Alles Teufelszeug? VII

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#791 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Do 2. Nov 2017, 00:38

Münek hat geschrieben:Weil das ERGEBNIS ihrer wissenschaftlichen Forschungen NIEMALS sein könnte: Der Gott der Bibel existiert oder er existiert nicht.
Das ist keine Begründung, weil das eh klar ist. - Niemand erwartet, dass Wissenschaft erforscht, ob es Gott gibt oder nicht - das gilt sowohl für die HKM als auch für die kanonische Exegese.

Man hat aber die Wahl,
1) ob man in der Exegese nur Sachergebnisse abliefert,
2) oder ob man auch geistige Fragestellungen interpretiert.

"Hatte Jesus eine Naherwartung" ist eine geistige Fragestellung, denn die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob man auf Basis "nur menschlich" oder "auch göttlich" interpretiert. - Also muss man offenlegen, unter welcher Perspektive man interpretiert:
a) Ich interpretiere so, als sei Jesus nur menschlich (= Setzung 1)
b) Ich interpretiere so, als sei Jesus auch göttlich (= Setzung 2)

Diese Setzungen sind keine Setzungen für die Forschungsarbeit, sondern für die Interpretation der Forschungsarbeit - auf der Sachebene sind diese Setzungen irrelevant. - Deshalb doch mein ständiges Flehen, die Exegese rein über die Sachebene zu definieren, damit man erst gar nicht in diese Bredouille kommt.

Münek hat geschrieben: Demgegenüber stellte jedoch die katholisch-römische Kirche 1870 auf
dem Ersten Konzil unmissverständlich fest (Cap. De revelatione):

"Die heilige Mutter Kirche stellt fest und lehrt: Gott, aller Dinge Grund und Ziel, kann mit dem natürlichen Licht der menschlichen Ver-
nunft aus den geschaffenen Dingen mit Sicherheit erkannt werden."
Das ist kein Widerspruch - mit "natürlichem Licht" ist die geistige Natur des Menschen gemeint - mit "Vernunft" ist nicht die anthropozentrische, sondern die dem Menschen gegebene Teilhabe an der universalen, also göttlichen Vernunft gemeint.

Das passt schon - allerdings stört mich das "mit Sicherheit". - Verstehst Du, was mit "aus den geschaffenen Dingen" gemeint ist?

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#792 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Do 2. Nov 2017, 01:27

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Demgegenüber stellte jedoch die katholisch-römische Kirche 1870 auf dem Ersten Konzil unmissverständlich fest (Cap. De revelatione):

"Die heilige Mutter Kirche stellt fest und lehrt: Gott, aller Dinge Grund und Ziel, kann mit dem natürlichen Licht der menschlichen Ver-
nunft aus den geschaffenen Dingen mit Sicherheit erkannt werden."
Das ist kein Widerspruch
Natürlich ist das ein Widerspruch: Auf der einen Seite wird die Gotteserkenntnis strikt ausgeschlossen, auf der anderen Seite wird sie ausdrücklich (mit Sicherheit) bejaht.

closs hat geschrieben:mit "natürlichem Licht" ist die geistige Natur des Menschen gemeint - mit "Vernunft" ist nicht die anthropozentrische, sondern die dem Menschen gegebene Teilhabe an der universalen, also göttlichen Vernunft gemeint.
Lass das Geschwurbel. Mit der Vernunft ist die natürliche menschliche Vernunft gemeint.

closs hat geschrieben:Das passt schon - allerdings stört mich das "mit Sicherheit". - Verstehst Du, was mit "aus den geschaffenen Dingen" gemeint ist?
Ich denke schon. Bei der obigen Feststellung des Ersten Konzils stand mit Sicherheit unser gute Paulus Pate, Röm. 1:19-21:

"...weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so dass sie keine Entschuldigung haben. Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt."

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#793 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Do 2. Nov 2017, 02:27

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Weil das ERGEBNIS ihrer wissenschaftlichen Forschungen NIEMALS sein könnte: Der Gott der Bibel existiert oder er existiert nicht.
Das ist keine Begründung, weil das eh klar ist. - Niemand erwartet, dass Wissenschaft erforscht, ob es Gott gibt oder nicht - das gilt sowohl für die HKM als auch für die kanonische Exegese.
Die kanonische Exegese setzt die Existenz Gottes voraus, diesbezüglich muss sie nicht mehr forschen. 8-)

closs hat geschrieben:Man hat aber die Wahl,
1) ob man in der Exegese nur Sachergebnisse abliefert,
2) oder ob man auch geistige Fragestellungen interpretiert.
Von welcher Wahl sprichst Du? Zum Aufgabenbereich der historisch-kritischen Exegese gehören sowohl die Rekonstruktion historischer Ereignisse einschließlich der Korrekturen der Überlieferungen als auch die nach ihrem Sinn fragende Interpretation der biblischen Texte (Exegese = Textauslegung = Textinterpretation).

closs hat geschrieben:"Hatte Jesus eine Naherwartung" ist eine geistige Fragestellung,
Nein - das ist eine HISTORISCHE Frage, die auf der Basis der überlieferten Aussagen Jesu über die nahe Gottesherrschaft nur von der historisch-wissenschaftlichen Exegese kompetent beantwortet werden kann. Das hat sie auch getan - mit bekanntem Ergebnis. Damit
wirst Du leben müssen.


closs hat geschrieben:denn die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob man auf Basis "nur menschlich" oder "auch göttlich" interpretiert.
Die Antwort hängt nur davon ab, wie Jesus sich im Detail zum nahe angekommenen Reich Gottes geäußert hat. Als allwissender Gottessohn hätte er seine überlieferten prophetischen Ankündigungen wohl nicht gemacht, weil sie sich als falsch herausgestellt haben.

closs hat geschrieben:Also muss man offenlegen, unter welcher Perspektive man interpretiert:
a) Ich interpretiere so, als sei Jesus nur menschlich (= Setzung 1)
b) Ich interpretiere so, als sei Jesus auch göttlich (= Setzung 2)
Jesus war eine historische Person der Zeitgeschichte und nur als solche, nicht aber als ein auf Erden wandelnder Gott kann er von der historisch-kritischen Exegese wahrgenommen werden.

="closs"Diese Setzungen sind keine Setzungen für die Forschungsarbeit, sondern für die Interpretation der Forschungsarbeit - auf der Sachebene sind diese Setzungen irrelevant. - Deshalb doch mein ständiges Flehen, die Exegese rein über die Sachebene zu definieren, damit man erst gar nicht in diese Bredouille kommt.
Wer kommt denn hier in eine Bredouille? Die HKM sicher nicht.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#794 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Do 2. Nov 2017, 04:03

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Also nochmals... Was glaubst du, was rauskommt wenn man NICHTS setzt?
Reine Sach-Aussagen - etwa: "Paulus glaubte in einer Phase an eine Naherwartung, so wie sich diese das Volk vorgestellt hatte" - das ist textlich einvernehmlich ermittelbar.
Blödsinn - die Naherwartung des jüdischen Volkes zur Zeitenwende hatte nicht im Geringsten etwas mit der Parusie Jesu zu tun, die noch zu erleben Paulus erhoffte.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#795 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Do 2. Nov 2017, 04:22

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Bei einer Setzung, die von der göttlichen Inspiriertheit und Irrtumslosigkeit der sog. Heiligen Schriften ausgeht, kann man in der Tat nicht mehr von Ergebnisoffenheit sprechen. Die Ergebnisse werden präjudiziert durch die Setzung.
Das ist doch bei der Setzung "Lass uns interpretieren, als sei Jesus nur Mensch" exakt dasselbe!!!
Eine SETZUNG läge nur dann vor, wenn die HKM im Vorfeld als Prämisse festlegen würde, eine Existenz des Bibel-Gottes sei absolut ausgeschlossen. Und genau diesen Ausschluss nimmt sie in ihrer wissenschaftlichen Dizipliniertheit ausdrücklich NICHT vor.

ERGO: Nix Setzung.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#796 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Do 2. Nov 2017, 08:32

Münek hat geschrieben:Natürlich ist das ein Widerspruch: Auf der einen Seite wird die Gotteserkenntnis strikt ausgeschlossen, auf der anderen Seite wird sie ausdrücklich (mit Sicherheit) bejaht.
Damit ist Verschiedenes gemeint: "Gott in seinem Wesen erkennen" und "menschliche Teilhabe an Gott haben können". - Aber ich verstehe Dich: Man muss die entsprechende Denkweise haben, um das zu verstehen.

Münek hat geschrieben:Mit der Vernunft ist die natürliche menschliche Vernunft gemeint.
Auch hier ist die menschliche Teilhabe an der göttlichen Vernunft gemeint: Die menschliche Vernunft ist dazu begabt, diese Teilhabe zu haben (im Gegensatz zum Känguruh).

Münek hat geschrieben:Lass das Geschwurbel.
Wenn es in die Tiefe geht, liest Du es als "Geschwurbel" - das ist bei Sven dasselbe.

Münek hat geschrieben:Ich denke schon. Bei der obigen Feststellung des Ersten Konzils stand mit Sicherheit unser gute Paulus Pate, Röm. 1:19-21
Halte ich für zu optimistisch - da ist die Gnadenlehre aus meiner Sicht weiter.

Münek hat geschrieben:Die kanonische Exegese setzt die Existenz Gottes voraus, diesbezüglich muss sie nicht mehr forschen.
Falsch: Sie erforscht die Bibel unter dem Aspekt, dass es Gott gibt - die HKM forscht genauso, aber auf anderem Fundament.

Münek hat geschrieben:als auch die nach ihrem Sinn fragende Interpretation der biblischen Texte
Dann wäre Interpretation Teil der Exegese - auch nix dagegen. - Aber dann sind eben auch Interpretations-Grundlagen Teil der Wissenschaft - da kommt man nicht drum rum.

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
"Hatte Jesus eine Naherwartung" ist eine geistige Fragestellung,


Nein - das ist eine HISTORISCHE Frage
Es ist eine geistige Frage von historischer Relevanz - oder meinetwegen umgekehrt: Eine historische Frage mit geistiger Relevanz. - Das heißt: Man kann das historische Moment nur erschließen, wenn man geistig erschließt.

Münek hat geschrieben:Die Antwort hängt nur davon ab, wie Jesus sich im Detail zum nahe angekommenen Reich Gottes geäußert hat.
Stimmt - aber was er damit gemeint hat, kann nur geistig entschlüsselt werden.

Münek hat geschrieben:Als allwissender Gottessohn hätte er seine überlieferten prophetischen Ankündigungen wohl nicht gemacht, weil sie sich als falsch herausgestellt haben.
Auch das ist richtig - weshalb die Theologie im Großen und Ganzen davon ausgeht, dass er sich NICHT geirrt hat. - Aber das ist das alte Lied, über das wir uns nicht zu streiten brauchen.

Viel relevanter ist der Irrtum, Deine Interpretation sei eine setzungslose Interpretation - denn damit machst Du die Tür sperrangelweit auf für den Widerspruch zwischen anthropozentrischer und theistischer Interpretation, UND der Garnierung, dass das eine setzungsfrei und das andere setzungsbeladen sei. - Vollkommen irreal und selbst-mystisch.

Münek hat geschrieben:Wer kommt denn hier in eine Bredouille? Die HKM sicher nicht.
Sie sollte es aber - die Rolle der unschuldigen Jungfräulichkeit ist nicht ewig aufrechterhaltbar.

Münek hat geschrieben:Blödsinn - die Naherwartung des jüdischen Volkes zur Zeitenwende hatte nicht im Geringsten etwas mit der Parusie Jesu zu tun, die noch zu erleben Paulus erhoffte.
Moment - dann hätte ich etwas falsch verstanden: Ich habe verstanden, dass die Juden an eine physische Einlösung des "Reiches Gottes" glaubten und deshalb für Jesus ein aufmerksames Publikum waren (weil ihnen das Motiv des nahen Gottesreichs vertraut war).

Münek hat geschrieben:Eine SETZUNG läge nur dann vor, wenn die HKM im Vorfeld als Prämisse festlegen würde, eine Existenz des Bibel-Gottes sei absolut ausgeschlossen. Und genau diesen Ausschluss nimmt sie in ihrer wissenschaftlichen Dizipliniertheit ausdrücklich NICHT vor.
Die Setzung besteht darin, dass im Vorfeld (= methodisch) festgelegt wird, dass man bis zum Beweis des Gegenteils so interpretiert, als gäbe es einen ausschließlich naturalistischen Wirkungszusammenhang der Geschichte.

Da das Gegenteil PRINZIPIELL nie bewiesen werden KANN, kommt dies einer Festlegung auf EINE Interpretations-Perspektive gleich - somit interpretiert der eine aus naturalistischer Sicht und der andere aus theistischer Sicht. - Immer wieder: Das darf man ja, aber man sollte es wissen.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#797 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Do 2. Nov 2017, 12:42

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die kanonische Exegese setzt die Existenz Gottes voraus, diesbezüglich muss sie nicht mehr forschen.
Falsch: Sie erforscht die Bibel unter dem Aspekt, dass es Gott gibt
E-ben. Nichts anderes habe ich gesagt. Die kanonische Exegese braucht nicht zu erforschen, ob Gott existiert, weil sie seine Existenz per Glaubensentscheid setzt.

closs hat geschrieben:die HKM forscht genauso, aber auf anderem Fundament.
Wie oft denn noch: Die HKM als wissenschaftliche Diziplin setzt weder die Existenz Gottes noch schließt sie diese aus, sondern lässt diese Frage ganz bewusst offen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:als auch die nach ihrem Sinn fragende Interpretation der biblischen Texte
Dann wäre Interpretation Teil der Exegese - auch nix dagegen.
So war es schon immer. Du hast es nur nicht gewusst. Merke es Dir endlich: Exegese = Textauslegung = Textinterpretation.

closs hat geschrieben:Aber dann sind eben auch Interpretations-Grundlagen Teil der Wissenschaft - da kommt man nicht drum rum.
:?:

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben: "Hatte Jesus eine Naherwartung" ist eine geistige Fragestellung,
Nein - das ist eine HISTORISCHE Frage
Es ist eine geistige Frage von historischer Relevanz - oder meinetwegen umgekehrt: Eine historische Frage mit geistiger Relevanz.
Es ist eine historische Frage. Dass sie für Dich geistig relevant ist, ist irrelevant.

closs hat geschrieben:Das heißt: Man kann das historische Moment nur erschließen, wenn man geistig erschließt.
Jesus war ein Mensch der Zeitgeschichte, eine historische Gestalt. Da gibt es kein "historisches Moment" geistig zu erschließen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Antwort hängt nur davon ab, wie Jesus sich im Detail zum nahe angekommenen Reich Gottes geäußert hat.
Stimmt - aber was er damit gemeint hat, kann nur geistig entschlüsselt werden.
Nein - das geht nur auf die übliche historisch-kritisch wissenschaftliche Art und Weise.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Als allwissender Gottessohn hätte er seine überlieferten prophetischen Ankündigungen wohl nicht gemacht, weil sie sich als falsch herausgestellt haben.
Auch das ist richtig - weshalb die Theologie im Großen und Ganzen davon ausgeht, dass er sich NICHT geirrt hat.
NEIN - nicht schon wieder!

closs hat geschrieben:Viel relevanter ist der Irrtum, Deine Interpretation sei eine setzungslose Interpretation
Ergebnisoffen betriebene Wissenschaft setzt nicht.

closs hat geschrieben:denn damit machst Du die Tür sperrangelweit auf für den Widerspruch zwischen anthropozentrischer und theistischer Interpretation, UND der Garnierung, dass das eine setzungsfrei und das andere setzungsbeladen sei. - Vollkommen irreal und selbst-mystisch.
Wie Du meinst. Es ist, wie es ist - und die historisch-kritische Karawane zieht ruhig und unbeirrt weiter.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wer kommt denn hier in eine Bredouille? Die HKM sicher nicht.
Sie sollte es aber - die Rolle der unschuldigen Jungfräulichkeit ist nicht ewig aufrechterhaltbar.
Och Gottchen! :lol:

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Blödsinn - die Naherwartung des jüdischen Volkes zur Zeitenwende hatte nicht im Geringsten etwas mit der Parusie Jesu zu tun, die noch zu erleben Paulus erhoffte.
Moment - dann hätte ich etwas falsch verstanden: Ich habe verstanden, dass die Juden an eine physische Einlösung des "Reiches Gottes" glaubten und deshalb für Jesus ein aufmerksames Publikum waren (weil ihnen das Motiv des nahen Gottesreichs vertraut war).
Im Gegensatz zu Paulus glaubten Jesu Zeitgenossen ganz bestimmt an eine Parusie des Wanderpredigers Jesus vom Himmel herab als Beginn der Gottesherrschaft.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Eine SETZUNG läge nur dann vor, wenn die HKM im Vorfeld als Prämisse festlegen würde, eine Existenz des Bibel-Gottes sei absolut ausgeschlossen. Und genau diesen Ausschluss nimmt sie in ihrer wissenschaftlichen Dizipliniertheit ausdrücklich NICHT vor.
Die Setzung besteht darin, dass im Vorfeld (= methodisch) festgelegt wird, dass man bis zum Beweis des Gegenteils so interpretiert, als gäbe es einen ausschließlich naturalistischen Wirkungszusammenhang der Geschichte.
Dass die HKM die Göttlichkeit Jesu nicht zu ihrer Prämisse macht, ist KEINE Setzung.

Roland
Beiträge: 1399
Registriert: Mi 9. Mär 2016, 13:07

#798 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Roland » Do 2. Nov 2017, 12:54

Kompromissvorschlag

Wenn Anton B. schon mal da ist, möchte ich darauf hinweisen, dass er in der anderen Frage (nämlich "Schöpfung oder Evolution") verstanden hat, was Viele hier nicht verstehen:
Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Aber nenne den Design-Ansatz gern "ein anderes Erkenntnisprojekt, geleitet durch eine andere Definition", welches parallel seine Berechtigung hat, da kann ich mit leben.
Ok. Damit kann ich auch leben. Mir geht es nicht darum, Wissenschaft über anderes zu erheben. Warum soll es keine Konkurrenzprojekte geben? Ich finde es wirklich schön, dass wir uns da treffen können.
So habe ich es auch eigentlich immer gemeint. Man könnte statt "geleitet durch eine andere Definition", auch "geleitet durch eine andere Grundannahme" sagen. Das eine Projekt definiert Wissenschaft als die Suche nach rein natürlichen Antworten auf alle Fragen, auch auf die nach unserem Ursprung. Das andere Projekt geht in der Ursprungsfrage von Schöpfung aus und sucht und beschreibt Indizien hierfür.
Quelle
Das ist mE übertragbar auf die HKM-Diskussion: Das "HMK-Projekt" versucht die Bibel zu interpretieren, indem sie nur natürliche Antworten auf alle Fragen gelten lässt.
Andere Exegese-Projekte tun das nicht sondern sie gehen davon aus, dass ein handelnder Gott existiert und kommen zu entspr. anderen Ergebnissen.
Das Wort "handlender" ist wichtig. Denn Münek hat ja recht:
Münek hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben: In einer wissenschaftlichen Textanalyse muss man nun entweder weiterhin Gott und Jesu Göttlichkeit ausschließen
Da wird nichts ausgeschlossen.

Nein - nicht einschließen, bedeutet ja nicht, sie ausschließen. Da liegt Dein Denkfehler. Evolutionsbiologen schließen beispielsweise die Existenz Gottes auch nicht aus, nur weil dieser trotz der in der Genesis geschilderten Schöpfung in ihrer Theorie keine Rolle spielt.
Genau. Ein Gott, sozusagen als Spiritus Rector im Hintergrund, wird nicht ausgeschlossen - aber er darf nichts tun. Was ausgeschlossen wird ist, dass er handelt.

Ein Unterschied zu "Schöpfung oder Evolution" besteht darin, dass die HKM das Label "Made by God" hier sozusagen in Klarschrift vor der Nase hat (2. Tim 3,16.17). Natürlich hat Sven23 recht, dass man dieses Label nicht als Beweis für Inspiration hernehmen darf, das wäre zirkulär. Aber man kann es als Motto für andere Exegese-Projekte verwenden, welche parallel als "Konkurrenzprojekte" (Anton) betrieben werden.

Wobei ich hier ungekehrt vorgehen würde: Die natürliche Bibel-Exegese-Form ist die, welche Inhalt und Absicht der Autoren ernst nimmt, nämlich von einem Gott zu berichten, der in der Geschichte gehandelt hat. Die ernst nimmt, dass der Stil der Evangelien der Tatsachenbericht ist.
Und das Konkurrenzprojekt ist die HKM.

Und genau wie in der Frage "Schöpfung oder Evolution" gibt es kein oben und kein unten, kein besser oder schlechter sondern wir sind in unserer Entscheidung völlig frei. Niemand möge sich in diesen elementaren Fragen erheben und "mit der Gebärde hoher Wissenschaftlichkeit" behaupten, nur er sei auf der Höhe der Zeit.
Nochmal Josef Ratzinger:
Heute wird die Bibel weithin dem Maßstab des sogenannten modernen Weltbildes unterworfen, dessen Grunddogma es ist, dass Gott in der Geschichte gar nicht handeln kann – dass also alles, was Gott betrifft in den Bereich des Subjektiven zu verlegen sei. Dann spricht die Bibel nicht mehr von Gott, dem lebendigen Gott, sondern dann sprechen nur noch wir selber und bestimmen, was Gott tun kann und was wir tun wollen oder sollen. Und der Antichrist sagt uns dann mit der Gebärde hoher Wissenschaftlichkeit, dass eine Exegese, die die Bibel im Glauben an den lebendigen Gott liest und ihm selbst dabei zuhört, Fundamentalismus sei; nur seine Exegese, die angeblich rein wissenschaftliche, in der Gott selbst nichts sagt und nichts zu sagen hat, sei auf der Höhe der Zeit.
Das theologische Streitgespräch zwischen Jesus und dem Teufel ist ein alle Zeiten betreffender Disput um die rechte Schriftauslegung, deren grundlegende hermeneutische Frage die Fage nach dem Gottesbild ist. Der Streit um die Auslegung ist letztlich ein Streit darum, wer Gott ist.

Und deshalb können wir hier noch jahrelang diskutieren. Der Streit geht darum wer Gott ist. Und da sind wir in unserer Entscheidung frei.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#799 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Do 2. Nov 2017, 14:08

Münek hat geschrieben:Nichts anderes habe ich gesagt. Die kanonische Exegese braucht nicht zu erforschen, ob Gott existiert
Das tut die HKM ebenfalls nicht - beide wollen Gott nicht per Forschung nachweisen.

Münek hat geschrieben:Es ist eine historische Frage. Dass sie für Dich geistig relevant ist, ist irrelevant.
Du verdrängst ideologisch. - Auch Historisches kann geistig interpretierbar sein.

Münek hat geschrieben:So war es schon immer. Du hast es nur nicht gewusst. Merke es Dir endlich: Exegese = Textauslegung = Textinterpretation.
Oje, oje: Es geht doch darum, ob man mit "Interpretation" nur semantische oder auch inhaltliche ("Wie ist das zu verstehen?") Interpretation meint - in letzterem Fall kommt man nicht um die Frage herum, ob man säkular oder geistig interpretiert.

Münek hat geschrieben:Jesus war ein Mensch der Zeitgeschichte, eine historische Gestalt. Da gibt es kein "historisches Moment" geistig zu erschließen.
Das ist eine säkular-dogmatische Aussage, die von der Sache her nicht haltbar ist.

Münek hat geschrieben:Ergebnisoffen betriebene Wissenschaft setzt nicht.
Dann muss sie alle historisch möglichen Optionen berücksichtigen - tut die HKM aber nicht (nach DEINEN Worten).

Münek hat geschrieben:Dass die HKM die Göttlichkeit Jesu nicht zu ihrer Prämisse macht, ist KEINE Setzung.
Sinn-Interpetation geht nicht ohne Prämisse.

Sonnenblume
Beiträge: 232
Registriert: Do 17. Aug 2017, 17:33

#800 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Sonnenblume » Do 2. Nov 2017, 14:36

Die Bibel widerspricht folgender Aussage nicht.

"Die heilige Mutter Kirche stellt fest und lehrt: Gott, aller Dinge Grund und Ziel, kann mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Sicherheit erkannt werden."

Gottes Wort sagt dazu:

"Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine ewige Macht und göttliche Majestät sehen und erfahren können. Sie haben also keine Entschuldigung. Denn obwohl sie schon immer von Gott wussten, verweigerten sie ihm die Ehre und den Dank, die ihm gebühren. Stattdessen kreisten ihre Gedanken um Belangloses, und da sie so unverständig blieben, wurde es schließlich in ihren Herzen finster. Sie hielten sich für besonders klug und waren die größten Narren."(Rö1:20-22)

sven23 hat geschrieben:
„Bei einer Setzung, die von der göttlichen Inspiriertheit und Irrtumslosigkeit der sog. Heiligen Schriften ausgeht, kann man in der Tat nicht mehr von Ergebnisoffenheit sprechen. Die Ergebnisse werden präjudiziert durch die Setzung.“

In den 66 Büchern, die die Bibel bilden , hat Gott alles niederschreiben lassen, was er für uns Menschen für wichtig hielt. Nirgendwo gibt es da eine „Ergebnisoffenheit“. Am besten zu erkennen, wenn man sich biblische Prophezeiungen anschaut. Alle, die sich bisher erfüllt haben, hatten ihre Erfüllung bis in die kleinste Einzelheit. Hier noch ein kleines Beispiel:

„Das alles habe ich gesehen, als ich mich mit dem beschäftigte, was unter der Sonne getan wird: Die Zeit, in der Menschen über Menschen herrschen, ist schlecht für die Menschen.“(Pred.8:11)

Diese recht alte Aussage hat schon tausende Jahre Gültigkeit.

Roland schreibt:
Der Streit geht darum wer Gott ist. Und da sind wir in unserer Entscheidung frei.

Gott hat sich in der Bibel nicht zurückgehalten, ganz klare Angaben zu seiner Person zu machen. Eine davon ist:

"Der Fels: Vollkommen ist sein Tun, ja, alle seine Wege sind recht! Ein treuer Gott, der niemals betrügt, gerecht und gerade ist er!"(5.Mo32:4)

Antworten