Münek hat geschrieben:"Feurig leuchtender Körper" ist ein Eindruck von der Sonne, der sich für nahezu jedermann förmlich aufdrängte. Von der Sonne am Himmel kamen Licht und Wärme/sengende Hitze. Was wäre denn eine Alternative?
Die Alternative steht explizit im Text:
- "Licht" und "Finsternis" (Tag und Nacht) wurden "für sich selbst" kreiert. Damit wurde eine Basis vermutet, die nichts mit irgendwelchen Körpern (Hilfswerkzeugen oder sonstigem) zu tun hatte. Man muss kein Rätsel daraus machen, denn es steht so da.
- Die Sonne war eine Markierung und hat "gestochen". Dass die Sonne irgendetwas ausgesendet hat, habe ich nicht gelesen. Ich kann mir zudem kaum vorstellen, dass die Religionselite zuviel Lebensspendende Qualitäten an die Sonne abtreten wollten, wo sie doch einen Gegenentwurf zu sonstigen Kulten vertreten wollten.
Die damaligen Leute konnten nicht zwischen Folklore und Wissenschaft trennen, sondern sie hatten diesen Text, diese Erzählungen, als einzige "Wissensquelle". Wenn dort etwas steht, dann sollte man schon unterstellen, dass es damals direkt so verstanden wurde und nicht mit unserem Hintergrundwissen ein "die konnten ja nur dies und jenes meinen"-Spiel veranstalten.
Du hast ein Verständnis von Licht und Wärme. Beides ist Strahlung. Du verwendest die Grundlage von Wellen, die sich ausbreiten. Damit ist es leicht, von der Sonne als "Quelle" zu sprechen und selbst das, was übertragen wird, kann eigenständig verwaltet werden.
Nichts davon hatten die antiken Menschen.
Was vorhanden war, war die Absicht, ein ganz bestimmtes Menschengrüppchen auf Basis der Welterklärung in den Mittelpunkt zu rücken -> „auserwähltes Volk“.
Für uns heute ist die Sonne eine grundlegende Notwendigkeit für Leben. Wenn wir im Universum nach "Lebensmöglichkeiten" suchen, dann geht es um Sonnen, um die Planeten in einem günstigen Abstand kreisen.
Eine derartige Funktionszuweisung an ein "Licht am Himmel", an eine "Dekoration zur Messung der Zeit", wäre vermutlich für die antiken Texter der zukünftigen Bibel undenkbar gewesen, weil sie damit die Sonne zu einer Art "Gott" gemacht hätten.
Münek hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Wenn in der Bibel (ausgehend von den ersten Texten) nichts von Körpern steht, dann hat man es einfach mit einer Lokalität zu tun, in der die Körpervorstellung nicht angesagt war.
Diese Annahme drängt sich in Bezug auf Sonne und Mond keineswegs auf.
Im Text gibt es wohl folgende Aussagen über die Sonne:
* wurde an den Himmel gesetzt
* Markiert den Tag, ermöglicht die Zeitmessung
* sticht
Ich sehe nicht, wo sich auch nur ein Textfragment darum dreht, was die Sonne ist - es wird keinerlei Eigenständigkeit vertreten.
Das kann es eigentlich auch nicht geben, denn die Sonne soll eine von "Gott" eingesetzte Funktion sein.
Sonnenanbeter wird es damals bestimmt schon gegeben haben (ich glaube irgendetwas von "Beschwörern der Lichter am Himmel" gelesen zu haben).
Ich kann mir kaum vorstellen, dass man dieser "Konkurrenzglaubensrichtung" irgendwelche Nahrung zukommen lassen wollte, indem man der Sonne eine körperliche Eigenständigkeit attestierte.
Münek hat geschrieben:Doch doch. Während die gängigen Übersetzungen von "Lichtern" sprechen, ist die wörtliche Bedeutung des entsprechenden hebräischen Begriffs: "Leuchten" oder "Lampen" (= Quellen des Lichts). Lampen/Leuchten sind körperliche Dinge.
Man kann am Tag eine Kerze anzünden und erhält einen Lichtbereich, sozusagen einen Leuchtpunkt.
Das Licht des Tages kommt aber nicht von diesem Leuchtpunkt und die Sonne wird nirgendwo als "das Brennen einer Kerze" bezeichnet (zumindest habe ich es nicht gelesen).
Was gab es damals für "Leuchten/Lampen"?
Bestimmt wurde irgendwie Tierfett in kleinen Schalen verbrannt, wobei diese (doch überall bekannte) Grundlage bei Sonne und Mond nicht beschrieben wird. Die Schreiber mussten diese Technik kennen, haben aber nicht darauf abgezielt.
Alternativ dazu gab es Feuerstellen, also das Verbrennen von Holz/Kohle. Auch das hätte man für "die Lichter am Himmel" verwenden können, was jedoch auch nicht gemacht wurde.
Mit "Leuchten/Lampen" wurde meiner Ansicht nach sogar explizit Abstand genommen, vom flackernden Licht einer Flamme, weil es ja letztlich auch nicht beobachtet wurde (in Bezug auf Sonne und Mond).
Durch das gleichmässige Erscheinungsbild der "Lichter am Himmel" hatten die Schreiber keine technologische Grundlage, um was es sich handeln könnte -> deshalb wird auch nichts dazu gesagt - keine Körperaussage.
Münek hat geschrieben:Ein Stillstand ist keine Verzögerung, keine Geschwindigkeitsverringerung, keine Verlangsamung eines sich bewegenden Körpers, sondern im Gegenteil: die Bewegung = null.
"Sonne" soll die Markierung des Tages zur Zeitmessung sein (-> Bibeltext)
Das Anhalten einer Bewegung, die zur Zeitmessung da ist, ist eine Verzögerung, denn das Zeitresultat ist ein anderes.
Münek hat geschrieben:In gewisser Weise schon, sonst stünde es nicht so da. Die Sonne schafft, dominiert und bestimmt den Tag.
Nö, "Tag und Nacht" sollen als Grundlage entworfen sein. Die Sonne soll später als Messinstrument für den Tag an den Himmel gesetzt worden sein.
Ich verstehe nicht, wieso du dort zwanghaft die modernen Forschungsergebnisse hineinpressen möchtest.
Münek hat geschrieben:Tja - das ist eine der Ungereimtheiten im ersten Schöpfungsbericht. Die Verfasser werden sich irgendwas dabei gedacht haben. Da kann man nur mutmaßen.
"Ungereimt" genau dann, wenn man ihnen Ansichten unterschiebt, die nicht im Text stehen.
Sie habe ihre Welt beobachtet und eine Aufteilung dazu aufgeschrieben.
Wenn wir diese Aufteilung nicht als Ganzes erfassen wollen, sondern teilweise durch unsere ersetzen, dann entstehen Rätsel, die man nicht in den Griff bekommt.
Münek hat geschrieben:Nein - die Sonne als großes Licht wird in der Genesis ja ausdrücklich als die Beherrscherin des TAGES bezeichnet - im Gegensatz zum Mond als Beherrscher der Nacht.
Du verwendest ein Wort ("beherrscht") aus einer "Übersetzung" und stellst es über die unmissverständliche Textaussage, dass Tag und Nacht
vor der Sonne "gemacht" wurden.
"Die Sonne markiert den Tag und dient der Zeitmessung, wodurch der Tag beherrscht werden kann" passt hingegen super zur Gesamtaussage des Textes.
Lies noch mal genau nach. Wenige Sätze vor dem „beherrscht“ müsste etwas von Zeitmessung stehen.
Münek hat geschrieben:Nein - dass der Tag länger dauern sollte als gewöhnlich, war doch der Grund, weshalb Gott die Sonne am Himmel stillstehen ließ. Die Israeliten sollten genug Zeit haben, sich - solange es hell war - im blutigen Kampf an ihren Feinden zu rächen.
Siehst du, es geht um Zeit und das Feststellen der Zeit wurde über die Sonne abgewickelt. Die Sonne war aber nur die Zeitmarkierung nicht die Ursache für "Tag".
Man darf den antiken Zuhörern schon unterstellen, dass sie die Schöpfungsaussagen zu "Tag und Nacht" sofort als komisch empfunden hätten, wenn die Sonne als die Ursache für "Tag" gegolten hätte.
"Tag und Nacht" ist eine Lebensspendende Voraussetzung, die direkt durch "Gott" geregelt sein soll - explizite Abgrenzung zu den "Lichtbeschwörern".
Mit der Aussage "Stillstand der Sonne" springen
wir heute natürlich sofort los und stellen uns einen Stopp der Körperbewegungen im Sonnensystem vor, gigantische physikalische Kräfte würden wirken, bei denen jeder Materiezusammenhalt verloren ginge.
Nö, viel einfacher, mit "Stillstand der Sonne" wird für damalige Menschen "verständlich" ausgedrückt, dass genügend Zeit vorhanden war und diese scheinbar nicht verging.
Nun ist ja bekannt, dass unser Zeitempfinden sehr relativ ist und es wird, falls es tatsächlich um den behaupteten Kampf ging, keine Regieassistenten gegeben haben, die sich mit dem Messen der Zeit beschäftigten, während sich die anderen mit "Hauen und Stechen" vergnügten.
Umgangssprachlich kann man sagen "die Schlachterei verlief einfach super gut, die Weiber kreischten, die Köpfe rollten - Unterhaltung pur"
