Alles Teufelszeug? VI

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Münek
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#1231 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Mi 9. Aug 2017, 22:33

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das nahezu einvernehmliche Forschungsresultat der neutestamentlichen Exegese ist die Antwort auf eine ausschließlich HISTORISCHE Frage.
Ist für Dich "Historie" auch das, was in der Zeit real gedacht wurde?
Wenn sich Gedanken in schriftlichen Dokumenten niedergeschlagen haben, können sie selbstverständlich Gegenstand historischer Forschung sein. Ich gehe davon aus, dass Jesus nichts anderes gedacht hat, als das, was er dem Volk verkündigte.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wissenschaft argumentiert aus guten Gründen NICHT auf der Basis von sog. "geistigen Offenbarungen".
Weil sie so gestrickt ist -
Richtig - sie ist so gestrickt.

closs hat geschrieben:aber wir reden hier doch von dem, was damals real war.
Was real war, weiß niemand. Wissenschaft versucht sich der Wahrheit anzunähern. Mit transzendentem Glaubens-Hokuspokus hat sie nichts am Kopf.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es ist DEINE "geistige Wirklichkeit".
Das, was ich davon wahrnehme, ist mein Produkt. - Das, wovon ich es wahrnehme, ist NICHT mein Produkt.
Doch - Deine Glaubensvorstellung ist DEIN geistiges Produkt. Ob dahinter was Reales steckt, weißt Du nicht und kannst Du nicht wissen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:An KEINER Stelle verkündet Jesus dem Volk das "Geheimnis des Mensch gewordenen, den Sühnetod erleidenden Gottes".
Das ist Deine Formulierung
Es geht nicht um meine Formulierung, sondern um meine obige Feststellung, dass Jesus so etwas dem Volk NICHT verkündigt hat.

closs hat geschrieben:dahinter steht doch die Frage, ob Jesus um seinen Leidensweg weiß und den Grund dafür. - Und ganz offensichtlich spricht er darüber.
Wir sprechen darüber, was im Zentrum der jesuanischen Botschaft an das Volk stand. Jesus hat seinen Zeitgenossen NICHT seinen Sühnetod und seine Auferstehung verkündigt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Seine Botschaft war - wie allgemein bekannt - eine völlig andere.
DEINE Auffassung ist innerhalb der Theologie NICHT "allgemein bekannt".
Ich spreche nicht von meiner Auffassung, sondern von der zentralen Botschaft Jesu an das Volk. Diese ist allgemein bekannt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die neutestamentliche Exegese hat bezüglich der "Botschaft von der nahen Gottesherrschaft" KEINERLEI Interpretationsprobleme.
Probleme nicht - aber die unterschiedlichen Exegesen interpretieren ("ohne Probleme") unterschiedlich.
Davon ist mir nichts bekannt. Ich kenne nur Bergers dem Konsens widersprechende, mangelhaft begründete Auffassung aus seinem Buch "Die Bibelfälscher".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:In seinem Lehrbuch "Der historische Jesus" schreibt Theißen (S. 252): "Jesus hat NICHT mit dem Weiterbestehen der Welt für so lange Zeit gerechnet."
Das ist ein methodisches Ergebnis und sicherlich in sich folgerichtig - aber war es WIRKLICH so?
Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit war es WIRKLICH so.

closs hat geschrieben:Die großkirchlichen Theologien sehen dies mehrheitlich anders.
Eine unbelegte Behauptung. Richtig ist vielmehr, dass zum Thema "Jesu Irrtum" und zum entsprechenden Konsens in der neutestamentlichen Forschung kirchlicherseits beredtes Schweigen herrscht. Es existiert keine offizielle Gegenposition.

Catholic
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#1232 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Catholic » Mi 9. Aug 2017, 22:39

Münek hat geschrieben: Was real war, weiß niemand. Wissenschaft versucht sich der Wahrheit anzunähern. Mit transzendentem Glaubens-Hokuspokus hat sie nichts am Kopf.

Ist es möglich dass Jesus Wunder wirkte?

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Thaddäus
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#1233 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Thaddäus » Mi 9. Aug 2017, 22:43

Hemul hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Ich hoffe sehr, dass Jesus aus Nazareth auch das erfreuliche und wunderbare Geheimnis des Schoßes einer Frau kennengelernt hat oder meinetwegen auch die Liebe eines anderen Mannes
Ich habe sehr viele Lebensjahre auf dem Buckel. Aber solch eine verleumderische Unterstellung habe ich bisher weder gehört noch gelesen. :thumbdown:
Aber lieber Hemul, ich behaupte doch nicht, dass Jesus homosexuell war. Ich schreibe doch nur, dass ich keinerlei Problem damit hätte, wenn er es gewesen wäre. :angel:
Glaubst du denn, Jesus, der sich mit den Huren und Zöllnern herumgetrieben hat und sogar Frauen in seinem Gefolge hatte - was für einen Rabbi seiner Zeit nicht nur höchst anstößig, sondern verboten war -, hätte nicht auch den Homosexuellen vom Gottesreich gepredigt und sie an seinen Tisch eingeladen?

SilverBullet
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#1234 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von SilverBullet » Mi 9. Aug 2017, 22:46

Catholic hat geschrieben:Ist es möglich dass Jesus Wunder wirkte?
„Glaub an Jesus“, geh übers Wasser und du hast deine Antwort.

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#1235 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Catholic » Mi 9. Aug 2017, 22:49

Thaddäus hat geschrieben: Glaubst du denn, Jesus, der sich mit den Huren und Zöllnern herumgetrieben hat ...

"herumgetrieben"?
So wie sich andere mit Junkies hinterm Bahnhof "herumtreiben"? :roll:
Jesus nahm auch die Huren und Zöllner ernst weil er nicht nur die "Fassade" sah sondern den Menschen ansich,seine Sehnsucht,seine Ängste und Hoffnungen.

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#1236 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Catholic » Mi 9. Aug 2017, 22:50

SilverBullet hat geschrieben:...
„Glaub an Jesus“, geh übers Wasser und du hast deine Antwort.

Wieso?
Hat Jesus gesagt
"Jeder der an mich glaubt kann über`s Wasser gehen!" ?
Wann hat Jesus denn Wunder gewirkt und warum?

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#1237 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Mi 9. Aug 2017, 22:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Der Konsens in der theologischen Forschung ist eindeutig.
Er mag in der historisch-kritischen Forschung eindeutig sein, aber doch nicht in der theologischen Forschung als Gesamtes.
Von welcher (anderen) theologischen Forschung redest Du?

Die Auslegung biblischer Schriften obliegt ausschließlich der EXEGESE. Die systematische Theologie ist in diesem Bereich außen vor - und hält sich meines Wissens dizipliniert an die Kompetenzaufteilung.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn man closs sagt, dass selbst Ratzinger sagt, dass die historisch-kritische Forschung keine "Apriori" Setzungen hat, dann fragt er ganz naiv und vom Thema ablenkend? Wer ist Ratzinger?
Nein - tue ich nicht und habe es nie getan. - Ratzinger meint dies wohl in dem Sinne, dass die HKM methodisch-atheistisch ist - was ja kein Vorwurf ist. - Aber genau deshalb kann sie nicht in geistige Fragestellungen hinein-interpetieren.
Niemand außer Dir erhebt diesen abstrusen Vorwurf der Kompetenzüberschreitung.

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#1238 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Catholic » Mi 9. Aug 2017, 22:57

Wenn ich es richtig verstehe und mich in der Vergangenheit nicht gänzlich geirrt habe befasst sich die systematische Theologie z.B. mit der Bibel als Text,also mit der Textforschung im streng wissenschaftlichen Sinne,während sich die Exegese,also die Auslegung,mit der,ich nehme den Begriff mal,geistlichen Bedeutung des Textes befasst.

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#1239 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mi 9. Aug 2017, 22:59

Münek hat geschrieben:Wenn sich Gedanken in schriftlichen Dokumenten niedergeschlagen haben, können sie selbstverständlich Gegenstand historischer Forschung sein.
Ja, sind sie. - Meine Frage war aber eine andere: "Sind in der Zeit stattgefunden Gedanken (egal, ob sie niedergeschrieben sind oder nicht) aus Deiner Sicht Teil der Historie?" Ich sprach nicht von "Teil der Forschung".

Münek hat geschrieben:ch gehe davon aus, dass Jesus nichts anderes gedacht hat, als das, was er dem Volk verkündigte.
Aber möglicherweise etwas anderes, als das Volk verstanden hat - siehe Dauermotiv: "Und sie verstanden ihn nicht".

Münek hat geschrieben:Wissenschaft versucht sich der Wahrheit anzunähern.
Richtig - das tun alle theologischen Diszplinen. - Übrigens nicht nur Wissenschaften, sondern auch Privat-Menschen - ein einfacher Mensch kann der geistigen Wahrheit Jesu und somit der historischen Wahrheit Jesu näher kommen als jede Wissenschaft.

Münek hat geschrieben:Ob dahinter was Reales steckt, weißt Du nicht und kannst Du nicht wissen.
Das kann NIEMAND, der radikal-skeptizistische Philosophie verstanden hat - es ist IMMER ein Glaube dahinter, vor dem man dann "Wissen" haben kann. - Ohne diesen Glauben (egal ob bewusst oder unbewusst) gibt es kein Wissen.

Münek hat geschrieben:Es geht nicht um meine Formulierung, sondern um meine obige Feststellung, dass Jesus so etwas dem Volk NICHT verkündigt hat.
Jesus hat mehrfach dieses Motiv angesprochen - eine Stelle habe ich genannt, spontan fällt mir noch ein "Ich gehe und der Fürst der Welt kommt" - und es gibt mehrere solcher Aussagen.

Münek hat geschrieben:Wir sprechen darüber, was im Zentrum der jesuanischen Botschaft an das Volk stand.
Unter anderem hat er verkündigt "Das Reich Gottes ist nah" - und die Menschen haben sicherlich nicht verstanden, wodurch es nah war, weil sie es aus ihrer religiösen Formatierung nicht verstehen konnten.

Münek hat geschrieben:Davon ist mir nichts bekannt. Ich kenne nur Bergers dem Konsens widersprechende, mangelhaft begründete Auffassung aus seinem Buch "Die Bibelfälscher".
Halman hat in seiner bekannten sorgfältigen Art einige wissenschaftliche Texte vorgestellt, die ein anderes Licht auf die "Naherwartung" werfen - Rem hat es auch getan - ich habe auf die allgemeine Ausbildungs-Meinung der Theologen durch universitäre Lehre hingewiesen. - Davon abgesehen, dass man da auch selber drauf kommen kann.

Reine Vermutung ohne Behauptungs-Charakter: Die Theologie hat die HKM in ihren interpretativen Ausflügen ins Geistige lange einfach machen lassen - das deckt sich mit dem, was mir Theologen sagen. - Man hat die interpretativen Ergebnisse der HKM in Bezug auf geistige Fragen einfach nicht ernstgenommen oder allenfalls verärgert weggewunken - dieses Thema ist möglicherweise nur innerhalb der HKM gefeiert werden, ohne dass es die Theologie großartig mitbekommen hat ("Naja - das sind halt deren methodische Ergebnisse - Schwamm drüber"). - Und dann scheinen mit Berger und Ratzinger zwei Leute gekommen zu sein, die das ernst genommen haben und mal ordentlich mit der flachen Hand reingeklatscht haben.

Wie gesagt: Reine Vermutung, die aber mit der mir bekannten Realität übereinstimmt - und zur Erinnerung: Ich habe wenige Sekunden gebraucht, eine Predigt eines Bischofs zu finden (und hier zu zitieren), die genau aus dieser Realität heraus das sagt, was ich hier predige - und ich habe sie vorher NICHT gekannt. - Hier laufen zwei Filme gleichzeitig.

Münek hat geschrieben:Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit war es WIRKLICH so.
Aus methodischer Sicht der HKM kann es gut "sehr wahrscheinlich" so sein - aus anderen, theologischen Sichten ist es unwahrscheinlich. - Es hängt davon ab, wie man mit "geistiger Wirklichkeit bei Jesus" umgeht.

Münek hat geschrieben:Richtig ist vielmehr, dass zum Thema "Jesu Irrtum" und zum entsprechenden Konsens in der neutestamentlichen Forschung kirchlicherseits beredtes Schweigen herrscht.
Warum dieser Eindruck entstanden sein kann, habe ich oben versucht darzulegen. - Gleichzeitig findet man klares und beredtes Nicht-Schweigen, wenn man wenige Sekunden im Internet sucht - oder (noch viel wichtiger) sich bei Theologen umhört.

Kann es sein, dass die interpretativen HKM-ler es als "beredtes Schweigen" interpretieren, wenn sie auf ihrer methodischen Basis nicht widerlegt werden? - Das kann natürlich sein - aber daran hat kaum einer Interesse. - Die großkirchlichen Theologien "schweigen" nicht, weil sie die HKM in ihrer Perspektive nicht widerlegen können, sondern weil sie eine ganz andere Perspektive haben - da schweigen zwei aneinander vorbei.

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#1240 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Mi 9. Aug 2017, 23:00

Catholic hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Was real war, weiß niemand. Wissenschaft versucht sich der Wahrheit anzunähern. Mit transzendentem Glaubens-Hokuspokus hat sie nichts am Kopf.

Ist es möglich dass Jesus Wunder wirkte?
Du meinst z.B., dass er einen bereits stinkenden Leichnam wieder zum Leben erweckte? Nein - diese Möglichkeit halte ich für ausgeschlossen.

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