Allversöhnung

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Münek
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#1521 Re: Allversöhnung

Beitrag von Münek » Sa 12. Mär 2016, 16:16

Roland hat geschrieben:D.h. wer das Werben Gottes ablehnt, wer keinen Gott über sich dulden will, dessen Wunsch wird von Gott akzeptiert, das ist das Wesen der Liebe. Liebe kann nicht zwingen.

Deine Feststellung erfasst NICHT die unzähligen Menschen, die NICHT an die Existenz des Bibelgottes glauben (können).

Für die ein "Gott", der das Universum erschaffen und einen Heilsplan geschmiedet haben soll, lediglich
ein Produkt menschlicher Fantasien und Wunschvorstellungen (Hirngespinst) ist. Diese Atheisten lehnen
weder Gott ab noch wollen sie Gott nicht über sich dulden.

Für sie existiert Gott in der Realität schlicht und einfach nicht.

erbreich
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#1522 Re: Allversöhnung

Beitrag von erbreich » Sa 12. Mär 2016, 16:22

Savonlinna hat geschrieben:Ich kann also mein eigenes Grundbedürfnis für mich für notwendig halten, aber ich bin darauf angewiesen, dass andere Menschen andere Grundbedürfnisse haben.
Das gefällt mir. Ich bin gerade auch hinsichtlich meiner menschlichen Reifung in Liebesfähigkeit, Mitgefühl, Gleichmut, Vergebungsbereitschaft usw. auf Menschen mit anderen Grundbedürfnissen angewiesen: Sie konfrontieren mich und fordern mich heraus und wenn ich mich darauf einlassen kann, kann ich daran wachsen.

Aber auch dies: Ununterbrochen in Konfrontation zu stehen, halte ich schwerlich aus. Ich muss mich auch immer wieder von Herausforderungen erholen können. Und...
Darum kann man sich in diesem Grundbedürfnis Mitmenschen anpassen, wo man das möchte: beim Partner, in einer Gemeinschaft.
Im günstigen Fall funktioniert das und ich kann in der Partnerschaft und in der Gemeinschaft aufatmen und Kraft tanken. Wo aber wiederum gar kein Raum für die Konfrontation ist - also für abweichende Grundbedürfnisse - da wird die überstrapazierte Anpassung auf Dauer schwer auszuhalten und schliesslich zur Trennung vom Partner oder von der Gemeinschaft führen. Oder zur seelischen Verkümmerung des Überangepassten.

Novas
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#1523 Re: Allversöhnung

Beitrag von Novas » Sa 12. Mär 2016, 16:23

erbreich hat geschrieben:Es macht mich traurig, Kingdom, zu sehen, in was für eine Herzens- und Geistesverfassung dich dein Glaubensverständnis offensichtlich zu führen vermag. Was aus dem Munde herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen. (Mt 15,18) Sind wir - in deinen Augen Ungläubigen - für dich eigentlich auch Menschen? Oder nur Objekte deines Bekehrungswahns? Ob deinen Attacken kann ich nur verstummen.
:cry:

Wenn jemand Jesus Christus wirklich nach folgt - der von sich selbst sagt „Ich bin das Licht der Welt!“ (Johannes 8,12) - der wird auch selbst zum Licht der Welt für andere werden (und das ist der Ausweis wahren Christseins, nicht irgendein Gerede). Bei manchen Christen habe ich eher den Eindruck, dass sie das Licht für sich haben und es allen anderen vorenthalten wollen. Oder sie stehen mit verschränkten Armen oder erhobenem Zeigefinger vor den Pforten des Himmels und verwehren anderen den Zutritt.

erbreich
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#1524 Re: Allversöhnung

Beitrag von erbreich » Sa 12. Mär 2016, 16:49

Münek hat geschrieben: Für sie existiert Gott in der Realität schlicht und einfach nicht.
Ich bewege mich gerne unter Menschen - und lebe gerne mit Menschen - die liebevoll, freundlich, zuvorkommend, rücksichtsvoll, mitfühlend aber auch integer, selber-denkend, empathisch konfrontierend und authentisch sind.

Ich bewege mich nicht gern unter Menschen - und lebe nicht gerne mit Menschen - die gehässig, aggressiv, überheblich, rücksichtslos, fanatisch, dogmatisch und nächstenblind sind.

Ob sie an Gott glauben oder an irgendeine oder mehrere Gottheiten oder Mächte oder ob sie Atheisten sind und wie auch immer sie ihr Weltbild, ihre Ideologie, ihre Spiritualität benennen und beschreiben, das zählt für mich im sozialen Miteinander, in der Begegnungswelt nicht. Hier zählt, wie wir miteinander umgehen.

Zu diesem Miteinanderumgehen gehört allerdings auch dies, wie wir im Gespräch über unsere Welt- und Gottesbilder miteinander umgehen. So wie hier im Forum (wo wir - je nachdem - den Vor- oder Nachteil haben, dass wir das Gesicht und den körperlichen Ausdruck des Gesprächspartners nicht erleben können). Und da erlebe ich genauso:

Ich diskutiere gerne mit Menschen die liebevoll, freundlich, zuvorkommend, rücksichtsvoll, mitfühlend aber auch integer, selber-denkend, empathisch konfrontierend und authentisch sind - und die zuhören können.

Ich diskutiere nicht gerne mit Menschen die gehässig, aggressiv, überheblich, rücksichtslos, fanatisch, dogmatisch und nächstenblind sind - und die nicht zuhören können.

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#1525 Re: Allversöhnung

Beitrag von Novas » Sa 12. Mär 2016, 16:56

Jesus Christus hat nie gesagt „Ich bin ein Christ“. Das sollte uns zu denken geben. :)

erbreich hat geschrieben:Ob sie an Gott glauben oder an irgendeine oder mehrere Gottheiten oder Mächte oder ob sie Atheisten sind und wie auch immer sie ihr Weltbild, ihre Ideologie, ihre Spiritualität benennen und beschreiben, das zählt für mich im sozialen Miteinander, in der Begegnungswelt nicht. Hier zählt, wie wir miteinander umgehen

Richtig. Gerade in dieser Begegnungswelt offenbart sich die Gegenwart Gottes. Wer sie dort nicht findet, der findet sie nirgendwo. Der lebt total am wahren Leben vorbei, denn alles wahre Leben ist immer Begegnung.

erbreich
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#1526 Re: Allversöhnung

Beitrag von erbreich » Sa 12. Mär 2016, 17:11

Novalis hat geschrieben: Bei manchen Christen habe ich eher den Eindruck, dass sie das Licht für sich haben und es allen anderen vorenthalten wollen. Oder sie stehen mit verschränkten Armen oder erhobenem Zeigefinger vor den Pforten des Himmels und verwehren anderen den Zutritt.
Was schon für Jesus ein schwerer Stein des Anstosses gewesen ist... die sich selber als die - einzig - rechtgläubigen Erkennenden hatten es immer schon nötig und haben es noch heute nötig, die Ungläubigkeit den anderen in die Schuhe zu schieben. Und sie gar als Gotteslästerer zu verunglimpfen.

Aber um hier möglichst gerecht zu urteilen: Das ist nicht ein Problem der Christen allein. Solche Rechtgläubige gibt es in allen Religionen und auch unter Atheisten. Es gibt überall, in jeder Kultur, in jeder Gemeinschaft Menschen, die um jeden Preis Recht haben müssen und die dafür bereit sind über Leichen zu gehen - im wörtlichen oder im symbolischen Sinn.

Und um nun noch zum Kern der Sache zu kommen, da, wo allein diese ausschliessliche und ausschliessende Form von Rechtgläubigkeit erkannt und überwunden werden kann: Auch ich sehe mich gerne im Recht. Auch ich erlebe noch lange nicht so selbstlos, wie ich es gerne an mir wahrnehmen möchte. Auch ich glaube, dass meine - buddhistische, und konkret: theravada-buddhistische - Spiritualität die beste von allen ist. Ich hätte mich sonst nicht für sie entschieden und würde nicht täglich mit ihr und in ihr leben. Das ist das eine.

Das andere aber ist, dass ich gewillt bin und mich täglich und in jedem entsprechenden Gespräch darum bemühe, genau diesen Aspekt auch meinem Gegenüber zuzugestehen. Auch dir, Kingdom. Und auch dir, Lovetrail. Und auch dir, Anonymus, wie auch immer du dich hier nennst. Manchmal fällt es mir schwer und es gelingt mir nicht immer.

Und spricht er auch vom eigenen Weg mit Nachdruck,
Warum sollt' einen andern er für töricht halten?
Sich selber nur bringt er in Streitigkeiten,
Indem vom anderen er als 'Tor' und 'Unrein' spricht.
(Sutta-Nipata, Vers 893)

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#1527 Re: Allversöhnung

Beitrag von erbreich » Sa 12. Mär 2016, 17:26

Novalis hat geschrieben:...alles wahre Leben ist immer Begegnung.
Ich schaue mir meinen Avatar an, das Bild mit Jesus und Buddha in der Begegnung, Arm in Arm.
Und ich meditiere darüber, wie sich die beiden zueinander verhalten möchten.

Wie würde Jesus sich zu Buddha verhalten? Was würde er sagen? Wie würde er es sagen? Was würde er tun?
Wie würde Buddha sich zu Jesus verhalten? Was würde er sagen? Wie würde er es sagen? Was würde er tun?

Sie würden gemeinsam offenbaren was Martin Buber mit den Worten "Alles wirkliche Leben ist Begegnung" ausgedrückt hat.

@Savonlinna:
Es ist auf jeden Fall mein Grundbedürfnis, dass sie dies offenbaren möchten... ;)

Roland
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#1528 Re: Allversöhnung

Beitrag von Roland » Sa 12. Mär 2016, 17:39

Hi JackSparrow!

JackSparrow hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Der Schlüssel zum Thema Allversöhnung oder zu der Frage "Hölle Ja oder Nein" liegt m.E. in 1. Johannes 4, 8. "Gott ist die Liebe."


Wie konnte er dann Esau hassen? Esau aber habe ich gehasst Mal1:3

Jakob erwiderte die göttliche Liebe, Esau nicht. Gott liebt alle Menschen aber er ist kein Stalker!
Es gibt einen Zeitpunkt, wo er sich abwendet von dem, der sich beharrlich von ihm abgewendet hat.

JackSparrow hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Wenn Gott die Liebe ist, wird er m.E. niemanden in irgendein Feuer werfen

oder in irgendeiner Flut ertränken.

Sterben werden wir alle! Und es ist immer Gott, der das Ende bestimmt. Ob in der Flut oder per plötzlichem Herztod am Schreibtisch…
Das mit dem "ins Feuer werfen" ist damit nicht zu vergleichen.

JackSparrow hat geschrieben: Ich persönlich hab noch nie irgendeinen Gott für sich werben sehen.

Salome hat Recht, er wirbt um dich. Und wenn du das nicht siehst, liegt es vielleicht daran, dass du es nicht sehen willst?


Gruß Roland
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Roland
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#1529 Re: Allversöhnung

Beitrag von Roland » Sa 12. Mär 2016, 17:40

Hi lovetrail!

lovetrail hat geschrieben: Irgendwie verstehe ich deine Argumentation nicht ganz. Wenn Gott Liebe ist, und daraus hervorgehe, dass er niemanden ins Feuer werfe, ja wer wirft denn dann schlussendlich ins Feuer? Dann gäbe es ja zwei Machthaber - und das für ewig??

Niemand wirft. Sie gehen freiwillig! Da stirbt der Sohn Gottes für uns am Kreuz, bietet Vergebung an und ewiges Leben bei Gott, auf der ganzen Welt ist die Botschaft mittlerweile angekommen… und gerade eben schreibt JackSparrow er sehe kein Werben Gottes. Das ist seine (hoffentlich nur vorläufige) Willensentscheidung. Denn wenn er wollte, könnte er es natürlich sehen. Es ist die Ablehnung Gottes. Freiwillig!

lovetrail hat geschrieben: So wie ein Kind nicht unabhängig von seinen Eltern über alles entscheiden kann, (wie wohl die Eltern es auch nicht fortwährend zwingen sollten,) so kann der Mensch, als Geschöpf Gottes, auch nicht völlig frei über sein Schicksal verfügen, zudem ihm ja auch in vielen Dingen die Einsicht fehlt.

Du unterschätzt m.E. dieses Geschöpf Gottes. Vergleichst es mit einem unmündigen Kind. Dabei ist der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen worden. Frei sich zu entscheiden. Und ich bin der Meinung Gott zwingt niemanden. Er steht vor der Tür, klopft an, wirbt. Aber es gibt einen Punkt, wo er die Entscheidung des Menschen respektiert.
Gleichzeitig glaube ich nicht, dass Gott ungerecht ist. Ich denke wer es wirklich nicht begreifen konnte, der wird nicht in der Hölle landen nach dem Motto "Pech gehabt".
Ich glaube Gott wird am Ende jedem Menschen, in seinem tiefsten Wesen gerecht werden.


Gruß Roland
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Roland
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#1530 Re: Allversöhnung

Beitrag von Roland » Sa 12. Mär 2016, 17:41

Hi Münek!

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:D.h. wer das Werben Gottes ablehnt, wer keinen Gott über sich dulden will, dessen Wunsch wird von Gott akzeptiert, das ist das Wesen der Liebe. Liebe kann nicht zwingen.
Deine Feststellung erfasst NICHT die unzähligen Menschen, die NICHT an die Existenz des Bibelgottes glauben (können).

Für die ein "Gott", der das Universum erschaffen und einen Heilsplan geschmiedet haben soll, lediglich ein Produkt menschlicher Fantasien und Wunschvorstellungen (Hirngespinst) ist. Diese Atheisten lehnen weder Gott ab noch wollen sie Gott nicht über sich dulden.

Für sie existiert Gott in der Realität schlicht und einfach nicht.

Und das aus Versehen? Oder ist das nicht vielmehr eine Willensentscheidung, Gott für nicht existent zu halten? Denn Beweise dafür, dass er nicht existiert, die gibt es ja nicht. Vielmehr hat er sich in Zeit und Raum gezeigt in Jesus Christus. Das ist ein historisches Ereignis.
Man kann es abtun, leugnen, ablehnen – und Gott akzeptiert das dann irgendwann. Man kann die Erwiderung der eigenen Liebe nicht erzwingen. Jeder der mal vergeblich um eine Frau geworben hat, weiß wovon ich rede…

Gruß Roland
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