sven23 hat geschrieben:
„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,....."
Mt 5,43
"Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen."
Mt 5,5
Dem gegenüber stehen solche Aussagen:
"34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.
36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.
37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert."
Mt 10,34-37
Für was steht nun Jesus? Friede oder Zwietracht.
Ein klarer Fall für theologische Umdeuter und Apologeten.

Für mich besteht hier der Widerspruch nicht, obwohl ich zu denen gehöre, die die Bibel mehr für ein menschliches und damit auch fehlerhaftes Buch halten, aus dem heraus aber durchaus tiefe bis göttliche Weisheiten sprechen können.
Natürlich kann man dann immer auf eine Antwort (wie meine im Folgenden) sagen, das sei Umdeutung, phantasievoll und zweckbezogen konstruiert um zu retten was zu retten ist. Das ist aber genau genommen nicht fair, wenn man die Begründungen anschaut und mit welcher Wahrscheinlichkeit sie zutreffend sind bzw. sein können.
Ein Widerspruch solle darin bestehen, dass Jesus fordert, dass man sanftmütig allen Gutes tue, auch denen die einem Böses tun. Und andererseits sei der Grund seines Kommens das Schwert zu bringen.
Auf den ersten Blick ist der Widerspruch so krass, dass man sich fragen müsste ob der Matthäus überhaupt noch Verstand hat um ein Evangelium aufs Pergament zu bringen. Soll das ein nachträglicher matthäusfremder Einschub sein der zweite Part? Das kann nicht ganz ausgeschlossen werden, da der "Schwertvers" in einer Vielzahl von Abschriften nicht existiert (genau genommen existiert er nur im Codex Vaticanus, C. Sinaiticus und P19, wobei offen ist inwieweit P19 auf eine gemeinsame Quelle von C. Vat und C. Sin verweist, wie ich irgendwo mal gehört habe).
Ich persönliche stehe dem skeptisch gegenüber (auch wenn es nicht ganz ausgeschlossen werden kann) und denke, dass der "Schwertvers" tatsächlich anders verstanden werden müsste.
Matthäus verwendet ansonsten Schwert immer als Schwert wie wir uns das vorstellen. Als ganz materielle Waffe.
Im Sprachgebrauch des NT ist dies aber nicht so. Da gibt es auch ein "symbolisches Schwert":
Bei Lukas schneidet das Schwert die Seele (Lk 2,35)
Paulus kennt das Schwert des Geistes, als das Wort Gottes (Eph 6,17)
in Hebr 4,12 vergleicht er es mit dem Wort Gottes,
Offb 2,16 bläst kräftig ins gleiche Horn.
Demnach wäre das Schwert symbolhaft für das Wort Gottes.
Damit wäre der Widerspruch weg:
Seinen Feinden Gutes tun zu wollen (sie zu lieben) kann auch bedeuten das Wort Gottes (als schöpferische Kraft des Geistes) auf sie einwirken zu lassen. Der Geist Gottes trennt über sein Wort auch die Menschen. Und da können Eheleute genauso getrennt werden wie Vater und Mutter. Damit ist dann aber sicher kein biologisches Trennen von Körperteilen gemeint.
Dafür spricht auch schlicht die mehrfache Anwendung der Entsprechung von Schwert und Wort Gottes im NT bei verschiedenen Autoren der gleichen Zeitepoche.
Also auch selbst dann, wenn der "Schwertvers" nachträglich reingefügt wurde, durchaus mit Überlegung.