closs hat geschrieben:sven23 hat geschrieben:Wenn substantiell etwas dahinter stecken würde, wäre es auch beweisbar.
Das ist exakt die Irrung der sog. "Aufklärung". Damit schneidet sie sich jeglichen Zugang zum Spirituell-Geistigen ab und somit zu Gott ab.
Dann sollte sich die Kirche aber auch von der Behauptung der Historizität von Wundern und Auferstehung verabschieden. Aber ich denke, sie lebt ganz gut damit und davon, dass sie ihre Behauptungen/Dogmen in eine nicht überprüfbare Vergangenheit verorten kann.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sie hat vor allem gezeigt, dass der biblische, mythologische Jesus ein nachträgliches Konstrukt der Schreiber und der Kirche war.
Dass die Evangelisten (bzw. Textverfasser) Gehörtes individuell bewertet und spirituell unterschiedlich gedeutet haben, ist sicherlich historisch-kritisch gut nachweisbar. Mehr nicht.
Da verkennst du die Lage vollkommen. Es hat schon seine Gründe, warum die Forschung von der Naherwartung Jesu ausgeht.
"Die Verkündigung Jesu.
Die synoptische Tradition ist sich darin einig, dass im Zentrum der Verkündigung Jesu die "Königsherrschaft Gottes" (βασιλεὶα τοῦ θεοῦ/ basileia tou theou) stand (vgl. auch Joh 3,3.5). Er knüpfte dabei an die in der frühjüdischen Tradition verbreitete Vorstellung an, dass Gott gegenwärtig verborgen als König über die Welt herrscht und diese Herrschaft dereinst am Ende der Zeit offenbar werden wird. Im Gegensatz zur Tradition sah Jesus aber bereits seine Gegenwart durch die in seiner Wirksamkeit hereinbrechende Gottesherrschaft geprägt (Lk 11,20; vgl. 10,18). Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par). "
Quelle: Bibelwissenschaft
Damit wird auch das sog. "innere Gottesreich" angesprochen, das hier von einigen als Ausweicherklärung für die enttäusche Naherwartung herangezogen wird.
Um ein Bild aus der Natur zu verwenden. Man muß sich das Gottesreich wie einen Hurrikan vorstellen. Der Sturm ist bereits so nahe, dass man ihn erahnen kann. Der Sturm selber steht unmittelbar bevor. Der Mahner warnt: bringt euch in Sicherheit, so lange es noch Zeit ist.
Das ist auch der Grund, warum Theissen sagt:
„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Und warum Rahner sagt:
"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"
Und warum Bultmann sagt:
„Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat.“
Und viele andere theologische Schwergewichte, die sich nicht scheuen, die Ergebnisse der historischen Jesusforschung anzusprechen.
Natürlich kann man dies alles ignorieren, aber kann man dann noch von
intellektueller Redlichkeit sprechen?
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Mädchen starben völlig umsonst weil die Hohepriester an eine falsche Kausalität glaubten.
Das ist leider zu allen Zeiten ein Problem: Die Verwechslung von Korrelation und Kausalität.
Wenn du das aus der Homöopathie-Debatte gelernt hast, dann war die Diskussion nicht ganz umsonst.
Allerdings sollte man diese Erkenntnis dann auch mal in der Praxis anwenden.
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:was glaubst Du, wieviele Menschen von sich behaupten, Zeugen übernatürlicher Wunder gewesen zu sein?
Da gibt es einige - aber es ist eben nicht natur-wissenschaftlich nachweisbar. Der Grund: Geistige Erscheinungen sind individuelle Erscheinungen. Salopp: Hätte Moses Publikum dabei gehabt, als er auf den "brennenden Dornbusch" gestoßen ist, hätte es sein können, dass nur Moses diesen gesehen hätte. (Wir vernachlässigen hier für einen Moment, dass die ganze Geschichte metaphorish gemeint sein könnte)
Du weißt aber auch, dass die biblischen Protagonisten Abraham, Moses, Noah und Co von der Forschung nicht als historische Personen gesehen werden.
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Behaupten und glauben kann man im Übrigen natürlich alles und jedes. Das ist keine besondere Kunst...
Stimmt - das SChwere dabei ist, auf dem richtigen Weg zu sein.
Wer entscheidet, was "richtig" ist?