Anthropozentrismus in der Bibel

Pluto
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#101 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 20. Jan 2016, 13:32

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Merkst du jetzt, wie Fügung und Entscheidungsfreiheit sich beißen?
Nein - weil Deine Prämisse falsch ist. - Die richtige Prämisse wäre, dass Gott "vor der Zeit" im Wissen fügt, was Du letztlich entscheiden wirst.
Fügung bedeutet, "Was Gott gefügt hat, wird eintreten".
Aber die Frage bleibt, woher weiß er wie ich mich entscheiden werde, wenn ich meine Meinung frei ändern kann.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Darauf, mein "Eben".
Aber was willst Du daraus schließen?
Da alle anderen von dir erwähnten Kriterien falsch sind, lassen sich demzufolge gar keine objektiven theologischen Schlüsse ziehen.

closs hat geschrieben:"Allmächtig" und "allwissend" passen zusammen, wenn man den (notwendigen) Begriff der "überzeitlichkeit" berücksichtigt.
Da es aber dieses "Überzeitliche" nicht gibt, kann man darauf kein Argument aufbauen.

closs hat geschrieben:"Gerecht" ist zu verstehen im Sinne der buberschen Übersetzung "Bewahrheitung" - also zum Guten hin-richten.
Diese Grundverständnisse sind heute durch den allgemeinen SPrach-Usus nicht mehr erkennbar.
Vielleicht weil man heute erkannt hat, dass es nicht relevant ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#102 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Mi 20. Jan 2016, 13:36

Pluto hat geschrieben:Aber die Frage bleibt, woher weiß er wie ich mich entscheiden werde, wenn ich meine Meinung frei ändern kann.
Weil er im Voraus weiss, was Deine letzte Meinungs-Änderung ist.

Pluto hat geschrieben:Dass alle anderen von dir erwähnten Kriterien falsch sind, so dass sich gar keine objektiven theologischen Schlüsse ziehen lassen.
Theologische SChlüsse sind nur in Bezug auf ihre Setzungen "objektiv" (im Sinne von "folgerichtig") - natürlich gilt auch hier, dass theologisches Wissen nur System-Wissen ist.

Pluto hat geschrieben:Da es aber dieses "Überzeitliche" nicht gibt, kann man darauf kein Argument bauen.
Es ist nicht in der Entscheidungs-Vollmacht des MEnschen, ob es etwas über der Zeit gibt.

Pluto hat geschrieben:Vielleicht weil man erkannt hat, dass es nicht relevant ist?
Sicherlich ist das NICHT der Grund.

Pluto
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#103 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 20. Jan 2016, 13:46

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber die Frage bleibt, woher weiß er wie ich mich entscheiden werde, wenn ich meine Meinung frei ändern kann.
Weil er im Voraus weiss, was Deine letzte Meinungs-Änderung ist.
Das halte ich für ausgeschlossen!

Pluto hat geschrieben:Dass alle anderen von dir erwähnten Kriterien falsch sind, so dass sich gar keine objektiven theologischen Schlüsse ziehen lassen.
Theologische SChlüsse sind nur in Bezug auf ihre Setzungen "objektiv" (im Sinne von "folgerichtig") - natürlich gilt auch hier, dass theologisches Wissen nur System-Wissen ist.

closs hat geschrieben:Es ist nicht in der Entscheidungs-Vollmacht des MEnschen, ob es etwas über der Zeit gibt.
Es ist eine Frage der Logik und der Naturgesetze. Daraus schließen wirn, dass es das Überzeitliche nicht geben kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#104 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Mi 20. Jan 2016, 14:35

Pluto hat geschrieben:Das halte ich für ausgeschlossen!
Dann ist das DEIN Problem, das nichts mit dem zu tun hat, was sein kann.

Pluto hat geschrieben:Es ist eine Frage der Logik
Wahrscheinlich stimmt das, wobei wir nicht wissen, ob unsere Logik überall gilt - ich glaube (!!!), dass Logik überall gilt. - Aber selbst das ist irrelevant, wenn es um die Wurst geht.

Pluto hat geschrieben: und der Naturgesetze
Nein - dies ist eine willkürliche Einschränkung, weil damit gesetzt wird, dass Gott Teil des naturalistischen Raums ist.

Pluto hat geschrieben:Daraus schließen wirn, dass es das Überzeitliche nicht geben kann.
Mit dieser naturalistischen Prämisse ist dieser SChluss vermutlich zutreffend - aber vermutlich auch irrelevant.

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Halman
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#105 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Halman » Mi 20. Jan 2016, 15:26

Wie bereits angeführt, taucht der Gedanke, dass der Mensch im Abbilde Gottes erschaffen wurden, nur drei mal in der Genesis auf und wird im NT von Paulus und Jakobus aufgegriffen.

Ein buchstäbliches Verständnis würde zum Dilemma eines vermenschlichten Gottes führen. Ich glaube, dass die biblscihen Worte geistig bzw. geistlich gemeint sind.
Hierzu passen meiner Meinung nach der davidische Gotteshinweis in Ps 139:14-16, indem König David den Gedanken zum Ausdruck brachte, dass er "auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht" ist, und der salomonische Gotteshinweis in Pr 3:11, gem. dem der Mensch zwar eine Vorstellung von der Ewigikeit hat, doch diese nicht zu erfassen vermag. Obgleich wir damit außerstande sind, das ewige Werk Gottes vollständig zu erfassen, wohnt uns doch der Forscherimpuls inne, immer weitere Fragen zu stellen und so in unserer Erkenntis zu wachsen.
Prof. Lesch hält diesen Aspekt für das wirklich Rätselhafte.
Zitat von Prof. H. Lesch:
„Aber das Tun, das Tun an sich, dass wir überhaupt solchen Geheimnissen nachgehen können, das finde ich eigentlich das wirklich Rätselhafte. Warum gibt es ein Lebewesen, dass so viel mehr kann, als es eigentlich muss?“
Im überschwenglichem Euphemismus beschrieb William Shakespeare den Menschen in Hamlet:
Zitat aus Hamlet - ZWEITE SZENE
Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott!
Nicht die Körperform, sondern die geistigen Aspekte zeichnen uns als Menschen aus, denn wir können schöpferisch tätig sein und Wissenschaft, Bauwerke und Kunst hervorbringen.
Paulus führte im Römerbrief einen weiteren bedeutsamen Aspekt des Menschen an, in dem er einen Gotteshinweis erkannte: Das Gewissen (s. Rö 2:14-15).

Natürlich können Menschen Gott niemals ebenbürtig sein. In der Bibel wird deutlich gesagt, dass Gottes Gedanken höher sind als unsere.
Gott ist ein Geist und als solcher hat er gar keinen physischen Körper. Auch wurde er nie aus Staub gebildet (wir sind, wenn man sich die Nahrungskette vor Augen führt, um Grunde aus Erdboden gemacht). Was das angeht, gleichen wir den Tieren.
Die Aussage, im "Bilde Gottes" ergibt für mich nur geistlig Sinnn. Es geht um unsere menschlichen Eigenschaften, wie Liebe, Gerechtigkeit (Gewissen), Weisheit (sapiens, wenn man so will) und auch Macht (die uns unsere Intelligens verleiht). Gott erinnnerte Noah gem. der Genesis daran, dass wir im seinem Bilde geschaffen wurden und daher keinen Menschen ermorden dürfen.
Anders als in altertümlichen polytheistischen Religionen es Altertums, in denen der Mensch nur ein Spielball bzw. Sklave der Götter war, wird dem Menschen in der Genesis Menschenwürde zugeschrieben und Verantwortung übertragen. Hierin sehe ich auch einen Zusammenhang zur Menschlichkeit (Humanität).

Übrigens steht nrigends in der Bibel die die Wendung "Krone der Schöpfung", gleichwohl sich diese Interpretation aus den Schöpfungsgeschichten der Genesis ableiten lässt. Doch der Mensch "umrahmt" nur die animalische Schöpfung, er "krönt" nur die irdische Schöpfung, denn die Engel werden als überirscihe Geistwesen vogestelt, welche deutlich über den Menschen stehen.
Gem. der Bibel sollten wir nicht zu groß von uns denken, denn wir werden mit Heuschrecken (Jes 40:22) verglichen und ganze Völker sogar mit Tropfen am Eimer (Jes 40:15). Doch Gottes Gedanken sind insbesondere in dem Sinne höher als unsere, indem er auch an uns denkt (Jes 55:7-9), da er weiß, dass wir nur Staub sind (Ps 103:13-14).
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#106 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Novas » Mi 20. Jan 2016, 15:30

closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass die Definition des christlichen Gottes als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht falsch ist
Das hat etwas mit den gängigen Alltags-Definitionen der von Dir benutzten Begriffe zu tun. - Definiert man sie grundlegend, passt es.

Sichtbar wird die Barmherzigkeit in der zentralen Idee des christlichen Glaubens: der menschengewordene Gott gibt sein Herz für uns hin und begibt sich selbst hinein in die tiefste Hoffnungslosigkeit. Bis hin zum Kreuz, was die Bedingung für die Botschaft der Auferstehung ist. Die Bibel leugnet nirgendwo das Leid der Welt. Nein, sie sagt: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. (Jesaja 9,1).
Mit diesen Worten hat der Prophet Jesaja seinem Volk neue Hoffnung gegeben, als sie sich von allen guten Geistern verlassen fühlten. Er verschönigt nichts. Erst muss man sich der Finsternis bewusst werden und sie benennen, um sie mit dem Licht beantworten zu können.
Zuletzt geändert von Novas am Mi 20. Jan 2016, 16:05, insgesamt 2-mal geändert.

closs
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#107 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Mi 20. Jan 2016, 16:04

Novalis hat geschrieben:Erst muss man sich der Finsternis bewusst werden, um sie mit Licht beantworten zu können.
Exakt - das ist der Sinn des sogenannten "Sündenfalls" und der Sinn der Bibel überhaupt.

Novas
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#108 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Novas » Mi 20. Jan 2016, 16:07

Halman hat geschrieben:Im überschwenglichem Euphemismus beschrieb William Shakespeare den Menschen in Hamlet:
Zitat aus Hamlet - ZWEITE SZENE
Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott!
Nicht die Körperform, sondern die geistigen Aspekte zeichnen uns als Menschen aus, denn wir können schöpferisch tätig sein und Wissenschaft, Bauwerke und Kunst hervorbringen.
Paulus führte im Römerbrief einen weiteren bedeutsamen Aspekt des Menschen an, in dem er einen Gotteshinweis erkannte: Das Gewissen (s. Rö 2:14-15)

Du bist genau auf der richtigen Spur :thumbup: Der Mensch ist seiner Wirklichkeit nach ein geistiges Wesen.

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#109 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Mi 20. Jan 2016, 16:10

Halman hat geschrieben: Ps 139:14-16
Guter Spruch. :thumbup:

Halman hat geschrieben: hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt
Das ist genau das, was ich unter "spirituellem Instinkt" verstehe - es ist etwas im Menschen, das transzendent erkennen kann.

Halman hat geschrieben:Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Das ist genau das, was eine materialistische Philosophie nicht verstehen kann - Babel.

Wieder mal ein guter Beitrag von Dir, lieber Halman. :clap:

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sven23
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#110 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von sven23 » Mi 20. Jan 2016, 16:13

closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass die Definition des christlichen Gottes als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht falsch ist
Das hat etwas mit den gängigen Alltags-Definitionen der von Dir benutzten Begriffe zu tun. - Definiert man sie grundlegend, passt es.
Wie definiert man sie denn grundlegend, ohne dabei anthropozentrisch zu werden?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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