Savonlinna hat geschrieben:Andererseits ist die Ansicht von closs, dass es einen Jesus gibt, der unabhängig von menschlichen Deutungen existiert, eine Sichtweise, die zu äußerlich bleibt.
Das ist auch nicht meine Aussage. - Meine Aussage ist, dass Jesus nicht über eine HKM deutbar ist, die Metaphysik in ihren eigenen methodischen Präambeln ausschließt.
Thaddäus hat geschrieben: Sobald jemand versuchte, einen Jesus unabhängig von menschlicher Deutung zu charakterisieren, wäre das doch schon wieder eine menschliche Deutung.
So ist es. - Davon abgesehen, WILL der christliche Jesus ja vom Menschen gedeutet werden.
Thaddäus hat geschrieben: Zu behaupten, Jesus habe eine Naherwartung gehabt, ist eine Deutung. Zu behaupten, er habe keine gehabt, ist ebenfalls eine Deutung.
Korrekt.
Thaddäus hat geschrieben: Und da hat die HKM schlicht und ergreifend die weitaus besseren Gründe vorzubringen.
Aber nur unter der Bedingung, dass Jesus NICHT der wäre, für den ihn das Christentum hält.
Man stelle sich vor, es gäbe Gott nicht und Jesus sei einer von vielen Durchgedrehten gewesen, die sich irgendwas hart an der Grenze zur Psychiatrie eingeredet hätten. - Nun käme die HKM Deiner Vorstellung, die ja Metaphysik ausdrücklich ausschließt (oder doch nicht?), und würde anhand ihrer historisch-kritischen "Anamenese" feststellen: "Dieser Kerl hatte nicht alle Tassen im Schrank - unsere Überprüfung der Quellen ergibt, dass er tatsächlich gemeint hat, er sei der Sohn Gottes und käme demnächst samt Heerschar als göttlicher Herrscher auf die Erde zurück". - Mit dieser Einschätzung wäre ich vollkommen einverstanden.
Nun KÖNNTE es aber der Fall sein, dass es über den Naturalismus hinaus doch eine metaphysische Welt gibt ("Gott") - dieser Fall wäre außerhalb der HKM aufgrund ihrer eigenen Ablehnung, Metaphysik in irgendeiner Form zu berücksichtigen. - Dieser Fall, den die HKM Deiner Vorstellung nicht berücksichtigen könnte, brächte aber ganz andere Argumente mit sich, die dann ebenfalls nicht berücksichtigt werden könnten. - Und nu?
Unterm Strich:
GÄBE es keinen Gott, wäre die HKM zur Klärung dieser Frage (bzw. zum Urteil einer Wahrscheinlichkeit) das Mittel der Wahl. - GÄBE es ihn, kann es die HKM nicht sein. - Begründung s.o. - Dein Argumentarium ist ein Widerspruch in sich selbst.
Savonlinna hat geschrieben:closs ist auf der Seite des griechischen Substanzdenkens - allerdings in seiner bereits erstarrten Form -, das Jüdisch-christliche ist ihm verschlossen.
Sogar das ist falsch - über M. Buber ist mir völlig unerwartet klar geworden, dass das Jüdische anders tickt als das Griechische - und mir ist das jüdische Denken um Länger lieber.
Savonlinna hat geschrieben:closs übersetzt das ins griechische Denken: "Ich bin, der ich bin".
Es ist beides richtig. - Aus Sicht Gottes gibt es außer der Gegenwarts-Form nicht anderes - aus Sicht der menschlichen Wahrnehmung ("Ich bin der, für den ich sein werde") ist die Futur-Form besser.
Thaddäus hat geschrieben:Die Hebräer denken geschichtlich, die Griechen denken statisch.
Bei Buber entsteht durchgehend der Eindruck, dass die Juden phänomenologisch deutungsfrei denken, während die Griechen wahrnehmungs-qualifizierend sind. - Da Europa aus griechischer Tradition heraus entstanden ist, scheint mir, dass bei uns das griechische Denken vorherrscht (merkt man bei vielen Bibel-Übersetzungen).