closs hat geschrieben:Descartes sagt - aus meiner Sicht nach wie vor unwiderlegbar - [...] folgendes:
1) Alles, was ich wahrnehme, ist anzweifelbar - [...]
Werter Closs,
Du übergehst hier den eigentlich relevanten Punkt, denn Descartes hat mit der "Rückwendung" auf das eigene Denken / dem "Ich", die objektive Gültigkeit der Naturwissenschaften und die damit nachgewiesene Erkenntnisfähigkeit als sichere Erkenntnis einer existierenden Wirklichkeit, festgestellt.
Das hat mit einem "wie auch immer gearteten Glauben" sowie einer vorausgesetzten Prämisse, null und nichts zu tun!
Erst auf weitere Erkundungsoptionen bezogen wusste Descartes zu bemerken, dass die Ergebnisse zu untersuchbaren Objekten immer nur als Zwischenergebnisse verstanden werden müssen, zumal die Mittel zur Untersuchung irgendwelcher Objekte einem Verbesserungsprozess bedürfen.
Und verbesserungsbedürftig werden auch zukünftige Mittel zum Zweck allgemeiner Wirklichkeitserkundungen unter Ausschluss einer Allwissenheits-Ebene bleiben, zumal Allwissenheit gleich Stillstand bedeutet, bedarf es auf dem Weg dort hin keinerlei "Setzungen" irgendwelcher Prämissen, dadurch Wissenschaft erst objektiv - und somit objektbezogen / wirklichkeitsbezogen forschen kann.
Nicht Wahrnehmbares und nicht Identifizierbares sowie nicht Definierbares, als auch bloß Erdenkbares, kann daher keine Objektbezogenheit, und somit auch keine Erkenntnisse und/oder Erkenntniserlangungen ermöglichen.
Der selbe Umstand ist der Wissenschaft auch naturbedingt (also nicht menschlich gesetzt!) im Anliegen der HKM vorgegeben, daraus sich 3 Kategorien ergeben:
a - ein Ereignis hat auf Basis empirischer Befunde (das können z. B. Bauwerke sein) unbestreitbar stattgefunden.
b - ein Ereignis kann auf Grund dessen Rekonstruierbarkeit so stattgefunden haben, wobei allerdings Unsicherheiten unvermeidbar sind, sofern man es bislang mit bloßen Erzählungen (Überlieferungen) zu tun hat - und
c - sind naturwidrige Schilderungen (Paradoxien) bestenfalls zur Aussortierung, oder zur Aufnahme humoristischer Darbietungen geeignet.
Glauben kann man viel, oder auch nichts, wobei in deutschsprachigen Räumen nur zu oft unklar ist, von welcher Art "Glauben" überhaupt die Rede ist.
So kann ich z. B. im festen Glauben verharren, dass Du dich jeglicher Berichtigung auf Teufel komm raus verweigerst.
Nur hat diese Art von Glauben (nennen wir es Alltagsglauben) nichts mit einem theistischen Glauben zu tun.
In englischsprachigen Räumen ist man besser bedient, denn dort unterscheiden die Begriffe "believe" und "faith", was im Konkreten gemeint ist.
Und mit einem solchen Sprachen-Vergleich lässt sich recht gut auf die Gefahr hinweisen, wie leicht es sein kann, mit puren Wortspielereien Land und Leute verrückt zu machen, zumal Kinder diesem Umstand - meist in Schulen - schutzlos ausgeliefert sind.
Empirischer Nachweis gefällig?
Dann siehe in Kirchen betende Leute, dessen Knie - wie Deschner treffend formulierte - über den Verstand triumpfieren.
Nicht weniger empfehlenswert jene Männer, welche körperwippend versuchen die Klagemauer als Kommunikationsmedium zu gebrauchen.
Nicht dass ich etwas gegen derartige Denk- und Verhaltensweisen hätte, zeigen diese doch deutlichst auf, was nicht funktioniert, erinnern mich im Weiteren derlei Mühen an ungleich entspanntere Gemüter, die im Anliegen der Wirklichkeitserforschung und fern irgendwelcher Schuldkomplexe, noch echte Abenteuer erleben.
