Die HKM ist mitten unter euch

ThomasM
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#111 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von ThomasM » Di 5. Jan 2016, 12:01

Pluto hat geschrieben: Ich meine damit die historischen, archäologischen Tatsachen.
Hier irrst du dich, denn eine Exegese bezieht solches Wissen durchaus ein. Exegese fragt ja danach, was ein Text bedeuten, aussagen soll. Dabei können solche Informationen durchaus nützlich sein. Worauf man sich dabei stützt, muss in den exegetischen Prämissen genannt werden. Für mich ist der Josuatext ein Text, der die Führung und Bewahrung durch Gott darstellen soll. Betrachtet aus der politischen Brille der Königszeit. Und dass die Leute damals eine andere Vorstellung von historischer Genauigkeit hatten, als wir heute, sollte dir bekannt sein.

Pluto hat geschrieben:
2.) Inwiefern Exegese das Ziel "a priori" festlegt?
Davon gehe ich aus, da die Theologie nicht gewillt ist, die Grundlagen ihrer Dogmen zu hinterfragen.
Du meinst also, da die Naturwissenschaft ihre Grundlage, Modelle experimentell zu prüfen, nicht hinterfragt, setzen auch sie die Ziele "a priori" fest und hinterfragen sie nicht ergebnisoffen?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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sven23
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#112 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Di 5. Jan 2016, 12:21

ThomasM hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Schwachpunkt der kanonischen Exegese liegt meiner Meinung nach in ihrem Vorgehen. Anstatt sich von den Tatsachen leiten zu lassen und ergebnisoffen zu forschen, legt die Rezeption a priori das Ziel fest, und sucht dann nach den Fakten die zu diesem Ziel führen: Was nicht passt wird verworfen.
Kannst du
1.) Mal sagen, was deiner Meinung nach die "Tatsachen" sind?
2.) Inwiefern Exegese das Ziel "a priori" festlegt?

Du schreibst diese Worte in einem Tonfall, der sich vorwurfsvoll anhört, und aus der man heraushört, dass du der Meinung bist, dass du das anders machst. Damit weckst du Emotionen und argumentierst emotional. Aber kannst du deine Aussagen auch sachlich darlegen?

Nun, die kanonische Exegese geht von der Inspiriertheit und Irrtumsfreiheit der Heiligen Schriften aus. Sie interessiert sich nicht für den ursprünglichen Sinn der Texte, sondern nur für deren letztgültige, kanonisierte Rezeption.
Als Methode kann sie da mit der historisch-kritischen in keinster Weise mithalten. Es ist halt ein Glaubenskonstrukt.
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ThomasM
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#113 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von ThomasM » Di 5. Jan 2016, 14:59

sven23 hat geschrieben: Nun, die kanonische Exegese geht von der Inspiriertheit und Irrtumsfreiheit der Heiligen Schriften aus. Sie interessiert sich nicht für den ursprünglichen Sinn der Texte, sondern nur für deren letztgültige, kanonisierte Rezeption.
Nach aktueller Zählung in Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_Exegese ist die kanonische Exegese eine von 24 verschiedenen exegetischen Ansätzen.
Und dass "Irrtumsfreiheit" dazugehört, kann ich aus dem, was da steht jetzt auch nicht erkennen.

Warum favorisierst du nicht einfach eine der anderen exegetischen Ansätze oder zumindest eine der 6 theologischen Exegeseformen?
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sven23
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#114 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Di 5. Jan 2016, 15:09

ThomasM hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Nun, die kanonische Exegese geht von der Inspiriertheit und Irrtumsfreiheit der Heiligen Schriften aus. Sie interessiert sich nicht für den ursprünglichen Sinn der Texte, sondern nur für deren letztgültige, kanonisierte Rezeption.
Nach aktueller Zählung in Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_Exegese ist die kanonische Exegese eine von 24 verschiedenen exegetischen Ansätzen.
Und dass "Irrtumsfreiheit" dazugehört, kann ich aus dem, was da steht jetzt auch nicht erkennen.

Warum favorisierst du nicht einfach eine der anderen exegetischen Ansätze oder zumindest eine der 6 theologischen Exegeseformen?

Richtig, es gibt noch andere Exegesemethoden. Aber die kanonische ist ja extra als Gegenmodell zu historischen kritischen entwickelt worden und wird von unserem closs als die bessere Methode angesehen. Die Irrtumsfreiheit wird bei Kathpedia erwähnt.
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#115 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Di 5. Jan 2016, 16:11

sven23 hat geschrieben: Aber die kanonische ist ja extra als Gegenmodell zu historischen kritischen entwickelt worden und wird von unserem closs als die bessere Methode angesehen.
Unterm Strich ist die kanonische Exegese der Versuch oder gar das Bestehen darauf, Bibel-Texte in einem geistigen Zusammenhang zu verstehen, also nicht auf reines Wortverständnis zu reduzieren ("Da steht abba ...").

Die Irrtumslosigkeit bezieht sich sicherlich nicht auf die Verwender der kanonischen Exegese, sondern auf den Umstand einer göttlichen Wahrheit, die durch die Bibel vermittelt werden soll. - Mit anderen Worten: auch kanonische Auslegende werden ihre Fehler machen. - Überspitzt formuliert: Die kanonische Exegese besteht darauf, dass die Bibel kein Telefonbuch ist, das man einfach ablesen kann.

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#116 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von ThomasM » Di 5. Jan 2016, 17:11

closs hat geschrieben: Unterm Strich ist die kanonische Exegese der Versuch oder gar das Bestehen darauf, Bibel-Texte in einem geistigen Zusammenhang zu verstehen, also nicht auf reines Wortverständnis zu reduzieren
Was allerdings bekanntermaßen von dir nicht definiert werden kann.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#117 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Di 5. Jan 2016, 19:41

ThomasM hat geschrieben:Was allerdings bekanntermaßen von dir nicht definiert werden kann.
Nicht nötig - es geht hier erstmal drum, dass sie überhaupt grob verstanden wird. - Keiner von uns hat kanonische Exegese studiert - ich versuche sie wenigstens aus Sicht derer halbwegs zu beschreiben, die sie betreiben.

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sven23
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#118 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Mi 6. Jan 2016, 07:12

closs hat geschrieben: Die Irrtumslosigkeit bezieht sich sicherlich nicht auf die Verwender der kanonischen Exegese,...
Die Inspiriertheit der Schriften und die Irrtumsfreiheit derselben wird bei der kanonischen Exegese vorrausgesetzt. Von ergebnisoffener Exegese kann da wohl keine Rede sein. Das Ergebnis ist bereits vorprogammiert.
Es ist so, weil es so sein muß. Die historisch-kritische Methode ist da nur im Weg, auch wenn sie gerne als Alibi für Wissenschaftlichkeit herhalten muß.
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Münek
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#119 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von Münek » Mi 6. Jan 2016, 08:21

ThomasM hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
2.) Inwiefern Exegese das Ziel "a priori" festlegt?
Davon gehe ich aus, da die Theologie nicht gewillt ist, die Grundlagen ihrer Dogmen zu hinterfragen.
Du meinst also, da die Naturwissenschaft ihre Grundlage, Modelle experimentell zu prüfen, nicht hinterfragt, setzen auch sie die Ziele "a priori" fest und hinterfragen sie nicht ergebnisoffen?

Es ist mir neu, dass die Naturwissenschaften "ihre Ziele a priori" festsetzen.

Kirchliche Dogmen dürfen als sog. "Glaubenswahrheiten" von Theologen öffentlich nicht hinter-
fragt werden. Tun sie es, wird ihnen die Lehrbefugnis entzogen (siehe Theologieprofessorin Ran-
ke-Heinemann, die es wagte, die kirchliche Lehre von der Jungfrauengeburt Jesu als "zeitbe-
dingtes Vorstellungsmodell" zu bezeichnen; weil sie nicht widerrief, wurde sie exkommuniziert).

Die Vertreter der organisierten Kirche scheinen nicht viel vom "Gebot der intellektuellen Redlichkeit" zu halten.

closs
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#120 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Mi 6. Jan 2016, 11:06

sven23 hat geschrieben:Die Inspiriertheit der Schriften und die Irrtumsfreiheit derselben wird bei der kanonischen Exegese vorrausgesetzt.
OK - Du hast es also nicht auf die kanonische Exegese, sondern auf die Bibel selbst angewendet. - Ja, dann hast Du mit einem großen ABER recht.

Das ABER besteht darin, dass damit geistige Irrtumsfreiheit verstanden wird. - Mit anderen Worten: Die RKK meint damit NICHT, dass Adam im Jahr ca. 4000 v.Chr. geschaffen wurde, sondern dass das, wofür (in meinen Worten) diese Chiffre steht, nämlich die Schöpfung des Menschen aus Gott, wahr ist. - Genauso meint damit die RKK NICHT, dass der frühe Mensch 900 Jahre alt werden konnte, sondern deutet solche Stellen anders.

Die RKK-Exegese ist um vieles differenzierter, als man ihr zur Stärkung der HKM reindrücken will. - Wir sprechen in dieser Diskussion ausdrücklich NICHT um Fragen nach Wahrheit, sondern um Fragen nach Durchsetzung einer Methodik - alles pro domo.

Queequeg hat geschrieben:Liebe Christen, vielleicht solltet ihr das Jahr 2016 zu dem Jahr erklären, wo ihr dann endlich einmal eure Schere aus euren abergläubisch verblümierten Köpfen nehmet.
Ganz ehrlich: Das ist aus meiner Sicht exakt das Problem der modernen, säkularen Meinungs-Gesellschaft. - Aber das wäre ein anderes Thema.

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