in der neuen Ordnung eine besondere Rolle. (Die letzten werden die ersten sein...)
Roland hat geschrieben:
Und es gäbe buchstäblich keinen Fixpunkt, an dem sich die Menschheit orientieren könnte, in einem gleichgültigen Universum ohne letzten Sinn. Nichts wird übrigbleiben, es bleibt nur das bodenlose Nichts.
Dieser Glaube führt zum moralischen Verfall.
Gab es diesen Verfall nicht auch mit Religionen oder gerade durch sie?
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es ist ja durchaus ein Fortschritt, dass wir uns von den Ethik- und Moralvorstellungen des AT-Kriegsgottes Jahwe weitgehend distanziert haben.
Das ist Rückschritt. Die 10 Gebote und die Bergpredigt sind heute noch Grundlage unserer christlich-jüdischen Ethik.
Die Bergpredigt, die als eine weitgehend freie Komposition des Matthäus gilt, hat historisch wenig gebracht.
Roland hat geschrieben:
Je mehr sie verdrängt wird zugunsten des Atheismus, um so mehr fehlt die Grundlage für allgemein verbindliche Moralnormen. Der Atheismus hat da nichts zu bieten. Und das hat fatale Folgen.
Der Humanismus ist eine phantastiche Alternative, allerdings ohne den Aberglauben, für sein Handeln posthum belohnt zu werden.
Darauf mögen scheinbar aber viele nicht verzichten.