Alles Teufelszeug? IV

closs
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#111 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Sa 10. Sep 2016, 20:39

sven23 hat geschrieben:Kubitza entlarvt, wo Substanz vorgegaukelt wird.
Das KANN auch mal sein - aber prinzipiell kann Kubitza es doch gar nicht, weil man Substanz erst dann als getroffen oder vorgegaukelt entlarven kann, wenn man selber diese Substanz versteht. Genau das tut er doch NICHT.

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sven23
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#112 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von sven23 » Sa 10. Sep 2016, 21:36

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Kubitza entlarvt, wo Substanz vorgegaukelt wird.
Das KANN auch mal sein - aber prinzipiell kann Kubitza es doch gar nicht, weil man Substanz erst dann als getroffen oder vorgegaukelt entlarven kann, wenn man selber diese Substanz versteht. Genau das tut er doch NICHT.
Welche Substanz soll das sein? Etwa das völlig überbewertete Konstrukt der sog. Heilsgeschichte?
Was in anderen Kulten als Aberglauben und Götzendienst angesehen wird, wird in der eigenen Religion zum ultimativen Stein der Weisen stilisiert.
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closs
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#113 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Sa 10. Sep 2016, 22:07

sven23 hat geschrieben:Welche Substanz soll das sein?
Eben - Du fragst es Dich selber. Und Kubitza wird es nicht anders tun. - Ihr wisst es nicht, weil Ihr es entweder nicht spürt oder es nicht ontologisch/dialektisch/philosophisch hoch-denken kennt.

sven23 hat geschrieben:Was in anderen Kulten als Aberglauben und Götzendienst angesehen wird, wird in der eigenen Religion zum ultimativen Stein der Weisen stilisiert.
Dies ist insofern ein wunder Punkt, als dass auch hier gegen Röm. 2,13ff verstoßen wird.

Zwar gibt es in der Tat gute Gründe, warum eine monotheistische Religion heilsgeschichtlich weiter ist als eine andere Religion - andererseits muss man jede Orientierung an der Wahrheit hochschätzend verstehen, egal in welcher intellektuellen/heilsgeschichtlichen/etc. Phase sie anzusiedeln ist.

Die Naturreligion, die "das Gesetz in sich spürt" (Röm. 2,13), ist nicht weiter von der Wahrheit weg als die Super-Religion, der der innere Faden fehlt.

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Münek
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#114 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » So 11. Sep 2016, 06:15

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: In der wissenschaftlichen Theologie geht es darum zu versuchen, historische Ereignisse anhand der Quellen zu rekonstruieren.
Dieser Ansatz ist nicht das Problem. Natürlich kann man probieren, rauszufinden, was rauskommt, wenn man auf HKM-Ebene die Bibel durchdekliniert. Der entscheidende Punkt ist ein anderer: Auch die HKM muss sich bewusst sein, dass es ein "Was-wäre-wenn"-Szenario bleibt.
Das muss sich die neutestamentliche Forschung überhaupt nicht bewusst sein. Warum nicht? Weil das völliger Schwachsinn ist! Seit wann ist es Aufgabe von Historikern, sich inhaltlich-wissenschaftlich mit Göttern und Gottessöhnen auseinanderzusetzen?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Philosoph Thomas Metzinger bringt es in seinem Vortrag "Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit" exakt auf den Punkt. Dieser Vortrag müsste für alle halbwegs intelligente Gläubige Pflichtlektüre sein.
Ich kenne diesen Vortrag sehr gut. - Er hat mir deutlich gemacht, wie ideologisch Metzinger eigentlich ist.
Metzinger ist nicht ideologisch, sondern einfach nur ehrlich. Mit der "intellektuellen Redlichkeit" haben es viele Gläubige nicht so. Das weißt Du doch genau gutwie ich. Es ist dieses "Sich-in-die-Tasche-lügen" der Vertreter der Kirche, das er zurecht anprangert.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die inhaltlose Kritik ist doch lediglich dem Umstand geschuldet, dass Kubitza den Finger in die wunden Stellen der Theologie legt.
Das hat er AUCH gemacht - wunde Stellen gab und gibt es genug. Aber seine Haupt-"Leistung" besteht darin, die Bibel aus einer konsequent substanz-fernen Warte aus zu interpretieren.
Kubitzas Ausführungen haben insofern Substanz, als er nicht laienhaft ins Blaue schwafelt, sondern als Theologe mit Sachverstand den Stand der aktuellen Jesusforschung wiedergibt.

Deine Kritik richtet im Grunde gar nicht gegen Kubitza, sondern gegen Auffassungen der Exegeten an den theologischen Fakultäten. Da existiert geballter Sachverstand. Über den verfügst Du aber nicht. Du bist theologischer Nichtexperte... Anders gesagt: Du hast im Grunde keine Ahnung...

Denke mal an den Philosophen Wittgenstein: Wenn man keine Ahnung hat, sollte man besser schweigen (sinngemäß).

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sven23
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#115 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von sven23 » So 11. Sep 2016, 07:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Welche Substanz soll das sein?
Eben - Du fragst es Dich selber. Und Kubitza wird es nicht anders tun. - Ihr wisst es nicht, weil Ihr es entweder nicht spürt oder es nicht ontologisch/dialektisch/philosophisch hoch-denken kennt.
Das war - wie unschwer zu erkennen - eine rethorische Frage. ;)


closs hat geschrieben: Zwar gibt es in der Tat gute Gründe, warum eine monotheistische Religion heilsgeschichtlich weiter ist als eine andere Religion - andererseits muss man jede Orientierung an der Wahrheit hochschätzend verstehen, egal in welcher intellektuellen/heilsgeschichtlichen/etc. Phase sie anzusiedeln ist.
Was der Monotheismus angerichtet hat, ist historisch ziemlich gut belegt. Und nebenbei: ist der dreifach gefaltete Gott des Christentums überhaupt echter Monotheismus? Juden und Moslems verneinen dies ganz entschieden, geistig gesehen.


closs hat geschrieben: Die Naturreligion, die "das Gesetz in sich spürt" (Röm. 2,13), ist nicht weiter von der Wahrheit weg als die Super-Religion, der der innere Faden fehlt.
Aber nur, weil es diese "Wahrheit" gar nicht gibt.
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#116 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von 2Lena » So 11. Sep 2016, 07:42

Sven23 hat geschrieben:Was der Monotheismus angerichtet hat, ist historisch ziemlich gut belegt. Und nebenbei: ist der dreifach gefaltete Gott des Christentums überhaupt echter Monotheismus? Juden und Moslems verneinen dies ganz entschieden, geistig gesehen.
Unfug, Svenilein - setzen!
Ein Monotheismus ist eine Tatsache,
Unduldsamkeit, Verbohrtheit, Grausamkeit sind schlechte Tugenden,
die nichts in einer guten Weltanschauung verloren haben.

Verbohrt ist z.B. (ohne ein Wissen, wie Geist und Seele und Körper wirken) von einer abstrakten "Dreifaltigkeit" auszugehen. In indischen Denkmodellen ist noch eine Vorstellung von "Gott" zu finden, Selbst wenn dort nicht über Gott gesprochen wird. Hingegen kommt bei Juden und Moslems zwar der Begriff vor, aber beschreiben sie den passend, sind sie etwa erschüttert von dessen Größe und Mächten?

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#117 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von 2Lena » So 11. Sep 2016, 07:52

Münek hat geschrieben:Seit wann ist es Aufgabe von Historikern, sich inhaltlich-wissenschaftlich mit Göttern und Gottessöhnen auseinanderzusetzen?
Sollte es aber werden ...
Bisher sucht die Historik buchstäblich nur "Spuren im Sand" und steht z. B. vor versteinerten Fußabdrücken, die sie nicht zu erklären vermag. Das "Volkswissen" (Mythen, Sagen) kann das erklären. Es liefert jedoch nicht die "Sprache" (Details, Zeitangaben, technische Daten) mit der heutige "Wissenschaftler" die Dinge verstehen können.

Münek hat geschrieben:Mit der "intellektuellen Redlichkeit" haben es viele Gläubige nicht so. Das weißt Du doch genau gutwie ich. Es ist dieses "Sich-in-die-Tasche-lügen" der Vertreter der Kirche, das er zurecht anprangert.
Zum Teil gebe ich dir Recht, lieber Münek!
Doch schauen wir halt nach, woher das kommt ...
Ein Teil: Studenten wird eingetrichtert, die Universität hat das bestmögliche Wissen. Als die antike Bildung gelehrt wurde, repräsentierte sich sich - in sich stimmig - auch wenn "Daten", wie etwa die Auflösung mit der Bibelsprache (hebräisch Mehrfachsinn!) gefehlt hatte. Doch bereits dort gab es Unmengen, die den Stoff verwässert haben. Es kamen früher Details, Überlieferungen der Zeitzeugen Jesu, die heute nicht mehr im Gespräch sind. Das wurde weggelassen zugunsten moderner Ansichten. Das ist entstanden, weil die Gewichtigkeit gefehlt hatte. (Kernpunkte nicht erkannt, nicht verstanden, falsche und abweichende Interessen). Ins Gespräch kamen die "Aufregungen" der Moderne. Da wurden plötzlich Fragen gestellt. Die angehenden Pfarrer mussten einen Antimodernisteneid leisten. Das hat dann zu einer ziemlichen Spaltung und der Abnahme des Priesterberufs geführt.

Fazit: Fehlendes Wissen steht einer Fülle von Fragen gegenüber.

Kubitza hat geschrieben:Kubitzas Ausführungen haben insofern Substanz, als er nicht laienhaft ins Blaue schwafelt, sondern als Theologe mit Sachverstand den Stand der aktuellen Jesusforschung wiedergibt.
Naja mal langsam mit deiner "Ehrlichkeit". Er sagt bloß, was an den Universitäten gelehrt wird. Er sagt aber nicht was die "Sache" ist, sondern was er meint. Die "Treffer", die du fühlst als Ehrlichkeit, haben nur mit Übereinstimmungen zu tun. Da ist nichts mehr von "Glaube". Das hat closs sehr gut erkannt. Mit Glauben meine ich jetzt nicht irgendein Fürwahrhalten, egal welcher Art, sondern etwas sehr Feines, das nicht zu fassen ist, so wie es die Kinesiologie zeigt. Der Mensch zeigt mit der Körpersprache aus dem Unbewussten heraus, während er beim "Lügen" ganz bewusst seine Mimik kontrolliert. Der Zugang zum großen Wissen kommt aber nicht im Sichwasvormachen.
Frauen bezeichnen das als "Bauchgefühl". Da kommt beim Lesen von Kubitza nichts als Traurigkeit, in die man sich hineinsteigert, sprich weiter und weiter "Kritiker" liest, bis das eigene Gefühl "tot" ist, weil der Verstand sagt: So Gelehrte müssten es besser wissen und wenn es so viele sind, was soll da nur ein kleines Mädchen sich behaupten?

Fazit: Viel Wissen vom momentan Gelehrten - wenig Ahnung vom Sollzustand, den aber so Mancher auch ohne Univeristätsausbildung ganz leicht erahnen kann.

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NIS
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#118 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von NIS » So 11. Sep 2016, 08:17

Eitelkeit!
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#119 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » So 11. Sep 2016, 08:51

Münek hat geschrieben:Das muss sich die neutestamentliche Forschung überhaupt nicht bewusst sein.
Die Grundlagen der Wissenschaft sollten JEDER Wissenschaft bewusst sein.

Münek hat geschrieben:Metzinger ist nicht ideologisch, sondern einfach nur ehrlich.
Du erkennst offenbar nicht die Tragweite dessen, was Metzinger da anrichtet.

Münek hat geschrieben:Deine Kritik richtet im Grunde gar nicht gegen Kubitza, sondern gegen Auffassungen der Exegeten an den theologischen Fakultäten.
Meine Kritik richtet sich gegen eine Exegese, die im Zweifelsfall Methodik über Realität stellt.

Münek hat geschrieben:Denke mal an den Philosophen Wittgenstein: Wenn man keine Ahnung hat, sollte man besser schweigen (sinngemäß).
Da ist übrigens wirklich was dran. Deshalb denke ich, dass Theologie nur von wenigen betrieben werden sollte. Es gibt nichts Schlimmeres als das Mittelmaß, das intellektuell genug ist, um den Mund aufzumachen, aber gleichzeitig geistig tot ist.

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#120 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » So 11. Sep 2016, 08:53

sven23 hat geschrieben: ist der dreifach gefaltete Gott des Christentums überhaupt echter Monotheismus?
Ja. - Man muss allerdings "Sein" und "Offenbarung" unterscheiden, um dies zu verstehen.

sven23 hat geschrieben:Aber nur, weil es diese "Wahrheit" gar nicht gibt.
Immer wieder: Die einzig redliche Theologie ist diejenige, in der es Gott nicht gibt. :devil:

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