Alles Teufelszeug? VIII

closs
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#1131 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Sa 3. Feb 2018, 20:38

Münek hat geschrieben:Das ist eine persönliche Glaubensfrage, die letztlich nur jeder für sich zu beantworten vermag.
Schon - aber "wirklicher Jesus" heißt auch "Jesus in der Geschichte".

Münek hat geschrieben:Reine Glaubensfrage.
Alles i.O. - aber warum interpretiert dann die HKM, wenn eh alles eine Glaubensfrage ist?

Münek hat geschrieben:Man muss hier unterscheiden zwischen der Naherwartung Jesu (Kommen des Gottesreiches) und der Naherwartung Pauli (Kommen des Auferstandenen). Wir haben hier ZWEI Irrtümer vorliegen.
Reine Glaubensfrage - oder nicht? - Oder etwas wissenschaftlicher gesagt: Eine Frage der Hermeneutik, mit der Wissenschaft arbeitet.

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Zudem: Interessiert die HKM das, was die Textverfasser verstanden haben , oder das, was im Gesamtkontext die Meinung JESU war?


Beides.
Das passt aber nicht so ganz zum Anspruch, man orientiere sich ausschließlich an dem, was die Verfasser sagen wollten. - Oder habe ich mich da verhört?

Münek hat geschrieben:Da wird kein Unterschied gemacht.
Und wer entscheidet, was "Exegese" und was "Eisegese" ist? - Sag jetzt bitte nicht "die HKM", sonst muss ich prusten. :D

Münek hat geschrieben:Nein - der "kerygmatische" Jesus - der verkündigte "Christus des Glaubens" - ist ein Glaubenskonstrukt und hat mit dem historischen Jesus von Nazareth nichts zu tun.
Das ist schlicht falsch - der kerygmatische Jesus kann dem wirklichen Jesus näher sein, als es die HKM tut.

Dein Satz müsste lauten: "Der Kerygmatische Jesus hat nichts mit dem historisch-kritisch erworbenen Jesus zu tun" - einfach, weil es ganz unterschiedliche Methodiken sind. - Im Übrigen: Beide können auch gelgentlich übereinstimmen.

Münek hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass unser sehr bibel- und exegesekundiger Sven mal das eine und mal das andere meint. Belege?
Gerade in meiner vor-letzten Antwort an musste ich seine unterschiedlichen Verwendungen auseinander dröseln - außerdem war dies hier schon einige Male ein Thema.

Münek hat geschrieben:Er möchte den Glauben an Gott und dessen angeblichen Heilsplan durch die Hintertür in die Exegese einführen.
Natürlich - das ist seine Hermeneutik: "So - jetzt haben wir sachlichen Grundlagen - als nächstes interpretieren wir, was damit im Sinne von Apg. 8,30 gemeint ist". - Viele HKM-ler habe ihre Hermeneutik schon dabei, indem sie innerhalb der HKM interpretieren - bspw.im Sinne von Bultmann.

Das ist aus meiner Sicht bedauerlich, weil ich es gerne hätte, wenn man Sachebene und interpretative/hermeneutische Ebene trennt - aber auf mich hört ja keiner. :lol:

Münek hat geschrieben:Da spielt die HKM natürlich nicht mit
Wenn sie selber auf eine interpretative Hermeneutik verzichten würde, könnte sie dies glaubwürdig tun - so aber sieht es aus nach Monopol-Denken ("Nur MEIN Glaube ist richtig").

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#1132 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Sa 3. Feb 2018, 20:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: genau so verhält es ich mit Glaubensbekenntnissen und Glaubensdogmen.
Nein - alles steht unter Glaubens-Vorbehalt.
Du solltest besser den Begriff "Wahrheitsvorbehalt" benutzen. Denn Du meinst doch bestimmt, dass Glaubensbekenntnisse unter dem Vorbehalt stehen, dass sie der Wahrheit entsprechen. ;)

Selbstverständlich stehen die katholischen Dogmen als göttlich geoffenbarte absolute ewiggültige Wahrheiten aus der Sicht der RKK unter
KEINEM "Wahrheitsvorbehalt". Wenn Du Deine These dem lieben Franziskus in einer Privataudienz unter die Nase reiben würdest, würde Dir
der "Heilige Vater" die Ohren lang ziehen - bis zu den Hüften.

closs hat geschrieben:Davon abgesehen: Ich finde die von Ratzinger angeregte Erweiterung der HKM ins Geistige auch nicht gut - besser wäre gewesen, er hätte die HKM in ihre methodischen Schranken gewiesen.
Dazu hätte er keinen Grund gehabt - und hat es im Übrigen auch NIE getan. Im Gegenteil - er hat sich in seinem Jesusbuch (Bd. 1, S. 65) NICHT über kompetenzüberschreitende Übergriffe, sondern über eine "angeblich rein wissenschaftliche Exegese" empört, "in der Gott
selbst nichts sagt und nichts zu sagen hat" .


Das ist genau das Gegenteil dessen, was Du hier dauernd wider besseren Wissens propagierst.

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#1133 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Sa 3. Feb 2018, 21:32

Münek hat geschrieben:Denn Du meinst doch bestimmt, dass Glaubensbekenntnisse unter dem Vorbehalt stehen, dass sie der Wahrheit entsprechen.
Geht auch: "Wenn mein Glaube zutrifft und somit wahr ist, DANN gilt: ..."

Münek hat geschrieben:Selbstverständlich stehen die katholischen Dogmen als göttlich geoffenbarte absolute ewiggültige Wahrheiten aus der Sicht der RKK unter
KEINEM "Wahrheitsvorbehalt".
Doch - die Wahrheit, die man verkündet, ist eine absolute Wahrheit, WENN es Gott gibt, was man prinzipiell nicht nachweisen kann - insofern "Vorbehalt".

Münek hat geschrieben:Das ist genau das Gegenteil dessen, was Du hier dauernd wider besseren Wissens propagierst.
Du hast Ratzinger hier echt nicht
verstanden. - Welchen Sinn würde es machen, die HKM wegen ihrer Wissenschaftlichkeit anzugreifen? - Es geht um Inhalte und nicht um Verfahren.

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#1134 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Sa 3. Feb 2018, 22:09

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist eine persönliche Glaubensfrage, die letztlich nur jeder für sich zu beantworten vermag.
Schon - aber "wirklicher Jesus" heißt auch "Jesus in der Geschichte".
Selbstverständlich ist der "wirkliche" Jesus eine Person der Geschichte. :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Reine Glaubensfrage.
Alles i.O. - aber warum interpretiert dann die HKM, wenn eh alles eine Glaubensfrage ist?
Bei der REKONSTRUKTION überlieferter historischer Sachverhalte geht es nicht um Fragen des Glaubens an göttliche Wesen. Bei der INTERPRETATION biblischer Texte wiederum geht es darum, den Sinngehalt herauszuarbeiten, den der Textverfasser zum Ausdruck
bringen wollte. Das können durchaus göttliche Glaubensvorstellungen sein.


Du musst schon zwischen beiden unterscheiden, sonst wird das nichts.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Man muss hier unterscheiden zwischen der Naherwartung Jesu (Kommen des Gottesreiches) und der Naherwartung Pauli (Kommen des Auferstandenen). Wir haben hier ZWEI Irrtümer vorliegen.
Reine Glaubensfrage - oder nicht?
Das ist keine Glaubensfrage, sondern eine rein historische Frage.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Da wird kein Unterschied gemacht.
Und wer entscheidet, was "Exegese" und was "Eisegese" ist? - Sag jetzt bitte nicht "die HKM", sonst muss ich prusten. :D
Nein - die historisch-kritische Exegese befasst sich nicht mit persönlichen Textauslegungen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - der "kerygmatische" Jesus - der verkündigte "Christus des Glaubens" - ist ein Glaubenskonstrukt und hat mit dem historischen Jesus von Nazareth nichts zu tun.
Das ist schlicht falsch.
Nein - sieh´Dir nochmal das Video des Theologen Jung über den "kerygmatischen Jesus" an. Da werden Sie geholfen.

closs hat geschrieben:der kerygmatische Jesus kann dem wirklichen Jesus näher sein, als es die HKM tut.
Was heißt dem "wirklichen" Jesus??? Dem historisch fassbaren Jesus - und nur um den kann es hier gehen - ganz bestimmt nicht.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Er möchte den Glauben an Gott und dessen angeblichen Heilsplan durch die Hintertür in die Exegese einführen.
Natürlich - das ist seine Hermeneutik.
Eben - eine Hermeneutik, die auf der Setzung der Existenz des biblischen Gottes basiert. Mit einer solchen Prämisse würde sich die historisch-kritische Exegese sofort aus dem wissenschaftlichen Lager katapultieren.

Das fehlte gerade noch. Du solltest verstehen, dass sie das nicht will.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Da spielt die HKM natürlich nicht mit
Wenn sie selber auf eine interpretative Hermeneutik verzichten würde, könnte sie dies glaubwürdig tun.
"Interpretieren" ja. Das ist schließlich ihre Aufgabe. "Hermeneutik" nein, wenn diese auf Glaubensprämissen transzendenter Art beruht.

closs hat geschrieben:so aber sieht es aus nach Monopol-Denken ("Nur MEIN Glaube ist richtig").
Für Dich vielleicht. Deine Denke ist FALSCH.

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#1135 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Sa 3. Feb 2018, 22:30

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Selbstverständlich stehen die katholischen Dogmen als göttlich geoffenbarte absolute ewiggültige Wahrheiten aus der Sicht der RKK unter KEINEM "Wahrheitsvorbehalt".
Doch - die Wahrheit, die man verkündet, ist eine absolute Wahrheit, WENN es Gott gibt, was man prinzipiell nicht nachweisen kann - insofern "Vorbehalt".
Dieses "WENN" existiert im Denken der katholischen Kirche auf gar keinem Fall.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist genau das Gegenteil dessen, was Du hier dauernd wider besseren Wissens propagierst.
Du hast Ratzinger hier echt nicht verstanden.
Da gibt es nichts misszuverstehen. Ratzi hat die Gründe seines Antichrist-Vorwurf klipp und klar dargelegt. Lesen kannst Du doch noch?

closs hat geschrieben:Welchen Sinn würde es machen, die HKM wegen ihrer Wissenschaftlichkeit anzugreifen?
Weil - wie Ratzi es begründet - in der rein wissenschaftlichen Exegese "Gott selbst nichts sagt und nichts zu sagen hat." Dass in dieser Exegese Gott als Heilspläne schmiedende Entität NICHT vorkommt, das ist es, was ihn so ungemein wurmt - und darum fordert er den "Glaubensentscheid" der Exegeten.

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#1136 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Sa 3. Feb 2018, 23:19

Münek hat geschrieben:Selbstverständlich ist der "wirkliche" Jesus eine Person der Geschichte.
Eben - weshalb er auch mit anderen Hermeneutiken als der historisch-kritischen Hermeneutik gesucht und verstanden werden kann.
Münek hat geschrieben: Bei der INTERPRETATION biblischer Texte wiederum geht es darum, den Sinngehalt herauszuarbeiten, den der Textverfasser zum Ausdruck bringen wollte.
Warum bekommt dann Theißen das methodische ERgebnis "Jesus hatte eine Naherwartung" (in Deinem Verständnis) - dann müsste er doch sagen: "Jesus hatte nach dem Glauben der Textverfasser eine Naherwartung", oder nicht?

Münek hat geschrieben:Das ist keine Glaubensfrage, sondern eine rein historische Frage.
Ähm - es ist eine Frage der Historie ("Was geschah damals wirklich?"), die man hermeneutisch beantwortet: "Ich glaube, dass die historisch-kritische oder aber die theologische Hermeneutik dazu die richtige Antwort gibt". - Manchmal ist mir nicht klar, was Du mit "Glaubensfrage" meinst.

Münek hat geschrieben: die historisch-kritische Exegese befasst sich nicht mit persönlichen Textauslegungen.
Moment - was macht denn Theißen anderes, als die Texte persönlich auszulegen?

Münek hat geschrieben: sieh´Dir nochmal das Video des Theologen Jung über den "kerygmatischen Jesus" an. Da werden Sie geholfen.
Freund Jung macht hier den Fehler, dass er in Tradition der historisch-kritischen Hermeneutik jede Art von "Jesu Wirklichkeit" auf diese seine Hermeneutik bucht - da irrt er.

Münek hat geschrieben:Was heißt dem "wirklichen" Jesus??? Dem historisch fassbaren Jesus - und nur um den kann es hier gehen - ganz bestimmt nicht.
"Wirklich" heißt das, was vor 2000 Jahren live passiert ist. - Was davon die (methodisch-) historischen Wissenschaften fassen können, ist Sache deren Hermeneutik. - Wo steht geschrieben, dass die Kerygmatik auf ihrer Suche nach dem "wirklichen Jesus" überall irren muss, nur weil es eine HKM gibt?

Münek hat geschrieben:Eben - eine Hermeneutik, die auf der Setzung der Existenz des biblischen Gottes basiert. Mit einer solchen Prämisse würde sich die historisch-kritische Exegese sofort aus dem wissenschaftlichen Lager katapultieren.
Falsches Wissenschaftsverständnis.

Münek hat geschrieben: "Hermeneutik" nein, wenn diese auf Glaubensprämissen transzendenter Art beruht.
Halten wir fest: Nicht-transzendente Hermeneutik geht, transzendente Hermeneutik geht NICHT. - Das wäre Setzung 1.

Setzung 2: Nicht-transzendente Hermeneutik gilt nicht als Setzung. :lol:

Fällt Dir da wirklich nichts auf?

Münek hat geschrieben:Dieses "WENN" existiert im Denken der katholischen Kirche auf gar keinem Fall.
Dann erkläre mir mal, warum die Kirche immer von "GLAUBEN" spricht - nach Deiner These müsste sie von WISSEN sprechen.

Münek hat geschrieben:Ratzi hat die Gründe seines Antichrist-Vorwurf klipp und klar dargelegt. Lesen kannst Du doch noch?
Verstehen, VERSTEHEN ist das Problem - siehe das hebräische Wort "jada" und Apg. 8,30.

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Welchen Sinn würde es machen, die HKM wegen ihrer Wissenschaftlichkeit anzugreifen?


Weil - wie Ratzi es begründet - in der rein wissenschaftlichen Exegese "Gott selbst nichts sagt und nichts zu sagen hat."
Und das ist ihm 1993 nicht aufgefallen? :engel:

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#1137 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » So 4. Feb 2018, 08:11

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: …wer den Anspruch von Wissenschaftlicheit erhebt, muss sich mit den Kriterien der Wissenschaft messen lassen.
Da fallen glaubensbasierte Exegesen durchs Rost, wenn es um den historischen Jesus geht.
Dann heißt es: Klappe halten was Jesu Göttlichkeit angeht, von der die Texte durchweg sprechen."
Die alleinseligmachende Mutter Kirche hat ja nicht gerade die Klappe gehalten, als sie ihre verbindlichen Glaubensdogmen als absolute, ewiggültige Glaubenswahrheiten formulierte. Und den Weltkatechismus der katholischen Kirche gibt es schließlich auch noch.

Also beschwere Dich nicht. Es ist für alle gesorgt. :)
Genau, und umso unverständlicher ist es, dass man ständig in die historische Forschung hineinzupfuschen versucht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#1138 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » So 4. Feb 2018, 08:56

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: vieles läßt sich empirisch belegen.
NAturwissenschaft ist ein anderes Thema - hier geht es darum, was Jesus gedacht und gemeint hat.
Eben, und anhand er Quellen erwartete der Wanderprediger die nahe Gottesherrschaft, bzw. das Ende der bestehenden Ordnung. Desalb mahnte er zur Eile und zur Umkehr, wie sein Vorbild, Johannes der Täufer.

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen

"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"
Karl Rahner

„Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat.“
(Rudolf Bultmann, Das Urchristentum, S. 22)


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wunder kennen wir keine und mit großer Wahrscheinlichkeit war es zu keinem Zeitpunkt anders.
Eine erlaubte weltanschauliche Aussage, die mindestens "Hermeneutik" genannt hat, wenn man auf dieser Basis die Bibel interpretiert - ich bewerte dies als Deine Zustimmung, dass die HKM (in der Darstellung hier auf dem Forum) hermeneutisch massiv unterlegt ist.
Wenn es Wunder gäbe, würde die Forschung dies selbstverständlich berücksichtigen. Das ist Hermeneutik auf Basis der Welt, wie wir sie vorfinden.
Glaubensbekenntnisse und Wunschvorstellungen haben draußen zu bleiben.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Man kann nicht wissenschaftlich arbeiten und danach alles wieder mit Glaubensideologie einkassieren.
Wer täte das?
Du und deine Kanonik-Spezies.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist Polemik und keine inhaltlich sachliche Begründung auf Augenhöhe.
Richtig - das war eine pointierte Zusammenfassung Ratzingers Kritik.
Es gibt keine inhaltliche Kritik. Es gibt das Wunschdenken Ratzingers, die Evangelien als historische Tatsachberichte zu verstehen. Dazu benötigt er den Glaubensentscheid. Damit hat er sich selbst aus der historischen Forschung hinauskatapultiert.

https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die historische Jesusforschung, die einzige, die den Namen verdient.
Das kannst Du hundert mal wiederholen, und Du wirst sogar insofern Zustimmung bekommen, dass wir wissen, dass Du "historisch" hier methodisch meinst - aber es löst die Frage nach der Wirklichkeit Jesu nicht.
Es geht, wie Münek richtig sagt, um den auf Basis der Quellen historisch fassbaren Jesus.
Den ontischen kannst du dir in die Haare schmieren. :lol:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es gibt aber nur einen historischen Jesus und nicht 42000.
Moment: Jetzt verwendest Du "historisch" wieder ontisch. -
Nein, ich meine den auf Basis der Quellen historisch fassbaren Jesus. :roll: siehe oben.

closs hat geschrieben: Dann stimmt aber nicht, dass die methodischen Ergebnisse der HKM diesen unbedingt abbilden
Nicht unbedingt und mit absoluter Sicherheit, aber auf Basis der Quellen mit großer Wahrscheinlichkeit.


closs hat geschrieben: - DU vergißt immer wieder, dass der kerygmatische Jesus gelegentlich dem wirklichen näher sein kann als der historisch(kritisch)e Jesus.
Das ist ja lediglich eine Behauptung von dir, die der Befundlage der Forschung komplett widerspricht.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, es ist Fakt, dass sie in der historischen Forschung unbrauchbar ist.
Jetzt meinst Du "historisch" wieder methodisch.
Dass die historische Forschung eine wissenschaftliche Methode verwendet ist eine Selbstverständlichkeit, die du nicht ständig wiederholen musst.
Du solltest aber auch mal langsam begreifen, warum kanonische Exegese in der historischen Forschung nicht verwendet werden kann.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist kein Glaubensbekenntnis oder apriori Setzung, die mit Gaubensbekenntnissen an Wunder, Geister und Dämonen vergleichbar wäre.
Von ihrem Effekt auf die Interpretation ist das dasselbe.
Nein, Aberglaube ist nicht dasselbe wie die Abwesenheit von Aberglaube. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Trotzdem hast du Schröters Kritikpunkt immer noch nicht verstanden.
Ich denke schon -
Ich denke nicht, oder wie erklärst du dir, dass ein streng Gläubiger Lindemanns Redlichkeit in Frage stellt, obwohl dieser seine Gläubigkeit betont?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum nicht, er hat ein fundiertes Werk vorgelegt und berechtigte kritische Fragen gestellt. Dass dies vielen nicht gefällt, ist bekannt.
Ich glaube nicht, dass er innerhalb der Theologie soviel Aufsehen erregt, dass einer überhaupt auf die Idee kommt, etwas ungefällig zu finden. - Und Fragen stellen kann man natürlich immer - es sind die Fragen von jemand, der die Bibel von säkularer Warte aus anschaut.
Eher aus Sicht der historischen Jesusforschung, über die er einen umfassenden Überblick liefert, wobei er kaum einen bekannten Exegeten ausläßt, wie auch Lindemann bescheinigt.

Nicht was ein Mensch namens Jesus gedacht, gewollt, getan hat, sondern was nach seinem Tode mit ihm gedacht, gewollt, getan worden ist, hat die christliche Religion und mit ihr die Geschichte des sogenannten christlichen Abendlandes bestimmt.
Rudolf Augstein

Aus gleichem Grund gibt es ja die Diskrepanz zwischen historischen Jesus und kerygmatischen Christus. Lindemann gibt ja zu, dass der historische Jesus dem Glauben eher im Weg ist.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es hat nichts mit Atheismus zu tun, wenn Bultmann den entscheidenden Hinweis gibt, dass das antike Weltbild ein mythisches war.
Naja - das ist wohl wahr. ;)
Es ist aber ganz entscheidend für den hermeneutischen Zugang zu den Texten. Nur so lassen sie sich richtig einordnen.



closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Darauf hat Ratzinger überhaupt keine Antwort.
NAtürlich tut er das - er sieht Jesus und sein tun als "wirklich" an und begründet es. - Auch eine Hermeneutik, aber halt eine andere.
Ja, eine andere und falsche, denn die antiken Texte lassen sich nicht einfach 1:1 in die heutige Zeit übertragen, auch wenn manche das gerne hätten. Der hermeneutische Zugang geht nur über das Verständnis des mythischen Weltbilds der Antike. siehe oben.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:wer den Anspruch von Wissenschaftlicheit erhebt, muss sich mit den Kriterien der Wissenschaft messen lassen.
Da fallen glaubensbasierte Exegesen durchs Rost, wenn es um den historischen Jesus geht.
Aber die Hermeneutiken fallen nicht durch den Rost - Du siehst doch selber, dass auch Bultmann eine hatte.
Wissenschaftliche fallen ja nicht durchs Rost, nur glaubensideologische.
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#1139 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » So 4. Feb 2018, 08:57

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist genau das Gegenteil dessen, was Du hier dauernd wider besseren Wissens propagierst.
Du hast Ratzinger hier echt nicht
verstanden. - Welchen Sinn würde es machen, die HKM wegen ihrer Wissenschaftlichkeit anzugreifen? - Es geht um Inhalte und nicht um Verfahren.
Eben, inhaltlich kommt da ja nichts, nur Polemik.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Man muss hier unterscheiden zwischen der Naherwartung Jesu (Kommen des Gottesreiches) und der Naherwartung Pauli (Kommen des Auferstandenen). Wir haben hier ZWEI Irrtümer vorliegen.
Reine Glaubensfrage - oder nicht?
Nein, so ist die Befundlage der Forschung.
Jesus verkündetete das nahe Gottesreich, das dann auf Jesus selbst umgedeutet wurde.
Der Verkünder wurde zum Verkündeten.

Noch drastischer ausgedrückt: Jesus kündigte das nahe Gottesreich an, gekommen ist die Kirche. (Der Beginn einer langen Unheilsgeschichte)

closs hat geschrieben: - Oder etwas wissenschaftlicher gesagt: Eine Frage der Hermeneutik, mit der Wissenschaft arbeitet.
Nein, die Forschung wechselt nich mal so eben ihre Hermeneutik wie closs die Unterhosen.
Entweder arbeitet man wissenschaftlich oder läßt es bleiben.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Selbstverständlich ist der "wirkliche" Jesus eine Person der Geschichte.
Eben - weshalb er auch mit anderen Hermeneutiken als der historisch-kritischen Hermeneutik gesucht und verstanden werden kann.
Nein, nicht in der historischen Forschung.
Du darfst natürlich den gleichen Fehler begehen, wie die liberale Jesusforschung und ihn als Projektionsfläche für deinen eigenen Ethikvorstellungen verwenden (Jesus als Vegetarier). Das ist nicht verboten, aber unwissenschaftlich.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Bei der INTERPRETATION biblischer Texte wiederum geht es darum, den Sinngehalt herauszuarbeiten, den der Textverfasser zum Ausdruck bringen wollte.
Warum bekommt dann Theißen das methodische ERgebnis "Jesus hatte eine Naherwartung" (in Deinem Verständnis) - dann müsste er doch sagen: "Jesus hatte nach dem Glauben der Textverfasser eine Naherwartung", oder nicht?
Weil die Forschung differenziert zwischen authentischn Jesusworten und solchen, die man ihm später in den Mund gelegt hat. Die Naherwartung hat man ihm sicher nicht in den Mund gelegt, denn sie hatte sich ja schon bei Abfassung praktisch als Irrtum erweisen. Sie konnte aber nicht verschwiegen werden, weil sie im Zentrum seiner Verkündigung stand.
Diesen Anspruch der Differenzierung hat Kanonik nicht.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: die historisch-kritische Exegese befasst sich nicht mit persönlichen Textauslegungen.
Moment - was macht denn Theißen anderes, als die Texte persönlich auszulegen?
Damit ist gemeint, dass persönliche Glaubensvorlieben im Idealfall keinen Einfluss auf das Ergebnis haben sollten.
Die Frage ist doch: wie erreicht man durch eine Methodik eine möglichst große Objektivität?
Im Falle der biblischen Exegese ist das sicher schwieriger zu bewältigen als z. B. bei Doppelblindstudien.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1140 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Roland » So 4. Feb 2018, 09:41

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Dann heißt es: Klappe halten was Jesu Göttlichkeit angeht, von der die Texte durchweg sprechen.
Deshalb bewertet die Forschung die Göttlichkeit Jesu überhaupt nicht,
So sollte es sein.

sven23 hat geschrieben: …sondern beschreibt das posthume Glaubenskonstrukt.
Wobei aus den Texten klar hervorgeht, dass die Gottheit Jesu bereits zu seien Lebzeiten bezeugt wurde. Die Auferstehung dagegen und alles was damit zusammenhängt, ist unvermeidlicherweise "posthum" ;) .

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:"Er war nur Mensch, nur ein irrender Wanderprediger mit Naherwartung" ist glaubensbasierte Exegese, die noch dazu den Texten von A-Z widerspricht. Das muss also gleich zweimal durch den Rost fallen.
Nee, die Naherwartung ergibt sich zwingend aus den Textquellen.
Sie ist aufgrund der Gesamtheit der Textquellen vielmehr auszuschließen.
Dass sie trotzdem proklamiert wird, ist Ausdruck antichristlicher Glaubensdogmatik und hat deshalb nichts mit Wissenschaft zu tun.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Dann heißt es: Klappe halten was Jesu Göttlichkeit angeht, von der die Texte durchweg sprechen."
Die alleinseligmachende Mutter Kirche hat ja nicht gerade die Klappe gehalten, als sie ihre verbindlichen Glaubensdogmen als absolute, ewiggültige Glaubenswahrheiten formulierte. Und den Weltkatechismus der katholischen Kirche gibt es schließlich auch noch.
Alleinseligmachend ist der Bibel zufolge der Glaube an Jesus Christus, nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche. Und wer an Jesus Christus glaubt, der sollte darüber möglichst nicht die Klappe halten.
Ein anderer Fall ist es, wenn man über Jesu Göttlichkeit im Namen der Wissenschaft spricht.
Und darum ging's.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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