Münek hat geschrieben:Es fällt nicht nur Sven, Pluto und mir auf, dass Du dazu neigst, einfachste Sachverhalte unnötigerweise zu verkomplizieren.
Davon abgesehen, dass "es" gar nicht kompliziert ist, sondern nur wahnsinnig schwer in eine andere geistige Formatierung zu transferieren ist, ist nicht immer der bequemste Weg der kürzeste. - Da sollte man Ockham nicht überqualifizieren.
Münek hat geschrieben:. Die Rekonstruktion geschichtlicher Geschehnisse gehört zur Aufgabe der historisch-kritischen Forschung.
Da sind wir uns weitgehend einig - und das ist übrigens nichts Neues.
Münek hat geschrieben:Aber was damals tatsächlich im Einzelnen geschehen ist, weiß niemand. Schon gar nicht die Heilige Mutter Kirche. Die theologische Forschung versucht deshalb, sich so weit es geht auf der Grundlage der überlieferten Quellen mit seriös-wissenschaftlichen Methoden der historischen Realität anzunähern.
"Die historisch-kritsche Forschung", meinst Du wahrscheinlich - und ja, das ist gut so. - Die theologische Forschung aber versucht den historischen Grunddaten sozusagen "Geist einzuhauchen" (nicht ganz wörtlich gemeint, aber vielleicht kommt damit rüber, was ich meine) - man versucht also, nicht nur an historisch belegbaren äußeren Geschehnissen, sondern - in den Literatur-Wissenschaften würde man sagen: - geistesgeschichtliche Kontexte und Vernetzungen zu begründen. - Und das kann die HKM nicht, weil ihre Methodik das nicht zu lässt - es verlangt auch keiner von ihr.
Münek hat geschrieben: Und dies tut mit viel Akribie und Professionalität die historisch-kritische Exegese.
Aber nur im Rahmen ihre methodischen Möglichkeiten - und diese sind bei solchen Fragestellungen unzureichend.
Münek hat geschrieben:Die Quellen sprechen schließlich eine mehr als eindeutige Sprache.
Meinst Du - meint Ratzinger auch. - Und Ihr meint in etwa das Gegenteil. - Es liegt am Zugang und nicht an den Quellen.
Münek hat geschrieben:Immerhin gleichen sich Esoterik und Gottesglaube darin, dass beide von einem Walten und Wirken unsichtbarer übernatürlicher Geistes-Mächte ausgehen. Das ist schon sehr viel an Übereinstimmung.
Formal ja. - Aber eben nicht substantiell.
Münek hat geschrieben:Aber doch nicht in ihren grundlegenden Inhalten. Das ist doch der Punkt.
Der grundlegende Inhalt etwa der "Jungfräulichkeit" ist nicht irgendein Hymen, sondern dass Gott über Naturgesetze hinweg wirken kann. - Dieses wird theologisch dann an einer ganz anderen Stelle begründet, die wiederum selber wieder wo ganz anders begründet. - Das ist ein riesiges geistiges Netz, innerhalb dessen der EIGENTLICHE Inhalt eines Dogmas nicht änderbar ist - weil sonst das hermeneutisch über 2000 Jahre gebildete und in sich widerspruchsfreie Netz nicht mehr stimmen würde. -
Oder um es ganz banal zu sagen: Wenn man "4+4=8"grundlegend in Frage stellt, heißt das, dass dann auch "2+2=4" und "17-13=4" in Frage gestellt sind. - Mit anderen Worten: Man kann erst mal EIN Dogma nicht einzeln angreifen, sondern muss die gesamt Vernetzung kennen, um angreifen zu können. - Preisfrage: Welcher der Dogmen-Kritiker ist in diesem Sinne überhaupt autorisiert, zu kritisieren? - Meine Schätzung: Ca. 50 bis 100 auf der ganzen Welt. - Und da ist Metzinger trotz seiner Intelligenz sicherlich NICHT dabei.
Münek hat geschrieben:Dass Gott der Schöpfer dieser Welt ist, an diesem Dogma hat sich doch nichts verändert.
Eben - und das in voller Übereinstimmung mit der Evolutions-Theorie.
Münek hat geschrieben:Da der Begriff "Heilsgeschichte" dem Glauben zugeordnet ist, ist er für die wissenschaftliche Forschung ohne Belang. Sie kann mit diesem Begriff nichts anfangen.
Eben - deshalb kann sie nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten interpretieren. - Es verlangt übrigens keiner mehr.
Münek hat geschrieben:Dieses Eingeständnis wirst Du niemals hören, denn die Exegese versteht sich ganz bestimmt nicht als "historischer Dienstleister der kirchlichen Theologie".
Meinetwegen. - Aber ihre Leistungen werden seitens der Theologie halt so gesehen.
Münek hat geschrieben:Die HKM-Vertreter brechen gewiss keinen weltanschaulichen Streit vom Zaun.
Doch - aber sie merken es wahrscheinlich wirklich nicht, weil sie nicht erkannt haben, dass eine Interpretation auf Basis ihrer Methodik bereits eine weltanschauliche Interpretation ist.
Das ist mir inzwischen wirklich klar geworden. - Zwar gibt es natürlich auch unter HKM-Vertretern weltanschauliche Rüpel - aber das Gros scheint tatsächlich in rührender Unschuld zu meinen, sie verträten im Gegensatz zur Theologie eine neutrale, objektive Bibel-Auslegung.
Münek hat geschrieben:Wenn Du allen Ernstes behauptest, die historisch-kritische Exegese befände sich auf einer Insel, die von anderen wissenschaftlichen/theologischen Strömungen umflossen wird, bist Du wirklich fern der Wirklichkeit. Eine solche Sichtweise hat mit der Realität nichts mehr zu tun.
Die theologische Post geht unterm Strich ohne die HKM ab. Das mag anders aussehen, weil die HKM natürlich bei einem materialistisch formatierem kritischen Publikum am meisten Aufmerksamkeit hat - aber das spielt unterm Strich keine große Rolle. - Man nutzt die Sachergebnisse einer säkular-ausgerichteten HKM sehr gern, behält sich aber deren THEOLOGISCHE Deutung vor. - Das ist die Realität und wird es auch sicherlich bleiben.