Thaddäus hat geschrieben: Mir ist es sogar sehr lieb, dass nicht jedes Jota der christlichen Überlieferung ernst genommen werden muss. Wäre ich gläubige Christin, würde ich mich darauf besinnen, stolz vor allem auf die Schätze christlicher Überlieferung zu sein. Der ganze Wunderkram, das rührselig-herzige Jesuskindlein in der Futterkrippe mit Ochs und Esel und Kometenerscheinung, das Teufelszeug und die apokalyptischen Gewaltphantasien wären mir dagegen herzlich egal.
Dass Gott sich ganz klein gemacht hat für uns, das ist mir nicht egal. Dass er sozusagen obdachlos, in einem Stall diese Erde betreten hat auch nicht.
Und "Wunderkram" schon gar nicht. Jesus konnte sich ausweisen als der Schöpfer der Welt. Seine Wunder waren nicht von der Art, wie wir sie in Märchen finden, wo Frösche in Prinzen verwandelt werden, sondern sie zeigen seine Schöpferkraft. Er schafft Leben aus toter Materie (Lazarus), er gebietet den Elementen (Sturmstillung), er lässt gesundes Gewebe entstehen (Heilung des Leprakranken), er lässt aus wenig Brot viel Brot entstehen (das tut er heute noch – aus einem Weizenkorn entsteht eine Ähre mit vielen Weizenkörnern), er lässt aus Wasser Wein entstehen (das tut er heute noch, indem der Weinstock mit seinen Wurzeln Wasser aufsaugt und in den Trauben ein Saft entsteht, der durch Vergären zu Wein wird) – all das konnte er, als er auf der Erde war, allein durch ein Wort aus seinem Mund tun!
Die Wunder weisen ihn als den Schöpfer aus.
Thaddäus hat geschrieben: Homo sapiens ist mindestens 250 000 Jahre alt und als niedergelassener Bauer und Viehzüchter lebt er erst seit etwa 12 000 bis 15 000 Jahren. Die Zahl der vollständig vergessenen Götter dürfte Legion sein.
Es stimmt, dass der Mensch zu allen Zeiten wusste, dass es etwas höheres geben muss. Wie alle historische und transkulturelle Erfahrung lehrt, ist Religiösität dem Menschen ganz offensichtlich wesenseigen. Eine Form überindividuellen »Wissens«. In Jesus ist nun der, von dem der Mensch in seinem tiefsten Inneren schon immer wusste, selbst Mensch geworden und hat sich gezeigt.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben:
Das Christentum hält sich gerade unter Verfolgung, das sieht man heute immernoch. Und 300 Jahre Christenverfolgung hatten sein Wachstum im römischen Reich nicht verhindern können.
Es war aber immer noch eine kleine und unbedeutende Sekte.
Nein. Im Jahr 300, so Schätzungen, gab es gemessen an der Gesamtbevölkerung des Römischen Reiches bereits 10% Christen, trotz heftiger Verfolgung.
sven23 hat geschrieben: Als das Christentum die staatliche Macht im Rücken hatte, verfolgte es andere Kulte gnadenlos. Es betrieb also die gleiche repressive Politik, die es vorher beklagt hatte.
Niemand, der "gnadenlos andere Kulte verfolgte" konnte sich dabei auf das Christentum berufen. Machthaber haben es wohl benutzt um ihre Macht auszudehnen, sie diskreditierten sicherlich damit das Christentum. Aber auf Jesus konnten sie sich nicht berufen, das muss man immer bedenken!
Das konnten nur diejenigen in der Geschichte des Christentums, die getrieben von der christlichen Nächstenliebe, Krankenhäuser, Hospize, Armenhäuser, Schulen, Altenheime, Suppenküchen usw. errichtet haben. Die werden aber von euch einseitig argumentierenden Atheisten stets vergessen.
sven23 hat geschrieben: Natürlich gibt es gläubige Theologen in der Forschung. Nur darf ihr Glauben ihre wissenschaftliche Arbeit nicht behindern.
Es gibt
nur gläubige Theologen in der Forschung. Die einen glauben an den Atheismus, die anderen an Gott. Beides ist unbeweisbar und unwiderlegbar:
Dem Mittelalter verdanken wir die Einsicht, dass Gott und das Jenseits sich nicht beweisen, dass sie sich logisch nicht »dingfest« machen lassen. Die gewaltige Anstrengung der Scholastik hat diese Frage ein für allemal geklärt. Der modernen Naturwissenschaft verdanken wir die Erkenntnis, dass die Möglichkeit der Existenz Gottes und der Transzendenz auf keine Weise widerlegt werden kann. Die positivistesche Zuspitzung unseres Verlangens nach Wahrheit hat uns zu der Entdeckung geführt, dass die Realität unserer Alltagswelt nicht weniger hypothetisch ist als die des Jenseits.
Damit sind wir, nach langer Zeit, in unserer Entscheidung wieder frei.
Hoimar v. Ditfurth
sven23 hat geschrieben: Z. B. kann es nicht unberücksichtigt bleiben, dass die frühesten Abschriften keine Auferstehung und keinen Missionsbefehlt enthalten.
Was natürlich nicht stimmt. Die Auferstehung ist das zentrale Thema praktisch aller neutestamentlicher Schriften von Beginn an.
Schon kurz nach Jesu Tod und Auferstehung wurden um 30 formelhafte Glaubens- und Bekenntnissätze geprägt, die von der Auferstehung sprechen und überliefert wurden. Paulus zitiert ein solches z.B. in 1. Kor. 15, 3+4 (etwa um 54 n.Chr.) :
"Ich habe an euch weitergegeben,
was ich selbst als Überlieferung empfangen habe, nämlich als erstes und Grundlegendes: Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war, und wurde begraben. Er ist am dritten Tag vom Tod auferweckt worden, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war..."
Was er "als Überlieferung empfangen hat", war also bereits ein bekanntes Glaubensbekenntnis zu einem Zeitpunkt, als er bei Damaskus vom Saulus zum Paulus wurde. Und das war etwa im Jahr 32-35 nach Christi Geburt. Durchaus möglich, dass es da auch schon schriftlich festgehalten war.
fin hat geschrieben: …warum sollte jene (allmächtige) Größe, die Himmel und Erde erschaffen hat, nicht auch dafür Sorge tragen, daß seine Geschöpfe in Wahrheit und Liebe aufwachsen und gedeihen können?
Also der Mensch lebte ja zunächst im Garten Eden, also in paradiesischen Zuständen. Aber der freie Wille des Menschen (der notwendig ist um lieben zu können) führte dazu, dass er sich gegen Gott entschieden hat. Wie gesagt: Das Ganze ist ein Kampf zwischen Gut und Böse. Ab diesem Zeitpunkt hatte das Böse Einfluss auf die Schöpfung und den Menschen.
fin hat geschrieben: Warum läßt selbige Größe noch immer das Böse gewähren? Warum gab selbige Größe seine Lieben preis und überließ sie der Willkür böser Mächte? Welche Liebe würde das zulassen, wenn er/sie/es die Macht hätte, das zu unterbinden?
Der Mensch hat ja immer noch die Möglichkeit zu Gott umzukehren. Aber die 70-80 Jahre, die er auf der Erde lebt, sind dennoch ein Leben, das vom Bösen mehr oder weniger stark tangiert wird. Das ist wohl so seit dem Sündenfall und hier müssen wir uns erst einmal bewähren.
fin hat geschrieben: Jesus scheint in dieser Hinsicht, zumindest was die abrahamitischen Religionen anbetrifft, tatsächlich die erste himmlische Gestalt, welche sich ganz konkret um die ärmsten und verlorensten Menschen kümmert/e, wobei es Vorläufer gab, zb. Buddha...
Das ist auch im Alten Testament schon so, das Eintreten für die Armen zieht sich gewissermaßen wie ein roter Faden durch dasselbe.
fin hat geschrieben: …einerseits weckt Jesus große Hoffnung, andrerseits ist das zugehörige Evangelium mit einer Rahmenhandlung und Lehre verknüpft, die zwar Barmherzigkeit predigt, aber zugleich ein schriftliches Erbe hinterlassen hat, das in vielen Dingen wie ein Rätsel anmutet, welches mit ewiger Verdammnis oder endgültiger Auslöschung droht, wenn man zb. während der Drangsal einknickt und entsprechende Herausforderungen nicht besteht - Was aber hat solche Forderung mit wahrer Liebe zu tun?
Ich weiß nicht was du meinst, kann dem nur entgegenhalten, dass Jesus gesagt hat, dass den, der an ihn glaubt, nichts mehr aus seiner Hand reißen kann (Joh. 10, 27-30). Es ist also dann nicht unsere Hand, unser Festhalten auf das wir vertrauen müssen, sondern es ist seine Hand, die uns hält.
fin hat geschrieben: Wahre Liebe klärt auf und überläßt seine Lieben nicht bösen Mächten, sofern es Macht und Mittel besitzt. Wahre Liebe sorgt sich vermutlich um die ganze Schöpfung, also auch um die Pflanze und den schlafenden Stein.
Ich fühle mich den bösen Mächten nicht überlassen sondern kann mit Dietrich Bonhoeffer sagen:
"Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag."
Das hat Bonhoeffer übrigens in Gestapohaft kurz vor seiner Hinrichtung gedichtet. Der christliche Glaube trägt durch alle Finsternis!
Wozu Angst vorm Sterben haben? Das Beste kommt noch!