Einige Zeit fand die Archäologie großes Interesse. Sie wurde zum Beweis der Glaubensinhalte herangezogen. So wenig wusste man. Die historische Seite der Bibel warf etliche Fragen auf. Durch die Art ihrer Formulierung trat der Eindruck der Unvollständigkeit auf. Man hätte gern Jesu Geburtsdatum gehabt, etwas zur Volkszählung in der Zeit des Augustus gewusst und zahlreiche Dinge mehr.
Manches sieht in der übersetzen Bibel seltsam aus. Ein Kapitel Genesis 26 erzählt z.B. über Isaak nichts weiter als die Namen seiner Brunnen, die seine Knechte gruben. Es werden Personen genannt und Ereignisse, die sich verlaufen. Man hätte da gern mehr von seinem Leben gewusst und Vieles drum herum.
Im vorigen Jahrhundert trugen Reisende, Filmemacher, Schriftsteller, Ärchäologen viel zur Füllung solcher Lücken bei.
Ungeklärt ist noch immer, wieso ein solcher Schreibstil gepflegt wurde und welche Kriterien bei der Zusammenstellung des Kanons galten.
Hierzu der Stein des Anstoßes bei Kubitza:
Abschnitt die Bibel und ihre Vergötzung (Seite 123)
Der Theologe Ernst Käsemann hat zu dieser Aussage sichtlich die Vorlage geliefert und in einem Aufsatz von 1951 festgestellt, dass der Kanon nicht die Einheit der Kirche, sondern die Vielfalt der Konfessionen begründet.198
Die Suche nach der »Mitte der Schrift«, dem »Kanon im Kanon« kann als gescheitert angesehen werden. Sie musste scheitern, weil die Frage erneut ein Scheinproblem der Theologie ist. Ohne den aus der Dogmatik geborenen Wunsch, eine solche Mitte zu finden, gäbe es dieses Problem einfach nicht.
Ich hoffe, mit den paar Zeilen wird schon deutlich, was längst jeden störte: Die Kirche erklärt die Bibel zum Wort Gottes. Der Leser findet darin Widersprüche. Jeder dieser Widersprüche wurde irgendwie verfochten, verflochten und damit entstanden zahllose Sekten und Meinungen.
Um mal die Problematik anders rum zu beleuchten: In manchen Ländern trat dieses Proble nicht auf. Der Wortsinn der Bibel ergab mittels anderer Sprachbegriffe keine solchen Hemmnisse. Als die Kirche unter eine einheitliche Führung kam, wurde diese Kleinigkeit übersehen, die erst Neurolinguistiger in heutiger Zeit focusieren: Jeder Mensch hat nicht nur sein eigenes Wörterbuch, sondern baut auch die Zusammenhänge zu den Begriffen . Sprache ist nicht nur eine akustische Angelegenheit mit dem Bezeichnen eines Gegenstandes. Liest ein Hebräer Genesis 26, so "empfindet" er ganz anders. Er hat beim Lesen gleich die Lösung: Das ist ein Gesetz. Sieben verschiedene Quellen werden genannt. Der Europäer sieht das nicht so. Er liest von Beer-Scheba nur den Namen einer Stadt, winkt ab bei ihm unverständlichen und aus seiner Sicht ungültigen Aussagen eines Rabbi, das hieße "sieben Brunnen". Frühere Expeditionen fanden Wüste und heute ist da eine moderne Stadt.
Wo also soll man die Mitte der Aussage finden?
Nehmen wir nochmal Kubitzas Überlegung:
Ohne den aus der Dogmatik geborenen Wunsch, eine solche Mitte zu finden, gäbe es dieses Problem einfach nicht.
Er lehnt die Dogmen ab, weil er meint - da sei etwas, was nicht passt.
Anders rum gedreht:
Was passt an der Bibel nicht?
Kubitza schnitzt sich sein eigenes Denkdogma:
Die Bibel ist wie sie ist (unveränderlich tradiert).
Da kommen andere, suchen nach fehlenden Formulierungen, nach Originalen und was für Quellenangaben ihnen dazu noch in den Sinn kommen. Halman kennt da einige Katalogisierungen, Vergleiche der Schriftstücke und dergleichen mehr. Diese Forscher machen im Prinzip eine analoge Arbeit. Haben wir die Quelle, so gibt es Kubitzas Argument.
Stimmt die Überlieferung nicht, ist die Bibel falsch.
(Nur die Rechnung geht nicht auf, weil der Fehler woanders liegt - im fehlenden inneren Sinn, der die Dogmen erschließen kann.)
Andere unsinnige Versuche: Nur die direkten Worte Jesu suchen ... Ich kann die Theologen nicht nennen, denen das eingefallen ist und mag auch nicht zu den ganzen Streitigkeiten die Bibliotheken des Vatikan durchstöbern.
Bleiben wir also bei dem Zentrum des Jammers:
In den ersten Jahrhunderten des Christentums wurde versäumt, die Methoden der Auslegung "einheitlich" festzulegen. Die entsprechenden (und bereits aus Tradition schon verschiedenen) Schulen im Judentum waren sich auf den ersten Konzilen nicht einig gewesen. Die Völkerwanderung, Kriege und Seuchen hatten das Thema überschrieen. Später reichte die Basis nicht. Der innere Weg zu den Bibeltexten war verschlossen.
Kubitza geht nun nicht den Weg des korrekten Reparierens, sondern fordert Abschaffung der Dogmen und "nehmen wir doch was wir von der Archäologie haben". Die Bibel wird dann zum Märchenbuch umfunktioniert. Verbleibende Theologen kommen als befeindete Spinner um. Ihr Lehrstuhl wird geschlossen.
Damit wird jedoch nichts gerichtet. Das Problem bleibt. Es wird alles noch schräger.
So was nenne ich schweren Pfusch am Bau.