closs hat geschrieben:Persönliche Anhaltspunkte gibt es viele - aber das zieht natürlich nicht in einem kritischen Gespräch. - Google Dich mal bei Frank Tipler ein. Er ist zwar sehr umstritten, kommt aber wenigstens aus der mathematischen Physik. Er glaubt nachweisen zu können, dass es einen physikalischen Omegapunkt gibt, an dem alle Zeit in Überzeitlichkeit übergeht. - Ich bin (VOR Kenntnisnahme von Tipler) spirituell zum selben Ergebnis gekommen. - Und noch was: Auch wenn es nicht aufgegriffen wird: Ich halte es nach wie vor für interessant, dass die Eigenzeit von Licht Null ist.sven23 hat geschrieben:, gibt es doch nicht den geringsten Anhaltspunkt auch nur für den Hauch eines Berührungspunktes mit dem Dasein.
Die Frage nach der Existenz Gottes hat mit der Bibel nichts zu tun. - Die Bibel ist eine beschreibende Größe, keine normative. - Es gibt keinen Gottesbeweis durch die Bibel, sondern "nur" Erhellung über Gott.sven23 hat geschrieben:bis auf die zweifelhatften Geschichten aus der Bibel
Bonhoeffer sagt das als Christ - genauso wie Einstein sagen würde, dass die Menschen auch schon vor Benennung der Gravitation auf die Schnauze geflogen sind. - Die Benennung einer Sache (bspsw: "Es-gibt-Gott") hat nichts mit dessen Realität zu tun - wenn es ihn gibt, gibt es ihn auch ohne menschliche Wahrnehmung. - Deshalb ist doch die Unterscheidung zwischen Wahrnehmung und Realität so wichtig.sven23 hat geschrieben:"Gott ist nur eine Arbeitshypothese. Es zeigt sich, dass alles auch ohne Gott geht und zwar ebenso gut wie vorher."
Stimmt - aber es ist eine Tafel - eine Matrix. - Was wir von Gott wahrnehmen, ist diese Matrix, die an der Grenze unseres Wahrnehmungsfeldes angesiedelt ist.sven23 hat geschrieben:Gott ist eine leere Tafel
Im übrigen sollte man sich Gott nicht als Herrscher auf einem Thron vorstellen - diesbezüglich ist das Christentum immer noch sehr abergläubisch, weil es übersieht, dass diesbezügliche Beschreibungen der Bibel Wahrnehmbar-Machungs-Gleichnisse sind. - Jegliche Wahrnehmung ist Gleichnis für das, was man im Original nicht erkennen kann. - Der Blinde erkennt die Rose am Duft, der Taube erkennt ein Nocturne von Chopin an der Schwingung, der Mensch erkennt Gott an der Liebe im Dasein - alles nur Vorboten, bis man erkennen wird, wie man erkannt ist (1.Kor. 13,12).
Sehr schön gesagt.
Man kann sehr viel von Gott erkennen, wenn man sich für ihn öffnet und ihn nicht nach einem "festgelegten Vorstellungsbild" sucht - und alles, was mit diesem "Bild" nicht übereinstimmt als Beweis dafür interpretiert, dass es Gott nicht geben kann. Klassischer Fall von "Selbstüberlistung".
Wenn man positiv formulierte Aussagen über Gott machen will, geht eigentlich nur die eine:
14Gott sprach zu Mose: »Ich bin, der ich bin!« Und er sprach: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: »Ich bin«, der hat mich zu euch gesandt.(2. Mose 3,14)
(Da wird übrigens deutlich, dass die Menschen damals sehr wohl etwas vom Unterschied zwischen "dem Sein" und dem Seienden" verstanden haben, was ich an anderer Stelle im Forum als bestritten gelesen habe - wer weiss, vielleicht sogar mehr als viele Menschen heutzutage)
Jede andere positive Zuschreibung irgendwelche Eigenschaften muss relativiert werden, sonst ist sie falsch.
Entweder relativiert man die menschlichen Begriffe, die man verwendet:
19Da sprach Jesus zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein! (Lukas 18,19)
oder man relativiert gleich das ganze menschliche Vorstellungsbild des verwendeten Worts (gut) und formuliert "negativ":
Wer sagte, daß Gott gut sei, der täte ihm ebenso unrecht, als wer die Sonne schwarz hieße.
(http://www.zitate-aphorismen.de/zitate/ ... hart/66/30)
Wenn Menschen, die an Gott glauben miteinander über Gott reden, haben sie (idealerweise) diese relativierende Einschränkung im Hinterkopf und so können wir uns über vieles austauschen, Aussagen über Gott und sein Wirken treffen, weil wir wissen, wie der andere es versteht.
Bei einem Menschen, der nicht an Gott glaubt, kommt nur ein Zerrbild an. Und jemand, der erst ein Bild erstellen will, um dann daran glauben zu können, entfernt sich eigentlich eher von Gott, als ihm wirklich näher zu kommen.
Beim Glauben ist Gott immer "die Unbekannte" im Weltbild. Dadurch wird nicht alles Wischi-Waschi - auch in der Mathematik kann man sehr gut wissenschaftlich arbeiten und gültige Aussagen treffen mit "Unbekannten" in den Gleichungen, sogar mit mehreren gleichzeitig.
Wer in der Mathematik jedes Vorhandensein von Unbekannten ablehnt, wird sich sehr stark einschränken in seinen Möglichkeiten.