Von einer Jungfrau geboren?

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Thaddäus
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#101 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Thaddäus » Di 12. Jan 2016, 01:22

Janina hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Wenn dir das Adjektiv "ungebumst" in diesem Zusammenhang gefällt, kannst du es gerne als sparsame Minimal-Def. für eine Jungfrau verwenden. Damit kann ich leben. ;)
Alternative Definitionen:
- Junge Frau
- Unerfahrene junge Frau
- Unverheiratete junge Frau
Der "Junggeselle" als männliches Gegenstück würde letzterem entsprechen.
Alles ist besser als der Zustand des Ungebumstseins, weil letzterer überhaupt nicht feststellbar ist.
Der Zustand des Ungebumstseins ist nicht feststellbar? :shock:
Also bei uns in Argentinien sieht es eine gebumste Frau einer anderen Frau auf 100m an, wenn sie ungebumst geblieben ist. :lol:
Aber egal: bei deinen Alternativdefinitionen gäbe es ja keine Probleme mit der angeblichen Jungfrauengeburt von Maria.

Janina hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Die Abschaffung des Jungfräulichkeitskultes.
Man kann nicht recht sagen, es hätte einen Jungfräulichkeitskult in der Antike gegeben.
Den gibt es sogar heute noch, zumindest in primitiven Kulturen.

http://oi41.tinypic.com/be7l3l.jpg
Meinetwegen. Jungfrauen sind ohnehin vor allem in der Phantasie von Männern etwas Außerordentliches. Fände man ein von einer Frau geschriebenes Evangelium, gäbe es sicher keine Jungfrauengeburt darin, sondern eine eindrucksvolle Liebesverwicklung zwischen Josef, den Maria heiraten muss auf Drängen der Mutter, weil der eine ZIegenherde hat; dem hübschen jungen Jeshua aus dem Nebendorf, der schon lange eine Auge auf Maria geworfen hat und den sie heimlich ebenfalls liebt, einem römischen Legionär, der sich unglücklich in Maria verliebt hat und dem heiligen Geist, der viel zu spät dran ist, um Maria noch jungfräulich schwängern zu können. ;)

closs
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#102 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Di 12. Jan 2016, 01:35

Thaddäus hat geschrieben: du solltest meine Sätze nicht nur lesen, sondern wenigstens auch 30 sec. über sie nachdenken.
Geh mal davon aus, das ich das 30 Jahre lang gemacht haben (was keine Garantie für Erfolg ist :lol: )

Thaddäus hat geschrieben:Wie willst du denn etwas über Etwas wissen, wenn wir darüber nichts wissen können?
Das Wort "wissen" ist falsch. - Kein Christ "weiss" etwas über Gott - auch kein Naturwissenschaftler WEISS etwas über die Natur (Res extensa), wenn er nicht voraussetzt, dass ihn seine Sinne nicht täuschen. - Der Mensch weiss ABSOLUT gesehen NICHTS (außer dem "Cogito" - siehe Augustinus und Descartes - und andere wahrscheinlich auch). Auch hier das Zitat Heideggers:
„Solange das Dasein als Seiendes ‚ist‘, hat es seine ‚Gänze‘ nie erreicht. Gewinnt es sie aber, dann wird der Gewinn zum Verlust des In-der-Welt-Seins schlechthin. Als Seiendes wird es dann nie mehr erfahrbar.“ - Solange die ("vertikale"/transzendente) ontologische Differenz zwischen Sein und Seiendem nicht aufgehoben ist, gibt es kein Wissen "in Gänze". (Unabhängig davon, worauf Heidegger dies bezogen hat)

WEISST Du, was Liebe ist? "In Gänze" bestimmt nicht (da wärst Du der/die erste) - trotzdem sehnst Du Dich danach. - Wenn also etwas unser Erkenntnisvermögen übersteigt, ist es trotzdem noch "da" und hat seine Wirkungen. - Ob Du nun gefühlte Liebe als "Wissen" oder sonstwas bezeichnest, ist dabei wurscht - es wirkt, also ist es Wirklichkeit. - Genauso ist es bei Gott.

Thaddäus hat geschrieben:Genau das können wir eben nicht, wenn vorher die Feststellung getroffen wurde, dass wir etwas grundsätzlich nicht erkennen können!
Formal-logisch mag es in dieser Formulierung stimmen - aber es könnte auch sophistisch sein. - Machen wir es konkret: Wie würdest Du Goethes folgenden Satz interpretieren:
"Wär nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt es nie erblicken;
Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt uns Göttliches entzücken?"

Steht da was von "Wissen"? Nein. - Aber erkannt wird doch von dem Auge trotzdem was. - WAS denn? Wie würdest Du es nennen?

Thaddäus hat geschrieben: Und unser Erkenntnisvermögen ist das, was die Grundlage dafür ist, dass wir etwas WISSEN können.
Der Mensch hat doch geistiges/transzendentes Erkenntnis-Vermögen. - Wie würdest Du "Erkennen" von "Wissen" definitorisch abgrenzen? - Synonyme?

Wenn Du persönlich erkennst, dass Du Person x wirklich liebst - weisst Du es dann? - Ich will jetzt nicht auf Worten rumreiten - mir geht es darum, ein einvernehmliches Wort zu finden, das sophistische Diskussionen vermeidet.

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Münek
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#103 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Di 12. Jan 2016, 01:39

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Insofern brauchst Du nicht von "Daseins-Sicht" zu sprechen, denn eine andere besitzt Du ja nicht.
Moment: ICH nicht - aber "es" gibt sie. - Und das ist eine ontologisch bedeutsame Erkenntnis.

Also Menschen besitzen diese "andere Sicht nicht" - aber es gibt sie. :shock:
Wenn der Mensch sie nicht hat, ja wer denn dann?
Die Geistwesen auf dem Planeten Arkon?
:o

closs
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#104 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Di 12. Jan 2016, 01:43

Münek hat geschrieben:Also Menschen besitzen diese "andere Sicht nicht" - aber es gibt sie.
Nimm "Sicht" nicht unbedingt wörtlich und ersetze es durch "Perspektive". - Die Welt sieht aus der Perspektive eines beliebigen Photons ganz anders aus als aus der menschlichen Perspektive.

Davon abgesehen: Ein universaler Gott, der über-zeitlich ist, hat eine "andere Sicht" als der Mensch. - Die geistige Existenz des Menschen (wenn es sie gibt) hat eine andere Sicht als unsere Daseins-Sicht.

Es blitzt hier allenthalben immer wieder durch, dass die Welt anthropozentrisch verstanden werden müsse.

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#105 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Di 12. Jan 2016, 02:08

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn Du über Gott sprichst und ihn mit allerlei Eigenschaften ausstattest, solltest Du Dir immer im Klaren darüber sein, dass Du Dich im Land der Illusionen, Wünsche und Spekulationen befindest
Nein - das funzt sehr viel differenzierter. - Meinst Du, all die Philosophen haben LSD genommen und dann ihre Halluzinationen niedergeschrieben?

Es gibt logische, ontologische, dialektische Gründe und vor allem Gründe des persönlichen Empfindens, die die Existenz von "etwas" über uns nahelegen. - Damit haben sich christliche Köpfe seit spätestens Augustinus (Boethius vorher war auch sehr gut) in philosophischer, mystischer und scholastischer Art und Weise viel Mühe gegeben haben - und diese Leute waren geistig eher Einsteins als Clossens oder Müneks.

Na komm - allen Philosophen ist von anderen, nicht minder qualifizierten Philosophen widersprochen worden.

Ich antworte hier mal mit einem Zitat vom Philosophen Thomas Metzinger aus seinem Vortrag
"Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit"
.

"In seiner höchsten Form führt der Wille zur Wahrhaftigkeit dazu, dass
man sich selbst eingestehen kann, dass es keinerlei empirische Belege
für die Existenz Gottes gibt
, und dass über viertausend Jahre der Phi-
losophiegeschichte
kein überzeugendes Argument für die Existenz Got-
tes hervorgebracht haben."

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#106 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Di 12. Jan 2016, 02:14

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Also Menschen besitzen diese "andere Sicht nicht" - aber es gibt sie.
Nimm "Sicht" nicht unbedingt wörtlich und ersetze es durch "Perspektive". - Die Welt sieht aus der Perspektive eines beliebigen Photons ganz anders aus als aus der menschlichen Perspektive.

Davon abgesehen: Ein universaler Gott, der über-zeitlich ist, hat eine "andere Sicht" als der Mensch. - Die geistige Existenz des Menschen (wenn es sie gibt) hat eine andere Sicht als unsere Daseins-Sicht.

Also bleibt es bei der menschlichen Sicht.

Mehr haben wir nicht. Alles andere ist fantastische Gedankenspielerei...

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#107 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Di 12. Jan 2016, 02:30

Thaddäus hat geschrieben: Meinetwegen. Jungfrauen sind ohnehin vor allem in der Phantasie von Männern etwas Außerordentliches. Fände man ein von einer Frau geschriebenes Evangelium, gäbe es sicher keine Jungfrauengeburt darin, sondern eine eindrucksvolle Liebesverwicklung zwischen Josef, den Maria heiraten muss auf Drängen der Mutter, weil der eine ZIegenherde hat; dem hübschen jungen Jeshua aus dem Nebendorf, der schon lange eine Auge auf Maria geworfen hat und den sie heimlich ebenfalls liebt, einem römischen Legionär, der sich unglücklich in Maria verliebt hat und dem heiligen Geist, der viel zu spät dran ist, um Maria noch jungfräulich schwängern zu können. ;)

:lol: :lol: :lol: Das war nicht gut, das war sehr gut! :thumbup: :clap:

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#108 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von sven23 » Di 12. Jan 2016, 07:14

closs hat geschrieben: Es blitzt hier allenthalben immer wieder durch, dass die Welt anthropozentrisch verstanden werden müsse.
Da wir Glaubens- und Religionsfreiheit genießen, kannst du dich jedem beliebiges "Höheren Wesen" unterwerfen, das dir beliebt.
Wenn du anderen aber erzählen willst, daß man dies logisch begründen könne, dann mußt du dich eben auf Widerspruch einstellen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#109 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Di 12. Jan 2016, 08:32

Münek hat geschrieben:Na komm - allen Philosophen ist von anderen, nicht minder qualifizierten Philosophen widersprochen worden.
Das sind aber keine Widerlegungen, sind ist - wie Du selbst sagst - Widerspruch - das ist weltanschaulich bedingt. - Da der christliche Philosoph, dort der forschende Atheisten-Stalinist.

Münek hat geschrieben:Also bleibt es bei der menschlichen Sicht.
Für den Menschen ja - er kann sich lediglich in andere Sichten hineinversetzen.

sven23 hat geschrieben:Wenn du anderen aber erzählen willst, daß man dies logisch begründen könne, dann mußt du dich eben auf Widerspruch einstellen.
Natürlich geht eine logische Begründung - die im übrigen versucht, sich vom anthropozentrischen Ansatz zu emanzipieren.

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#110 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Queequeg » Di 12. Jan 2016, 08:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn du anderen aber erzählen willst, daß man dies logisch begründen könne, dann mußt du dich eben auf Widerspruch einstellen.
Natürlich geht eine logische Begründung - die im übrigen versucht, sich vom anthropozentrischen Ansatz zu emanzipieren.

Eine logische Begründung des Glaubens, daraus folgend eine logische Begründung einer Jungfrauengeburt, oder das ein Mensch über das Wasser laufet, oder Tote wieder lebendig macht, oder...

Den Glauben also in das Reich der Logik hineingepflanzet! Das ging noch nie gut, denn so viele Religionen, so viele "Logiken" und das ist dann irgendwie alles andere als logisch.

Aber das wäre noch das geringste Übel deiner Argumentationslinie, denn hier haut's endgültig den Boden aus dem closs'schen Fasse:

die im übrigen versucht, sich vom anthropozentrischen Ansatz zu emanzipieren.

wie will sich ein Mythos nun logisch "emanzipieren"?

Du lässt den Sklaven nicht frei, du umschlingst ihn nur wieder mit neuen Ketten und flüsterst ihm dabei in's Ohr, das dieses Gottes Wille sei!

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