Demian hat geschrieben:
Ein Christ zu sein heißt nicht nur: ich glaube an Jesus ... sondern ganz direkt: ich bin ein Christus-Mensch der dieser Liebe immer ähnlicher werden möchte, der am Besten immer in dieser Liebe wandelt, von ihr mehr und mehr durchdrungen und erleuchtet wird.. das würde ich aber auch nicht an dem abstrakten Ideal messen: "Du musst" nun immer lieben, ansonsten bist Du ein armer Sünder ... sondern ganz entspannt und leicht ein Leben das mehr und mehr von dieser Liebe getragen und erfüllt wird. Ganz direkt und unmittelbar. Die Liebe ist nicht schwer, sie ist leicht ... nur darum kann sie eine Erleichterung ... oder sogar eine vollkommene Erlösung sein ... die ganzen lieblosen und unerlösten Seelenteile werden mehr und mehr erlöst und Körper, Geist und Seele EINS / zum EINKLANG gebracht.
Wie Du sehe ich das Wesentliche als ein "Sein". Die (theoretische) Vollendung der Nachfolge Jesu wäre es, ein Jesus zu sein.
Praktisch gesehen ist es ein "ich bin die Liebe". Man denkt, fühlt, will und handelt so. Ich sehe es auch als "mehr oder weniger", denn realistisch gesehen kann man es nur in begrenztem Teil sein (so wie Mensch von seiner Natur her schon begrenzt geschaffen ist). Größere "Teile" des So-Seins sind auch nur in begrenzter Zeit vorstellbar. Stunden später kann man schon wieder ganz anders "sein". Wir sind in einem ständigen Fluss des Werdens. Mit allem Hin und Her.
Die Liebe als solche ist alles andere als "nicht schwer". Da weichen wir voneinander ab und ich kann Deine Begeisterung nicht teilen. Liebe heißt, mit Gefühl und Verstand das Wohl des anderen im Auge zu haben. Eigentlich aller anderen. Das Ich ist dann so, dass es in seiner Essenz zutiefst karitativ ist. Sinn und Ziel des Ichs wird der Nächste. Man selbst bestimmt sich so und möchte auch gar nicht anders existieren.
Das heißt, man liebt den Nächsten um seiner selbst willen. Man schätzt ihn (egal wie schräg oder abscheuenswert er auf einen rüberkommt oder einen an unliebsame andere Zeitgenossen erinnert) und wenn er einen seelischen Schmerz empfindet, leidet man so mit, als wenn man es selbst wäre.
Wer zum Beispiel Gutes tut um in den Himmel zu kommen, der liegt hier schon daneben. Er "muss" es tun um des Nächsten selbst willen und nicht um einer Belohnung für sich selbst willen. Jesus Tod am Kreuz ist hier der krassest mögliche Ausdruck genau hiervon. Er war so selbstlos für das Gute anderer, dass schließlich selbst Gott ihn verließ. ("Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen"). Oder besser ausgedrückt: Selbst das Verlassen Gottes (eigentlich eine gleichnishafte theoretische Konstruktion, denn es ist nicht möglich Gott "wegzudrücken", als auch die Allgegenwart kann nicht sich selbst auflösen) hat er in Kauf genommen um des Guten für die anderen willen.
Karrikiert hatte ich es schon mal so ausgedrückt: Ich verstehe nicht, warum die Leute in den Himmel wollen. Da muss man dienen! - Naja, und wenn man hier auf Erden schon mit dem Dienen Schwierigkeiten ist, ist der Himmel wohl nicht so das Passende. Egal wie schön man sich dies redet.