Alles Teufelszeug?

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#1181 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Fr 26. Feb 2016, 06:53

closs hat geschrieben: Die Shoa ist ein Empörungs-Topos geworden - als wäre der Völkermord an die Juden etwas GANZ anderes als bspw. z.T. Völkermord im Norden Syriens oder zu anderen Zeiten an anderen Orten der Welt. - Der Unterschied ist: Derart umfassend wie in der Shoa und derart geplant hat es Völkermord wahrscheinlich nie gegeben..
Man sollte Verbrechen nicht miteinander vergleichen, aber in der Dimension und in der konsequenten Durchführung war der Holocaust sicher einzigartig in der Geschichte.

closs hat geschrieben: Falsch wäre der Eindruck, dass "Gottesfürchtigkeit" vor irgend etwas Bösem in der Welt schützen würde. .
Dann wäre beten sinnlos oder Hilfe um göttlichen Beistand. Genau das tun aber Millionen täglich.

closs hat geschrieben: - Vergliche man die diesbezügliche Todesrate bei "Gerechten" oder "Ungerechten", käme vermutlich fifity-fifty raus - der ganze Ansatz ist falsch. - Das heisst u.a.: Es ist ziemlich albern, Gott am Leid in der Welt zu messen.
Die Theodizeefrage ist nicht albern, sondern ein entscheidendes Argument gegen einen "guten" Gott, bzw. überhaupt gegen die Existenz eines Gottes, der es gut mit den Menschen meint.
Zuletzt geändert von sven23 am Fr 26. Feb 2016, 10:29, insgesamt 1-mal geändert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#1182 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Fr 26. Feb 2016, 07:49

JackSparrow hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Im übrigen halte ich Kant für nicht so verbohrt
Der kategorische Imperativ ("Kannst du wollen, dass diese Maxime zum allgemeinen Gesetz werde?") befürwortet sämtliche Kriegsverbrechen der Nazis. Als moralische Instanz ist Kant somit völlig ungeeignet. Außer man befürwortet selbst die Maximen der Nazis.
Man muss eigentlich nur Rudimentäres über Kants Moralphilosophie wissen, um die Dummheit dieser Aussage zu durchschauen. Kann eine Moralphilosophie, die bereits das Lügen kategorisch verbietet, und zwar in jeder ihrer Erscheinungsformen aus Gründen des kategorischen Imperativs: kann eine solche Moralphilosophie gleichzeitig "sämtliche Kriegsverbrechen der Nazis" legitimieren?
Da müsste einem eigentlich auffallen, dass das doch vernünftigerweise kaum sein kann und man besser noch einmal nachließt und sich kundigt macht, bevor man dermaßen epochalen Blödsinn in die Welt setzt.

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#1183 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Fr 26. Feb 2016, 08:38

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Die Weisheit der Philosophie besteht darin, alles kritisch zu hinterfragen, inklusive sich selbst.
Sie soll aber nicht nur hinterfragen, sondern auch entwerfen. - Außerdem scheint sie sich ja gerade in puncto "spirituelle Realitäts-Potentiale" gerade NICHT zu hinterfragen.
Mit sprituellen Realitäts-Potentialen meinst du doch nur, sie solle deine nicht begründeten Ansichten akzeptieren (und zwischen Begründen und Falsifizieren besteht ein himmelweiter Unterschied). Es ist doch jedem offensichtlich, was du hier versuchst ...
Ansonsten beschäftigt sich die aktuelle Philosophie selbstverständlich nach wie vor mit idealistischen Systemen, wie das gerade erschienene und über 1400 Seiten starke Buch des Philosophen Slavoj Žižek über Hegel und Lacan belegt, in dem dieser den nachkantischen Idealismus mit der Psychoanalyse Lacans analysiert und neu interpretiert. Aber auch der stützt sich niemals auf höhere geistliche subjektive Einsichten, wie du das tust, sondern auf die Überzeugungskraft dessen, was er schreibt.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Es zeigt sich mithin die fundamentalistische, immunisierende und übergiffige Strategie deiner Ansichten und Argumentationsweise in aller Deutlichkeit.
Wahrscheinlich ist es eher der Versuch, der Philosophie ihre Würde zurück zu geben. - Dass es so schlimm ist, wie Du es sagst, überrascht mich wirklich.
Die Philosophie hat ihre Würde niemals verloren, und du hast mit ihrer Würde letzthin auch nichts am Hut. Du willst Philosophie als dienstbare Magd, die deine halsbrecherischen ontologischen Annahmen und deine inkorrekten Schlussfolgerungen abnickt. Mit Würde und intellektueller Redlichkeit hat das nichts zu tun.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Du möchtest willkürlich einschränken, worum sich die Wissenschaften gefälligst zu kümmern hätten
Dann lies endlich mal, was ich schreibe: Meine Aussage war, dass sich Wissenschaft an das hält, was sie per EIGEN-DEFINITION kann.
Gerade aufgrund ihres Selbstverständnisses, können die Natur- und Geisteswissenschaften prinzipiell ALLES untersuchen. Alles kann zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung gemacht werden: von dunkler Materie über den historischen Jesus am Kreuz und den vermeintlichen Eigenschaften eines christlichen Gottes bis hin zu der selbstimmunisierenden Struktur deiner hier vorgetragenen Position.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Du behauptest: die bloße Möglichkeit, irgendetwas könne existieren, begründete bereits, dass es wissenschaftlich zu berücksichtigen sei.
Als "Philo-Sophia" hat Philosophie spirituelle Plausibilitäten, die methodisch darstellbar, wiewohl nicht falsifizierbar sind, zu berücksichtigen. -
Du trägst aber keine Plausibilitäten vor, im Besonderen keine spirituellen. Du behauptest lediglich, begründest aber keine dieser Behauptungen. Du vertrittst eine Position, die selbst von tiefgläubigen scholastischen Theologen verworfen worden wäre, weil ihr sämtliche Begründungen fehlen. Falsifizieren kann man nur etwas, das begründet plausibel angenommen werden muss (wie Paulis Neutrinos). Deine ontologischen Setzungen scheitern bereits als plausible ontologische Setzungen. Zu irgendwelchen Falsifikationen kann es da gar nicht erst kommen.

closs hat geschrieben: dass man unter Philosophie nur noch das Öl im Getriebe des Materialismus verstehen sollte - dies wäre ein Kulturverfall und Rückschritt dramatischer Größenordnung.
Du definierst einfach alles, was deinen Ansichten widerspricht, als materialistisch. Eine typisch ideologische Haltung. Materialistisch argumentiert man aber nur, wenn man die zentrale These des Materialismus vertritt, dass nämlich letztlich alles auf Materie zurückzuführen ist. Ich rekurriere, wie jeder Philosoph, auf die Vernunft und das vernünftig-plausible Argumentieren, aber gewiss nicht auf Materie.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Eine ontoloische Zumutung, die bereits Kant in aller Schärfe zurückgeiesen hat.
Methodisch sicherlich begründbar, philosophisch nicht. - Denn es wird doch wohl noch philosophisch gelingen können, "Gott" methodisch/logisch/dialektisch/ontologisch anders darstellen zu können als Schlümpfe. - Wenn nein, dann gute Nacht.
DU musst nachweisen, warum dein chrislticher Gottesbegriff ontologisch relevanter sein soll als Odin oder der Oberschlumpf.

closs hat geschrieben: Im übrigen halte ich Kant für nicht so verbohrt - er hat nicht umsonst gesagt, dass es hinter der Vernunft etwas per Vernunft nicht Zugängliches gäbe und wurde in den von mir besuchten Vorlesungen deshalb als nicht nur Höhepunkt der Aufklärung, sondern auch als Türöffner für die Romantik verstanden - eben weil durch ihn die Grenzen der Vernunft deutlich wurden.
Die von Kant aufgezeigten Grenzen der Vernunft legen offen, warum es Gottesbeweise nicht geben kann und die Metaphysik nur innerhalb enger Grenzen betrieben werden kann.

closs hat geschrieben:Deine Ideologie sitzt viel tiefer, weil Du sie nicht einmal bemerkst - wie ein Fuchsbandwurm in der Leber. - Ich dagegen weiss, dass mein Ansatz weltanschaulich ist.
Ich tue nichts anderes, als deine Positionen mit möglichst vernünftig-nachvollziehbaren Argumenten zurückzuweisen. Wenn du vernünftiges Argumentieren als Ideologie ansiehst, dann entlarvt das lediglich deine dogmatische Sichtweise.

closs hat geschrieben: Kann sich Philosophie mit Nicht-Falsifizierbaren Dingen beschäftigen -
Selbstverständlich kann sie das und sie tut es auch nach wie vor. Sich mit nicht-falsifierbaren Inhalten zu beschäftigen heißt aber eben nicht, sich auf Phantastereien einlassen.
Zuletzt geändert von Thaddäus am Fr 26. Feb 2016, 12:06, insgesamt 3-mal geändert.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#1184 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Fr 26. Feb 2016, 09:22

Thaddäus hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Es zeigt sich mithin die fundamentalistische, immunisierende und übergiffige Strategie deiner Ansichten und Argumentationsweise in aller Deutlichkeit.
Wahrscheinlich ist es eher der Versuch, der Philosophie ihre Würde zurück zu geben. - Dass es so schlimm ist, wie Du es sagst, überrascht mich wirklich.
Die Philosophie hat ihre Würde niemals verloren, und du hast mit ihrer Würde letzthin auch nichts am Hut. Du willst Philosophie als dienstbare Magd, die deine halsbrecherischen ontologischen Annahmen und deine inkorrekten Schlussfolgerungen abnickt. Mit Würde und intellektueller Redlichkeit hat das nicht zu tun.

Ihr tut ja beide so, als gäbe es "die" Philosophie, quasi, als wäre sie eine Person, die sich so oder anders gebärdet.
Das ist aber nitnichten der Fall.

Jeder Mensch dieser Erde hat das Recht, zu philosophieren.
Egal, wie er es tut - er hat ein verbürgtes Recht dazu.
Das ist keineswegs übergriffig - auch die Philosophie ist keine mentale Diktatur, aus der man unbötige Mitglieder rausschmeißen kann.
Kommt mal bitte auf den Teppich zurück.

Es ist wie beim literarischen Dichten.
Jemand schreibt eine Erzählung, und entweder findet dieser Jemand eine Möglichkeit, sie zu veröffentlichen, oder nicht.
Da gibt es keine Instanz, die diesem Jemand untersagen kann, die Erzählung zu veröffentlichen, es sei denn, sie verstößt gegen das Grundgesetz.

Genauso kann jeder Mensch philosophieren. So war es immer, solange es diesen Begriff gibt.
Ihm das zu untersagen, halte ich für hochbedenklich und zeigt mir den Fanatismus, der offenbar überall lauert, wo der Neu-Atheismus im Spiel ist.

Wenn closs fordert, dass man sich auch philosophische Gedanken darüber machen darf über Gott und seine Präsenz beim Philosophieren, dann kann er damit entweder durchdringen oder nicht. Entweder er findet dafür einen Verlag oder nicht. Oder er findet jemanden, der seine Gedanken aufgreift und veröffentlicht.
Damit wäre dann sein philosophischer Entwurf der Gemeinschaft zur Diskussion gestellt und wäre ein Teil des philosophischen Diskurses.
Wenn das Ganze undurchdacht ist - was ich persönlich so sehe -, dann wird das auch keinen Platz im philosophischen Diskurs bekommen.

Ein Philosoph wird das ja wohl noch gelassen abwarten können, statt dass er einem Menschen das Menschenrecht rauben will, frei Gedanken zu äußern.

Die immer wiederholte Unterstellung, closs wolle die Wissenschaft dazu kriegen, seine Gedanken zu integrieren, macht mir besonders Sorge.
closs schreibt das nirgends, und er dementiert das regelmäßig, wenn dieser Vorwurf erneut erhoben wird.
Warum also wird dieser Vorwurf immer wieder erhoben?
Meine Vermutung: nur mit dieser Unredlichkeit meint man closs zum Schweigen kriegen zu können.

Wie auch immer:
ich sehe den Fanatismus, den der Neue Atheismus in sich birgt, ziemlich deutlich.
Im Namen der "Philosophe" will man das Philosophieren zensieren.

closs - als Gegenreaktion - fanatisert sich ebenfalls zusehends.
Statt dass man ihm nachzuweisen sucht, dass er nur mit Scheinbegriffen spielt, gibt man ihm Gelegenheit, sich als Opfer einer mentalen philosophischen Diktatur zu fühlen.

Und letzteres zu Recht. Das Denken von Thaddäus ist nicht "die" Philosophie, sondern ist einfach nur das Denken von Thaddäus.
Von redlichem Disput ist hier keineswegs mehr die Rede, da ja, wie gesagt, immer wieder ein falsches Argument ins Spiel gebracht wird, dass closs sein Denken als wissenschaftliches verstanden wissen will.

Da das aber nicht der Fall ist, muss man closs entweder reden lassen oder ihm sein Denken als Scheindenken nachweisen.
Letzteres geht aber nicht, da closs sich selber niemals hinterfragt. Er sieht sich als Verteidiger eines verlorenen Denkens, und das wird man nicht ändern können. Wo Selbstzweifel nicht die Basis des Philosophierens ist, findet gar kein Philosophieren statt.

Und das gilt für beide Parteien.

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#1185 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von ThomasM » Fr 26. Feb 2016, 09:26

Hemul hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: Dass jemandem wie Hemul sechs Millionen Juden ziemlich gleichgültig sind, weil das ja doch nur gottesfeindliche Heiden sind, geht aus dessen Zitaten ja klar hervor.
Du bist mir einer der größten Drecksäcke denen ich bisher begegnet bin. Du kommst gleich nach dem Seppl.
Sehr freundlich von dir, lieber Hemul.
Aber leider habe ich genügend Beweise für meine Aussage.
Wann versäumst du denn mal einen Tag, an dem du nicht mit einer deutlich formulierten Freude und Zufriedenheit deine Drohbotschaft verkündest, wann wartest du mal nicht mit Freude darauf, dass endlich die Milliarden gottlosen Heiden von Gott vernichtet und umgebracht werden.
Das siehst du sogar als frohe Botschaft an. Frohe Botschaft, wenn Menschen getötet werden?

Hier hast du es ausdrücklich geschrieben:
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 01#p188101

Um es nochmals ausdrücklich zu zitieren:
Hemul hat geschrieben: Du es bist zitiere ich die wunderbare Botschaft aus Offenbarung 11:17+18,
17 und beteten: "Wir danken dir, Herr, du großer, allmächtiger Gott, der du bist und immer warst. Du hast deine große Macht bewiesen und die Herrschaft übernommen. 18 Die Völker haben sich im Zorn von dir abgewandt. Darum trifft sie jetzt dein Zorn. Die Zeit des Gerichts ist gekommen, und die Toten wirst du richten. Allen wirst du ihren Lohn geben: deinen Dienern, den Propheten, allen, die dir gehören und Ehrfurcht vor dir haben, den Großen wie den Kleinen. Ohne Ausnahme wirst du alle vernichten, die unsere Erde ins Verderben gestürzt haben."
Wenn das keine "FROHE" Botschaft ist-kann ich Dir auch nicht mehr helfen.
Dein Herz ist aus Stein und deine Liebe nicht vorhanden, wenn du so etwas als "frohmachend" empfindest.
Gegen die Milliarden, bei denen du mit "Freude" darauf wartest, dass sie endlich niedergemetzelt werden, sind nichts gegen die sechs Millionen Juden, die im dritten Reich ihr Leben ließen.
Du magst mich als Drecksack empfinden, weil ich dir einen Spiegel vorhalte. Aber es ist der Spiegel des Evangeliums und deckt den finsteren Abgrund deiner Seele auf.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#1186 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Fr 26. Feb 2016, 09:26

closs hat geschrieben: Als "Philo-Sophia" hat Philosophie spirituelle Plausibilitäten, die methodisch darstellbar, wiewohl nicht falsifizierbar sind, zu berücksichtigen.

Es ist Dir in all den Jahren nicht einmal im Ansatz gelungen, Dein Glaubenskonstrukt auch nur annähernd als PLAUSIBEL darzustellen. In dieser Richtung kam und kommt einfach NICHTS.

Des Kaisers neue Kleider. Traurig aber wahr.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1187 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Fr 26. Feb 2016, 10:26

Thaddäus hat geschrieben:Mit sprituellen Realitäts-Potentialen meinst du doch nur, sie solle deine nicht begründeten Ansichten akzeptieren (und zwischen Begründen und Falsifizieren besteht ein himmelweiter Unterschied).
Es hat primär nichts mit MEINEN Dingen zu tun, sondern mit gut 1500 Jahren europäischer Kultur-Geschichte, der ich inhaltlich nah genug bin, um sie verteidigen zu können.

Thaddäus hat geschrieben: Aber auch der stützt sich niemals auf höhere geistliche subjekte Einsichten, wie du das tust, sondern auf die Überzeugungskraft dessen, was er schreibt.
Dann ist es halt so - heute kann Spirituell-Geistiges nur über die Hintertür kommen, weil das Hauptportal verschlossen ist.

Das gilt auch für die Qualia - ein verzagter und gleichzeitig guter Versuch zu erkennen, dass der Mensch nicht nur die Summe seiner neuronalen Aktivitäten ist - bravo (dafür bist ja auch Du ein erfreulicher Beleg). - Nur: Die nächste Frage wäre die erste Frage: Wie kann man das begründen? - Nicht "begründen" im Sinne von "Wir beobachten, dass ...", sondern philosophisch-ontologisch im Sinne von "Wenn nicht durch Materie, wodurch denn dann?".

Thaddäus hat geschrieben:Du willst Philosophie als dienstbare Magd
Es ist merkwürdig, dass wir uns gegenseitig dasselbe vorwerfen. - Mein Vorwurf "Ancilla scientiae" konterst Du mit "Ancilla ... wovon eigentlich?". - Bekennen würde ich mich zu "Ancilla ontologiae" - im WÖRTLICHEN Sinn in der gar nicht schlechten Definition von wik:
"Die Ontologie befasst sich mit einer Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird".

Thaddäus hat geschrieben:Gerade aufgrund ihres Selbstverständnisses, können die Natur- und Geisteswissenschaften prinzipiell ALLES untersuchen.
Aber doch nur soweit substantiell, soweit es mit den EIGENEN Prämissen kompatibel ist. - Man weist unter Wasser nach, dass es keine Luft-Atmosphäre geben kann und untersucht wissenschaftlich, warum andere es rückschritts-halber selbiges glauben konnten. - Das hat nach meinem Verständnis nichts mit Philosophie zu tun.

Thaddäus hat geschrieben:Du trägst aber keine Plausibilitäten vor, im Besonderen keine spirituellen. Du behauptest lediglich, begründest aber keine dieser Behauptungen.
Das Forum ist kein Katheder - und ich müsste mich wirklich mehr anstrengen (wenn ich es überhaupt noch schaffen würde), als mir lieb ist, um an sich Klares lückenlos argumentativ darzustellen. - Andererseits sollte es nicht nötig sein, die Räder der letzten 1500 Jahre neu erfinden zu müssen.

Dazu kommt: Es geht ja gar nicht darum, sondern um Denkweisen des 20./21. Jh., die nicht mehr kompatibel erscheinen mit Denkweisen anderer Epochen. - Das sieht man bspw. daran, dass jegliche geistigen Argumente materialistisch abgefragt werden und bei Nicht-Erfüllung materialistischer Prämissen als verworfen gelten. - Man erwartet also (nolens? - volens?), dass - um das eingeführte Bild zu bemühen - , dass eine Luftatmosphäre nur dann als plausibel erscheint, wenn sie unter Wasser nachgewiesen wird. - Erkennst Du diese Aporie?

Thaddäus hat geschrieben:Materialistisch argumentiert man aber nur, wenn man die zentrale These des Materialismus vertritt, dass nämlich letztlich alles auf Materie zurückzuführen ist.
Du verkennst dabei, dass auch Qualia so lange materialistische Erscheinungen sind, so lange man deren Genese nicht qualitativ anderem zuschreibt als der Materie. - Es reicht nicht zu sagen, sie seien durch neuronale Geschehnisse nicht ausreichend erklärt.

Thaddäus hat geschrieben:Ich rekurriere, wie jeder Philosoph, auf die Vernunft und das vernünftig-plausible Argumentieren, aber gewiss nicht auf Materie.
Das kannst Du erst dann überzeugend tun, nachdem Du den ersten Schritt gegangen bist und geklärt hast, wo Vernunft herkommt wenn nicht über Materie. - Das tust Du genau NICHT - Du arbeitest auf dem üblichen Ölfilm ("Materie ist es direkt nicht - den Rest müssen wir offen lassen") - das klingt mir nicht nach einer grundlegenden Auseinandersetzung.

Ein persönliches Wort:
Sobald Du den Käfig Deines Philosophie-Verständnisses verlässt, wirkst Du extrem geistig und authentisch (menschliche Aussagen - Aussagen über Musik - ect.). - Sobald Du Deinen Heimat-Urlaub beendest, bist Du wieder in der "Firma" und vertrittst deren Corporate Identity.

Thaddäus hat geschrieben:DU musst nachweisen, warum dein chrislticher Gottesbegriff ontologisch relevanter sein soll als Odin oder der Oberschlumpf.
Siehe oben - ich fühle mich, wenn überhaupt, nur unter höchsten Anstrengungen in der Lage, mein Erkenntnis-Sediment noch mal so aufzudröseln, dass daraus 1500 Jahre Geistesgeschichte erblühen - ich finde, es ist auch etwas viel verlangt.

Zumal der erste Schritt sein müsste, erst mal System-Prämissen unter die Lupe zu nehmen. - Du hast gerade wieder eine gebracht, wenn Du unterstellst, es sei das Selbstverständlichste der Welt, dass man etwas nachweisen könne, was wahr ist. - Es wurde hier schon mehrfach dargestellt, dass es gute Gründe gibt, dass es gerade das Nicht-Nachweisbare sein könnte, das ontologisch wahr ist.

Suchst Du absolute Wahrheit oder Wahrnehmungs-System-Wahrheit? - Was ist Deiner Meinung diesbezüglich die Aufgabe der Philosophie?

Thaddäus hat geschrieben:Die von Kant aufgezeigten Grenzen der Vernunft legen offen, warum es Gottesbeweise nicht geben kann und die Metaphysik nur innerhalb enger Grenzen betrieben werden kann.
Warum es im Rahmen dessen, was er Vernunft nennt Gottesbeweise nicht geben kann und die Metaphysik nur innerhalb enger Grenzen betrieben werden kann - mit dieser Verdeutlichung würde ich Dir zustimmen.

Auch hier ein Problem:
Was "ist" eigentlich Vernunft? - Das, was einen im Rahmen menschlicher Möglichkeiten befähigt, Dinge nachzuweisen? - Oder das von Gott, wovon der Mensch einen kleinen Teil hat? - Wie Du siehst: Zwei völlig unterschiedliche Definitionen.

Achtung: Meine Frage war nicht "Was ist Vernunft bei Kant?", sondern "Was IST Vernunft?".

Thaddäus hat geschrieben:Wenn du vernünftiges Argumentieren als Ideologie ansiehst, dann entlarvt das lediglich deine dogmatische Sichtweise.
Man kann "Vernunft" so definieren, dass Deine Aussage stimmt - aber meine Definition von "Vernunft" ist anders. - Aus meiner Sicht ist die Aufhebung der Dialektik in ein "Alles im Einen" ("Gott") die höchste Form der Vernunft - im Rahmen menschlicher Möglichkeiten würde ich Ontologie als höchst-möglichen Maßstab verstehen.

Zur Erinnerung, weil "Ontologie" inzwischen sogar inner-materialistisch verwendet zu werden scheint:
"Die Ontologie befasst sich mit einer Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird".

Thaddäus hat geschrieben: Sich mit nicht-falsifierbaren Inhalten zu beschäftigen heißt aber eben nicht, sich auf Phantatsereien einlassen.
Interessant: Und wie unterscheidest DU bei Nicht-Falsifizierbarem, was Blödsinn ist und was nicht?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1188 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Fr 26. Feb 2016, 10:35

sven23 hat geschrieben:Man sollte Verbrechen nicht miteinander vergleichen, aber in der Dimension und in der konsequenten Durchführung war der Holocaust sicher einzigartig in der Geschichte.
Absolut richtig - aber eben kein Argument für geistige Grundsatzfragen ("Warum gibt es Leid?").

Die Frage "Wo war Gott in Auschwitz?" ist qualitaitv diesselbe wie "Wo war Gott, als Person x bei einem Verkehrsunfall eingeklemmt langsam verbrannt ist?".

sven23 hat geschrieben:Dann wäre beten sinnlos oder Hilfe um göttlichen Beistand.
Trugschluss. - Beten ist nicht als Garantie gegen Leid, sondern als Schutz im Leid zu verstehen.

sven23 hat geschrieben:Die Theodizeefrage ist nicht albern
Natürlich nicht - aber man muss sie richtig stellen.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1189 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Fr 26. Feb 2016, 10:40

Savonlinna hat geschrieben:Wenn das Ganze undurchdacht ist - was ich persönlich so sehe
Einfach weiter sehen. ;)

Savonlinna hat geschrieben:Letzteres geht aber nicht, da closs sich selber niemals hinterfragt.
Bei allem Dank für Deine übergeordnete Sicht: In diesem Punkt könntest Du inzwischen weiter sein.

Es ist doch gerade mein Ziel, jegliche hier im Forum geäußerten Haltungen auf ihre Voraussetzungen hin ("Schritt 1") zu überprüfen: Warum denken Savonlinna, Thaddäus, closs, etc. "so"? - Was sind die Prämissen, dass sie "so" denken können? - Wie könnte man mehr hinterfragen?

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#1190 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Fr 26. Feb 2016, 11:03

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Mit sprituellen Realitäts-Potentialen meinst du doch nur, sie solle deine nicht begründeten Ansichten akzeptieren (und zwischen Begründen und Falsifizieren besteht ein himmelweiter Unterschied).
Es hat primär nichts mit MEINEN Dingen zu tun, sondern mit gut 1500 Jahren europäischer Kultur-Geschichte, der ich inhaltlich nah genug bin, um sie verteidigen zu können.
Hierin irrst Du, closs. Du verteidigst nur Dein eigenes Denken.

Bisher waren alle Philosophen und Denker, auf die Du Dich berufen hast, völlig Deinem Denken entgegengesetzt.
Du beziehst Dich gerne auf Autoriäten, die Du nicht kennst.
Das vor allem nehme ich Dir übel.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Aber auch der stützt sich niemals auf höhere geistliche subjekte Einsichten, wie du das tust, sondern auf die Überzeugungskraft dessen, was er schreibt.
Dann ist es halt so - heute kann Spirituell-Geistiges nur über die Hintertür kommen, weil das Hauptportal verschlossen ist.
Es gibt spirituelle Denker, ja.
Denen würde möglicherweise auch Thaddäus nichts entgegensetzen.
Sie sind überzeugend, Du aber nicht.

Was Du verwechselst: die Abwehr gegen Deine Thesen richten sich nicht gegen die Spiritualität, sondern gege Dein persönliches Denken.
Es gibt viel mehr Spiritualität heute, als Du ahnst.

Antworten