Lieber Halman,Halman hat geschrieben:@Thaddäus
Darf ich kurz einspringen? Mein Eindruck ist, dass @closs* Intention darin besteht, auszudrücken, dass Gottes Vernunft unsere übersteigt.
ich habe durchaus verstanden, dass dies closs' Intention ist. Schon eine begriffslogische Analyse zeigt aber, dass es offensichtlich nicht möglich ist, von einer göttlichen Vernunft zu sprechen, die jede menschliche so übersteigt, dass sie mit ihr keine Schnittmenge mehr hat.
Wenn wir über Vernunft sprechen, müssen wir zwangsläufig auf den menschlichen Vernunftbegriff rekurrieren, so, wie er von uns Menschen definiert wird, denn ein anderer liegt nicht vor, insbesondere keiner, der von Gott kommt und in dem er selbst den Begriff "göttliche Vernunft" definieren würde.
Da closs dies ignoriert, sind seine Aussagen unmittelbar widersprüchlich.
closs' Argument, dies sei ja von einem Standpunkt menschlicher Vernunft vorgetragen und dem einer menschlichen Vernunftdefiniton, greift selbstverständlich nicht, da es keinen anderen Standpunkt gibt, als den menschlicher Vernunft und einer menschlichen Vernunftdefiniton.
Behauptet man also, "göttliche Vernunft" sei etwas völlig anderes als menschliche und die oben zitierte Wiki-Definition von Vernunft erfasse deshalb keinesfalls eine göttliche Vernunft, dann spricht man offensichtlich nicht mehr von "Vernunft" wenn man über göttliche Vernunft zu sprechen versucht.
closs' weitere Argumentation, die logische Plausibilität dieses Nachweises einer Unmöglichkeit von göttlicher Vernunft zu sprechen, gehe eben von einem Plausibilitätsbegriff aus, der wiederum nur innerhalb eines bestimmten "Systems" gelte, verfängt ebenfalls nicht, denn Plausibilität bedeutet immer und stets die vernünftig nachvollziehbare Begreifbarkeit und logische Konsistenz eines Gedankengangs. Es gibt keine alternative Verwendung des Begriffs "Plausibilität", in dem Plausibilität NICHT vernünftig nachvollziehbare Begreifbarkeit und logische Konsistenz eines Gedankengangs bedeutet. Widerlegt werden könnte das von closs also nur dadurch, dass er eine in der Sprache existierende Verwendungsweise als Beispiel aufführt, in dem Plausibilität eben nicht eine vernünftig nachvollziehbare Begreifbarkeit und logische Konsistenz eines Gedankengangs bedeutet. Ein solches Beispiel kann closs nicht anführen, denn es existiert schlicht nicht.
Und Drittens kann die unmittelbare Widersprüchlichkeit der Behauptungen von closs auch nicht durch Verweis auf eine dialektisch höhere Aufhebung dieses Widerspruchs aus der Welt geschafft werden, denn es liegt gar kein dialektisches Verhältnis von menschlicher und göttlicher Vernunft vor. Der dialektisch negative Gegenbegriff zur Vernunft ist die Un-Vernunft (oder Nicht-Vernünftigkeit). Spricht man aber von menschlicher und göttlicher Vernunft, liegt überhaupt kein dialektisches Verhältnis von These und Anti.These vor, welches sich in einer Synthese aufheben könnte.
Mit hegelscher Dialektik hat closs' Rede von Dialektik in diesem Punkt also nichts zu tun.
Stattdessen ist die Rede von Dialektik in diesem Zusammenhang nur der verzweifelte Versuch, die Widersprüchlichkeit der eigenen Argumentation zu kaschieren.
Ja natürlich! Denn es ist nicht möglich einen offensichtlichen Widerspruch so zu formulieren, dass es plötzlich kein Widerspruch mehr wäre.Halman hat geschrieben: Ferner drückte er wiederholt aus, dass es ihm schwerfällt, hierfür die richtigen Worte zu finden.
Damit wird aber nur gesagt, dass Lieschen Müller geistig eben nicht in der Lage ist, etwas Bestimmtes zu begreifen. Wäre sie intelligenter bzw. vernünftiger, könnte sie es aber begreifen. Der Widerspruch in closs' Behauptungen zur göttlichen Vernunft bleibt aber bestehen, egal, wie klug man ist. Wäre Lieschen Müller also intelleigenter, würde sie nur um so schneller begreifen, dass closs' Argumentation widersprüchlich ist.Halman hat geschrieben: Ein Beispiel: Lieschen Müller hat eine Vorstellung von dem Begriff Vernunft. Sie ist sich allerdings sicher, dass ein Philosoph ihre Vernunft übersteigt. Solange sich Lieschen in ihrem Kompetenzbereich bewegt, stimmt sie mit dem Philosophen überein, doch Modallogik ist für sie etwas, was jenseits ihrer Vernunft liegt, oblgleich diese natürlich vernünftig ist.
Closs Mulitpilationsaufgabe scheint mir den Sinn zu haben, diese subjektive "Übersteigung der Vernunft" zu veranschaulichen, in dem Sinne, dass die göttliche Vernunft die menschliche übersteigt.
Savonlinna hat völlig recht, auf Philipper 4, 2f. zu verweisen, wo formuliert wird: "Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, ... ". Da heißt es eben nicht: "Und die göttliche Vernunft, welcher höher ist denn alle menschliche Vernunft, ...". Und das steht da aus gutem Grund nicht ...