Warum läßt Gott so viel Leid zu?

barbara
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#601 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von barbara » So 24. Nov 2013, 11:53

sven23 hat geschrieben: Aber die 4999995 würden es Gott danken, und die 20 Mio Anghörigen bestimmt auch.

nein, leider nicht.

Schliesslich hätte jeder Mensch täglich hunderte von Anlässen, dafür dankbar zu sein, was wieder gerade NICHT an möglichen Katastrophen passiert ist.

Wenn nichts passiert, dann findet der normale Mensch das einfach normal. und nichts Besonderes. zu Unrecht, wie ich finde.

gruss, barbara

closs
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#602 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » So 24. Nov 2013, 12:27

Naqual hat geschrieben:In dem Moment, bei der das Unbegrenzte in das Begrenzte kommt, gibt es die Notwendigkeiten der Begrenztheiten, die man selbst mit Allmacht nicht aushebeln kann - sonst wäre man sofort wieder im Unbegrenzten.
Ja - so ähnlich. - Jesus ist ja ein gutes Beispiel - er könnte "Heerschare" (oder so ähnlich) rufen, wenn er seinen Vater (Sein) rufen würde, aber er tut es nicht, weil Gott in ihm das Begrenzte (dasein) durchziehen will.

Naqual hat geschrieben: denn selbst wenn sie nur im Sein existierte, wäre sie keine Allmacht mehr, da man von der Allmacht nicht eine Sphäre (z.B. der erfahrbaren Wirklichkeit) ausschließen darf.
Das ist eines dieser logischen Probleme - Du kennst das sophistische Beispiel: "Alle Kreter lügen". - Was macht man damit?

Letzlich ist die Frage, ob die Allmacht sich eine situative, selbst auferlegte Nicht-Allmacht "verordnen" kann. - Mal eine Frage: Da gibt es doch diese Fernsehserie, in der CEOs gezeigt werden, die für einige Wochen incognito in die Belegschaft gehen, um zu schauen, was an der Basis so läuft. - Hat der CEO damit seine Macht geschmälert?

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#603 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Scrypton » So 24. Nov 2013, 19:50

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Dann, closs, ist es mir schleierhaft, was du mir mit deinem Beitrag gestern um 14:49 Uhr sagen wolltest mit deinen Ausführungen über "Wissen".
Meinst Du das? "Das nur Naturwissenschaft für "Wissen" im objektiven Sinne zuständig ist, ist richtig.
Na also.

closs hat geschrieben:Die Behauptung, dass deshalb persönliche Erkenntnis notwenigerweise NICHT auf Realität hinweise, ist ein erkenntnis-theoretischer Stockfehler".
Kein Stockfehler liegt in der Aussage vor:
Eine "persönliche Erkenntnis/Erfahrung" weist nicht notwendigerweise/automatisch auf Realität hin und ist auch kein Indiz dafür, dass diese der Realität entspricht - unabhängig davon, wie sehr das Individuum davon selbst überzeugt sein mag! :)

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Demian
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#604 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » So 24. Nov 2013, 20:05

Darkside hat geschrieben:Eine "persönliche Erkenntnis/Erfahrung" weist nicht notwendigerweise/automatisch auf Realität hin und ist auch kein Indiz dafür, dass diese der Realität entspricht - unabhängig davon, wie sehr das Individuum davon selbst überzeugt sein mag! :)

Stimmt - aber persönliche Erfahrung und Erkenntnis ( also erlebte Bewusstseinsinhalte ) haben einen ( in meinen Augen sogar beträchtlichen ) Anteil an unsrem Realitätsbild; das gilt selbst für Wahnvorstellungen ( zum Beispiel Gottes- oder Atheismuswahn ). :)
Zuletzt geändert von Demian am So 24. Nov 2013, 21:25, insgesamt 1-mal geändert.

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#605 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » So 24. Nov 2013, 20:16

sven23 hat geschrieben: Die meisten Menschen können keine 50000 Jahre warten. Gott könnte sich auch mal am menschlichen Maß orientieren und vom Humanismus lernen. Daß Gott überzeitlich sein soll, hilft den Menschen herzlich wenig.

Der Humanismus ist ein Erbe aller Menschen.

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#606 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » So 24. Nov 2013, 21:33

Darkside hat geschrieben:Na also.
Das war schonn klar, bevor dieses Forum eröffnet wurde. :yawn:

Darkside hat geschrieben:Eine "persönliche Erkenntnis/Erfahrung" weist nicht notwendigerweise/automatisch auf Realität hin
Richtig.

Darkside hat geschrieben:und ist auch kein Indiz dafü
Falsch.

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#607 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Mo 25. Nov 2013, 06:53

Demian hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die meisten Menschen können keine 50000 Jahre warten. Gott könnte sich auch mal am menschlichen Maß orientieren und vom Humanismus lernen. Daß Gott überzeitlich sein soll, hilft den Menschen herzlich wenig.

Der Humanismus ist ein Erbe aller Menschen.


Aber viele, auch Gläubige, schlagen das Erbe aus.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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dagegen
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#608 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von dagegen » Di 26. Nov 2013, 16:42

sven23 hat geschrieben:Eine der bewegensten Fragen des Christentums. Warum läßt Gott so viel Leid zu, wo er doch die Allmacht hätte, dies zu ändern?

Ja, das ist eine bewegende Frage, durchaus. Sie geht aber, so wie sie gestellt ist, von einem inadäquaten Gottesbild aus. Welches Gottesbild ist dies und warum ist es inädequat? Wer sagt, dass Gott die Allmacht hätte, Leid zu ändern, der weiss im voraus, wer und vor allem: was Gott ist (nämlich einer, der alles kann, wenn er nur wollte), um dann zu fordern, dass sich Gott um die Belange der Welt kümmern müsse. Dieses Gottesbild ist nun in der Tat deshalb inädequat für die sog. Theodizeefrage, weil wir über Gott gar nichts wissen. Gott können wir nicht beweisen oder erschliessen. Alles Schliessen endet bestenfalls in der Anerkennung unserer Geschöpflichkeit, in der Anerkennung, dass alles, was es gibt, auf Gott bezogen ist; Gott selbst aber von der Welt verschieden ist. Wir wissen somit nicht zuerst, wer Gott ist, um danach erklären zu können, er hat dies getan und jenes unterlassen. Wir erklären somit die Welt nicht mit Gott - die Welt wird ausschliesslich aus sich selbst erklärt. Was Leid verursacht, sind Naturkatastrophen, menschliches Unrecht, menschliches Versagen, plötzlich eintretende Unglücksfälle usw. Diese Ursachen kann man zum Teil beseitigen, wenigstens prinzipiell. Es ist unser Versagen als Menschheit, warum es immer noch Hungernde gibt, nicht Gottes Versagen.

Gott ist also kein willkürlicher Herrscher, der nach Gutdünken mal dies tut und jenes unterlässt. Die Allmacht Gottes besteht vielmehr darin, dass alles, was immer auch aus natürlichen Ursachen heraus geschieht, letztlich ohne Gott nicht sein kann.
Zuletzt geändert von dagegen am Di 26. Nov 2013, 17:04, insgesamt 2-mal geändert.

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#609 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Catholic » Di 26. Nov 2013, 16:51

Was bedeutet,dass wir nicht fragen sollten,warum Gott möchte,dass ein Mensch leidet sondern eher,warum er es geschehen lässt,was eine gänzlich andere Frage ist.

dagegen hat geschrieben: Gott ist also kein willkürlicher Herrscher, der nach Gutdünken mal dies tut und jenes unterlässt. Die Allmacht Gottes besteht vielmehr darin, dass alles, was immer auch aus natürlichen Ursachen heraus geschieht, letztlich ohne Gott nicht sein kann.

dagegen
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#610 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von dagegen » Di 26. Nov 2013, 17:05

catholic hat geschrieben:Was bedeutet,dass wir nicht fragen sollten,warum Gott möchte,dass ein Mensch leidet sondern eher,warum er es geschehen lässt,was eine gänzlich andere Frage ist.

Das ist die gleiche Frage, nur scheinbar anders gestellt. Auch sie geht von einem Gott aus, der irgendwas geschehen lässt (warum nur?). Gott lässt nichts geschehen, geschehen tut alles aus natürlichen Ursachen. Es geschieht nichts ohne Gott, aber Gott lässt nichts geschehen im Sinne von Aktion.

Da Gott völlig verschieden von der Welt ist, die Welt aber völlig auf ihn bezogen ist, folgt, dass alles, was auf der Welt geschieht, Gleichnischarakter hat. Die christliche Heilsbotschaft liegt darin, dass man im Glauben dazu kommt, jede gute Erfahrung -und sei sie noch so klein und noch so schnell vorbei- zu einem Gleichnis des Himmels zu sehen, ein Gleichnis für die Liebe Gottes, gegen die kein Leid ankommt:

Psalm 1, Vers 3 hat geschrieben: Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und alles, was er tut, gerät wohl.

Wer nicht glaubt, für den ist jedes Unheil Gleichnis seiner tatsächlichen Situation, nämlich getrennt von Gott und damit ungeliebt zu sein:

Psalm 1, Vers 4 hat geschrieben:Nicht so die Gottlosen, sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.

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