Da die kanonische Exegese per Definition gar nicht zwischen echten und unechten Herrenworten unterscheiden will, erhebt sie alle Evangelien in den Stand "echter Herrenworte". Dann gehört allerdings die Naherwartung auch dazu, incl. der Widersprüche von Naherwartung und Parusieverzögerung.closs hat geschrieben:Eigentlich werden diese Versuche in der Theologie auch nicht ernsthaft gemacht. Man versucht dort, die Wirklichkeit Jesu geistig zu erschließen, um dann zu sagen: "Wenn das der wirkliche Jesus ist, ist er automatisch derjenige, der vor 2000 Jahren gelebt hat, also ist es dann auch der historische Jesus". - Aber man meint damit nicht den historisch-kritischen Jesus, weil die methodische Grundlage eine andere ist.sven23 hat geschrieben:Wenn der biografische Jesus nicht mehr rekonstruierbar ist, dann sollte man auch keine Versuche in dieser Richtung machen.
Diese Rezeption wird von der kanonischen Exegese aber als authentisch zu Jesus vorrausgesetzt.closs hat geschrieben:In jeder Hinsicht zu flach. - Die Quellen sagen in erster Linie etwas über die Jesus-Rezeption aus -sven23 hat geschrieben:Man sollte sich auf die Quellen beschränken und die zeigen nun mal in ziemlicher Deutlichkeit die Naherwartung.
An deiner Argumentation sieht man auch sehr schön das ganze Dilemma der kanonischen Exegese.closs hat geschrieben:Die kanonische Exegese ist orientiert an der ursprünglichen Bedeutung dessen, was Jesus gesagt und gemeint hat, und versucht dies hermeneutisch (selbstverständlich mit Hilfe der Texte) zu ermitteln. - Sie ist NICHT primär interessiert an der Rezeption von Jesus.sven23 hat geschrieben: Hier wird auch der Schwachpunkt der kanonischen Exegese deutlich, weil sie sich nicht für die ursprüngliche Bedeutung eines Textes und seine Entwicklung interessiert.
Einerseits sagst du, die Evangelien seien ja "nur" Rezeption, andererseits sei die kanonische Exegese ja gar nicht an der Rezeption interessiert.
Ich würde sagen: ein klassischer Schuss ins Knie.
