Eigentlich würde es hier ja um das Thema Allversöhnung gehen, und zwar konkret um eine biblisch begründete Theologie der
Allversöhnung. Diese gibt es und sie kann durchaus von gläubigen Christen ohne Widerspruch zum Glauben an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist vertreten werden. Ich sage dies aus meiner eigenen Erfahrung und intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema. Ich denke, lovetrail liegt auf dieser Linie.
Ich lebte 20 Jahre als praktizierender Buddhist, dann 7 Jahre als (bekennender, getaufter und wiedergeborener) Christ und seit nunmehr 9 Jahren gehe ich wieder meinen ursprünglichen buddhistischen Weg weiter. Auf der Ebene des konkreten Lebens gibt das für mich keinen Widerspruch. Im Gegenteil: Ehtik und Gebet/Meditation der beiden Wege können sich gegenseitig sehr befruchten.
Erkenntnistheoretisch ergibt sich ein Widerspruch vor allem in der Erkenntnis eines personalen, allmächtigen, ewigen Schöpfergottes (Bibel) mit der Erkenntnis der umfassenden Bedingtheit allen Seins (Palikanon). Je weniger allerdings die Personalität und die Bedingtheit verabsolutiert und zu einzig richtigen Dogmen erhoben werden, desto mehr Raum wird auch hier für die gelebte Wahrheit geschaffen, die sich der Grenzen menschlicher Erkenntnis bewusst ist. Als Beispiel sei von christlicher Seite Meister Ekkehardt genannt und auf buddhistischer Seite der (hier bereits von Novalis erwähnte) Amithaba-Buddhismus.
Was nun eine objektive Allversöhnung angeht, so muss ich dies aus buddhistischer Sicht offen lassen. Vom Samsara, dem Kreislauf des Geborenwerdens, Sterbens und Wiedergeborenwerdens, ist kein Anfang und kein Ende erkennbar. Das Ziel des Buddhisten ist der Ausstieg aus diesem Kreislauf und damit die Erlösung von Leiden und Tod: Nibbana, das Leidlose und Todlose.
Allerdings gibt es im Buddhismus kein absolute Verdammnis und Verlorenheit: Der Ausweg aus dem Samsara existiert immer, solange der Samsara existiert. Der Weg zur Erlösung kann von jedem Wesen jederzeit gefunden und betreten werden. Dieses Finden und Betreten ist aber nicht einem (vermeintlich absoluten) freien Willen zugänglich, sondern entsteht - wie alles - aus Ursachen und Bedingungen.
Eine schöne Definition von Allversöhnung hat Lena gegeben. Sie deckt sich mit dem buddhistischen Begriff des "Nibbana mit einem Daseinsrest" oder des "sichtbaren Nibbana". Das meint Nibbana (wörtl. das Erlöschen) von Gier, Hass und Selbstsucht im Herzen des Menschen. Ein solcher Mensch ist mit dem All - und das All mit ihm - versöhnt. Wenn er seinen Körper ablegt (beim Tode) bleibt Nibbana - das Leidlose und Todlose - übrig. Aufgrund des Fehlens von Gier, Hass und Selbstsucht entsteht keine neue Wiedergeburt mehr.