Alles Teufelszeug? II

SilverBullet
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#1341 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von SilverBullet » Fr 15. Apr 2016, 18:57

closs hat geschrieben:Für mich ist JEGLICHE Wahrnehmung des Menschen "Vorstellung"
Gut, aber dann musst du zwischen absichtlicher und unabsichtlicher Vorstellung unterscheiden, denn genau hierin liegt der Knackpunkt.

Die „unabsichtlichen Vorstellungen“ werden vom Gehirn ausgehend „erzeugt“, d.h. es wird eine Wirklichkeitsidentifikation durchgeführt, die wachstumsbedingt vorhanden ist.
Auf dieser Grundlage wird sozusagen „Wirklichkeit erlebt“.

Natürlich kann man den Verdacht aufstellen, dass die „unabsichtlichen Vorstellungen“ falsch sind (durch Simulation verursacht oder Halluzination), aber man muss schauen welche Indizien dafür und dagegen sprechen.

PRO:
- es könnte prinzipiell (wenn man alle Augen zudrückt) möglich sein, weil sich eine Wahrnehmung ja nicht selbst analysieren kann und es gibt beobachtbare Fälle von Halluzinationen (diese werden jedoch als solche festgestellt, wodurch sich dieser Punkt gleich wieder abschwächt)
- die Forschung liefert Hinweise, dass sich die Zusammenhänge, die wir als Wirklichkeit verstehen, nicht genau dem entsprechen, was vorliegt (z.B. besteht ein Tisch aus „kleinen Massenkraftpunkten“ zwischen denen hauptsächlich leerer Raum sein soll).
- bei optischen Täuschungen liegen „unabsichtliche Vorstellungen“ vor, die nachweislich falsch sind.

CONTRA:
- die überragende Mehrzahl an Wirklichkeitszusammenhängen ist in sich korrekt und bietet keinen Anlass zum Zweifel am Wirklichkeitsstatus. Es gibt sozusagen keinen Hinweis für eine generelle Eigenartigkeit, die auf „keine Wirklichkeit“ schliessen liesse.
- die Entstehung der automatischen Wirklichkeitsidentifikation kann aus evolutionären Gesichtspunkten mit einer Optimierung begründet werden, d.h. die Funktion ist sinnvoll
(wenn man einen Schöpfungsverdacht hat, sollte man auch davon ausgehen, dass es eine sinnvolle Funktion ist, denn die Funktionsweise ist zu jeder Zeit, in der Mehrheit, konstant gegeben).
- wir können uns nicht entscheiden, ob wir die „unabsichtlichen Vorstellungen“ haben wollen. Diese generelle Festlegung muss also eine erhebliche Bedeutung haben. Der einfachste und direkteste Zusammenhang wäre: die Festlegung ist schlicht korrekt.
- die Realisierung einer Weltsimulation, in der all die Zusammenhänge gelten, die wir jeden Tag erleben, wäre aus unserer Sicht unüberschaubar kompliziert und kann nicht nachvollzogen werden (man bedenke: um ein System zu simulieren, benötigt man eine „Beschreibung“, die viel umfangreicher ausfällt, als das, was man beschreiben möchte)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Das „Ich“ kann erst einmal rein gar nichts sagen, denn „es“ weiss nicht, was „es“ sein soll und „es“ kann „sich“ nicht finden.
Es kann aber ontologisch sagen, DASS es ist. - Das kann es bei einem Tisch, den es sieht, streng genommen nicht (auch wenn es dagegen stößt).
Ich sage, hier werden Bedeutungszusammenhänge, die für das Gesamtlebewesen entstanden sind, missinterpretiert.
Das „Ich“ und die „subjektive Perspektive“ sind Bedeutungszusammenhänge, die auf die Stellung des Körpers, mit all seinen Fähigkeiten in einer aktuellen Situation, abzielen.

Es gibt keinen Anlass von einer „unsichtbaren Denk-Instanz“ auszugehen.

Diese Idee ist vollständig überflüssig, bringt keinen Erkenntniszuwachs und zudem zeigen die Erforschung des Gehirns und der Vergleich mit anderen Gehirnen deutlich auf, dass die Idee eher falsch ist.

Welchen Grund hast du, dieser Idee zu folgen?
(Religion?)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Was soll das „Ich“ sein und wie soll „es“ etwas wahrnehmen können?
Es geht erst mal darum, DASS es es gibt. - WAS es ist, ist eine philosophische, gar theologische Frage. - WIE es wahrnimmt, ist eine nachrangige Frage.
Nein, nur durch absichtliche Missinterpretation wird die Selbsttäuschung einer religiös/philosophischen Frage erzeugt.

Das „Ich“ ist ein Bedeutungszusammenhang, der auf den aktiven Körper gerichtet ist.
Jedes Organ im Körper trägt einen Anteil zum Gesamtlebewesen bei.
Das Gehirn ist ein Organ im Körper, d.h. es arbeitet im Sinne des Gesamtlebewesens.

Zitat-closs: „"Das, was zu sich bewusst "Ich" sagen kann, bezeichne ich als Realität

Genau, das ist der aktive Körper, also das Gesamtlebwesen – ein „unsichtbarer Anteil“ wird nicht benötigt.

closs hat geschrieben:Darum ging es Descartes nicht - seine Überlegungen sind lupenrein philosophisch/ontologisch.
Es sind lupenreine Fehlschlüsse.
Erst wenn man seine „Ich“-Aussagen auf das Gesamtlebewesen bezieht, was er explizit nicht macht, ergibt sich eine Korrektheit.

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#1342 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Fr 15. Apr 2016, 19:05

Anton B. hat geschrieben: Hier mal wieder mit der "Grundlage der Welt"
Nenne es "das, was ist" - völlig egal, was. - Es geht mir darum, dass man sich nicht methodisch die Welt "macht", sondern dass man sie methodisch zu erschließen versucht - und zwar unideologisch.

Dieser Vorwurf trifft Dich ausdrücklich NICHT, so wie Du Dich äußerst - aber es gilt sehr wohl für das allgemein dominierende naturalistische Weltbild. Ich komme mir manchmal vor, wie sich ein Agnostiker im Mittelalter unter der Dominanz der Kirche vorgekommen haben muss.

Anton B. hat geschrieben:So wie ich es sehe, überzeugen Deine jetzigen Ergebnisse wohl nur einen richtig
Eigentlich gehen meine Ergebnisse nicht über das hinaus, was Descartes vor 400 und vor über 1500 Jahren gecheckt hat - aber es scheint verloren gegangen zu sein. - Mit - wie ich meine - verheerenden weltanschaulichen Folge.

Anton B. hat geschrieben:Die Philosophie hat sich übrigens im Rahmen der "Duhem'schen Unbestimmtheit" damit auseinander gesetzt, welche Freiheiten für die Formulierung von Einzelmodellen im wissenschaftlichen Kontext gegeben sind.
Das glaube ich Dir. - War die Frage nicht, ob etwas anders laufen würde, wenn die Welt nur Vorstellung wäre? Die Wuhem-Quine-These würde dann aus prinzipiellen Gründen genauso richtig oder falsch sein.

Anton B. hat geschrieben:Und warum sollen für die Quantenmechanik Ausnahmen gelten?
Weil man aus meiner Sicht dort in einen Grenzbereich der Wissenschaft kommt - dies ist eine Vermutung aufgrund von Aussagen von Wissenschaftler und meinem persönlichen Empfinden - deshalb habe ich "vielleicht" geschrieben.

Anton B. hat geschrieben:Dann finde doch bitte schön erst mal heraus, welcher Anspruch da erhoben wird.
Etwa dass Wissenschaft nicht über ihre methodische Grenze hinaus befindet.

Anton B. hat geschrieben:Du mit immer absurderen Argumenten
Welches denn konkret?

Anton B. hat geschrieben: und pfeift dabei auf die Erkenntnisse anderer
Wir sind immer noch nicht zusammen. - Die methodisch möglichen Erkenntnisse wissenschaftlicher Disziplinen achte ich nach wie vor sehr hoch. - Ich kann es nur nicht leiden, wenn es Übergriffigkeiten gibt.

Nochmal zur Erinnerung:
Die HKM kann inhaltliche Sinn-Deutungen der Bibel nur für den Fall machen, dass Jesus NICHT der Messias ist - ich spreche nicht von technischen Erkenntnissen der HKM (Quelle/Sprache/etc.) - da spielt es keine Rolle, als was man Jesus versteht. - Meinst Du, dass sich die HKM daran hält?

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#1343 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von SilverBullet » Fr 15. Apr 2016, 19:30

Josi hat geschrieben:Dieses Antriebsmotiv erklärt auch Sätze wie, dass der christliche Glaube totalitär sein muss, ansonsten man diesen nicht ernstnehmen könne (so geäußert gegenüber einem ebenso unverrückbar gottglauben "Glaubensbruder").
Diesen „Totalitär-Anspruch“ habe ich auch festgestellt.

Wenn die eigene Haltung mit menschlichen Denkabläufen begründet werden soll, aber Widerlegungen mit dem Anspruch der Nicht-Gültigkeit im Nicht-XXXX-Bereich abgewiegelt werden, wird deutlich, zu welcher Weltsituation es kommt, wenn die Anhänger dieser „Diktatur“ an der Macht sind – ein Blick in die Geschichte zeigt, wie es schon einmal war: Menschen wurden verbrannt, weil sie nicht den „richtigen Glauben“ hatten (aktuell ist es übrigens wieder so ähnlich).

Vor diesem Hintergrund sehe ich es als entscheidend an, dass die Wissenschaft nicht aufgeweicht wird.
Sehr gefährlich wird es, wenn die „Meinungs“-Weltbilder einen „Suggestionsraum“ bekommen, à la „hier ist die Wissenschaft nicht zuständig“.

Wissenschaft ist grundsätzlich überall zuständig.
Sie hält sich nur aus inhaltsleerem So-Tun-Als-Ob heraus.

Josi hat geschrieben:Zumindest gestand mir closs zum Gedanken der Allwissenheit "Stillstand" zu.
Ich sehe im Wort „Allwissenheit“ auch eine Art „Stillstand“.
„Wissen“ und „Erleben“ sind hierin gleich (nicht so wie bei nicht-allwissenden Lebewesen).

Auf dieser Basis gibt es keine Motivation mehr, eine Handlung tatsächlich durchzuführen, weil sämtliche Möglichkeiten und sämtliche Folgevariationen bereits vorliegen.

Eine Schöpfungshandlung wird dann schlicht unnötig und unsinnig.
(zumal unsere Vorstellung von „Handlung“ immer mit Zeitabläufen verbunden ist – wie also eine „Handlung zur Erschaffung von Zeit“ von einem „allwissenden Wesen“ ausgehen soll, ist vollkommen schleierhaft)

Allerdings muss man sagen, dass es „Allwissenheit“ nicht geben kann, denn auf die Frage „weiss ein allwissendes Ding, was es alles weiss“ gibt es nur die Antwort „Nein“.
Wenn aber selbst ein „allwissendes Ding“ nicht feststellen kann, ob es alles weiss, wie soll dann ein Mensch den Begriff „Allwissenheit“ sinnvoll verwenden?

Darüber hinaus bestehen bei „Allwissenheit bzgl. der Welt“ die Fragen, ob es eine „echte Nicht-Vorhersagbarkeit“ gibt und/oder ob es unendliche Rekursionen gibt, also eine Unauflöslichkeit von Zusammenhängen (die obige Frage „weiss ein…“ zielt auf so eine Unauflöslichkeit ab).

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#1344 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Josi » Fr 15. Apr 2016, 19:47

closs hat geschrieben:Nicht ganz. - "Es gibt kein Wissen ohne vorherigen Glauben ("Setzung")" wäre besser.
Selbst wenn wir dieser Aussagenlogik folgen, ändert das nichts an der Tatsache, dass man vor dem "Glauben" um die Fähigkeit des "Setzen könnens" (und somit um die eigene Handlungsfähigkeit) wissen muss.
Eigentlich müsstest Du als Gottglaubender Angst vor Gott bekommen, könnte Er Dich rein theoretisch fragen: "Was behauptest Du hier - mitunter - von mir?!"
Du widersprichst dir daher permanent selbst, wenn Du meinst "wissen zu können", dass Wissen ohne vorherigen Glauben nicht möglich sei.
closs hat geschrieben:Methodisch kann man Glauben und Wissen selbstverständlich unterscheiden - hier sind beide NICHT gleich.
Ich habe nie behauptet, Glauben und Wissen seien gleich.
Zudem ich auch nicht über Gleichheiten, sondern Gleichwertigkeiten schrieb.
Alle haben das verstanden, nur closs nicht.
closs hat geschrieben:Stimmt - um Gott ausschließen zu können, muss man dogmatisch, mindestens ideologisch verbohrt sein.
Falsch. Etwas kann nicht "sein" und zugleich "nicht sein".
Um Gott definieren zu können, muss dieses "Etwas" seiner Bezeichnung gerecht werden.
Dies ist auch per menschlicher Denkleistungen geschehen, darum man den Gottesbegriff nicht mit einem fehleranfälligen "Wesen" verknüpfen kann.
Gott muss daher einem "vollkommenen Wesen" entsprechen, ansonsten wir es mit einer Anmaßung zu tun hätten, obschon im Bereich bloßer Spekulationen.

Kommen wir nun zum Umstand, dass etwas nicht sein, und zugleich nicht sein kann:
Closs übersieht hier jene Bedingung, die gegeben sein muss, um überhaupt tätig zu werden, darum mir ja völlig schleierhaft ist, warum er dem geschlussfolgerten Stillstand nicht entgegen argumentiert.
Mir persönlich ist das recht, macht er es mir sogar sehr leicht, sein gepflegtes Paradoxon aufzudecken, denn; was Vollkommen ist, kann unmöglich Bedürfnisse haben.
Warum? - Bedürfnisse entstehen auf Grund von Mangelerscheinungen.
Die Behauptung daher, Gott habe die Welt erschaffen, kann schon bereits aus dem Grund nicht stimmen, weil diesem Akt ein Bedürfnis vorausgehen muss - nennen wir es schlicht "Erschaffungsbedürfnis".

Daraus folgt zwingend: Bedürftige Wesen können nicht zugleich bedürfnislos (vollkommen) sein, darum "Existenz an sich" zum empirischen Nachweis zur Widerlegung der Gotteshypothese bereits im Minimalsten genügt.
Daher kann nur gelten: "Um Gott einschließen - als existent behaupten - zu können, muss man dogmatisch, mindestens ideologisch verbohrt sein."
closs hat geschrieben:Er kann nicht demokratisch sein - das ist richtig. - Das, was ist, ist es unabhängig von Abstimmungen.
Hier bestätigt mir closs die Gotteshypothese als diktatorisches Konzept, weil Menschen von naturgesetzlichen Verhandlungen ausgeschlossen sind.
Dieser Umstand wirft im Besonderen die Frage auf, wie konsequent demokratisch wir Menschen in Wirklichkeit sein wollen bzw. sein können, als auch sein dürfen.

Und noch dramatischer steht es um die Gotteshypothese, wenn es nur schon um die Frage geht: "Was treibt ein vollkommenes Wesen überhaupt zum Denken an?"

:wave:

PS
an SilverBullet: Bild
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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Münek
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#1345 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Fr 15. Apr 2016, 22:13

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es besteht Einigkeit darüber, dass im Zentrum der Verkündigung Jesu die gute Botschaft von der Nähe des Gottesreiches (Gottesherrschaft) stand.
Das sehen Ratzinger und Berger genauso.
Dann solltest Du Dir das langsam mal zu Herzen nehmen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Diese bizarre Art von Texinterpretation würden Exegeten zu Recht von sich weisen.
Dann hätten sie ihr eigenes System nicht verstanden - das würde ich ungern unterstellen.
Warum beklagst Du Dich dann, dass die Exegeten Deinem bizarren Ansatz nicht folgen?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es ist abwegig zu denken, Jesus hätte dem Volk etwas verkündet, was es nicht verstanden hätte.
Oje - dann schau Dir mal die Szenen an, in denen er spricht und das Volk schweigt, weil es nichts checkt - und es auch dann nicht checkt.
Wenn sich Jesus bewusst darüber war, dass seine gute Botschaft vom Reich Gottes nicht verstanden wird, warum ist er dann landauf landab gezogen, um dem Volk genau diese Evangelium zu verkünden? Das wäre doch absurd.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass dieser Eindruck bei Dir entsteht, obwohl sich die HKM zu diesem Thema NICHT äußert
Wurde hier so vermittelt.
Da hast Du mit Sicherheit was falsch verstanden. Du wurdest ja jetzt schon einige Male des Besseren belehrt. Weshalb wiederholst Du dann immer wieder Deine unberechtigte Kritik?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Als beispielsweise der Mensch die wahren Ursachen für Blitz und Donner erkannte, brauchte er DONAR nicht mehr.
Bei Donar mag das angehen (wenn er nur für Blitz und Donner stand). - Aber dieser Ansatz ist an sich irrig.
Nein - das Beispiel mit dem aussortierten Donnergott trifft genau den Punkt. Der Gott Thor war ja nur EIN (sehr anschauliches) Beispiel.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Fakten sprechen für sich.
Also stimmst Du mir zu, dass sich die HKM auf rein sachliche Aussagen beschränken sollte und nicht inhaltlich interpretieren sollte?
Mit "die Fakten sprechen für sich" meinte ich, dass die historisch-kritische Methode die Standardexegese an den Fakultäten IST. Punkt!

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Berger besteht darauf, Glauben mit Wissen zu vermengen.
Kann ich mir nicht vorstellen.
Dass Du Dir das nicht vorstellen kannst, ist irrelevant. Du kannst Dich erst dann kompetent äußern, wenn Du Bergers Buch "Die Bibelfälscher" gelesen hast.

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#1346 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Fr 15. Apr 2016, 22:37

closs hat geschrieben:
Josi hat geschrieben: "Glauben und Wissen" auf eine Stufe
Nicht ganz. - "Es gibt kein Wissen ohne vorherigen Glauben ("Setzung")" wäre besser.
Blödsinn. All die vielen Dinge, die Dir wissensmäßig vermittelt worden sind, hast Du doch nicht vorher schon "geglaubt". :lol:

closs hat geschrieben:
Josi hat geschrieben:die Existenz von etwas Göttlichem nicht ausschließen zu können
Stimmt - um Gott ausschließen zu können, muss man dogmatisch, mindestens ideologisch verbohrt sein.
Blödsinn - ein Atheist, der die Existenz des Bibelgottes ausschließt, ist nicht ideologisch verbohrt. Er ließe sich ja gern vom Gegenteil überzeugen. Aber da wird ja mangels Masse nichts Substanzielles geliefert.

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#1347 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Hemul » Fr 15. Apr 2016, 22:50

Münek hat geschrieben:Wenn sich Jesus bewusst darüber war, dass seine gute Botschaft vom Reich Gottes nicht verstanden wird, warum ist er dann landauf landab gezogen, um dem Volk genau diese Evangelium zu verkünden? Das wäre doch absurd.
Wieso soll das absurd gewesen sein? :o Bevor das Reich Gottes auf Erden aufgerichtet werden konnte musste doch erst die Regierung eingesammelt werden. Da Gott bei seinem Freund Abraham im Wort stand sollten diese Priester und Könige aus seiner Geschlechtslinie kommen. Das war übrigens der Grund warum Jesus seinen Jüngern gem. Matthäus 10:5-7 u.11 befahl zunächst nur zu den verlorenen Schafen Israels zu gehen um dort nach würdigen Regenten zu suchen:
5 Diese Zwölf sandte Jesus mit folgendem Auftrag aus: "Meidet die Orte, wo Nichtjuden wohnen, und geht auch nicht in die Städte der Samaritaner, 6 sondern geht zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel! 7 Geht und verkündigt ihnen: 'Die Herrschaft des Himmels steht bevor!' 11 Wenn ihr in eine Stadt oder ein Dorf kommt, findet heraus, wer es wert ist, euch aufzunehmen; und bleibt dann, bis ihr weiterzieht.
Leider-leider waren nicht viele von den Juden damals bereit diese einmalige Chance beim Schopfe zu erfassen. Sodass Jesus
gezwungen war gem. Matthäus 21:43 folgendes zu sagen:
43 Deshalb sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die rechten Früchte hervorbringt.
Bis es aber so weit war sollte noch sehr-sehr-sehr viel Wasser durch den Jordan fließen-gelle? :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#1348 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Fr 15. Apr 2016, 23:22

SilverBullet hat geschrieben:aber dann musst du zwischen absichtlicher und unabsichtlicher Vorstellung unterscheiden, denn genau hierin liegt der Knackpunkt.
In der Frage, ob etwas Wahrgenommenes nur Vorstellung ist oder "echt", spielt das aber keine Rolle!?!?!

SilverBullet hat geschrieben: es könnte prinzipiell (wenn man alle Augen zudrückt) möglich sein, weil sich eine Wahrnehmung ja nicht selbst analysieren kann
Stimmt - genau so ist es in Bezug auf die Frage, ob etwas Vorgestelltes nur Vorstellung oder "echt" ist.

SilverBullet hat geschrieben:die überragende Mehrzahl an Wirklichkeitszusammenhängen ist in sich korrekt und bietet keinen Anlass zum Zweifel am Wirklichkeitsstatus
Woher willst Du wissen, ob "Wirklichkeit" nur vorgestellt oder auch "echt" ist? - Das Ablesen einer Messreihe oder das Beobachten des Sonnenuntergangs, nicht einmal meine Antwort auf Deinen Post, sagt etwas darüber aus, ob dies alles nur vorgestellt oder auch "echt" ist.

SilverBullet hat geschrieben:Wirklichkeitsidentifikation
"Wirklichkeitsidentifikation" sagt nichts darüber aus, ob Du nur in Deiner Vorstellung etwas als wirklich identifizierst oder in "echt". - Das ist doch gerade der Punkt von Descartes: Die Res cogitans weiss prinzipiell NICHT, ob die Res extensa "wirklich" sind oder nicht - deshalb muss man es setzen (und tut es auch, weil es geistig mehr als naheliegend ist).

SilverBullet hat geschrieben:die Realisierung einer Weltsimulation, in der all die Zusammenhänge gelten, die wir jeden Tag erleben, wäre aus unserer Sicht unüberschaubar kompliziert und kann nicht nachvollzogen werden (man bedenke: um ein System zu simulieren, benötigt man eine „Beschreibung“, die viel umfangreicher ausfällt, als das, was man beschreiben möchte)
Das ist korrekt, zählt aber dann nicht, wenn man Gott so definiert, dass es von ihm aus kein Problem wäre (Allmacht/Allwissen/Überzeitlichkeit). - Für Menschen wäre es nicht machbar - natürlich richtig.

SilverBullet hat geschrieben:Es gibt keinen Anlass von einer „unsichtbaren Denk-Instanz“ auszugehen.
Aus naturalistischer/materialistischer Sicht nicht - aus spiritueller Sicht schon. - Christlicherseits ist Gott körperloser Geist, aus dem die Res Cogitans und Materie ist. - Es ist eine reine Weltanschauungsfrage - beides funktioniert.

SilverBullet hat geschrieben:Welchen Grund hast du, dieser Idee zu folgen?
Weil es genug spirituelle/philosophische Gründe dafür gibt - im Übrigen löst man mit Gott ("Omega-Punkt") auch den infiniten Regress.

SilverBullet hat geschrieben:Das „Ich“ ist ein Bedeutungszusammenhang, der auf den aktiven Körper gerichtet ist.
In zweiter Linie. - In erster Linie ist die Res cogitans eine Größe, die auch ohne Materie funktioniert. - Wie sonst sollte man menschliche Identität nach dem leiblichen Tod interpretieren können?

SilverBullet hat geschrieben:Genau, das ist der aktive Körper
Nein - das ist die Res cogitans - die in einer materiellen Wirklichkeitswelt des Körpers bedarf, um sich in der materiellen Welt zu äußern.

SilverBullet hat geschrieben:Erst wenn man seine „Ich“-Aussagen auf das Gesamtlebewesen bezieht, was er explizit nicht macht, ergibt sich eine Korrektheit.
Descartes macht KEINE Fehlschlüsse, weil er Deiner Setzung, das "ICH" beziehe sich notwendig auf das (materielle) Gesamtlebewesen, nicht folgt.

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#1349 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Fr 15. Apr 2016, 23:28

Hemul hat geschrieben:Deshalb sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die rechten Früchte hervorbringt.

Bei dieser Bibelstelle fallen mir spontan Ratzinger und Kurt mit ihren obskuren Gottesreich-Hypothesen ein.

Kurt würde sagen, das Reich Gottes ist nicht wegzunehmen, weil es sich "im Inneren" des Menschen befindet. Ratzinger, der die Idee eines "inneren Gottesreiches" ausdrücklich ablehnt, schwadroniert, dass das von Jesus verkündigte Reich Gottes Jesus selbst in Person gewesen sei. Na - dann hätte Jesus ja verkünden müssen: Das Reich Gottes ist da - und nicht nur nahe.

Nun weilte dieser Mann aus Nazareth bekanntlich nicht lange auf diesem Planeten und mit seiner Himmelfahrt wäre auch das Reich Gottes von hinnen gegangen. Und jetzt lässt der Evangelist Jesus sagen, das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem anderen Volk gegeben werden. :o

Ja watt denn jetzt?

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#1350 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Fr 15. Apr 2016, 23:32

Josi hat geschrieben:ändert das nichts an der Tatsache, dass man vor dem "Glauben" um die Fähigkeit des "Setzen könnens" (und somit um die eigene Handlungsfähigkeit) wissen muss.
Das wäre die Res cogitans - das menschliche Bewusstsein.

Josi hat geschrieben:Etwas kann nicht "sein" und zugleich "nicht sein".
Stimmt. - Wie passt das hier rein?

Josi hat geschrieben:Closs übersieht hier jene Bedingung, die gegeben sein muss, um überhaupt tätig zu werden
Warum? - Ich habe geschrieben, dass Gott als überzeitliche Vollkommenheit in seinem Wesen nicht veränderbar ist, aber in die Schöpfungs-Ebene aus Materie und Zeit hineinwirkt - ohne sich selber damit zu verändern.

Josi hat geschrieben:Die Behauptung daher, Gott habe die Welt erschaffen, kann schon bereits aus dem Grund nicht stimmen, weil diesem Akt ein Bedürfnis vorausgehen muss - nennen wir es schlicht "Erschaffungsbedürfnis".
Ja - das ist schwer für unser Fassungs-Vermögen - man kann sich nur Vorstellungs-Bilder machen, wie in etwa das in ganz anderer Dimension gehen kann.

Stelle Dir einfach vor, dass Gott in dem, was wir "Zeit" nennen (meinetwegen von vor 4 Milliarden bis noch mal in Milliarden Jahren), alles "gleichzeitig" macht. - Stelle Dir eine Position vor ("Omega-Punkt"), von der aus 3 Milliarden v.Chr, 500 v.Chr., 1000 n.Chr. und 3 Milliarden n.Chr gleichzeitig ist - bereits alles geschehen bzw. gerade geschehend. - Dieses Bild ist nicht perfekt, könnte aber einen kleinen Verständnis-Ruck geben.

Und merke: UNSERE Spatzenhirn-Logik ist nicht der Maßstab für Gott, wenn es ihn gibt.

Josi hat geschrieben: Bedürftige Wesen können nicht zugleich bedürfnislos (vollkommen) sein, darum "Existenz an sich" zum empirischen Nachweis zur Widerlegung der Gotteshypothese bereits im Minimalsten genügt.
Das meine ich mit "Maßstäblichkeit menschlicher Logik" - vergiss es.

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