Alles Teufelszeug? III

[JackSparrow]

Wäre ich der Teufel, hätte ich vor ca. zwei Jahrtausenden ein Evangelium verfasst und mich da drin als Christus der Erlöser ausgegeben. Vielleicht in drei oder vier verschiedenen Ausführungen, damit es wie ein echter Tatsachenbericht aussieht.

Dann hätte ich mir irgendeinen römischen Geisteskranken, zum Beispiel Paulus, als Apostel gesucht und hätte diesen überredet, mein Evangelium bis zum Kaiser Roms vordringen zu lassen, so dass der eine neue satanische Religion erschafft, die der jüdischen Religion in allen Punkten widerspricht.

[Münek]

Wäre ich der Teufel, hätte ich vor ca. zwei Jahrtausenden ein Evangelium verfasst und mich da drin als Christus der Erlöser ausgegeben. Vielleicht in drei oder vier verschiedenen Ausführungen, damit es wie ein echter Tatsachenbericht aussieht.

Dann hätte ich mir irgendeinen römischen Geisteskranken, zum Beispiel Paulus, als Apostel gesucht und hätte diesen überredet, mein Evangelium bis zum Kaiser Roms vordringen zu lassen, so dass der eine neue satanische Religion erschafft, die der jüdischen Religion in allen Punkten widerspricht.

Am meisten wird es den eifersüchtigen Jahwe erzürnen, dass man ihm als den alleinigen Gott noch zwei weitere Gottheiten an die Seite gestellt hat: Einen jüdischen Mann namens Jesus ben Joseph und einen ominösen "Heiligen Geist".

Da werden wohl am "Jüngsten Gericht" dermaßen die Fetzen fliegen, dass die Heide wackelt. Da wird sein Heulen und Zähneklappern...

[Josi]

Dann hätte ich mir irgendeinen römischen Geisteskranken, zum Beispiel Paulus, als Apostel gesucht [...]

Na ja, zuvor hättest Du dir sicher noch zutiefst rechtschaffende wie naive gutgläubige Leute zusammengesucht, um sie dann als Schüler bzw. Jünger des Meisters in eine besondere Rolle zu erheben.
Allerdings nicht mit schlüssigen und daher schnell begreiflichen wie indiskutablen Lehren, sondern - wie Du bereits erwähntest - mit total widersprüchlichen Inhalten, gerade weil sowas extrem fixierend wirkt und nach einer Lösung verlangt, die nicht wirklich findbar ist.
Und wie leicht das "Böse" über Menschen zu lachen hat, die bspw. darum streiten, ob ein gewisser Jesus bereits vor seiner Zeugung existierte als auch dem ein und anderen Menschen zu AT-Zeiten begegnet ist, dürfte um so verständlicher sein, je undogmatischer bzw. unvoreingenommener man darüber nachdenkt.
Aber gut; Gras wächst nicht schneller, wenn man an deren Halmen zuppelt und zieht, darum wohl nichts anderes übrig bleibt, als der Natur zu überlassen, wann und wo sich Menschen entsprechend weiterentwickeln, sodass das Böse nichts mehr zu lachen hat, oder sich einen neuen Streich ausdenken muss.
Letzteres natürlich wieder nach dem Motto: "Keiner denkt so schlecht bzw. korrupt wie ich, darum es wichtig bleibt, sich an rechtschaffende, gutherzige und im Besonderen gutgläubige Leute zu halten, zumal sie gewisse pathologische Defizite eh nicht nachvollziehen können!"

[closs]

viele Theologen gehen davon aus, dass der Jude Jesus sich an die Juden wandte und keine neue Religion gründen wollte

Das sieht sogar die RKK so.

und keinen Opfertod für die ganze Menschheit plante

Das wäre jetzt eine tiefgründige fundamental-theologische Frage, die geistig klar mit "doch" zu beantworten ist. Das Problem: Es ist keine Frage, für die sich die HKM zuständig fühlen kann.

Wie vielen Leuten ist eigentlich bewusst, wie prosaisch die heute selbstverständlichen christlichen Begriffe wie Monotheismus und Dreifaltigkeit doch in ihren Anfängen waren? Es waren größtenteils Machtpolitische Argumente die zu ihrer Bildung führten.

Da mischt sich einiges - insofern erst mal durchaus Zustimmung.

Das Problem:
Mir wird immer bewusster, wie haarscharf Göttliches und Satanisches beieinander liegen. - Mit anderen Worten: Das Argument des Machtpolitischen kann in Bezug auf die damalige "Kirche" sehr wohl historisch wahr sein UND aber auch das Tief-Geistige aufzeigen, das damit transportiert wird. - Auch hier gilt: Die HKM kann nur historisch, nicht aber geistig interpretieren.

Vergiss nicht - nach Deinem Glauben ist der Satan der "Fürst dieser Welt". Also ein mächtiges Geistwesen.

Nicht unbedingt - man kann "ihn" auch als Mangelerscheinung, also als Fehlen von Geist, verstehen - so ähnlich argumentiert Augustinus.

Ich erinnere hier nur an Ratzingers obskure Andeutungen in seinem Jesusbuch zum unheilvollen Wirken des "Antichristen" in der wissenschaftlichen Theologie.

Ich verstehe Ratzinger: Eine "Theologie", die nicht geistig-theologisch denken will (da methodisch untersagt), ist ein schwerer geistiger Mangel, mit dem man die Bibel nicht verstehen, sondern nur periphäer-säkular untersuchen kann.

[Münek]

Vergiss nicht - nach Deinem Glauben ist der Satan der "Fürst dieser Welt". Also ein mächtiges Geistwesen.

Nicht unbedingt - man kann "ihn" auch als Mangelerscheinung, also als Fehlen von Geist, verstehen - so ähnlich argumentiert Augustinus.

Bei dieser recht eigenwilligen Interpretation, die in krassem Widerspruch zu allen neutestamentlichen Aussagen zur Gestalt des Satan steht, scheint Augustinus einen ganz besonders unglücklichen Tag erwischt zu haben.

Ich erinnere hier nur an Ratzingers obskure Andeutungen in seinem Jesusbuch zum unheilvollen Wirken des "Antichristen" in der wissenschaftlichen Theologie.

Ich verstehe Ratzinger: Eine "Theologie", die nicht geistig-theologisch denken will (da methodisch untersagt), ist ein schwerer geistiger Mangel, mit dem man die Bibel nicht verstehen, sondern nur periphäer-säkular untersuchen kann.

Für das "Geistig-Theologische" haben wir die kirchliche Dogmatik UND die Fundamental-Theologie UND sogar einen unfehlbaren Papst als Stellvertreter des Gottessohnes auf Erden.

Na - wenn das nicht reicht. Im "Glaubens-Sandkasten" kann, will und muss die historisch-wissenschaftliche Exegese nun wirklich nicht auch noch mitspielen - auch wenn Du ihr das als "schweren geistigen Mangel" ankreidest. Die Karawane zieht unbeirrt weiter.

Was kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt...

[closs]

Bei dieser recht eigenwilligen Interpretation, die in krassem Widerspruch zu allen neutestamentlichen Aussagen zur Gestalt des Satan steht, scheint Augustinus einen ganz besonders unglücklichen Tag erwischt zu haben.

So einfach ist das alles nicht. - Ich widerspreche der NT-Darstellung gar nicht, betone lediglich, dass man den augustinischen Gedanken mit gleichem Ergebnis aufnehmen kann, wenn man Probleme mit "Geist als wirkende Größe = Satan" hat.

Was kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt...

Genau das sollte eigentlich in Bezug auf die historisch-kritische Theologie vermieden werden. Es kann aber gut sein, dass es nicht gelingt.

[Münek]

Bei dieser recht eigenwilligen Interpretation, die in krassem Widerspruch zu allen neutestamentlichen Aussagen zur Gestalt des Satan steht, scheint Augustinus einen ganz besonders unglücklichen Tag erwischt zu haben.

So einfach ist das alles nicht.

Doch - ist es prinzipiell. Man kann natürlich alles verkomplizieren oder ins Abstrakt-Absurde verdrehen. Augustinus wird mit seiner höchst eigenwilligen Interpretation der biblischen Satansgestalt mit Sicherheit im christlichen Abseits stehen.

Was kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt...

Genau das sollte eigentlich in Bezug auf die historisch-kritische Theologie vermieden werden. Es kann aber gut sein, dass es nicht gelingt.

Solange sich die Theologie unter den warmen Rock der beschützenden Mutter Kirche (Dogmatik, Fundamentaltheologie, Papst) flüchten kann, hat sie doch von der wissenschaftlichen Exegese nun wirklich geistig nichts zu befürchten. Ratzinger und vor allem Berger übertreiben kolossal.

Die biblische Wissenschaft präsentiert ihre in höchster Professionalität gewonnenen Forschungsergebnisse. Es lässt sie unberührt, wenn sie von einigen Wenigen aus schnöden ideologischen Glaubensgründen wütend angekläfft wird. Wie gesagt: Was kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt...

[closs]

Wie gesagt: Was kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt...

Man sollte aber beide nicht verwechseln.

[Münek]

viele Theologen gehen davon aus, dass der Jude Jesus sich an die Juden wandte und keine neue Religion gründen wollte

Das sieht sogar die RKK so.

Nö - nach dem "Katechismus der Katholischen Kirche" (Weltkatechismus) ist die Kirche von Christus gegründet worden (siehe Nr. 763 ff.).

[Münek]

Wie gesagt: Was kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt...

Man sollte aber beide nicht verwechseln.

Da gibt es nichts zu verwechseln. Die fromm-wütenden Kläffer halten mit ihrer Identität schließlich nicht hinterm Berg und schreiben sogar Bestseller...