Halman hat geschrieben:
Zur fachliche korrekten Darstellung der kanonischen Exegese hatte ich wiederholt Artikel von Prof. Erich Zenger verlinkt und daraus zitiert.
Apropos Zenger. Er hatte Ratzinger auch dafür kritisiert, dass dieser die Karfreitagsfürbitten wieder eingeführt hatte, in denen darum gebetet wird, Gott möge die uneinsichtigen (verstockten) Juden doch endlich zur Einsicht bringen, dass Jesus der Sohn Gottes und Erlöser aller Menschen sei.
In seiner Regensburger Rede zitiert Ratzinger einen byzantinischen Kaiser: " Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat,.."
Diese kritische Frage ist durchaus berechtigt, auch wenn er dafür Kritik einstecken mußte. Die gleiche kritische Frage könnte er aber auch zum galiläischen Wanderprediger stellen. Was hat er Neues gebracht?
Den Weltfrieden?
Die Beseitigung von Krankheiten?
Die Beseitigung von Armut?
Toleranz unter den Religionen?
Nichts von alledem. Zu allem Überfluß hat die Forschung die lange Zeit als Kernbotschaft der Lehre Jesu stilisierte Bergpredigt als Erfindung des Schreibers des Mätthäusevangeliums erkannt. Was bleibt also noch von der auf die kurze Zeit bis zum Hereinbrechen der Gottesherrschaft angelegte "Interimsethik" übrig, die für ein Gemeinwesen nicht wirklich praktikabel ist?
Halman hat geschrieben:
Du vermengst die katholische Dogmatik mit der kanonischen Exegese, ohne diesen Zusammenhang logisch zu begründen. Wenn die katholische Kirche in ihrer dogmatischen Theologie die Irrtumslosigkeit der Bibel vorraussetzt, so müsstest Du erstmal logisch nachweisen, dass dies auf Basis der kanonischen Exegese erfolgt. Ich behaupte, dass die katholische Kirche schon immer so eine Position vertrat, dazu gehört auch die Auffassung, dass die Bibel eine Einheit bildet. Die kanonische Exegese kam als "Werkzeug" hinzu, um diesen Aspekt nun exegetisch begründen zu können. Damit kann man aber nicht die Irrtumslogikeit der Bibel begründen, diese kann man nur aus religiösem Grund vorraussetzen.
"Exegese oder Bibelauslegung nennt man die Hermeneutik der Heiligen Schrift. Die Bibel wird seitens der Kirche als vom Heiligen Geist inspiriert und darum in Glaubensfragen und auch allen wesentlichen historischen Aussagen als irrtumslos vorausgesetzt"
Quelle: Kathpedia
im Gegensatz dazu die historisch-kritische Methode.
"Diese Art von Exegese setzt nicht die Irrtumslosigkeit der Bibel voraus, sondern erklärt die Auslegung z. B. anhand der Textkritik."
Quelle: Kathpedia
Bei diesen unterschiedlichen Vorraussetzungen ist es logisch, dass man zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt. Deutlich wird auch, warum die kanonische Exegese in der Leben-Jesu-Forschung
nicht angewendet wird.