Ruth hat geschrieben: ↑So 2. Feb 2020, 13:46
Mich interessiert hier Eure Meinung zu diesem Thema, und ich freue mich über Erfahrungsberichte, wie Ihr persönlich den Wandel der Zeit, im Zusammenhang der biblischen Lehre, erlebt - und wie seitdem das Verhältnis zu den vielen unterschiedlichen Glaubenden auf der ganzen Welt aussieht. (

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Gedanken, die mir so durch den Kopf schwirren:
Was hat die Bibel als Buch eigentlich erreicht? Einen weltweiten Meinungskrieg, wer den richtigsten und besten Glauben hat? Förderung religiöser Institutionen statt Förderung individueller Glaubenserfahrungen?
Unbestritten braucht jederman Rat und Ratschläge,... so auch in Glaubensfragen. Also grundsätzlich ist es ja nicht schlecht, wenn man auch mal was Schriftliches in der Hand hat, wo man nachschlagen kann.
Allerdings bei der Bibel. ....Es wirkt auf mich wie ein ERSATZ von eigenem Glaubensleben. Warum sollte Gott ein Buch in Auftrag geben, wenn er unmiittelbar in die Herzen der Menschen wirken kann? Also statt in sich zu gehen, liest man dann ein Buch. Das ist so, als wenn ein sozial Isolierter seine Kontakte nur über Smartphone und Facebook aufrecht erhält, statt mal raus zu gehen und direkt mit Menschen in Kontakt zu treten. Die Bibel kann so eine Art Ersatzbefriedung für Leute werden, die Probleme haben andere zu lieben (Gott ist Liebe).
Oder vermeintliche Sicherheit geben, weil man selbst viel zu unsicher ist in Glaubensdingen. Dann schließt man sich am besten noch einer Gruppe an, die die Bibel möglichst einfach und wortgetreu interpretiert. Das hat nichts mit mehr Erkenntnis zu tun, vereinfacht aber ein bloßes Gefühl der Sicherheit. Warum ist rationale Dogmatik überhaupt SO wichtig, wenn es um das Herz geht? Warum sollte Gott jemanden besonders lieb haben, weil er bestimmte INHALTE für richtig hält? Warum sollte Gott plötzlich wollen, dass wir besonders gut lesen können, wenn die Menschheit Jahrtausende als Analphabeten ein Glaubensleben gehabt haben? Der bloße Bibelleser und Bibelgläubige hat genau genommen in den wenigsten Fällen eigene religiöse Erkenntnisse. Er braucht sie ja nur ablesen (auch wenn es dann jeder wieder anders interpretiert).
Beim Religiösen Erleben geht es immer so: einer oder mehrere Personen haben Heureka!-Erlebnisse, die sie zutiefst berühren. Die Nachfolger bauen dann Institutionen darum herum und oben drauf, zentralisieren das Copyright und das rechte Verständnis. Mit einem Buch kann man sehr viele Leute zeitgleich erreichen. Effizienz! Ja, schon, gelle? Aber die Qualität?
Warum gab es immer Meister und Lehrling? Letzterer erlernte das Handwerk persönlich. Das ist aufwändig.
Kirchen haben ganze Landschaften (als Ergebnis von kriegerischen Auseinandersetzungen) "bekehrt". Was soll dabei rauskommen? Echter Glaube an die Liebe Gottes?
Und dann braucht man auf einmal Weihwasser (das nur von einem Priester mit dem richtigen Copyright hergestellt werden kann) um die Leute zu beglücken?
Da läuft letztlich ein gigantisches Ablenkungsmanöver vom Wesentlichen: das persönliche Glaubensverhältnis. Dies ist unmitelbar. Ohne Mittler, vor allem ohne institutionalisierte Mittler.
Wenn einer Gott findet: dann in sich selbst.
Nicht in Büchern, schönen Kirchen usw. Wenn es nach letzteren ging, dann hätte Elia nur in Synagogen Kontakt zu Gottes Geist gehabt, während er eine Schriftrolle von Moses in der Hand hielt.