Alles Teufelszeug? VI

Catholic
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#1151 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Catholic » Mo 7. Aug 2017, 22:14

sven23 hat geschrieben: Genau so geht die Forschung vor und kommt zu dem Schluss, dass Jesus überhaupt keine christologischen Hoheitstitel für sich beansprucht hat.
...
Ob Jesus selbst in seiner Verkündigung christologische Hoheitstitel verwandt bzw. auf sich bezogen hat, ist eine in der Forschung viel diskutierte Frage. Sie wird meist negativ beantwortet."[/color][/i]
Quelle: bibelwissenschaft.de

Ob Jesus diese Hoheitstitel für sich in Anspruch nahm ist also eine in der Forschung viel diskutierte Frage bei der die Forschung zum Schluß gekommen ist,dass Jesus die Titel nicht für sich in Anspruch nahm. ;-)

closs
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#1152 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 7. Aug 2017, 23:20

sven23 hat geschrieben:Das ist eben deíne laienhaft naive Vorstellung, man könne mit irgendeiner Methode herausfinden, was Jesus gedacht hat.
Noch ist es nicht so weit, dass sie Forschung die Glaskugel befragt. :lol:
Vollkommen daneben. - "Herausfinden" kann man immer nur annäherungsweise - man könnte bspw. anhand Deiner Posts sich ein annäherndes Bild machen, was Deine Weltanschauung ist. - Man kann sich genauso anhand der biblischen Quellen ein annäherndes Bild machen, wie Jesus gedacht hat. - Die eine Methode nimmt dazu die eine Perspektive eine, die andere Methode eine andere Perspektive. - Das ist ein extrem normales Ding in der Wissenschaft.

sven23 hat geschrieben:Das ist clossscher Unsinn und in der Forschung überhaupt kein Thema.
Es sollte kein Thema sein, weil man wissen müsste.

closs hat geschrieben:Mein Reden seit ewigen Zeiten: Wissenschaft vs. Glaubensdogmatik.
Nee - ich habe etwas ganz anderes gesagt. - Dein Reden ist ewig wiederholtes ideologisches Gewäsch, das nichts mit der Sache zu tun hat.

sven23 hat geschrieben: Genau so ist es. Das geht aber nur mit einer ergebnisoffenen Methode, nicht mit Kanonik, wo das Ergebnis schon fest steht
Auch das ewig wiederholtes, inhaltlich falsches Gewäsch. - Die jeweiligen Prämissen stehen fest, die in beiden Fällen nie Gegenstand der Forschung sind - die Ergebnisse der Forschung dagegen stehen natürlich NICHT fest.

svne23 hat geschrieben:Das geht genauso wie mit jedem anderen religiösen Glaubenskonstrukt. Sonderbehandlungen werden nicht gewährt.
Meinst Du, dass es Sache der HKM ist, zu gewähren, wie andere wissenschaftliche Disziplinen perspektivisch herangehen?

sven23 hat geschrieben:Logisch in der Bibel, wo sonst? :roll:
Dann zeige, wo.

sven23 hat geschrieben:Die Reich-Gottes Erwartung (Königsherrschaft auf Erden) war im jüdischen Glauben verankert, nur ohne Terminzusage.
Neu war bei Jesus, dass er die Gottesherrschaft als schon so nahe herbeigekommen sah, dass sie bereits zu wirken begann (inneres Gottesreich) und mit Sicherheit unmittelbar vor der endgültigen Vollendung stand.
Aber wodurch? - Durch ein apokylptisch-physisches Geschehen mit der Folge eines göttlichen Königs in Jerusalem oder durch die Auferstehung und die damit verbundene "Erlösung"?

sven23 hat geschrieben:"Die Naherwartung Jesu:
Durch die Zeichen, die Jesus wirkt, ist die Wahrheit seiner Ankündigung, ist die Nähe des Reichs verbürgt. Aus den Gegenwartsaussagen geht die Nähe als potenzierte Naherwartung hervor. Das 'Schon' des ankommenden Gottesreichs ist nur dann als eschatologischer Vollzug zu verstehen, wenn die Basileia alsbald als endgültiger Heilszustand immerwährendes Präsenz sein wird. Durch das in Jesus anhebende Kommen der Gottesherrschaft ist Jesu Zukunftserwartung Naherwartung (XVIf).Erich Grässer
Soweit würde das auch Berger unterschreiben.

closs
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#1153 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 7. Aug 2017, 23:26

sven23 hat geschrieben:Der Einwand, es gäbe abseits der methodisch erschlossenen historischen Vergangenheit eine irgendwie geartete "wirkliche Historie", die niemand genau kennen könne, ist zwar nicht falsch, bringt einen aber in der Erschließung der Vergangenheit keinen Schritt weiter.
Die Einsicht, dass jedes Wissen nur vorläufiges Wissen ist, deckt diese Unsicherheit ab und führt dazu, dass Wissen jederzeit bei Auftauchen neuer Quellen neu bewertet wird. Das reicht und mehr geht auch nicht. Das große "Historienmysterium" ist da wenig hilfreich und dient doch nur dazu, gewonnene unliebsame Erkenntnisse wieder in Abrede stellen zu können.
Du zäumst den Gaul von hinten auf ("Anthropozentrismus"). - Es gibt nicht eine "wirkliche Historie" "abseits der methodisch erschlossenen historischen Vergangenheit", sondern es gibt nur EINE "wirkliche Historie", die man unterschiedlich erschließen kann.

Dass die HKM nur dann ihre bisherige Annäherung überdenken würde, wenn neue für sie verwertbare Quellen kommen, ist methodik-intern logisch - aber das ist ihre Sache. - Und richtig: Für die HKM reicht das und mehr geht auch nicht. - All das sagt nichts darüber aus, ob die HKM für alle Fragen der historischen Wirklichkeit die beste Methodik ist - es kristallisiert sich nicht nur hier im Forum, sondern auch "draußen" immer mehr heraus, dass die HKM bei geistigen Fragen (nicht wie Jesus rezipiert wurde, sondern was er wirklich gemeint hat) nicht die erste Wahl ist.

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#1154 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 7. Aug 2017, 23:36

Pluto hat geschrieben:Da "Vernunft" ein von Menschen geschaffener Begriff ist, kann man ihn nicht so definieren, wie du es hier beschreibst.
Man kann schon, aber man tut es spät-aufklärerisch-anthropozentrisch nicht. - Damit ist "Vernunft" aber keine ausreichende Grundlage für das Verständnis der Welt - mir wäre dieser Preis zu hoch.

Pluto hat geschrieben:Wiki schreibt:
"Danach ist die Vernunft das oberste Erkenntnisvermögen, das den Verstand, mit dem die Wahrnehmung strukturiert wird, kontrolliert und diesem Grenzen setzt bzw. dessen Beschränkungen erkennt. Sie ist damit das wichtigste Mittel der geistigen Reflexion und das wichtigste Werkzeug der Philosophie.
[Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Vernunft]
Wenn du Kant widersprechen willst, musst du schon bessere Argumente bringen.
Im Gegenteil: Ich stimme ihm zu, denn: Die Vernunft soll den Verstand kontrollieren. - Das ist doch genau, was ich mit "de-anthropozentrieren" meine. - Das passt doch genau zum späten Kant, der nach eigenen Worten die Vernunft zu ihrem Ende brachte, um Platz für die Glauben zu haben - will heißen: Die Vernunft muss erkennen, was sie NICHT erkennt.

Pluto hat geschrieben:Auch hier glaube ich, dass du "Methodik" falsch verstehst. Methodik ist nur eine Beschreibung des Wegs zum Ergebnis. Letztlich zählt das Ergebnis, und nicht die Methodik.
[/quote]Trotzdem sagt Theißen (und ich glaube, ich verstehe ihn) dass die "Beschreibung des Wegs zum Ergebnis" wissenschaftlich wichtiger sein kann als das Ergebnis - einfach um seinem wissenschaftlichen Anspruch nicht zu verletzen.

Und so sagt Theißen nach meiner Erinnerung sogar wörtlich "Es könnte ganz anders gewesen sein" - ich füge hinzu: "Aber unser Job ist es, mit UNSEREM methodischen Weg saubere methodische Ergebnisse zu erzielen". - Weiter hinzufügen ist: "Ergebnisse, die von Ergebnissen anderer Exegesen getoppt werden können, wenn sie bei gewissen Fragen näher an dem sind, was wirklich war".

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#1155 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 7. Aug 2017, 23:56

Thaddäus hat geschrieben:Sein Gedankenfehler besteht darin anzunehmen, man könne einfach eine dazu alternative historische Realität postulieren, wenn einem die Ergebnisse der historisch-kritischen und archeologischen Rekonstruktion der "ontischen" Realität nicht gefallen.
Deine Aussage ist stark ideologisch gefärbt.

Wie kannst Du von einer "alternativen historischen ('ontischen') Realität" sprechen, wenn es nur EINE historische ("ontische") Realität gibt? - Was Du nur meinen kannst, ist: "Alternative Bewertung der EINEN historischen ('ontischen') Realität. - Ich werde den Verdacht nicht los, dass auch Du "HKM-Ergebnisse" und "historische ('ontische') Realität de facto gleichsetzt - das darf Dir eigentlich als Philosophin nicht passieren.

Thaddäus hat geschrieben:Denn aus der Göttlichkeit Jesu kann man korrekt lediglich auf bestimmte göttliche Eigenschaften folgern, nicht aber auf das, was historische (oder "ontische") Realität war.
Das wird schwer überzeugend zu begründen sein, denn:

Es bedeutet etwas anderes, wenn eine geistige Macht in Jesus von einem "nahen Gottesreich" spricht oder ob das demnächst Closs oder Thaddäus tun. - Die "Auferstehung" bedeutet etwas komplett anderes, ob ein Nur-Mensch am Kreuz hängt oder Gott in Jesus - bei gleicher Quellenlage.

Thaddäus hat geschrieben:Das ist wie mit den Fake-News. Die sie verbreiten, möchten gerne aus politischen oder ideologischen Gründen den Anschein erwecken, es gäbe zu den Fakten noch diesen widersprechende Alternativfakten, die gleichberechtigt mit den Fakten und ebenfalls wahr sind. Das sind sie aber nicht, - darum sind sie lediglich "Fakes".
Und wenn die geistig interpretierenden Exegeten zu ihren "methodischen Fakten" kommen (mehr geht nirgends), sind die HKM-methodischen-Fakten "lediglich Fakes"? - Beide Seiten können ihre Ergebnisse bestens begründen - und jetzt?

Das ist wirklich der falsche Weg - und Dein Weg ist ausgesprochen ideologisch, was Du möglicherweise wirklich nicht merkst, weil Du vielleicht nichts anderes an formativen Einflüssen erlebt hast. - Warum kann man denn sich nicht in die Schuhe des anderen stellen und sich fragen: "Zu welchen Ergebnissen würde ich unter dessen und nicht meinen Prämissen kommen? - Was würde wissenschaftlich herauskommen, wenn ich nicht von meiner Perspektive, sondern dessen Perspektive aus forschen würde?" (Im Vatikan gibt es dazu in einem anderen Zusammenhang den "Advocatus Diaboli" - sozusagen ein Vorläufer des popperschen Falsifizierungs-Gedankens - warum nicht mal sowas probieren - zur eigenen geistigen Hygiene. --???---).

Aber wie das hier läuft, kann man nur von einer weltanschaulichen Auseinandersetzung sprechen - das hat nichts mit "Ich will WIRKLICH wissen", sondern mit "Meiner ist am längsten" zu tun. - NB: Ich verstehe die HKM und deren Ergebnisse sehr gut - sie sind in sich absolut sauber. - Ich kann mich in die Schuhe des anderen stellen. - Und umgekehrt?

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#1156 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Di 8. Aug 2017, 00:04

closs hat geschrieben:Und wenn die geistig interpretierenden Exegeten zu ihren "methodischen Fakten" kommen (mehr geht nirgends), sind die HKM-methodischen-Fakten "lediglich Fakes"? - Beide Seiten können ihre Ergebnisse bestens begründen - und jetzt?
Ich glaube nicht, dass das stimmt.
Die historisch-kritische Methode führt uns näher an die Wahrheit, als spekulative Vorstellungen von Jesus' Göttlichkeit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Roland
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#1157 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » Di 8. Aug 2017, 00:48

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Und wenn die geistig interpretierenden Exegeten zu ihren "methodischen Fakten" kommen (mehr geht nirgends), sind die HKM-methodischen-Fakten "lediglich Fakes"? - Beide Seiten können ihre Ergebnisse bestens begründen - und jetzt?
Ich glaube nicht, dass das stimmt.
Die historisch-kritische Methode führt uns näher an die Wahrheit, als spekulative Vorstellungen von Jesus' Göttlichkeit.
Und ich glaube schon, dass das stimmt. Und jetzt?
Merkst du, dass das eine Frage des Glaubens ist?
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#1158 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Di 8. Aug 2017, 00:49

Catholic hat geschrieben:Streng genommen kann man rein historisch lediglich an Hand zeitgenössischer Quellen oder an Hand von Quellen die historische Quellen nutzen/wiedergeben,herausfinden ob sich Jesus als Gott/göttlich sah oder nicht.
Das stimmt, ist aber eine Steilvorlage für ein ganz anderes Verständnis als Deines. - Denn man wird daraus schließen, dass nur eine methodisch versierte, aber interpretativ nicht inspirierte, Vorgehensweise wahrheits-führend ist. - Oder einfacher gesagt: Dein Satz wird sowohl von Ratzinger als von Bultmann freundlich abgenickt, obwohl sie fortan darunter etwas ganz anderes daraus interpretieren.

Thaddäus hat geschrieben:Genau so ist es, wobei es zu der rein historischen Herangehensweise wissenschaftlich keine Alternative gibt, weil wir über Jesus aus Nazareth ausschließlich über antike Texte Kenntnis haben.
Siehst Du: Da haben wir es schon. :!:

Thaddäus hat geschrieben:Persönliche (christliche) Glaubenserfahrungen spielen subjektiv natürlich ebenfalls eine ganz erhebliche Rolle, können aber nicht wissenschaftlich verwertet werden
Richtig - und was sagt das darüber aus, wer Recht hat in Bezug auf das, was wirklich war?

Thaddäus hat geschrieben:Schließlich muss man auch dem radikalisierten Isis- oder Talibankämpfer einräumen, dass er ebenfalls persönliche Glaubenserfahrungen gemacht haben kann, die ihn in seinem Glauben bestärken und subjektiv rechtfertigen, was er tut.
Die Tatsache, dass der Mensch geistig verstehen kann, "was da abgeht", heißt doch nicht, dass jede subjektive Äußerung dem gerecht wird, "was da abgeht". - Subjektive Äußerungen reichen von Volltreffer bis total daneben.

Da sind HKM-Ergebnisse in der Tat homogener - aber was sind ordentliche HKM-Ergebnisse ohne Volltreffer wert? Ich habe den Eindruck, dass Du Deine Ordnung haben willst.

Thaddäus hat geschrieben:Ich meine das nicht ironisch, ich meine das todernst.
Pardon - ich war der Meinung, weil ich danach keine Folgen einer Einsicht erkennen konnte - aber das kann an mir liegen.

Thaddäus hat geschrieben:Mir hätte dein Gedankenfehler viel früher auffallen müssen.
Ähm - Du hast Dich dafür entschuldigt, dass Dir ein Fehler BEI MIR nicht früher aufgefallen ist? :)

Thaddäus hat geschrieben:Ich möchte nicht, dass sich meine Ausbilder und Lehrer meiner schämen müssen, denn ich habe sehr gute und bewundernswerte gehabt, deren Urteil mir sehr am Herzen liegt.
Das ist einer dieser Sätze, die mich in meiner unterschütterlichen Meinung bestärken, dass Du im Grunde ein geistiger Mensch bist - aber (füge ich hinzu): Ich glaube wirklich, dass Du intellektuell-formativ falsch begründet wurdest (damit meine ich ausdrücklich NICHT Deine Erziehung daheim, sondern den universitären Einfluss - und selbst das ist kein Vorwurf an Deine Lehrer: Sie leben halt in ihrer Zeit. - Wie wäre es mal mit Sich-Freimachen und richtig grundelgend denken wie Augustinus und Descartes?).

Thaddäus hat geschrieben:Aber er muss immerhin diejenigen haben, die ihn zu einem Gott machen. Unsterblichkeit scheint mir ein ziemlich wesentlicher Punkt für Göttlichkeit zu sein. I
Erneut: Mit "Unsterblichkeit Gottes" ist doch nicht der leibliche Tod im Dasein genannt. Da geht es um die Unsterblichkeit des Wesens Gottes. Natürlich ist Jesus als Gott immer unsterblich gewesen.

Thaddäus hat geschrieben:Insofern ist völlig unklar, was mit "Jesus als göttliche Offenbarungsgröße im Dasein erniedrigt sich nach christlichem Glauben ins Menschliche" gemeint sein könnte.
Ich kann es auf die Schnelle nur mit hinkenden Vergleichen verständlich zu machen versuchen:

Stelle Dir eine für Wasser transparente Kugel vor, die ins Meer halb eintaucht: Die Kugel wird halbvoll laufen. - Stelle Dir nun die Kugel (3D) als Gott und die Wasseroberfläche (2D) als Dasein vor - und stelle Dir weiterhin vor, dass Jesus das Göttliche (3D) auf dieser Oberfläche (2D) ist ("Sohn"). - Wenn Jesus diese Oberfläche wieder verlässt, "stirbt" er aus 2D-Sicht - dabei hat er sich nur aus 2D wieder in 3D zurückgezogen.

Bitte jetzt keine Diskussionen über H2O oder ob Gott 3D ist - dies ist ein Gleichnis. - Sondern: Bist Du nun "das Volk", das nicht verstand, oder bist Du "ein Jünger", bei dem zwar nicht alles, aber etwas im Hirn klickt?

Und wenn wir schon dabei sind: Es gibt intellektuell einfachste Menschen, die solche Gleichnisse sofort verstehen, weil sie (altsprech-"geistigen" Instinkt haben - die MERKEN es einfach - es ist auf ihrer Festplatte. - Solche Leute lesen die Bibel und stoßen nicht überall, aber immer wieder auf Stellen, die bei ihnen innere (altsprech-)"geistige" Lichter aufleuchten lassen - so etwas ist natürlich nicht in wissenschaftlichen Methodiken verwertbar. - Aber was heißt das schon?

Mein Weg war ein anderer: Ich kam über die Philosophie zur Bibel und habe festgestellt, dass darin (altsprech-)"geistige" Schätze liegen (übrigens auch im AT - "Hiob" ist ein Meisterwerk, das allerdings von der heutigen Art des Aufklärungs-Verständnisses schlichtweg nicht verstanden werden kann). - Dabei habe ich bemerkt, dass diese Schätze vielem im hegelschen Idealismus und der heideggersche Ontologie entsprochen haben - nur dass in der Bibel die horizontale Ausrichtung deren Philosophie vertikal ins Transzendente gekippt war. - Trotzdem: Hoher Verwandtschaftsgrad. - Und wenn man die Bibel dialektisch und ontologisch versteht ("hermeneutische Vorannahmen"), ist sie sehr folgerichtig von der Genesis bis zu Apokalypse - und man kommt zu anderen geistigen Schlussfolgerungen als gelegentlich die HKM - weil diese eben nicht geistig, sondern rezeptions-orientiert ist.

Ich weiß nicht, ob Du das verstehst. - Ich will Dir nur deutlich machen, dass die Frage "Verstehst Du eigentlich, was Du liest?" (Apg.8,30) nicht immer dadurch bejaht werden kann, dass man methodisch sauber vorgeht. - Beckmessertum der Pharisäer war auch in der Bibel nicht der Schlüssel zum Erfolg - und das bezieht sich eben nicht nur auf irgendwelche geistigen Gefilde, sondern auch auf die Historie, weil Gott, also Geist, Gegenstand der Historie war, wenn Jesus göttlich war (was man glauben oder nicht glauben kann - falsifizierbar ist es nicht).

closs
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#1159 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Di 8. Aug 2017, 00:57

Pluto hat geschrieben:Die historisch-kritische Methode führt uns näher an die Wahrheit, als spekulative Vorstellungen von Jesus' Göttlichkeit.
Das kommt drauf an: In Bezug auf Äußeres würde auch ich der HKM den Vorzug geben - aber in Bezug auf innere Wahrheit ("Was hat Jesus wirklich gemeint" - und NICHT: "Wie wurde Jesus rezipiert") ist die HKM nicht ausgerüstet - sie überhebt sich, wenn sie dazu Stellung bezieht.

2Lena
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#1160 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von 2Lena » Di 8. Aug 2017, 07:00

Catholic hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Genau so geht die Forschung vor und kommt zu dem Schluss, dass Jesus überhaupt keine christologischen Hoheitstitel für sich beansprucht hat.
...
Ob Jesus selbst in seiner Verkündigung christologische Hoheitstitel verwandt bzw. auf sich bezogen hat, ist eine in der Forschung viel diskutierte Frage. Sie wird meist negativ beantwortet."[/color][/i]
Quelle: bibelwissenschaft.de

Ob Jesus diese Hoheitstitel für sich in Anspruch nahm ist also eine in der Forschung viel diskutierte Frage bei der die Forschung zum Schluß gekommen ist,[/u]dass Jesus die Titel nicht für sich in Anspruch nahm. ;-)
Glaubt man der Forschung, wird das Ergebnis "bunt".
Das sieht man an den seitenlangen, den ganz und gar vergeblichen Diskussionen hier.

Jesus hat keine Titel. Sollte er sie sich selber geben?
Wenn man sie ehrlich verdient, bekommt man sie von vielen anderen.
Glaubt nicht den "Besserwissern" in heutiger Zeit, forscht lieber bei den Zeitzeugen aus der Zeit Jesu.

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