Thaddäus hat geschrieben:Mit sprituellen Realitäts-Potentialen meinst du doch nur, sie solle deine nicht begründeten Ansichten akzeptieren (und zwischen Begründen und Falsifizieren besteht ein himmelweiter Unterschied).
Es hat primär nichts mit MEINEN Dingen zu tun, sondern mit gut 1500 Jahren europäischer Kultur-Geschichte, der ich inhaltlich nah genug bin, um sie verteidigen zu können.
Thaddäus hat geschrieben: Aber auch der stützt sich niemals auf höhere geistliche subjekte Einsichten, wie du das tust, sondern auf die Überzeugungskraft dessen, was er schreibt.
Dann ist es halt so - heute kann Spirituell-Geistiges nur über die Hintertür kommen, weil das Hauptportal verschlossen ist.
Das gilt auch für die Qualia - ein verzagter und gleichzeitig guter Versuch zu erkennen, dass der Mensch nicht nur die Summe seiner neuronalen Aktivitäten ist - bravo (dafür bist ja auch Du ein erfreulicher Beleg). - Nur: Die nächste Frage wäre die erste Frage: Wie kann man das begründen? - Nicht "begründen" im Sinne von "Wir beobachten, dass ...", sondern philosophisch-ontologisch im Sinne von "Wenn nicht durch Materie, wodurch denn dann?".
Thaddäus hat geschrieben:Du willst Philosophie als dienstbare Magd
Es ist merkwürdig, dass wir uns gegenseitig dasselbe vorwerfen. - Mein Vorwurf "Ancilla scientiae" konterst Du mit "Ancilla ... wovon eigentlich?". - Bekennen würde ich mich zu "Ancilla ontologiae" - im WÖRTLICHEN Sinn in der gar nicht schlechten Definition von wik:
"Die Ontologie befasst sich mit einer Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird".
Thaddäus hat geschrieben:Gerade aufgrund ihres Selbstverständnisses, können die Natur- und Geisteswissenschaften prinzipiell ALLES untersuchen.
Aber doch nur soweit substantiell, soweit es mit den EIGENEN Prämissen kompatibel ist. - Man weist unter Wasser nach, dass es keine Luft-Atmosphäre geben kann und untersucht wissenschaftlich, warum andere es rückschritts-halber selbiges glauben konnten. - Das hat nach meinem Verständnis nichts mit Philosophie zu tun.
Thaddäus hat geschrieben:Du trägst aber keine Plausibilitäten vor, im Besonderen keine spirituellen. Du behauptest lediglich, begründest aber keine dieser Behauptungen.
Das Forum ist kein Katheder - und ich müsste mich wirklich mehr anstrengen (wenn ich es überhaupt noch schaffen würde), als mir lieb ist, um an sich Klares lückenlos argumentativ darzustellen. - Andererseits sollte es nicht nötig sein, die Räder der letzten 1500 Jahre neu erfinden zu müssen.
Dazu kommt: Es geht ja gar nicht darum, sondern um Denkweisen des 20./21. Jh., die nicht mehr kompatibel erscheinen mit Denkweisen anderer Epochen. - Das sieht man bspw. daran, dass jegliche geistigen Argumente materialistisch abgefragt werden und bei Nicht-Erfüllung materialistischer Prämissen als verworfen gelten. - Man erwartet also (nolens? - volens?), dass - um das eingeführte Bild zu bemühen - , dass eine Luftatmosphäre nur dann als plausibel erscheint, wenn sie unter Wasser nachgewiesen wird. - Erkennst Du diese Aporie?
Thaddäus hat geschrieben:Materialistisch argumentiert man aber nur, wenn man die zentrale These des Materialismus vertritt, dass nämlich letztlich alles auf Materie zurückzuführen ist.
Du verkennst dabei, dass auch Qualia so lange materialistische Erscheinungen sind, so lange man deren Genese nicht
qualitativ anderem zuschreibt als der Materie. - Es reicht nicht zu sagen, sie seien durch neuronale Geschehnisse nicht ausreichend erklärt.
Thaddäus hat geschrieben:Ich rekurriere, wie jeder Philosoph, auf die Vernunft und das vernünftig-plausible Argumentieren, aber gewiss nicht auf Materie.
Das kannst Du erst dann überzeugend tun, nachdem Du den ersten Schritt gegangen bist und geklärt hast, wo Vernunft herkommt wenn nicht über Materie. - Das tust Du genau NICHT - Du arbeitest auf dem üblichen Ölfilm ("Materie ist es direkt nicht - den Rest müssen wir offen lassen") - das klingt mir nicht nach einer grundlegenden Auseinandersetzung.
Ein persönliches Wort:
Sobald Du den Käfig Deines Philosophie-Verständnisses verlässt, wirkst Du extrem geistig und authentisch (menschliche Aussagen - Aussagen über Musik - ect.). - Sobald Du Deinen Heimat-Urlaub beendest, bist Du wieder in der "Firma" und vertrittst deren Corporate Identity.
Thaddäus hat geschrieben:DU musst nachweisen, warum dein chrislticher Gottesbegriff ontologisch relevanter sein soll als Odin oder der Oberschlumpf.
Siehe oben - ich fühle mich, wenn überhaupt, nur unter höchsten Anstrengungen in der Lage, mein Erkenntnis-Sediment noch mal so aufzudröseln, dass daraus 1500 Jahre Geistesgeschichte erblühen - ich finde, es ist auch etwas viel verlangt.
Zumal der erste Schritt sein müsste, erst mal System-Prämissen unter die Lupe zu nehmen. - Du hast gerade wieder eine gebracht, wenn Du unterstellst, es sei das Selbstverständlichste der Welt, dass man etwas nachweisen könne, was wahr ist. - Es wurde hier schon mehrfach dargestellt, dass es gute Gründe gibt, dass es gerade das Nicht-Nachweisbare sein könnte, das ontologisch wahr ist.
Suchst Du absolute Wahrheit oder Wahrnehmungs-System-Wahrheit? - Was ist Deiner Meinung diesbezüglich die Aufgabe der Philosophie?
Thaddäus hat geschrieben:Die von Kant aufgezeigten Grenzen der Vernunft legen offen, warum es Gottesbeweise nicht geben kann und die Metaphysik nur innerhalb enger Grenzen betrieben werden kann.
Warum es
im Rahmen dessen, was er Vernunft nennt Gottesbeweise nicht geben kann und die Metaphysik nur innerhalb enger Grenzen betrieben werden kann - mit dieser Verdeutlichung würde ich Dir zustimmen.
Auch hier ein Problem:
Was "ist" eigentlich Vernunft? - Das, was einen im Rahmen menschlicher Möglichkeiten befähigt, Dinge nachzuweisen? - Oder das von Gott, wovon der Mensch einen kleinen Teil hat? - Wie Du siehst: Zwei völlig unterschiedliche Definitionen.
Achtung: Meine Frage war nicht "Was ist Vernunft bei Kant?", sondern "Was IST Vernunft?".
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du vernünftiges Argumentieren als Ideologie ansiehst, dann entlarvt das lediglich deine dogmatische Sichtweise.
Man kann "Vernunft" so definieren, dass Deine Aussage stimmt - aber meine Definition von "Vernunft" ist anders. - Aus meiner Sicht ist die Aufhebung der Dialektik in ein "Alles im Einen" ("Gott") die höchste Form der Vernunft - im Rahmen menschlicher Möglichkeiten würde ich Ontologie als höchst-möglichen Maßstab verstehen.
Zur Erinnerung, weil "Ontologie" inzwischen sogar inner-materialistisch verwendet zu werden scheint:
"Die Ontologie befasst sich mit einer Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird".
Thaddäus hat geschrieben: Sich mit nicht-falsifierbaren Inhalten zu beschäftigen heißt aber eben nicht, sich auf Phantatsereien einlassen.
Interessant: Und wie unterscheidest DU bei Nicht-Falsifizierbarem, was Blödsinn ist und was nicht?