Gut, aber dann musst du zwischen absichtlicher und unabsichtlicher Vorstellung unterscheiden, denn genau hierin liegt der Knackpunkt.closs hat geschrieben:Für mich ist JEGLICHE Wahrnehmung des Menschen "Vorstellung"
Die „unabsichtlichen Vorstellungen“ werden vom Gehirn ausgehend „erzeugt“, d.h. es wird eine Wirklichkeitsidentifikation durchgeführt, die wachstumsbedingt vorhanden ist.
Auf dieser Grundlage wird sozusagen „Wirklichkeit erlebt“.
Natürlich kann man den Verdacht aufstellen, dass die „unabsichtlichen Vorstellungen“ falsch sind (durch Simulation verursacht oder Halluzination), aber man muss schauen welche Indizien dafür und dagegen sprechen.
PRO:
- es könnte prinzipiell (wenn man alle Augen zudrückt) möglich sein, weil sich eine Wahrnehmung ja nicht selbst analysieren kann und es gibt beobachtbare Fälle von Halluzinationen (diese werden jedoch als solche festgestellt, wodurch sich dieser Punkt gleich wieder abschwächt)
- die Forschung liefert Hinweise, dass sich die Zusammenhänge, die wir als Wirklichkeit verstehen, nicht genau dem entsprechen, was vorliegt (z.B. besteht ein Tisch aus „kleinen Massenkraftpunkten“ zwischen denen hauptsächlich leerer Raum sein soll).
- bei optischen Täuschungen liegen „unabsichtliche Vorstellungen“ vor, die nachweislich falsch sind.
CONTRA:
- die überragende Mehrzahl an Wirklichkeitszusammenhängen ist in sich korrekt und bietet keinen Anlass zum Zweifel am Wirklichkeitsstatus. Es gibt sozusagen keinen Hinweis für eine generelle Eigenartigkeit, die auf „keine Wirklichkeit“ schliessen liesse.
- die Entstehung der automatischen Wirklichkeitsidentifikation kann aus evolutionären Gesichtspunkten mit einer Optimierung begründet werden, d.h. die Funktion ist sinnvoll
(wenn man einen Schöpfungsverdacht hat, sollte man auch davon ausgehen, dass es eine sinnvolle Funktion ist, denn die Funktionsweise ist zu jeder Zeit, in der Mehrheit, konstant gegeben).
- wir können uns nicht entscheiden, ob wir die „unabsichtlichen Vorstellungen“ haben wollen. Diese generelle Festlegung muss also eine erhebliche Bedeutung haben. Der einfachste und direkteste Zusammenhang wäre: die Festlegung ist schlicht korrekt.
- die Realisierung einer Weltsimulation, in der all die Zusammenhänge gelten, die wir jeden Tag erleben, wäre aus unserer Sicht unüberschaubar kompliziert und kann nicht nachvollzogen werden (man bedenke: um ein System zu simulieren, benötigt man eine „Beschreibung“, die viel umfangreicher ausfällt, als das, was man beschreiben möchte)
Ich sage, hier werden Bedeutungszusammenhänge, die für das Gesamtlebewesen entstanden sind, missinterpretiert.closs hat geschrieben:Es kann aber ontologisch sagen, DASS es ist. - Das kann es bei einem Tisch, den es sieht, streng genommen nicht (auch wenn es dagegen stößt).SilverBullet hat geschrieben:Das „Ich“ kann erst einmal rein gar nichts sagen, denn „es“ weiss nicht, was „es“ sein soll und „es“ kann „sich“ nicht finden.
Das „Ich“ und die „subjektive Perspektive“ sind Bedeutungszusammenhänge, die auf die Stellung des Körpers, mit all seinen Fähigkeiten in einer aktuellen Situation, abzielen.
Es gibt keinen Anlass von einer „unsichtbaren Denk-Instanz“ auszugehen.
Diese Idee ist vollständig überflüssig, bringt keinen Erkenntniszuwachs und zudem zeigen die Erforschung des Gehirns und der Vergleich mit anderen Gehirnen deutlich auf, dass die Idee eher falsch ist.
Welchen Grund hast du, dieser Idee zu folgen?
(Religion?)
Nein, nur durch absichtliche Missinterpretation wird die Selbsttäuschung einer religiös/philosophischen Frage erzeugt.closs hat geschrieben:Es geht erst mal darum, DASS es es gibt. - WAS es ist, ist eine philosophische, gar theologische Frage. - WIE es wahrnimmt, ist eine nachrangige Frage.SilverBullet hat geschrieben:Was soll das „Ich“ sein und wie soll „es“ etwas wahrnehmen können?
Das „Ich“ ist ein Bedeutungszusammenhang, der auf den aktiven Körper gerichtet ist.
Jedes Organ im Körper trägt einen Anteil zum Gesamtlebewesen bei.
Das Gehirn ist ein Organ im Körper, d.h. es arbeitet im Sinne des Gesamtlebewesens.
Zitat-closs: „"Das, was zu sich bewusst "Ich" sagen kann, bezeichne ich als Realität“
Genau, das ist der aktive Körper, also das Gesamtlebwesen – ein „unsichtbarer Anteil“ wird nicht benötigt.
Es sind lupenreine Fehlschlüsse.closs hat geschrieben:Darum ging es Descartes nicht - seine Überlegungen sind lupenrein philosophisch/ontologisch.
Erst wenn man seine „Ich“-Aussagen auf das Gesamtlebewesen bezieht, was er explizit nicht macht, ergibt sich eine Korrektheit.