Liebe Tara,
ich hoffe, Du kannst mir noch einmal verzeihen. Obgleich - wo Du nach keinen Beweisen für einen Gott mehr verlangst - von Dir vehement nach Gegenbeweisen getrachtet wird ....
Nun zu Deinem Zitat.
Glaube und Aberglaube sind für meine Begriffe zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Wie auch Leben und Lebensauffassung zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Das eine hat man - das andere tut man. In dem Moment, wo du etwas tust, steckt ein Wille drin. Die Entscheidung, wessen Wille sich in deinem Tun offenbaren will, liegt bei dir. Und hättest du weder Glaube noch Leben, könnte jeder Wille was wollen, es wäre vergeblich, denn ohne Glaube wärst du blind und könntest Willen nicht fassen ...> ohne Leben ja erst recht nicht.
"Ohne" meint: nix, gar nix Dahingehendes. Also muß irgendwo in jedem ein Glaube/ ein Leben sein, sei es noch so winzig und klein.
Was ist Glaube?
Was ist Aberglaube?
Zwei ganz verschiedene Paar Schuhe! Im Aberglauben folgen Ergebnisszüge einem Gleis in bestimmte Denkmuster, welche einer ursprünglich gemutmaßten Annahme zu Grunde liegen, die durch spezifische, tatsächlich gegebene Wahrnehmung jedoch zu einem voreiligen Schluß gezogen wurden. Das meint: in jeden Aber-Glauben ist ja ein Impuls übersinnlicher Wahrnehmung - doch ein Körnchen macht noch kein Brot, was abergläubische Menschen (gern) übersehen.
Der Glaube dagegen - wie oben angedeutet und von mir mehrfach postuliert - ist mit in die Wiege gelegt. Er braucht keine besondere Ebene, er braucht nur Gewißheiten.
Wie in der Natur bereits erkannt, geht es um wachsen und sich vermehren.
Dass Menschen voreilig sind, und dass sie darum auch voreingenommen sein können, ist bestimmt kein Resultat nur unserer Postmoderne - auch wenn es schwer fällt sich vorzustellen, dass diese Voreiligkeit/ bzw. der blinder Glaube bei den sonst so gestandenen, hochkultivierten Azteken möglich war. -
Im Aber-Glauben rücken A bis C zusammen und werden u.U. als eins gesehen. Die Entwicklung findet nur in der Realisierung von A-C statt. Punkt.
So gesehen könnte die frühere Kirchengeschichte (nicht die ihr zu Grunde gelegte Religion) als abergläubisch gewertet werden, womit die vielen Horrorgeschichten durch ihn ( dem Aber-Glauben) erklärbar und auf einen Nenner gebracht sind.
Wie es zu Aberglauben kommen kann, zeigt Jesus: Nachdem Magdalena das leere Grab sah und anfing zu weinen, stand Jesus auf einmal neben ihr, fragte sie, warum sie weinte. Sie erkannte ihn (seltsamerweise) nicht, erst, als er ihren Namen sagte. Sie wollte auf ihn zu und war voll Freude. Doch er distanzierte sich sofort, indem er sagte: "Rühr mich nicht an, denn ich bin noch nicht in den Himmel aufgestiegen!" Spontane Frage: wie könnte sie ihn dann anrühren können, wenn er im Himmel ist? !
Antwort: Vielleicht, indem sie ihn und das, was da alles mit ihm geschehen ist - über ihre Freude und die ganzen Emotionen hinüber - erst realisieren sollte ...?
Im Glauben wird die Strecke als solche erkannt und auch, dass dazwischen noch ein B gehört. Hast du dann B erreicht, willst auf C zugehen, erkennst du, dass da auch noch ein D ist... usw. Entwicklung steigert sich hier in der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit. Sensibilisierung, nennt man das.