Novalis hat geschrieben:Das stimmt. Die Frage ist also: wie können wir frei werden von der existenziellen Hölle?
Buddha's Antwort auf diese Frage ist eine zweifache:
1) In dieser Existenz (psychologisch; das "sichtbare Nibbana"): Durch Befreiung von Gier, Hass und Selbstsucht
2) Durch Nichtwiedergeborenwerden (metaphysisch; das "völlige Nibbana"): Dadurch, dass Körper und Geist des Menschen, der 1) verwirklicht hat verlöschen.
Da 2) nur eintreten kann, wenn 1) realisiert ist, brauchen wir über 2) nicht weiter zu spekulieren. Das bedeutet: Ein Mensch kann der "äusseren" existenziellen Hölle nicht entfliehen. Er kann aber die Befreiung seines Herzens von Gier, Hass und Selbstsucht anstreben, womit die "innere Hölle" überwunden werden kann. Was sich allerdings durchaus auch auf seine Mitwelt auswirkt: Gier, Hass und Selbstsucht erzeugen Gier, Hass und Selbstsucht. Freigiebigkeit, Wohlwollen und "den Nächsten lieben wie sich selbst" erzeugen Freigiebigkeit, Wohlwollen und Nächstenliebe.
Weder der Palikanon noch die Bibel predigen ein irdisches "Paradies". Beiden geht es in letzter Konsequenz um Weltüberwindung. Das spannende daran ist, dass die Weltüberwindung nicht durch Weltflucht bewerkstelligt werden kann, sondern im Gegenteil nur durch mitfühlende, liebevolle Hinwendung zur Welt - was wiederum nur durch Selbstüberwindung (also durch Befreiung von selbstsüchtigem An-sich-ziehen und Von-sich-stossen) möglich ist.
Und diese Lehre, die sehe ich eben sowohl in Leben und Lehre des Buddha wie auch in Leben und Lehre des Christus.