sven23 hat geschrieben: Die Bibel wird seitens der Kirche als vom Heiligen Geist inspiriert und darum in Glaubensfragen und auch allen wesentlichen historischen Aussagen als irrtumslos vorausgesetzt.
Sie wird als DIE Grundlage angesehen, die bei inspirierter Auslegung in allen wesentlichen (!!!!) Punkten wahr ist. - Aber das ist doch etwas ganz anderes als Deine Unterstellung, dass die Bibel DESHALB diese Rolle spiele, weil in ihr stehe, dass sie diese Rolle spielt.
sven23 hat geschrieben:Diese Art von Exegese (historisch-kritische) setzt nicht die Irrtumslosigkeit der Bibel voraus, sondern erklärt die Auslegung z. B. anhand der Textkritik."
Ja - hier ist die Setzungs-Ebene nicht so offen wie bei der kanonischen Exegese, da die HKM ihre Setzungen bereits in ihren methodischen Vorgaben (Kritischer Rationalismus) unterbringt. - Insofern gibt es schon einen wesentlichen Unterschied.
Das ändert aber nichts daran, dass es keine Schlussfolgerung gibt, die nicht in Übereinstimmung mit der jeweiligen Setzung sein MUSS. - Also (in MEINEM Sinne des Wortes) zirkelreferent. - Wobei ich immer hinzufügen möchte: Geht gar nicht anders.
sven23 hat geschrieben: Hieraus könne folgen, dass die menschliche Moral auch dann Bestand habe, wenn Religionen in Verfall gerieten."
Das ist korrekt. - Denn das Wesen des Menschen ändert sich nicht dadurch, dass Religionen in Verfall geraten. - "Moral" (was auch immer das sein soll) ist kein Produkt der Religionen, sondern Folge des menschlichen Wesens, das - je nach Weltanschauung - aus der Natur selbst kommt (Materialismus) oder von dem, aus dem die Natur ist (Religionen).
sven23 hat geschrieben:"Mit anderen vertrat Immanuel Kant die Auffassung, dass moralische Prinzipien auch ohne Rückgriff auf höhere Wesen in der menschlichen Vernunft bzw. in der Natur zu gründen seien.
Auch Kant hat logischerweise recht. - Aber damit ist nicht entschieden, ob der Mensch primär aus der Natur kommt oder aus dem, aus dem die Natur ist.