Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Hemul
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#511 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Hemul » Mi 11. Dez 2013, 19:12

Pluto hat geschrieben: Aber die Frage lässt sich ebenso wenig beantworten wie viele andere Fragen auch.

Aber nur für einen bekennenden Agnostiker. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#512 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von closs » Mi 11. Dez 2013, 19:27

Pluto hat geschrieben:Gott ist überzeitlich. — Wenn die Zeit ein Dimension ist, wie kann dann etwas über der Zeit sein?
Dann lies wirklich mal Tipler - er kann es einem Naturwissenschaftler erklären (Stichwort: Omega-Punkt).

Pluto hat geschrieben:Warum wird die Tatsache unterdrückt, dass eine Person hier mit einem Attribut verwechselt wird?
Da wird nichts verwechselt. - "Gott ist die Liebe" setzt eine entsprechende Definition von "Liebe" voraus, welche (beispielsweise) lautet: "Liebe ist Vereintheit von Schöpfer und Schöpfung in Gott sowie die Sehnsucht danach". - Wenn man diesen Satz versteht, ist man nah dran.

In diesem Sinne ist "Liebe" keine Eigenschaft (ich habe grüne Augen, ein Talent zum Kochen, etc.), sondern göttliche Anwesenheit im Dasein.

"Liebe" hat somit zwei Bedeutungen: "Liebe" ist einerseits eine Person (Gott, in dem alles in einem ist), also die Vereintheit von schöpfer und Schöpfung. - Andererseits ist "Liebe" keine Person, wenn man sie als Sehnsucht nach Gott versteht. Dass dasselbe Wort mehrere Bedeutungen hat, ist in der Sprache normal (hier spricht der Linguist :geek: ). In diesem Fall sind die Bedeutungen sehr nahe beieinander.

"Liebe" in diesem Sinne ist NICHT dasselbe wie der volkstümliche Begriff im Sinne von "We make love" - dabei handelt es sich um Entstellungen der geistigen Grundbedeutung.

Pluto hat geschrieben: Gott ist allwissend und allmächtig. — Wo doch Jederman weiß, dass diese beiden Attribute einander widersprechen.
Da ich es nicht weiß, kann das nicht "Jedermann" sein. Mir fehlt jetzt der Ansatz dafür, warum das ein Widerspruch sein sollte.

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#513 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Scrypton » Mi 11. Dez 2013, 19:27

Hemul hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Aber die Frage lässt sich ebenso wenig beantworten wie viele andere Fragen auch.
Aber nur für einen bekennenden Agnostiker. ;)
Nein, auch für einen Gläubigen.
Es steht dir frei, die Probleme der Theodizee aufzulösen! ;)

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#514 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Scrypton » Mi 11. Dez 2013, 19:44

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Gott ist überzeitlich. — Wenn die Zeit ein Dimension ist, wie kann dann etwas über der Zeit sein?
Dann lies wirklich mal Tipler - er kann es einem Naturwissenschaftler erklären
Er kann die Überzeitlichkeit ebenfalls nicht erklären - hast du dich mit ihm befasst oder baust du auf eine fix aufgeschnappte Idee?
Der Omegapunkt behandelt ein willkürliches Szenario, in welchem kurz vor einem Big Crunch (also das Gegenteil des Urknalls, zudem es, wenn man die Befundlage dazu nicht ignoriert, nachweislich nie kommen wird) jede intelligente Lebensform schneller als es der Zeitablauf hergeben würde Informationen verarbeiten kann und es letzten Endes zu perfekten Simulationen aller möglichen Szenarien kommt.

Überzeitlichkeit als solche wäre damit noch lange nicht erklärt, wie du sie behauptest.
Abgesehen davon auch Tipler nirgendwo darlegt, dass hier oder dort die Dimension "Zeit" nicht mehr existiert - du mit Tipler also kein Argument vorgelegt hast.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum wird die Tatsache unterdrückt, dass eine Person hier mit einem Attribut verwechselt wird?
Da wird nichts verwechselt. - "Gott ist die Liebe" setzt eine entsprechende Definition von "Liebe" voraus
Man könnte auch sagen: Gott ist Hass!

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Gott ist allwissend und allmächtig. — Wo doch Jederman weiß, dass diese beiden Attribute einander widersprechen.
Da ich es nicht weiß, kann das nicht "Jedermann" sein.
Das Theodizee-Problem ist auch dir nicht unbekannt - auflösen kannst du sie nicht.
Das schaffte noch kein Philosoph, auch kein Kant (der es, soweit ich weiß, auch nicht versucht hat). Es steht dir frei das Gegenteil zu belegen! :)

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#515 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von JackSparrow » Mi 11. Dez 2013, 19:54

Darkside hat geschrieben:Es steht dir frei, die Probleme der Theodizee aufzulösen! ;)
Allen Menschen recht getan ist eine Kunst die niemand kann.

Statististisch betrachtet sind 50 % aller Vorkommnisse sowieso als "richtig" einzuordnen (für jeweils eine von zwei Parteien). Würde Gott zugunsten einiger auserwählter Personen das Gleichgewicht verschieben, wäre dies ungerecht den anderen gegenüber. Das einzig logische Verhalten für Gott besteht also darin, sich einfach nicht einzumischen.

Theodizee-Problem gelöst. Nichts zu danken.

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#516 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Scrypton » Mi 11. Dez 2013, 20:06

JackSparrow hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Es steht dir frei, die Probleme der Theodizee aufzulösen! ;)
Statististisch betrachtet sind 50 % aller Vorkommnisse sowieso als "richtig" einzuordnen (für jeweils eine von zwei Parteien).
Da es weit mehr als zwei Parteien gibt in so vielen Bereichen des Lebens (Glaube, Politik, ...), kannst du deine statistische Wahrscheinlichkeit von 50% niemals mit Fakten begründen - womit deine gesamte Argumentation hinfällig ist.

Du darfst es aber noch einmal versuchen! :)

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#517 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von ThomasM » Mi 11. Dez 2013, 20:22

Darkside hat geschrieben: Das Theodizee-Problem ist auch dir nicht unbekannt - auflösen kannst du sie nicht.
Es sind nicht die Begriffe allmächtig und allwissend (obwohl tatsächlich widersprüchliche und ungeeignete Begriffe, Gott zu beschreiben) , die das Problem bei dem Theodizee Problem darstellen.
Es ist der Begriff "Leid".

Leid ist individuell, persönlich, situationsbezogen, einzeln.
Wie kann man auch erwarten, für so etwas eine allgemeingültige, abstrakte, universelle Lösungsformel zu haben?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#518 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 11. Dez 2013, 21:53

closs hat geschrieben:Dann lies wirklich mal Tipler - er kann es einem Naturwissenschaftler erklären (Stichwort: Omega-Punkt).
Das wage ich zu bezweifeln!
Tiplers pseudowissenschaftliche Ergüsse sind mir nicht unbekannt. Sein Buch ist aus meiner Sicht eine einzigartige Mischung aus Halbwahrheiten und Übertreibungen die fernab von jeglichem Sinn für Realität stehen.
Populär? — Ja. Theologisch oder wissenschaftlich tiefgründig? — NEIN.
Seine Omega-Punkt Theorie ist ein kläglicher Versuch, die Physik mit der Eschatologie des Christentums zu vereinen: Das Ergebnis ist alles andere als überzeugend.
(So, nun kennst du meine Meinung zur Omeg-Punkt Theorie. :mrgreen: )

Da wird nichts verwechselt. - "Gott ist die Liebe" setzt eine entsprechende Definition von "Liebe" voraus, welche (beispielsweise) lautet: "Liebe ist Vereintheit von Schöpfer und Schöpfung in Gott sowie die Sehnsucht danach". - Wenn man diesen Satz versteht, ist man nah dran.
Ich verstehe den Satz wirklich nicht.
Vielmehr vermute ich einen Kategorienfehler in deiner Denkweise. Wie kann Gott, der von vielen Christen als Person empfunden wird, ein Attribut seiner selbst sein?

In diesem Sinne ist "Liebe" keine Eigenschaft (ich habe grüne Augen, ein Talent zum Kochen, etc.), sondern göttliche Anwesenheit im Dasein.
Deine Definition der Liebe, ist vermutlich deine ganz private Meinung (sie sei dir gegönnt).
Wiki beschreibt Liebe auch nicht als Eigenschaft sondern als Gefühl der Verbundenheit:
Wikipedia hat geschrieben:Nach engerem und verbreiteten Verständnis ist Liebe ein starkes Gefühl, das mit der Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person, die den Zweck oder Nutzwert einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt.
Ich kann ohne Weiteres nachvollziehen, dass Jemand sich tief mit Gott verbunden fühlt. Aber Liebe als "Vereintheit von Schöpfung und Schöpfer" zu vestehen, wie du es ausdrückst kann ich echt nicht verstehen.

closs hat geschrieben:Mir fehlt jetzt der Ansatz dafür, warum das ein Widerspruch sein sollte.
Dann kannst du mir sicher erklären, wie folgender Vers zu verstehen ist:
Can omniscient God,
who Knows the future,
find The omnipotence to
Change His future mind?

[Karen Owen]
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#519 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Naqual » Mi 11. Dez 2013, 22:05

Darkside hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Aber die Frage lässt sich ebenso wenig beantworten wie viele andere Fragen auch.
Aber nur für einen bekennenden Agnostiker. ;)
Nein, auch für einen Gläubigen.
Es steht dir frei, die Probleme der Theodizee aufzulösen! ;)
Hier haben wir zwei verschiedene Paar Stiefel. Die Ausgangsaussage war, dass nach Pluto sich Allwissenheit und Allmacht widersprechen. Hier geht es mir so wie Closs, ich wüsste nicht warum. (Mal unabhängig davon, dass ich nicht glaube, dass es Allmacht gibt. Es ist ein abstrakter Titel ohne reales Vorkommnis).
Das Theodizee-Problem widerum entsteht nur, wenn Allwissenheit und Allmacht zusammen vorkommen. Fehlt eines, kippt auch das Problem der Theodizee. (Dritte Möglichkeit: Gott ist keine handelnde Person in unserem Sinne).

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#520 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 11. Dez 2013, 22:41

Naqual hat geschrieben:Die Ausgangsaussage war, dass nach Pluto sich Allwissenheit und Allmacht widersprechen. Hier geht es mir so wie Closs, ich wüsste nicht warum.
Ihr Beide scheint aus demselben Holz geschnitzt zu sein. :lol:
Als Beispiel sei nur mal Hemuls Stein erwähnt. Er nennt es zwar eine Plattitüde, aber korrekt ist die Frage trotzdem.
Das bringt mich zum zweiten Punkt: Hat Gott die Logik geschaffen?
Kann Gott unlogisch handeln, oder ist er, wie der Rest der Welt an die universalen Gesetze der Logik gebunden?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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