Alles Teufelszeug? VIII

closs
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#1011 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Mo 29. Jan 2018, 20:17

Pluto hat geschrieben:Nein. Systematische Theologie arbeitet erwiesenermaßen unwissenschaftlich.
Wenn man "Wissenschaft" als das definiert, das auf Basis einer Hermeneutik x systematisch forscht, bezeichnet man das im Allgemeinen als "Wissenschaft".

Pluto hat geschrieben:Eben weil die Ergebnisse falsch sein können, ist Hermeneutik unzuverlässig. Es gibt bessere Methoden!
Moment: Auch die hermeneutischen ERgebnisse der HKM können falsch sein. "Hermeneutik" ist nicht Gegenspieler, sondern Grundlage der Wissenschaft.

Münek hat geschrieben:Dort wird halt gesetzt - und closs legt fest, dass Setzungen auf KEINEN FALL, allenfalls die darauf beruhenden Hermeneutiken - aber nur innerhalb des glaubensdogmatischen Korridors - hinterfragt werden können.
"Hinterfragen" kann man alles - auch die HKM kann ihre Hermeneutik hinterfragen. - Aber sie wird sie (in der Regel) nicht ändern, weil es ja gerade die Basis ist, auf der sie antritt.

Münek hat geschrieben: Die ASTROLOGEN und andere spirituell-transzendent tätige Glaubensjünger arbeiten weltweit ebenfalls "systematisch". Was dachtest Du denn? :) Würdest Du denen im Ernst Wissenschaftlichkeit assistieren?
Wenn sie systematisch so vorgehen, wie es Wissenschaft verlangt, ist es Wissenschaft. - Das zeigt, dass nicht alles, wo "Wissenschaft" drauf steht, zu einem sinnvollen Ergebnis führen muss.

Wie auch immer - nehmen wir mal an, DEINE Auffassung von "Wissenschaft" wäre richtig (was auch immer diese Auffassung eigentlich sein soll): Es würde dazu führen, dass nur noch experimentell überprüfbare Disziplinen "Wissenschaft" wären. - Also wäre auch die HKM keine Wissenschaft.

Nebenbei: Wie würdest Du die HKM als "Wissenschaft" verteidigen, wenn ihre Hermeneutik in Sachen "Naherwartung" falsch wäre und die theologischen Hermeneutiken zum richtigen Ergebnis (im Verhältnis zur Wirklichkeit) führen würden?

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Münek
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#1012 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Mo 29. Jan 2018, 23:06

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dort wird halt gesetzt - und closs legt fest, dass Setzungen auf KEINEN FALL, allenfalls die darauf beruhenden Hermeneutiken - aber nur innerhalb des glaubensdogmatischen Korridors - hinterfragt werden können.
"Hinterfragen" kann man alles.
Aaach - ich dachte, die Setzung sei nicht hinterfragbar. Hast Du Deine Auffassung geändert?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Die ASTROLOGEN und andere spirituell-transzendent tätige Glaubensjünger arbeiten weltweit ebenfalls "systematisch". Was dachtest Du denn? :) Würdest Du denen im Ernst Wissenschaftlichkeit assistieren?
Wenn sie systematisch so vorgehen, wie es Wissenschaft verlangt, ist es Wissenschaft.
Dass beispielsweise ASTROLOGEN systematisch vorgehen, daran dürfte kein Zweifel bestehen. Schau Dir mal ihre akribisch erstellten Horoskope an. Also ich halte fest: Für closs ist Astrologie eine Wissenschaft, weil Astrologen systematisch vorgehen.

Na dann. :)

closs hat geschrieben:Wie auch immer - nehmen wir mal an, DEINE Auffassung von "Wissenschaft" wäre richtig (was auch immer diese Auffassung eigentlich sein soll): Es würde dazu führen, dass nur noch experimentell überprüfbare Disziplinen "Wissenschaft" wären.
Du Witzbold - wie willst Du beispielsweise den "Dreißigjährigen Krieg" experimentell überprüfen? In der Geschichtswissenschaft gelten selbstverständlich andere Kriterien als labormäßige Überprüfbarkeit und Voraussagen.

closs hat geschrieben:Also wäre auch die HKM keine Wissenschaft.
Selbst von Dogmatikern wird nicht in Zweifel gezogen, dass die HKM eine rein wissenschaftliche Diziplin ist. Frag´mal in den theologischen Fakultäten bei den Dogmatiker nach.

closs hat geschrieben:Nebenbei: Wie würdest Du die HKM als "Wissenschaft" verteidigen, wenn ihre Hermeneutik in Sachen "Naherwartung" falsch wäre und die theologischen Hermeneutiken zum richtigen Ergebnis (im Verhältnis zur Wirklichkeit) führen würden?
Ganz einfach: Wissenschaftliche Ergebnisse können sich jederzeit als falsch erweisen. Aber deshalb könnte man der HKM nicht ihre Wissenschaftlichkeit absprechen.

Im Übrigen benötigt die historisch-kritische Exegese keine Setzung. Es ist KEINE Setzung, dass sie den Glauben der neutestamentlichen Schriftsteller an die Existenz von Göttern, Teufeln, Engeln, Dämonen, Geistern, Höllen - und Himmelfahrt, Wiederauferstehung von den
Toten und einem ewigen Leben für Gläubige bei ihrer historisch-kritischen Exegese außen vor lässt.


Wenn Du diese Nichtberücksichtigung als "SETZUNG" ansiehst, ist Dir wirklich nicht mehr zu helfen.

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#1013 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Mo 29. Jan 2018, 23:35

Münek hat geschrieben:Aaach - ich dachte, die Setzung sei nicht hinterfragbar. Hast Du Deine Auffassung geändert?
Nein - Du hast wieder mal nicht genau gelesen: "Nicht falsifizierbar" ist eine Setzung - hinterfragen kann man sie trotzdem.

Münek hat geschrieben:Also ich halte fest: Für closs ist Astrologie eine Wissenschaft, weil Astrologen systematisch vorgehen.
Formal kann das so sein - richtig. - Astrologie hat eine für mich nicht-verständliche Hermeneutik/Setzung, aber sie kann in puncto Systematik wissenschaftlich arbeiten. - Zum Unteschied: Die Hermeneutik/Setzung der HKM ist für mich verständlich, weshalb ich deren Ergebnisse prinzipiell nachvollziehen kann - teilen kann ich sie nicht immer, da sie mir für geistige Fragen ungeeignet scheint.

Um es salopp zu sagen: HKM, so wie IHR sie darstellt, ist so etwas wie Astrologie: Systematisch tipp-topp, aber inhaltlich nicht akzeptabel.

Münek hat geschrieben:Du Witzbold - wie willst Du beispielsweise den "Dreißigjährigen Krieg" experimentell überprüfen? In der Geschichtswissenschaft gelten selbstverständlich andere Kriterien als labormäßige Überprüfbarkeit und Voraussagen.
Aha - da kommen wir der Sache schon näher.

Münek hat geschrieben:Selbst von Dogmatikern wird nicht in Zweifel gezogen, dass die HKM eine rein wissenschaftliche Diziplin ist.
Auch von mir wird es nicht in Zweifel gezogen - also sind hermeneutisch basierte Disziplinen DOCH Wissenschaften, nicht wahr?

Münek hat geschrieben:Im Übrigen benötigt die historisch-kritische Exegese keine Setzung.
Das ist Dein/"Euer" tragischer Irrtum - natürlich hat sie Setzungen.

Münek hat geschrieben: Es ist KEINE Setzung, dass sie den Glauben der neutestamentlichen Schriftsteller an die Existenz von Göttern, Teufeln, Engeln, Dämonen, Geistern, Höllen - und Himmelfahrt, Wiederauferstehung von den Toten und einem ewigen Leben für Gläubige bei ihrer historisch-kritischen Exegese außen vor lässt.
Doch - nicht dass ich es kritisiere (Jedem seine Hermeneutik/seine Setzungen), aber es IST eine Setzung.

Warum? - Weil man dann forscht unter dem Aspekt "Wir untersuchen Bibelaussage, ohne transzendente, metaphysische Phänomene zu beachten - wir tun so, als gäbe es sowas nicht". - Weiterhin forscht man unter dem Aspekt "Wir untersuchen die Bibel wie jeden anderen Text auch".

Und so haben wir in Kombi die Aussage "Wir untersuchen Texte, die tranzendent, metaphysisch besetzt sind so, als sei das dort als transzendent und meta-physisch Beschriebene eine Fiktion und nicht historische Wahrheit". - Das macht Sinn - kann man machen. - Aber das sind knallharte Setzungen.

Das Problem ist doch nicht, dass die HKM ihre Setzungen hat, sondern dass Ihr sie so vertretet, als wüßte sie es nicht oder verleugnete sie diese.

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#1014 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 30. Jan 2018, 10:43

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Im Übrigen benötigt die historisch-kritische Exegese keine Setzung.
Das ist Dein/"Euer" tragischer Irrtum - natürlich hat sie Setzungen.
Nein - eine Setzung wäre: Es gibt KEINEN Gott.

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#1015 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 30. Jan 2018, 10:47

Münek hat geschrieben:Nein - eine Setzung wäre: Es gibt KEINEN Gott.
Auch das - aber es ist eben AUCH eine Setzung zu sagen: "Ich interpretiere so, als sei die Bibel vom HG inspiriert" oder "so, als wäre die Bibel ein Text wie alle anderen auch".

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#1016 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 30. Jan 2018, 10:57

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Aaach - ich dachte, die Setzung sei nicht hinterfragbar. Hast Du Deine Auffassung geändert?
Nein - Du hast
Um es salopp zu sagen: HKM, so wie IHR sie darstellt, ist so etwas wie Astrologie: Systematisch tipp-topp, aber inhaltlich nicht akzeptabel.
Komisch - das sieht die "Päpstliche Bibelkommission" völlig anders. :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du Witzbold - wie willst Du beispielsweise den "Dreißigjährigen Krieg" experimentell überprüfen? In der Geschichtswissenschaft gelten selbstverständlich andere Kriterien als labormäßige Überprüfbarkeit und Voraussagen.
Aha - da kommen wir der Sache schon näher.
Na bitte.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Selbst von Dogmatikern wird nicht in Zweifel gezogen, dass die HKM eine rein wissenschaftliche Diziplin ist.
Auch von mir wird es nicht in Zweifel gezogen - also sind hermeneutisch basierte Disziplinen DOCH Wissenschaften, nicht wahr?
[/quote]
Bemühe Dich nicht - den wissenschaftlichen TÜV-Stempel bekommst Du für Dein Glaubenskonstrukt nicht.

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#1017 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 30. Jan 2018, 11:09

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - eine Setzung wäre: Es gibt KEINEN Gott.
Auch das - aber es ist eben AUCH eine Setzung zu sagen: "Ich interpretiere so, als sei die Bibel vom HG inspiriert" oder "so, als wäre die Bibel ein Text wie alle anderen auch".
Nein - nach dem Dokument "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" der "Päpstlichen Bibelkommission" hat die historisch-kritische Exegese die Bibeltexte in gleicher Art und Weise zu erforschen wie andere Texte der Antike auch. Das ist eine Selbstverständlichkeit.

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#1018 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 30. Jan 2018, 11:38

Münek hat geschrieben:Komisch - das sieht die "Päpstliche Bibelkommission" völlig anders.
Nein - sie stellt die HKM NICHT so dar, wie "Ihr" sie hier darstellt.

Münek hat geschrieben:Bemühe Dich nicht - den wissenschaftlichen TÜV-Stempel bekommst Du für Dein Glaubenskonstrukt nicht.
Darum geht es nicht. - Es geht darum, ob "Wissenschaft" hermeneutisch unterlegt sein kann oder nicht - meine klare Antwort: Wissenschaft ist spätestens dann hermeneutisch unterlegt, wenn sie interpretiert.

Wenn man ANDERER Meinung ist, sollte man sich überlegen, wo man eine interpretierende HKM einordnen möchte.

Münek hat geschrieben:Nein - nach dem Dokument "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" der "Päpstlichen Bibelkommission" hat die historisch-kritische Exegese die Bibeltexte in gleicher Art und Weise zu erforschen wie andere Texte der Antike auch.
Richtig - das soll die Hermeneutik der HKM sein, um für Grundlagenerkenntnisse zu sorgen - so meint das die "Päpstliche Kommission". - Sie meint damit NICHT, dass man verdeckt weltanschauliche Aspekte unterlegt.

Münek hat geschrieben:Das ist eine Selbstverständlichkeit.
Auch das, was Du "selbstverständlich" nennst, ist hermeneutisch. - Für einen Theologen ist es bspw. "selbstverständlich", dass die Bibel geistig inspiriert ist - auch das ist hermeneutisch.

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#1019 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 30. Jan 2018, 18:27

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - nach dem Dokument "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" der "Päpstlichen Bibelkommission" hat die historisch-kritische Exegese die Bibeltexte in gleicher Art und Weise zu erforschen wie andere Texte der Antike auch.
Richtig - das soll die Hermeneutik der HKM sein, um für Grundlagenerkenntnisse zu sorgen - so meint das die "Päpstliche Kommission". - Sie meint damit NICHT, dass man verdeckt weltanschauliche Aspekte unterlegt.
Unsinn - sie meint damit, dass biblische Texte keine privilegierte "Sonderbehandlung" beanspruchen können, sondern so interpretiert werden wie andere antike Texte auch.

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#1020 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 30. Jan 2018, 19:18

Münek hat geschrieben:sie meint damit, dass biblische Texte keine privilegierte "Sonderbehandlung" beanspruchen können, sondern so interpretiert werden wie andere antike Texte auch.
Richtig - so versteht die RKK die Hermeneutik der HKM: "Was kommt auf reiner Sachebene bei dieser Perspektive raus, bevor man interpretativ tätig wird."

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