closs hat geschrieben:sven23 hat geschrieben: vieles läßt sich empirisch belegen.
NAturwissenschaft ist ein anderes Thema - hier geht es darum, was Jesus gedacht und gemeint hat.
Eben, und anhand er Quellen erwartete der Wanderprediger die nahe Gottesherrschaft, bzw. das Ende der bestehenden Ordnung. Desalb mahnte er zur Eile und zur Umkehr, wie sein Vorbild, Johannes der Täufer.
„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen
"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"
Karl Rahner
„Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat.“
(Rudolf Bultmann, Das Urchristentum, S. 22)
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wunder kennen wir keine und mit großer Wahrscheinlichkeit war es zu keinem Zeitpunkt anders.
Eine erlaubte weltanschauliche Aussage, die mindestens "Hermeneutik" genannt hat, wenn man auf dieser Basis die Bibel interpretiert - ich bewerte dies als Deine Zustimmung, dass die HKM (in der Darstellung hier auf dem Forum) hermeneutisch massiv unterlegt ist.
Wenn es Wunder gäbe, würde die Forschung dies selbstverständlich berücksichtigen. Das ist Hermeneutik auf Basis der Welt, wie wir sie vorfinden.
Glaubensbekenntnisse und Wunschvorstellungen haben draußen zu bleiben.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Man kann nicht wissenschaftlich arbeiten und danach alles wieder mit Glaubensideologie einkassieren.
Wer täte das?
Du und deine Kanonik-Spezies.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist Polemik und keine inhaltlich sachliche Begründung auf Augenhöhe.
Richtig - das war eine pointierte Zusammenfassung Ratzingers Kritik.
Es gibt keine
inhaltliche Kritik. Es gibt das Wunschdenken Ratzingers, die Evangelien als historische Tatsachberichte zu verstehen. Dazu benötigt er den Glaubensentscheid. Damit hat er sich selbst aus der historischen Forschung hinauskatapultiert.
https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die historische Jesusforschung, die einzige, die den Namen verdient.
Das kannst Du hundert mal wiederholen, und Du wirst sogar insofern Zustimmung bekommen, dass wir wissen, dass Du "historisch" hier methodisch meinst - aber es löst die Frage nach der Wirklichkeit Jesu nicht.
Es geht, wie Münek richtig sagt, um den auf Basis der Quellen
historisch fassbaren Jesus.
Den ontischen kannst du dir in die Haare schmieren.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es gibt aber nur einen historischen Jesus und nicht 42000.
Moment: Jetzt verwendest Du "historisch" wieder ontisch. -
Nein, ich meine den auf Basis der Quellen historisch fassbaren Jesus.

siehe oben.
closs hat geschrieben:
Dann stimmt aber nicht, dass die methodischen Ergebnisse der HKM diesen unbedingt abbilden
Nicht unbedingt und mit absoluter Sicherheit, aber auf Basis der Quellen mit großer Wahrscheinlichkeit.
closs hat geschrieben:
- DU vergißt immer wieder, dass der kerygmatische Jesus gelegentlich dem wirklichen näher sein kann als der historisch(kritisch)e Jesus.
Das ist ja lediglich eine Behauptung von dir, die der Befundlage der Forschung komplett widerspricht.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, es ist Fakt, dass sie in der historischen Forschung unbrauchbar ist.
Jetzt meinst Du "historisch" wieder methodisch.
Dass die historische Forschung eine wissenschaftliche Methode verwendet ist eine Selbstverständlichkeit, die du nicht ständig wiederholen musst.
Du solltest aber auch mal langsam begreifen, warum kanonische Exegese in der historischen Forschung nicht verwendet werden kann.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist kein Glaubensbekenntnis oder apriori Setzung, die mit Gaubensbekenntnissen an Wunder, Geister und Dämonen vergleichbar wäre.
Von ihrem Effekt auf die Interpretation ist das dasselbe.
Nein, Aberglaube ist nicht dasselbe wie die Abwesenheit von Aberglaube.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Trotzdem hast du Schröters Kritikpunkt immer noch nicht verstanden.
Ich denke schon -
Ich denke nicht, oder wie erklärst du dir, dass ein streng Gläubiger Lindemanns Redlichkeit in Frage stellt, obwohl dieser seine Gläubigkeit betont?
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum nicht, er hat ein fundiertes Werk vorgelegt und berechtigte kritische Fragen gestellt. Dass dies vielen nicht gefällt, ist bekannt.
Ich glaube nicht, dass er innerhalb der Theologie soviel Aufsehen erregt, dass einer überhaupt auf die Idee kommt, etwas ungefällig zu finden. - Und Fragen stellen kann man natürlich immer - es sind die Fragen von jemand, der die Bibel von säkularer Warte aus anschaut.
Eher aus Sicht der historischen Jesusforschung, über die er einen umfassenden Überblick liefert, wobei er kaum einen bekannten Exegeten ausläßt, wie auch Lindemann bescheinigt.
Nicht was ein Mensch namens Jesus gedacht, gewollt, getan hat, sondern was nach seinem Tode mit ihm gedacht, gewollt, getan worden ist, hat die christliche Religion und mit ihr die Geschichte des sogenannten christlichen Abendlandes bestimmt.
Rudolf Augstein
Aus gleichem Grund gibt es ja die Diskrepanz zwischen historischen Jesus und kerygmatischen Christus. Lindemann gibt ja zu, dass der historische Jesus dem Glauben eher im Weg ist.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es hat nichts mit Atheismus zu tun, wenn Bultmann den entscheidenden Hinweis gibt, dass das antike Weltbild ein mythisches war.
Naja - das ist wohl wahr.
Es ist aber ganz entscheidend für den hermeneutischen Zugang zu den Texten. Nur so lassen sie sich richtig einordnen.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Darauf hat Ratzinger überhaupt keine Antwort.
NAtürlich tut er das - er sieht Jesus und sein tun als "wirklich" an und begründet es. - Auch eine Hermeneutik, aber halt eine andere.
Ja, eine andere und falsche, denn die antiken Texte lassen sich nicht einfach 1:1 in die heutige Zeit übertragen, auch wenn manche das gerne hätten. Der hermeneutische Zugang geht nur über das Verständnis des mythischen Weltbilds der Antike. siehe oben.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:wer den Anspruch von Wissenschaftlicheit erhebt, muss sich mit den Kriterien der Wissenschaft messen lassen.
Da fallen glaubensbasierte Exegesen durchs Rost, wenn es um den historischen Jesus geht.
Aber die Hermeneutiken fallen nicht durch den Rost - Du siehst doch selber, dass auch Bultmann eine hatte.
Wissenschaftliche fallen ja nicht durchs Rost, nur glaubensideologische.