Alles Teufelszeug? II

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Thaddäus
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#1011 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Thaddäus » Mo 4. Apr 2016, 21:03

Halman hat geschrieben:@Thaddäus
Darf ich kurz einspringen? Mein Eindruck ist, dass @closs* Intention darin besteht, auszudrücken, dass Gottes Vernunft unsere übersteigt.
Lieber Halman,
ich habe durchaus verstanden, dass dies closs' Intention ist. Schon eine begriffslogische Analyse zeigt aber, dass es offensichtlich nicht möglich ist, von einer göttlichen Vernunft zu sprechen, die jede menschliche so übersteigt, dass sie mit ihr keine Schnittmenge mehr hat.
Wenn wir über Vernunft sprechen, müssen wir zwangsläufig auf den menschlichen Vernunftbegriff rekurrieren, so, wie er von uns Menschen definiert wird, denn ein anderer liegt nicht vor, insbesondere keiner, der von Gott kommt und in dem er selbst den Begriff "göttliche Vernunft" definieren würde.
Da closs dies ignoriert, sind seine Aussagen unmittelbar widersprüchlich.

closs' Argument, dies sei ja von einem Standpunkt menschlicher Vernunft vorgetragen und dem einer menschlichen Vernunftdefiniton, greift selbstverständlich nicht, da es keinen anderen Standpunkt gibt, als den menschlicher Vernunft und einer menschlichen Vernunftdefiniton.
Behauptet man also, "göttliche Vernunft" sei etwas völlig anderes als menschliche und die oben zitierte Wiki-Definition von Vernunft erfasse deshalb keinesfalls eine göttliche Vernunft, dann spricht man offensichtlich nicht mehr von "Vernunft" wenn man über göttliche Vernunft zu sprechen versucht.
closs' weitere Argumentation, die logische Plausibilität dieses Nachweises einer Unmöglichkeit von göttlicher Vernunft zu sprechen, gehe eben von einem Plausibilitätsbegriff aus, der wiederum nur innerhalb eines bestimmten "Systems" gelte, verfängt ebenfalls nicht, denn Plausibilität bedeutet immer und stets die vernünftig nachvollziehbare Begreifbarkeit und logische Konsistenz eines Gedankengangs. Es gibt keine alternative Verwendung des Begriffs "Plausibilität", in dem Plausibilität NICHT vernünftig nachvollziehbare Begreifbarkeit und logische Konsistenz eines Gedankengangs bedeutet. Widerlegt werden könnte das von closs also nur dadurch, dass er eine in der Sprache existierende Verwendungsweise als Beispiel aufführt, in dem Plausibilität eben nicht eine vernünftig nachvollziehbare Begreifbarkeit und logische Konsistenz eines Gedankengangs bedeutet. Ein solches Beispiel kann closs nicht anführen, denn es existiert schlicht nicht.

Und Drittens kann die unmittelbare Widersprüchlichkeit der Behauptungen von closs auch nicht durch Verweis auf eine dialektisch höhere Aufhebung dieses Widerspruchs aus der Welt geschafft werden, denn es liegt gar kein dialektisches Verhältnis von menschlicher und göttlicher Vernunft vor. Der dialektisch negative Gegenbegriff zur Vernunft ist die Un-Vernunft (oder Nicht-Vernünftigkeit). Spricht man aber von menschlicher und göttlicher Vernunft, liegt überhaupt kein dialektisches Verhältnis von These und Anti.These vor, welches sich in einer Synthese aufheben könnte.

Mit hegelscher Dialektik hat closs' Rede von Dialektik in diesem Punkt also nichts zu tun.

Stattdessen ist die Rede von Dialektik in diesem Zusammenhang nur der verzweifelte Versuch, die Widersprüchlichkeit der eigenen Argumentation zu kaschieren.

Halman hat geschrieben: Ferner drückte er wiederholt aus, dass es ihm schwerfällt, hierfür die richtigen Worte zu finden.
Ja natürlich! Denn es ist nicht möglich einen offensichtlichen Widerspruch so zu formulieren, dass es plötzlich kein Widerspruch mehr wäre.

Halman hat geschrieben: Ein Beispiel: Lieschen Müller hat eine Vorstellung von dem Begriff Vernunft. Sie ist sich allerdings sicher, dass ein Philosoph ihre Vernunft übersteigt. Solange sich Lieschen in ihrem Kompetenzbereich bewegt, stimmt sie mit dem Philosophen überein, doch Modallogik ist für sie etwas, was jenseits ihrer Vernunft liegt, oblgleich diese natürlich vernünftig ist.
Closs Mulitpilationsaufgabe scheint mir den Sinn zu haben, diese subjektive "Übersteigung der Vernunft" zu veranschaulichen, in dem Sinne, dass die göttliche Vernunft die menschliche übersteigt.
Damit wird aber nur gesagt, dass Lieschen Müller geistig eben nicht in der Lage ist, etwas Bestimmtes zu begreifen. Wäre sie intelligenter bzw. vernünftiger, könnte sie es aber begreifen. Der Widerspruch in closs' Behauptungen zur göttlichen Vernunft bleibt aber bestehen, egal, wie klug man ist. Wäre Lieschen Müller also intelleigenter, würde sie nur um so schneller begreifen, dass closs' Argumentation widersprüchlich ist.

Savonlinna hat völlig recht, auf Philipper 4, 2f. zu verweisen, wo formuliert wird: "Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, ... ". Da heißt es eben nicht: "Und die göttliche Vernunft, welcher höher ist denn alle menschliche Vernunft, ...". Und das steht da aus gutem Grund nicht ...

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#1012 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 4. Apr 2016, 21:19

SilverBullet hat geschrieben:Warum verwendest du dann „Gott“ als Erklärung für das „Definitions-Merkmal“, mit dem du „Gott“ erklärst?
:?:

SilverBullet hat geschrieben:Für das „allwissende Ding“ ist das eine komplette Nullnummer. Es weiss doch bereits alles.
Stelle Dir mal vor, Du "wüsstest" alle Klavierstücke von Chopin. - Hättest Du kein Bedürfnis, dieses Wissen mit anderen zu teilen, indem diese es hören?

SilverBullet hat geschrieben:Gemeinschaft bedeutet rein gar nichts, denn das „Ding“ weiss bereits alles über Gemeinschaft.
"Wissen" und "Haben" ist nun aber wirklich was anders.

SilverBullet hat geschrieben:Das „Benötigen des erkannt Werdens“ ist doch dann geradezu eine Schwäche, zu der ein „allwissendes Ding“, das diese Schwäche nicht hat, höher gestellt ist.
Ujujui - Gott hat doch das Erkannt-Werden zeitlos bereits - aber diejenigen, die erkennen sollen, müssen sich in der Zeit entwickeln, was Gott bereits über der Zeit weiss. - Es geht doch um die Hin-Entwicklung des Menschen.

SilverBullet hat geschrieben:er scheint die Schöpfung irgendwie zu benötigen.
Oder zu wollen - mit ihr teilen zu wollen. - Alternative wäre: "Ich, Gott, weiss, was alles geht, aber tue es nicht".

SilverBullet hat geschrieben:ein „allwissendes Ding“, das diese Schwäche nicht hat, ist höher einzuschätzen.
Wieso "Schwäche"? - Wäre es stark, nichts zu tun?

SilverBullet hat geschrieben:Entweder deine behauptete „Allwissenheit“ stimmt nicht, oder du kannst das „allwissende Ding“, das „von dir erkannt werden möchte“, nicht als „Gott“ bezeichnen, weil es irgendwie Schwächen aufweist, also die Fähigkeit der „Allwissenheit“ nicht vollständig vorhanden sein kann.
Genau so bastelst Du Dir Deine Dinger zusammen.

SilverBullet hat geschrieben:Warum hast du „allwissend“ als Rahmenbedingung verwendet?
Weil dies für "etwas", über dem nichts mehr sein kann, notwendig ist. - Wie wäre sonst "Fügung" erklärbar?

SilverBullet hat geschrieben:Es handelt sich nicht um den gleichen Sinn von „Warum“.
Das ist zu wenig. - Auch für die naturalistische Welt gibt es diese Sinnfrage.

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#1013 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Mo 4. Apr 2016, 21:22

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was die evolutionäre Entwicklung des Menschen betrifft, glaube ich der Wissenschaft und nicht den mythologischen Schilderungen des "Alten Testaments".
Da sind wir uns einig. - Auch ohne Evolutions-Theorie würde ich nicht auf die Idee kommen, Schöpfungs-Mythen als biologisch authentische Schilderungen zu verstehen.
Vor 200 Jahren hättest Du noch ganz anders gedacht. Wer hat Dir denn da geistig auf die Sprünge geholfen? War es die kirchliche Glaubenslehre oder die atheistische Wissenschaft? :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es ist noch gar nicht sooo lange her, dass insbesondere die katholische Kirche die biblischen Schöpfungsmythen für unantastbare göttliche Wahrheiten hielt.
Das ist heute noch so - und ich stimme dem sogar zu. - Deine Kritik ist da berechtigt, wo das eine in Konkurrenz zum anderen stehen will.
Gab es diese Konkurrenz etwa nicht? Denke mal an Giordano Bruno, Galileio Galilei, Charles Darwin u.a. Denke mal an den von Papst Pius X. 1910 eingeführten "Antimodernisteneid".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nur sehr langsam und zähneknirschend hat sie einsehen müssen, dass das "Wort Gottes" eben nicht das inspirierte Wort eines Gottes, sondern reines Menschenwerk ist.
Das hat sie bis heute nicht eingesehen - und sie hat recht.
Klar hat sie recht - die Sonne umläuft die Erde und der Mensch wurde vor ca. 6000 Jahren aus dem Staub des Ackers gestaltet. Welcher Gläubige würde dem "Wort Gottes" widersprechen?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich bin nur dann "zurückgezuckt", wenn mir eine Deiner Behauptungen auf Anhieb als falsch auffiel.
Inhaltlich war sicherlich einiges dabei, was Dir als falsch erschien. - Das geht mir umgekehrt ständig so - trotz Quellen-Angabe.
Es erschien mir nicht falsch - es WAR offensichtlich falsch, weil Du diverse Behauptungen trotz wiederholter Nachfrage nicht belegen konntest. Du befindest Dich mal wieder im Schwurbel-Modus.

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#1014 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Mo 4. Apr 2016, 21:49

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Thaddäus hat vollkommen Recht, wenn sie schreibt, dass "Vernunft" ein Wort ist, das von Menschen für Menschen erfunden wurde und bereits die Anwendung des Begriffes "Vernunft" auf Gott eine Vermenschlichung Gottes ist.
Wenn es nur das wäre, könnte man zustimmen. - Problematisch wird es, wenn man "menschliche Vernunft" zum Maßstab macht, was Gott zu sein hat und was nicht.

Tja - dann hast Du eben ein Problem; denn gerade DU bist es doch, der Gott bestimmte Attribute zuschreibt - mit der Begründung, wenn er diese Eigenschaften NICHT hätte, könne man NICHT von einem GOTT sprechen.

"Menschengemachter" geht es doch nun wirklich nicht ...

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#1015 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 4. Apr 2016, 21:51

Thaddäus hat geschrieben: dass sie mit ihr keine Schnittmenge mehr hat
Wieso "keine Schnittmenge"? - SChneide einen Kürbis auf und Du wirst eine Fläche sehen, die Teil der Kürbis-Kugel ist - ist das keine "Schnittmenge"? - Vergleiche als Verständnishilfe unsere "menschliche Vernunft" als diese Schnittfläche im Verhältnis zu allen möglichen Schnittflächen, die nicht unsere sind und bezeichne hilfsweise diese Vielfalt als "göttliche Vernunft".

Du hast auch im letzten Post ständig diese Fehlmeldung "keine Schnittmenge" verbreitet, um irgendeine Position Deinerseits zu halten - diese Aussage "keine Schnittmenge" ist aber nicht meine Aussage.

Thaddäus hat geschrieben:Wenn wir über Vernunft sprechen, müssen wir zwangsläufig auf den menschlichen Vernunftbegriff rekurrieren, so, wie er von uns Menschen definiert wird
Möglicherweise wird er heute nicht umfassend genug definiert, weil er die Anteils-Funktion an göttlicher Vernunft nicht berücksichtigt. - Oder er ist ein Begriff, der von vorneherein nicht kompatibel ist mit "göttlicher Vernunft" - dann müsste man halt für den menschlichen Ableger göttlicher Vernunft ein ganz anderes Wort finden.

Das sind diese scheiss semantischen Shifts, die auch Begriffe wie "Geist" und "Bewusstsein" betreffen. Denn wir könnten dieses Spiel genauso mit "Geist" und "Bewusstsein" spielen - dann hätten plötzlich "menschlicher Geist" und "menschliches Bewusstsein" nichts mehr mit "göttlichem Geist" und "göttlichem Bewusstsein" zu tun. - Wäre dies für irgend jemanden etwa ein Triumph?

Thaddäus hat geschrieben:Da closs dies ignoriert, sind seine Aussagen unmittelbar widersprüchlich.
Logisch - wenn man Dinge lange genug hin- und her-defininiert, sind irgendwann meine Aussagen widersprüchlich. - Da hast Du recht.

Thaddäus hat geschrieben:closs' Argument, dies sei ja von einem Standpunkt menschlicher Vernunft vorgetragen und dem einer menschlichen Vernunftdefiniton, greift selbstverständlich nicht, da es keinen anderen Standpunkt gibt, als den menschlicher Vernunft
Wenn sich aber menschliche Vernunft als Ableger göttlicher Vernunft, also als Mini-Ausschnitt derselben in niederer Dimension, versteht, kann man die Stellung und Bedeutung menschlicher Vernunft in Bezug auf göttliche Vernunft verstehen. - Das reicht schon.

Thaddäus hat geschrieben:Behauptet man also, "göttliche Vernunft" sei etwas völlig anderes als menschliche
Das tut keiner - siehe Verständnishilfe oben.

Thaddäus hat geschrieben: Es gibt keine alternative Verwendung des Begriffs "Plausibilität", in dem Plausibilität NICHT vernünftig nachvollziehbare Begreifbarkeit und logische Konsistenz eines Gedankengangs bedeutet.
Dasselbe in grün. - Du richtest Dir ein Terrain ein, innerhalb dessen Deine Aussagen plötzlich zutreffend sind. - Und jetzt?

Thaddäus hat geschrieben:Und Drittens kann die unmittelbare Widersprüchlichkeit der Behauptungen von closs auch nicht durch Verweis auf eine dialektisch höhere Aufhebung dieses Widerspruchs aus der Welt geschafft werden, denn es liegt gar kein dialektisches Verhältnis von menschlicher und göttlicher Vernunft vor.
Auch das sage ich SO nicht. - Das dialektische Verhältnis besteht hier darin, dass göttliche Vernunft die Aufhebung der menschlichen Vernunft ist. - Es wäre sehr albern, göttliche und menschliche Vernunft auf die selbe thetische Ebene zu stellen - da muss man erst mal drauf kommen.

Thaddäus hat geschrieben:Mit hegelscher Dialektik hat closs' Rede von Dialektik in diesem Punkt also nichts zu tun.
So, wie Du es Dir zurecht legst, hast Du recht.

Thaddäus hat geschrieben:Stattdessen ist die Rede von Dialektik in diesem Zusammenhang nur der verzweifelte Versuch, die Widersprüchlichkeit der eigenen Argumentation zu kaschieren.
MEINE Argumentation ist nicht widersprüchlich - das, was Du draus machst, sehr wohl.

Thaddäus hat geschrieben:Da heißt es eben nicht: "Und die göttliche Vernunft, welcher höher ist denn alle menschliche Vernunft, ...". Und das steht da aus gutem Grund nicht ...
Das hieße, dass aus Deiner Sicht göttliche Vernunft NICHT höher als menschliche Vernunft ist?

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#1016 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 4. Apr 2016, 22:11

Münek hat geschrieben:Giordano Bruno
Giordano Bruno war ein großer Christ, der heute als Namensgeber einer atheistischen Gesellschaft missbraucht wird.

Münek hat geschrieben:Denke mal an Giordano Bruno, Galileio Galilei, Charles Darwin u.a.
Das waren alles gottgläubige Leute, Darwin vielleicht mit Einschränkungen. - Bereits im 13. Jh. hat man erkannt, was man heute offentlich nicht mehr erkennt:
Albertus Magnus:
„In der Naturforschung haben wir nicht zu untersuchen, wie Gott der Schöpfer ... sich seiner Geschöpfe bedient, um durch Wunder seine Allmacht kundzutun. Wir haben vielmehr zu erforschen, was im Bereich der Natur durch natureigene Kräfte auf natürliche Weise alles möglich ist.“

Das ist genau das, was ich mit dem Satz meine, dass beides nicht interferiert.

Auch Mendel war übrigens Christ, sogar Pfarrer. - Diese feindliche Gegenüberstellung von Glaube und Naturwissenschaft ist eine Fehlkonstruktion ohne Ende - eine künstliche Front - die allerdings die Kirche oft genug auch aufgebaut hat, was ein Irrweg war.

Münek hat geschrieben:Vor 200 Jahren hättest Du noch ganz anders gedacht.
Möglicherweise hätte ich damals für die Natur geistige Chiffren benutzt, weil noch keine naturwissenschaftlichen da waren. - Kann sein. - Dann ändert man es halt - Chiffren sind austauschbar.

Münek hat geschrieben:Denke mal an den von Papst Pius X. 1910 eingeführten "Antimodernisteneid".
Im ersten Abschnitt (siehe wik) kann ich keinen Widerspruch zur Naturwissenschaft erkennen. - Den 2. Abschnitt muss man differenziert sehen - hier scheint der HKM-Konflikt unserer Tage vorgeahnt worden zu sein. Bei manchen Punkten würde ich die Kirche fragen, was sie genau damit gemeint hat - denn manches ist mindestens missverständlich, vielleicht auch falsch.

Münek hat geschrieben:Klar hat sie recht - die Sonne umläuft die Erde und der Mensch wurde vor ca. 6000 Jahren aus dem Staub des Ackers gestaltet.
Du hast nicht erkannt, was Albertus Magnus bereits im 13. Jh. erkannt hat (s.o.).

Münek hat geschrieben: es WAR offensichtlich falsch, weil Du diverse Behauptungen trotz wiederholter Nachfrage nicht belegen konntest.
Das ist kein Argument - ein Argument wäre, was INHALTLICH im Einzelfall falsch wäre.

SilverBullet
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#1017 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von SilverBullet » Mo 4. Apr 2016, 22:20

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Warum verwendest du dann „Gott“ als Erklärung für das „Definitions-Merkmal“, mit dem du „Gott“ erklärst?
?
Zur Erinnerung

Zitat-SilverBullet: „Siehst du, aus „allwissend“ ergibt sich keine Antwort, sondern eher neue Fragen.
Zitat-closs: „Für UNS - aber doch nicht für Gott (wenn es ihn gibt).

Aus „allwissend“ ergeben sich also für UNS Fragen, aber nicht für „Gott“.
„allwissend“ begründest du hier durch „Gott“

Das Dumme ist nur:
mit „allwissend“ wolltest du „Gott“ erklären/definieren.

=> Du rechtfertigst Unklarheiten deiner Erklärung/Definition zu „Gott“ mit „Gott“ -> Widerspruch!

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Für das „allwissende Ding“ ist das eine komplette Nullnummer. Es weiss doch bereits alles.
Stelle Dir mal vor, Du "wüsstest" alle Klavierstücke von Chopin. - Hättest Du kein Bedürfnis, dieses Wissen mit anderen zu teilen, indem diese es hören?
Nein und ich bin auch nicht „allwissend“.
Von mir auf ein „allwissendes Ding“ zu schliessen, geht (leider) nicht.

Ein „allwissendes Ding“ lernt/erfährt/erlebt nichts, rein gar nichts Neues durch das Teilen.
Falls doch, wäre es nicht „allwissend“. Du hast aber bereits bestätigt, dass sich ein „allwissendes Ding“ nicht mehr verändert, also kommt nichts Neues dazu.

Die Behauptung „ein allwissendes Ding möchte etwas durchführen“ ist unsinnig, denn es kann keine Motivation zur Handlung geben.
Das ist keine Grundlage um ein Universum zu erschaffen.

=> „allwissend“ ist eine ungeeignete Rahmenbedingung.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Gemeinschaft bedeutet rein gar nichts, denn das „Ding“ weiss bereits alles über Gemeinschaft.
"Wissen" und "Haben" ist nun aber wirklich was anders.
Das gilt nur für uns, weil bei uns das Erleben und das Wissen durch die wirkliche Konfrontation derart (phänomenal) getrennt ist, dass wir sozusagen nach dem Erleben etwas Neues wissen -> wir verändern uns durch das Erleben.
Es ist neurowissenschaftlich bestätigt, dass sich das Gehirn bei Umweltkontakten ständig weiterentwickelt/anpasst (und wenn es nur die Erinnerung ist, die sich erweitert).

Wir sind aber nicht „allwissend“.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Das „Benötigen des erkannt Werdens“ ist doch dann geradezu eine Schwäche, zu der ein „allwissendes Ding“, das diese Schwäche nicht hat, höher gestellt ist.
Ujujui - Gott hat doch das Erkannt-Werden zeitlos bereits - aber diejenigen, die erkennen sollen, müssen sich in der Zeit entwickeln, was Gott bereits über der Zeit weiss. - Es geht doch um die Hin-Entwicklung des Menschen.
Das ist deine Perspektive.
Aus Sicht eines „allwissenden Dings“ ist das alles witzlos, weil es durch und durch bekannt ist.
Wenn du also behauptest, ein „allwissenden Ding“ würde dies alles durchführen, weil nur du/Menschen es benötigst, macht es keinen Sinn, denn du nimmst das „allwissende Ding“ ja gerade als Schöpfer von dir an.
Hätte es „die Welt“ nicht erschaffen, wäre dennoch alles vollkommen, denn es weiss ja, wie es wäre „eine Welt“ zu erschaffen.

Aus Sicht eines „allwissenden Dings“ kann sich keine Motivation für eine Handlung entwickeln, weil es sich nicht mehr verändert (das habe ich ja schon geschrieben)

=> „allwissend“ ist eine ungeeignete Rahmenbedingung.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:er scheint die Schöpfung irgendwie zu benötigen.
Oder zu wollen - mit ihr teilen zu wollen. - Alternative wäre: "Ich, Gott, weiss, was alles geht, aber tue es nicht".
„Wollen“, obwohl es nichts bringt und keine Veränderung möglich ist?
Woher soll das „Wollen“ kommen?
Das geht nicht.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:ein „allwissendes Ding“, das diese Schwäche nicht hat, ist höher einzuschätzen.
Wieso "Schwäche"? - Wäre es stark, nichts zu tun?
Schau dir „die Welt“ an und denke dir, dass dies alles von jemand gemacht wurde, dem es gar nichts bringt.
All das Üble, das Sterben, die Krankheiten usw. (auch das Schöne) findet statt und dieser Jemand hat nichts davon, er kennt das alles schon und verändert sich nicht.

Nehmen wir an du hast die Gelegenheit einem anderen zu schaden, aber es bringt dir hinten und vorne nichts, wäre es dann besser diesen Schaden nicht zu verursachen?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Entweder deine behauptete „Allwissenheit“ stimmt nicht, oder du kannst das „allwissende Ding“, das „von dir erkannt werden möchte“, nicht als „Gott“ bezeichnen, weil es irgendwie Schwächen aufweist, also die Fähigkeit der „Allwissenheit“ nicht vollständig vorhanden sein kann.
Genau so bastelst Du Dir Deine Dinger zusammen.
Du hast noch keine Wahl getroffen:
Stimmt „allwissend“ nicht oder ist die Bezeichnung „Gott“ falsch?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Warum hast du „allwissend“ als Rahmenbedingung verwendet?
Weil dies für "etwas", über dem nichts mehr sein kann, notwendig ist. - Wie wäre sonst "Fügung" erklärbar?
„Fügung“ kann nur durch „Eingreifen/Planung“ in einem weltlichen Ablauf stattfinden.
Der Ablauf ist aber unsinnig, weil das „allwissende Ding“ ihn gar nicht benötigt und keinerlei Nutzen daraus ziehen kann.
„Die Welt“ nicht zu erschaffen, wäre viel besser/klüger gewesen, als jedes Eingreifen.

„Fügung“ ist als Rechtfertigung/Grundlage für „Allwissenheit“ ungeeignet.
„Fügung“ ist erst einmal nur Wunschdenken.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Es handelt sich nicht um den gleichen Sinn von „Warum“.
Das ist zu wenig. - Auch für die naturalistische Welt gibt es diese Sinnfrage.
Nein, es gibt nur die Frage, wie es dazu kam, wie es funktioniert hat, also wie es abgelaufen ist.
Die Frage „wer wollte es so?“ ist erst einmal völliger Unsinn, denn wir befinden uns hier in Zusammenhängen, an denen keine uns bekannte Wahrnehmungstechnik beteiligt sein konnte.

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#1018 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Mo 4. Apr 2016, 22:24

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:was philosophisch fundamental sei, aber offenbar "heute" nicht mehr verständlich sei.
Man scheint heute nicht mehr zu verstehen, dass etwas anderes als der Mensch das Maß der Dinge sein kann - das meine ich damit. - Mangelnde Fundamentalität hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun, sondern mit der Frage, ob man über Menschen-Gebasteltes ("Systeme") hinaus Grundsatz-Fragen zulassen will.

Dein Glaubenskonstrukt scheint mir etwas SEHR "Menschen-Gebasteltes" zu sein.

Der Einwand, es könnte aber so sein, wie Du es Dir vorstellst, ein solcher Einwand würde einen mangels Überzeugungskraft nicht gerade vom Hocker fegen. Mir fehlt einfach die Plausibilität für Dein Glaubenskonstrukt. In dieser Richtung konntest Du außer substanzlosem Wortgeklingel nichts, aber auch gar nichts liefern. Sorry - ich erkenne eigentlich nur stetig wiederholtes hilfloses verbales Herumgeeiere. Keine Substanz.

Du solltest vielleicht mal ernsthaft Deine Motive hinterfragen, weshalb Du
Dein "Glaubens-Baby" so vehement mit Klauen und Zähnen verteidigst.

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#1019 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Savonlinna » Mo 4. Apr 2016, 22:26

closs hat geschrieben:MEINE Argumentation ist nicht widersprüchlich
Sagen wir mal so: Du kannst Deine Widersprüche nicht erkennen.

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#1020 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Savonlinna » Mo 4. Apr 2016, 22:42

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:was philosophisch fundamental sei, aber offenbar "heute" nicht mehr verständlich sei.
Man scheint heute nicht mehr zu verstehen, dass etwas anderes als der Mensch das Maß der Dinge sein kann - das meine ich damit. - Mangelnde Fundamentalität hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun, sondern mit der Frage, ob man über Menschen-Gebasteltes ("Systeme") hinaus Grundsatz-Fragen zulassen will.

Dein Glaubenskonstrukt scheint mir etwas SEHR "Menschen-Gebasteltes" zu sein.

Der Einwand, es könnte aber so sein, wie Du es Dir vorstellst, ein solcher Einwand würde einen mangels Überzeugungskraft nicht gerade vom Hocker fegen. Mir fehlt einfach die Plausibilität für Dein Glaubenskonstrukt. In dieser Richtung konntest Du außer substanzlosem Wortgeklingel nichts, aber auch gar nichts liefern. Sorry - ich erkenne eigentlich nur stetig wiederholtes hilfloses verbales Herumgeeiere. Keine Substanz.

Du solltest vielleicht mal ernsthaft Deine Motive hinterfragen, weshalb Du
Dein "Glaubens-Baby" so vehement mit Klauen und Zähnen verteidigst.
closs verteidigt ja nicht sein "Glaubens-Baby" mit Klauen und Zähnen, sondern sein "logisches philosophisches System".

Warum er das aber tut, hinterfragt er in der Tat zumindest in der Öffentlichkeit nicht.

Er hinterfragt auch nicht, wieso jetzt ich zum Beispiel keineswegs annehme, dass "der Mensch" - so, wie closs ihn versteht - das Maß aller Dinge sei, dennoch sein "System" als logisch brüchig ansehe.
Diese beiden Dinge hängen miteinander gar nicht zusammen.

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