sven23 hat geschrieben:Eine der bewegensten Fragen des Christentums. Warum läßt Gott so viel Leid zu, wo er doch die Allmacht hätte, dies zu ändern?
Ja, das ist eine bewegende Frage, durchaus. Sie geht aber, so wie sie gestellt ist, von einem inadäquaten Gottesbild aus. Welches Gottesbild ist dies und warum ist es inädequat? Wer sagt, dass Gott die Allmacht hätte, Leid zu ändern, der weiss
im voraus, wer und vor allem: was Gott ist (nämlich einer,
der alles kann, wenn er nur wollte), um dann zu fordern, dass sich Gott um
die Belange der Welt kümmern müsse. Dieses Gottesbild ist nun in der Tat deshalb inädequat für die sog. Theodizeefrage, weil wir über Gott gar nichts wissen. Gott können wir nicht beweisen oder erschliessen. Alles Schliessen endet bestenfalls in der Anerkennung unserer Geschöpflichkeit, in der Anerkennung, dass
alles, was es gibt, auf Gott bezogen ist; Gott selbst aber von der Welt verschieden ist. Wir wissen somit nicht
zuerst, wer Gott ist, um danach erklären zu können, er hat dies getan und jenes unterlassen. Wir erklären somit die Welt nicht mit Gott -
die Welt wird ausschliesslich aus sich selbst erklärt. Was Leid verursacht, sind Naturkatastrophen, menschliches Unrecht, menschliches Versagen, plötzlich eintretende Unglücksfälle usw. Diese Ursachen kann man zum Teil beseitigen, wenigstens prinzipiell. Es ist unser Versagen als Menschheit, warum es immer noch Hungernde gibt, nicht Gottes Versagen.
Gott ist also kein willkürlicher Herrscher, der nach Gutdünken mal dies tut und jenes unterlässt. Die Allmacht Gottes besteht vielmehr darin, dass alles, was immer auch aus natürlichen Ursachen heraus geschieht, letztlich ohne Gott nicht sein kann.