Alles Teufelszeug? VI

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sven23
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#1111 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mo 7. Aug 2017, 11:32

Roland hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Aus der Möglichkeit einer Göttlichkeit Jesu kann jedenfalls nicht auf etwaige historische Realitäten geschlossen werden.
"Historische Realitäten"... als ob man die mit Sicherheit ermitteln könnte. Die HKM ist eine "Wissenschaft des Vermutens". Die Rekonstruktion der Vorgeschichte eines antiken schriftlichen Textes, basiert sehr stark auf Vermutungen. Und zwar Vermutungen, auf der Grundlage des methodischen Atheismus. Und da kann nichts anderes herauskommen, als das, was man vorher angenommen hat.
Ich bin ganz sicher, dass die Bibel göttlich inspiriert und dass Jesus Gottes Sohn ist.
Das ist dein persönlicher Gaubensentscheid, den dir auch niemand streitig machen will.
Und ich denke, du begehst auch nicht den gleichen Fehler wie closs, der meint, Glaubensentscheide hätten in der historischen Forschung die gleiche Relevenz wie eine wissenschaftliche Methodik.
Dass es auch mit der historisch-kritischen Methode keine 100%-ige Sicherheit geben kann, ist auch klar und wird von der Forschung auch nicht behauptet. Aber man hat damit eine wesentlich größere Wahrscheinlichkeit, sich der historischen Wahrheit zu nähern, als mit zirkelreferenten Gaubensentscheiden.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#1112 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 7. Aug 2017, 12:05

sven23 hat geschrieben:Es ist keine Behauptung, sondern lediglich die Frage, mit welchem Recht du erstens eine Sonderbehandlung für religiöse Texte forderst und zweitens innerhalbe religiöser Texte dann noch mal eine Sonderbehandlung für die christliche Mythologie verlangst?
Falscher Ansatz - es geht letztlich um die Frage, ob die HKM in Bezug auf die Historizität Jesu den Anspruch erheben kann, universal ergebnissoffen zu sein (im methodischen Rahmen ist sie es - das meine ich nicht).

sven23 hat geschrieben:Du bist der einzige, der ständig drauf rum reitet.
Klar - Ihr seht es doch nicht, weil Ihr mittendrin steckt.

sven23 hat geschrieben:Jede Wissenschaft ist sich der Vorläufigkeit ihres Wissenserwerbs bewußt. Es sind gerade Religion und Kirche, die vorgeben, ewig gültige Wahrheiten zu verkünden.
Das stimmt so auch nicht. - Es geht hier nicht um die Vorläufigkeit im Rahmen der jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive (das ist sowohl bei der HKM als auch bei der Kanonik normal), sondern um den prinzipiellen Ausschluss von Ergebnissen, selbst wenn sie historisch wahr wären.

Und da hast Du recht mit Deinem Hinweis, dass die Kanonik bspw. nicht zum Ergebnis kommen könnte, das Jesus NICHT göttlich ist - aber das ist umgekehrt bei der HKM halt genauso. - Die Frage ist, ob man das jeweils weiß - und da ist die Antwort:

1) Die kanonische Exegese weiß es, indem sie sagt: "Wir forschen ergebnisoffen im Rahmen unseres Glaubensentscheid" - das bedeutet: "Wir sind insofern ergebnisoffen, dass wir wirklich selber nicht vorab wissen, auf welche Ergebnisse wir stoßen werden - aber wir forschen nur für den Fall, dass Jesus göttlich ist".

2) Die HKM weiß es NICHT, indem sie nicht erkennt, dass die Grundlagen ihrer Methodik gar nicht das Ergebnis zulassen "Jesus ist göttlich", und somit interpretiert wird, als sei er NICHT göttlich. Zur Kachierung sagt man dann noch, dass die Ergebnisse auch gälten, wenn Jesus göttlich wäre.

sven23 hat geschrieben:Auch die vermeintlich Göttlichkeit Jesu ändert doch nichts an den Textbefunden. Aus einem Kreis wird deshalb kein Quadrat, aus der Naherwartung wird deshalb keine Fernerwartung.
Für die HKM ändert sich nichts - richtig. Weil sie einfach ihren Stiefel durchzieht. - Das Problem ist nicht das, sondern dass sie beansprucht, mit diesem Stiefel dem, was historisch ist, gerecht zu werden, falls Jesus Gott ist.

sven23 hat geschrieben: Dein Konzept des Perspektivenwechsels ist doch längst verworfen worden. (siehe das Beispiel des Kurzzeitkreationismus)
Und so stiehlt man sich weg - der eine verwirft, der andere "weist nach" - beides ohne Tiefe, sondern nur zum Schutz des eigenen Stiefels.

sven23 hat geschrieben:Für einen Glaubensdogmatiker mag die Hoffnung ausreichen, ein Wissenschaftler begnügt sich nicht mit einer vagen Hoffnung.
Muss er aber. - Denn wenn er "methodische Ergebnisse" nicht mit dem verwechselt, "was ist", muss er hoffen, dass sein Ansatz im konkreten Fall der richtige ist. - Es geht NICHT (wie es Thaddäus naheliegt), dass die fehlerfreie Anwendung der Methodik automatisch dem gerecht wird, "was ist" - gerade bei geistigen Fragestellungen.

sven23 hat geschrieben:Richtig, ein Geisterfahrer ist immer auf der falschen Straßenseite unterwegs.
Was Du meinst, ist: Wenn die meisten in Deutschland links fahren, ist links richtig.

sven23 hat geschrieben:Der Rahmen ist, das zu erkunden, was historisch der Fall war.
Das ist NICHT der Rahmen. - Der Rahmen ist der methodische Rahmen, der passend zu dem sein kannwas ist, oder halt nicht.

sven23 hat geschrieben:Natürlich nicht, warum sich mit Widersprüchen der Bibel befassen?
Falsche Fährte - man kann aus viel einen Widerspruch machen. - Momentan kann ich noch keinen an dieser Stelle erkennen - Du wolltest übrigens die Bibelstelle nennen, damit man es nachprüfen kann.

sven23 hat geschrieben: Die Frage ist doch, ob diese Interpratation nach wissenschaflichen Kriterien begründet werden kann
Das ist zwar wichtig, aber nicht entscheidend. - Deine Argumentation geht Richtung Theißen, der als disziplinierter Wissenschaftler zurecht sagt, dass die Einhaltung des Wegs im Zweifelfall wichtiger ist als das Ergebnis - folgerichtig spricht er bei seinen Ergebnissen nur von "methodischen ERgebnissen.

Entscheidend jedoch ist, ob eine Interpretation übereinstimmt mit dem, "was historisch tatsächlich war" - und dafür gibt eine Methodik x der HKM keine Garantie, genauso wenig wie die Methodik y der kanonischen Exegese. - Beide müssen hoffen, dass ihr methodischer Ansatz der passende ist.

sven23 hat geschrieben:Wenn du dich endlich mal mit entsprechender Literatur beschäftigen würdest, wüßtest du, dass das grottenfalsch ist.
Hier habe ich Thaddäus zitiert - darauf bezieht es sich. - Im übrigen kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass es auch heute noch Literatur gibt, die HKM so beschreibt, wie wir es damals gelernt haben.

sven23 hat geschrieben:Der eigentliche Punkt ist aber, dass die Eltern auf einmal nichts mehr wissen von der pränatalen Engelsbotschaft, die sie über den göttlichen Sendungsauftrag ihres zukünftigen Sprosses informiert hat.
Wo steht, dass sie es nicht mehr wissen?

sven23 hat geschrieben:Ich würde jede Wette eingehen, dass du diese Unterscheidung nicht machen würdest, wenn Theißen zu dem Ergebnis gekommen wäre, dass Jesus keine Naherwartung hatte.
Wette verloren. - Die Unterscheidung zwischen "methodisch" und "historisch" ("ontisch") ist eine kategoriale Unterscheidung, die immer gilt.

sven23 hat geschrieben:So aber musst du Theißen noch schonend beibringen, dass er sein Buch umbenennen muss in "Der historisch-kritische Jesus, Ein Lehrbuch"
Für sich braucht Theisen das nicht zu tun, weil er den Unterschied kennt - für Leute wie Dich hätte er sowas Ähnlich tun sollen: "Der historische Jesus aus historisch-kritischer Sicht".

sven23 hat geschrieben:Weil Forschung ergebnisoffen sein muss und die historisch-kritische Methode diese Ergebnisoffenheit garantiert.
Falsche Antwort - niemand zweifelt daran, dass die HKM im Rahmen ihrer Anlage ergebnisoffen ist. Aber das gilt eben auch für eine kanonische oder biblisch-grammatische Exegese: Man definiert seinen methodischen Rahmen und ist DANN (also danach) ergebnisoffen innerhalb dieses Rahmens.

sven23 hat geschrieben:Zumal closs schon x-mal (auch von mir) darauf hingewiesen wurde, dass die Annahme der Göttlichkeit Jesu nichts an der Textbefundlage ändert.
Dass dies nicht nötig ist, hättest Du daraus schließen müssen, dass ich zwischen "methodischen ERgebnissen" und "das, was ist" unterscheide. - In anderen Worten: Im Rahmen der thaddäischen Definition von HKM (die wahrscheinlich dem ziemlich nahekommt, was das Selbstverständnis der HKM angeht) ändert sich NATÜRLICH nichts an der Befundlage der HKM.

Aber doch nicht, weil sich die Interpretationsgrundlage nicht ändert (was sie aber tut!), sondern weil die HKM dieser Grundlagen-Veränderung für Interpretationen nicht gerecht werden kann.

sven23 hat geschrieben:Dass dies eine zirkelschlüssige Argumentation ist, will er nicht wahrhaben.
Das darf er auch nicht, weil es gewohnt falsch von Dir ist, so etwas zu behaupten.

sven23 hat geschrieben:Selbst gläubige Neutestamentler wie Lindemann gestehen ja ein, dass die Naherwartung authentisch sein muß, da sie sich schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erwiesen hat und sie schwerlich hätte von den Schreibern erfunden werden können.
Natürlich war die Naherwartung zur Zeit Jesu authentisch - es war eine Zeiterscheinung. - Diese Naherwartung hat sich selbstverständlich nicht (in dem Sinne, wie man sie verstanden hat) erfüllt.

Du redest hier von Peanuts, die jeder kanonische Theologe abwinkt, weil es klar ist - aber hier geht es doch darum, was JESUS gedacht hat, und nicht, was man im Volk gedacht hat.

sven23 hat geschrieben:Auch das hat closs nie verstanden.
Ich werde solche intellektuellen Stockfehler auch zukünftig nicht verstehen - und ich habe zudem immer weniger Verständnis dafür.

Roland
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#1113 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » Mo 7. Aug 2017, 12:09

sven23 hat geschrieben: Das ist dein persönlicher Gaubensentscheid, den dir auch niemand streitig machen will.
Und ich denke, du begehst auch nicht den gleichen Fehler wie closs, der meint, Glaubensentscheide hätten in der historischen Forschung die gleiche Relevenz wie eine wissenschaftliche Methodik.
Dass es auch mit der historisch-kritischen Methode keine 100%-ige Sicherheit geben kann, ist auch klar und wird von der Forschung auch nicht behauptet. Aber man hat damit eine wesentlich größere Wahrscheinlichkeit, sich der historischen Wahrheit zu nähern, als mit zirkelreferenten Gaubensentscheiden.
Aber ich schrieb doch gerade, dass auch die HKM einen zirkelreferenten Glaubensentscheid trifft.
Es wird nicht mit dem Handeln eines Gottes gerechnet. Und die ganze Bibel berichtet aber nunmal vom Handeln eines Gottes. Betrachtet man nun also die Schriften dieses Buches, unter der Vorgabe des methodischen Atheismus, dann müssen die Ergebnisse entsprechend sein.
Ob diese Ergebnisse nun "die Wahrheit" sind, muss schlicht offen bleiben.
Genauso wie die Frage ob es Gott gibt oder nicht.

Es ist – hüben wie drüben – eine Frage des Glaubens.
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#1114 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mo 7. Aug 2017, 12:36

Roland hat geschrieben: Aber ich schrieb doch gerade, dass auch die HKM einen zirkelreferenten Glaubensentscheid trifft.
Ich denke, da irrst du dich. Die Forschung will die Existenz von Göttern weder beweisen noch widerlegen, was eh nicht geht. Insofern benötigt sie auch keinen Glaubensentscheid, der dann zirkelreferent zu beweisen wäre.
Die Forschung versucht, die Glaubenswelt des jüdischen Apokalyptikers anhand der Textquellen zu rekonstruieren und vor allem von dem zu unterscheiden, was von den Schreibern und in den Gemeinden daraus gemacht wurde.
Kanonische Exegese hat überhaupt nicht den Anspruch, historische Forschung zu betreiben. Da sie von der göttlichen Inspiriertheit und Irrtumslosikeit der Schriften ausgeht und sie das Glaubenskonstrukt "überraschenderweise" betätigt findet, trifft der Vorwurf der Zirkelschlüssigkeit doch wohl am ehesten auf die kanonische Exegese zu.
In der historichen Forschung kann sie deshalb keine Anwendung finden.
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#1115 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » Mo 7. Aug 2017, 13:10

sven23 hat geschrieben: Ich denke, da irrst du dich. Die Forschung will die Existenz von Göttern weder beweisen noch widerlegen, was eh nicht geht. Insofern benötigt sie auch keinen Glaubensentscheid, der dann zirkelreferent zu beweisen wäre.
Bei der Textkritik gehen sie aber von der Nichtexistenz Gottes aus, jedenfalls wird sein mögliches Handeln nicht in Betracht gezogen. Und deshalb können die Ergebnisse nur ganz im Sinne des Atheismus sein.

sven23 hat geschrieben: Die Forschung versucht, die Glaubenswelt des jüdischen Apokalyptikers anhand der Textquellen zu rekonstruieren und vor allem von dem zu unterscheiden, was von den Schreibern und in den Gemeinden daraus gemacht wurde.
Ja genau, sie versucht zu belegen, dass menschliche Schreiber etwas "daraus gemacht haben". Und dabei sind sie sehr stark auf Vermutungen angewiesen. Und sie schließen aus, dass Gott, von dem die Schriften handeln, überhaupt existiert und möglicherweise auch bei der Entstehung der Bibel gehandelt hat.

Ist im Sinne des methodisch-atheistischen Ansatzes richtig, kann aber in Wirklichkeit falsch sein.
Die einen glauben an Gottes Handeln, die anderen schließen es aus.
Und beide präsentieren ihre "vermutlichen" Ergebnisse.

Und jeder mag am Ende glauben, was er für richtig hält.
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#1116 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Mo 7. Aug 2017, 13:15

Roland hat geschrieben:Bei der Textkritik gehen sie aber von der Nichtexistenz Gottes aus,
Das siehst du falsch. Man setzt keine Vorbedingungen.

Roland hat geschrieben:jedenfalls wird sein mögliches Handeln nicht in Betracht gezogen.
Das mag sein, denn die HKM untersucht Handlung so weit dies möglich ist, aber nicht alle möglichen Alternativen drum herum.

Roland hat geschrieben:Ist im Sinne des methodisch-atheistischen Ansatzes richtig, kann aber in Wirklichkeit falsch sein.
Das geht leider nicht, denn die Welt funktioniert nur auf eine Weise, nicht für Atheisten so, und für Christen anders.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#1117 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mo 7. Aug 2017, 13:18

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist keine Behauptung, sondern lediglich die Frage, mit welchem Recht du erstens eine Sonderbehandlung für religiöse Texte forderst und zweitens innerhalbe religiöser Texte dann noch mal eine Sonderbehandlung für die christliche Mythologie verlangst?
Falscher Ansatz - es geht letztlich um die Frage, ob die HKM in Bezug auf die Historizität Jesu den Anspruch erheben kann, universal ergebnissoffen zu sein (im methodischen Rahmen ist sie es - das meine ich nicht).
Nee, es ist genau der richtige Ansatz, denn eigentlich solltest du langsam wissen, dass es keine Sonderrechte gibt, weder für religiöse Texte im allgemeinen, noch für die christliche Mythologie im besonderen. Warum auch? :roll:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Jede Wissenschaft ist sich der Vorläufigkeit ihres Wissenserwerbs bewußt. Es sind gerade Religion und Kirche, die vorgeben, ewig gültige Wahrheiten zu verkünden.
1) Die kanonische Exegese weiß es, indem sie sagt: "Wir forschen ergebnisoffen im Rahmen unseres Glaubensentscheid" - das bedeutet: "Wir sind insofern ergebnisoffen, dass wir wirklich selber nicht vorab wissen, auf welche Ergebnisse wir stoßen werden - aber wir forschen nur für den Fall, dass Jesus göttlich ist".
:lol: :lol: :lol:
Die Voraussetzung der Göttlichkeit und Ergebnisoffenheit schließen sich aus, weil das Ergebnis, die Göttlichkeit, ja schon feststeht.
Du solltest deine Mitmenschen nicht derart intellektuell unterfordern. Frage dich doch mal, warum die kanonische Exegese in der Forschung (und ja, ich meine die historisch-kritische Forschung, die den Namen auch verdient) keine Anwendung finden kann. Wenn du es nicht glaubst, frage Theißen. E-mail Adresse kann ich dir zukommen lassen.

closs hat geschrieben: 2) Die HKM weiß es NICHT, indem sie nicht erkennt, dass die Grundlagen ihrer Methodik gar nicht das Ergebnis zulassen "Jesus ist göttlich", und somit interpretiert wird, als sei er NICHT göttlich. Zur Kachierung sagt man dann noch, dass die Ergebnisse auch gälten, wenn Jesus göttlich wäre.
Das stimmt ja auch für das meiste. z. b. "ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen..." oder "Ich bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel...) ändern sich dadurch nicht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auch die vermeintlich Göttlichkeit Jesu ändert doch nichts an den Textbefunden. Aus einem Kreis wird deshalb kein Quadrat, aus der Naherwartung wird deshalb keine Fernerwartung.
Für die HKM ändert sich nichts - richtig. Weil sie einfach ihren Stiefel durchzieht. - Das Problem ist nicht das, sondern dass sie beansprucht, mit diesem Stiefel dem, was historisch ist, gerecht zu werden, falls Jesus Gott ist.
Überleg doch mal. Selbst wenn Jesus göttlich sein sollte, wird aus einem Kreis kein Quadrat.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Dein Konzept des Perspektivenwechsels ist doch längst verworfen worden. (siehe das Beispiel des Kurzzeitkreationismus)
Und so stiehlt man sich weg - der eine verwirft, der andere "weist nach" - beides ohne Tiefe, sondern nur zum Schutz des eigenen Stiefels.
siehe oben, das Beispiel mit dem Kurzzeitkreationismus sollte doch einleuchtend sein. Das, was der Fall ist, ändert sich nicht durch Glaubensentscheide.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Richtig, ein Geisterfahrer ist immer auf der falschen Straßenseite unterwegs.
Was Du meinst, ist: Wenn die meisten in Deutschland links fahren, ist links richtig.
Häh, in Deutschland ist Rechtsverkehr und Geisterfahrer gibt es in der Regel auf der Autobahn, das ist linksfahren erlaubt, aber nur in der richtigen Richtung. :lol:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die Frage ist doch, ob diese Interpratation nach wissenschaflichen Kriterien begründet werden kann
Das ist zwar wichtig, aber nicht entscheidend. - Deine Argumentation geht Richtung Theißen, der als disziplinierter Wissenschaftler zurecht sagt, dass die Einhaltung des Wegs im Zweifelfall wichtiger ist als das Ergebnis - folgerichtig spricht er bei seinen Ergebnissen nur von "methodischen ERgebnissen.
Er deklariert sie aber nicht abwertend als "nur" methodisch, sondern er weist darauf hin, dass sie unter strenger Einhaltung einer wissenschaftlichen Methode zustande gekommen sind und damit für jeden intersubjektiv nachvollziebar sind. Dadurch unterscheidet sich die Methode von Glaubensentscheiden.

closs hat geschrieben: Entscheidend jedoch ist, ob eine Interpretation übereinstimmt mit dem, "was historisch tatsächlich war" - und dafür gibt eine Methodik x der HKM keine Garantie, genauso wenig wie die Methodik y der kanonischen Exegese. - Beide müssen hoffen, dass ihr methodischer Ansatz der passende ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die historische Forschung näher an der Historie dran ist als Glaubensdogmatiker, die keine historische Forschung betreiben wollen und können, ist um ein vielfaches höher.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn du dich endlich mal mit entsprechender Literatur beschäftigen würdest, wüßtest du, dass das grottenfalsch ist.
Hier habe ich Thaddäus zitiert - darauf bezieht es sich. - Im übrigen kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass es auch heute noch Literatur gibt, die HKM so beschreibt, wie wir es damals gelernt haben.
Kann ich mir nicht vorstellen. Dann gute Nacht Deutschland. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der eigentliche Punkt ist aber, dass die Eltern auf einmal nichts mehr wissen von der pränatalen Engelsbotschaft, die sie über den göttlichen Sendungsauftrag ihres zukünftigen Sprosses informiert hat.
Wo steht, dass sie es nicht mehr wissen?
Ähm, im Dr. Oetker Kochbuch bestimmt nicht. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich würde jede Wette eingehen, dass du diese Unterscheidung nicht machen würdest, wenn Theißen zu dem Ergebnis gekommen wäre, dass Jesus keine Naherwartung hatte.
Wette verloren. - Die Unterscheidung zwischen "methodisch" und "historisch" ("ontisch") ist eine kategoriale Unterscheidung, die immer gilt.
Natürlich, und du hast auch noch nie gelogen. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:So aber musst du Theißen noch schonend beibringen, dass er sein Buch umbenennen muss in "Der historisch-kritische Jesus, Ein Lehrbuch"
Für sich braucht Theisen das nicht zu tun, weil er den Unterschied kennt - für Leute wie Dich hätte er sowas Ähnlich tun sollen: "Der historische Jesus aus historisch-kritischer Sicht".
Kann er von mir aus machen. Es ist immer ein Qualitätssiegel, wenn man eine saubere, wissenschaftliche Methode anwendet, anstatt auf Glaubensentscheide angewiesen zu sein. :thumbup:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Weil Forschung ergebnisoffen sein muss und die historisch-kritische Methode diese Ergebnisoffenheit garantiert.
Falsche Antwort - niemand zweifelt daran, dass die HKM im Rahmen ihrer Anlage ergebnisoffen ist. Aber das gilt eben auch für eine kanonische oder biblisch-grammatische Exegese:
Definitiv nein. Deshalb finden sie in der Forschung auch keine Verwendung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Selbst gläubige Neutestamentler wie Lindemann gestehen ja ein, dass die Naherwartung authentisch sein muß, da sie sich schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erwiesen hat und sie schwerlich hätte von den Schreibern erfunden werden können.
Natürlich war die Naherwartung zur Zeit Jesu authentisch - es war eine Zeiterscheinung. - Diese Naherwartung hat sich selbstverständlich nicht (in dem Sinne, wie man sie verstanden hat) erfüllt.
Falsch, die Forschung rekonstruiert die Glaubenswelt des jüdischen Apokalyptikers, der mit seinen Endzeitprophezeiungen eine kleine Anhängerschar um sich versammeln konnte. Was das Volk insgesamt angeht, war die Glaubenswelt wohl sehr heterogen.

closs hat geschrieben: Du redest hier von Peanuts, die jeder kanonische Theologe abwinkt, weil es klar ist - aber hier geht es doch darum, was JESUS gedacht hat, und nicht, was man im Volk gedacht hat.
Mit Abwinken ist es nicht getan. Kanoniker meinen, mit ihrem Gaubensentscheid alles wegbügeln zu können. Das ist definitiv reines Wunschdenken.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auch das hat closs nie verstanden.
Ich werde solche intellektuellen Stockfehler auch zukünftig nicht verstehen - und ich habe zudem immer weniger Verständnis dafür.
Da musst du dich an Lindemann halten, der aber zugegeben lediglich die Meinung der theologischen Forschung widergibt.
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#1118 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Hemul » Mo 7. Aug 2017, 13:21

Thaddäus hat geschrieben:Ich hoffe sehr, dass Jesus aus Nazareth auch das erfreuliche und wunderbare Geheimnis des Schoßes einer Frau kennengelernt hat oder meinetwegen auch die Liebe eines anderen Mannes
Ich habe sehr viele Lebensjahre auf dem Buckel. Aber solch eine verleumderische Unterstellung habe ich bisher weder gehört noch gelesen. :thumbdown:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#1119 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mo 7. Aug 2017, 13:22

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die Forschung versucht, die Glaubenswelt des jüdischen Apokalyptikers anhand der Textquellen zu rekonstruieren und vor allem von dem zu unterscheiden, was von den Schreibern und in den Gemeinden daraus gemacht wurde.
Ja genau, sie versucht zu belegen, dass menschliche Schreiber etwas "daraus gemacht haben". Und dabei sind sie sehr stark auf Vermutungen angewiesen. Und sie schließen aus, dass Gott, von dem die Schriften handeln, überhaupt existiert und möglicherweise auch bei der Entstehung der Bibel gehandelt hat.
.
Nee, es gibt ja nun mal definitiv die Diskrepanz zwischen historischem Jesus und dem kerygmatischen Christus, den die Kirche verkündet. Diese Diskrepanz bekommt man auch mit Glaubensentscheiden nicht weg.

Dr. Carsten Jung erklärt den Unterschied.

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#1120 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » Mo 7. Aug 2017, 13:30

Pluto hat geschrieben: Das mag sein, denn die HKM untersucht Handlung so weit dies möglich ist, aber nicht alle möglichen Alternativen drum herum.
Ungekehrt! Sie sucht nach allen möglichen Erklärungen drumherum und schließt das tatsächlich vom Handeln Gottes im Text Gesagte aus.

Pluto hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Ist im Sinne des methodisch-atheistischen Ansatzes richtig, kann aber in Wirklichkeit falsch sein.
Das geht leider nicht, denn die Welt funktioniert nur auf eine Weise, nicht für Atheisten so, und für Christen anders..
Gemeint war, dass es im Sinne des methodisch-atheistischen Ansatzes richtig ist, das Handeln Gottes auszuschließen. Aber das kann eben in Wirklichkeit falsch sein.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
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