Beten-- nur eine fromme Übung?

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GanzBaff
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#51 Re: Beten-- nur eine fromme Übung?

Beitrag von GanzBaff » Do 24. Okt 2013, 23:28

Zumindest ist es interessant dass das wichtigste Gebet des Christentums keine Aussage zur wichtigsten Person des Christentums macht ;) Was für mich eher ein Indiz ist, dass Jesus als Jude nur zu Juden sprach und auch nie vorhatte anderen Menschen als Juden zu predigen.

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Zeus
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#52 Re: Beten-- nur eine fromme Übung?

Beitrag von Zeus » Do 24. Okt 2013, 23:47

GanzBaff hat geschrieben:Zumindest ist es interessant dass das wichtigste Gebet des Christentums keine Aussage zur wichtigsten Person des Christentums macht ;) Was für mich eher ein Indiz ist, dass Jesus als Jude nur zu Juden sprach und auch nie vorhatte anderen Menschen als Juden zu predigen.

Das denke ich auch. Die Anweisung des Jesus
Math 6,7 Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden
zeigt (imho) deutlich, dass die Botschaft des Jesus nur den Juden galt.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

barbara
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#53 Re: Christen in Bedrängnis

Beitrag von barbara » Fr 25. Okt 2013, 05:38

Zeus hat geschrieben: Meinst du wirklich, man müsse sich mit hungernden Menschen persönlich unterhalten, um zu wissen was sie meinen, wenn sie beten "Unser tägliches Brot gib uns heute"?
Oder anders gesagt,
willst du im Ernst behaupten, dass am Hungertuch nagende Menschen (frei nach Barbara) beten: "Lieber Gott, lass mich bitte nicht gierig werden und bewahre mich davor, heute schon einen Brotvorrat für den Rest meines Lebens zu verlangen

da dies genau meine Erfahrung war in dem Moment meines Lebens, wo ich der Gefahr ernsthaften Hungerns und Armut am nächsten war: ja.

Sich auf den aktuellen Tag zu konzentrieren und morgen morgen sein lassen und sich zu sagen: um die Probleme von morgen werde ich mich morgen kümmern - ist in der Tat das beste Verfahren in Situationen, in denen nicht ein grosser Vorrat von was-auch-immer für absehbar längere Zeit verfügbar ist.

Ansonsten ist ernsthaftes Hungern hierzulande wirklich kein Thema, das uns sehr nahe betrifft. Darf ich frage, in welchen Kontexten du mit Hungernden zu tun hast...? Bist du als Arzt in der dritten Welt tätig oder so?

grüsse, barbara

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#54 Re: Beten-- nur eine fromme Übung?

Beitrag von barbara » Fr 25. Okt 2013, 05:43

GanzBaff hat geschrieben:Zumindest ist es interessant dass das wichtigste Gebet des Christentums keine Aussage zur wichtigsten Person des Christentums macht ;)

du meinst Jesus? Jesus hat immer darauf bestanden, dass man ihn NICHT anbete. Dafür, dass viele heutige Gläubige auf Personenkult nach Guru/Popstarmuster bestehen trotz biblisch klar anderslautender Anweisungen, kann er nicht wirklich was.


Was für mich eher ein Indiz ist, dass Jesus als Jude nur zu Juden sprach und auch nie vorhatte anderen Menschen als Juden zu predigen.

Jesus hat zu allen Menschen gesprochen und allen Menschen geholfen, die zu ihm kamen. Unter anderem auch einem römischen Offizier, der garantiert kein Jude war, dessen Glaube er lobte als "grösser als alles, was ich in Israel sah".

Aber wenn er grad eine bestimmte Gruppe von Leuten vor sich hat, im Fall der Bergpredigt eben seine Landsleute, dann spricht er natürlich mit ihnen in ihrer eigenen Sprache, mit den ihnen eigenen sozialen Codes. Hätte er zB einen Vortrag am römischen Kaiserhof gehalten, hätte er sich sicher auch anders ausgedrückt und wäre wie jeder gute Redner auf sein Publikum eingegangen.

Daraus lässt sich nicht schliessen, dass Jesus nur an Juden interessiert war. Seine Botschaft war und ist eine menschliche - für alle Menschen.

gruss, barbara

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GanzBaff
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#55 Re: Beten-- nur eine fromme Übung?

Beitrag von GanzBaff » Fr 25. Okt 2013, 10:14

barbara hat geschrieben:Daraus lässt sich nicht schliessen, dass Jesus nur an Juden interessiert war. Seine Botschaft war und ist eine menschliche - für alle Menschen.
Naja... Jesus verglich eine Kanaaniterin mit einem Hund und musste erst von den Jüngern überredet werden ihr zu helfen... Er sagte dort eindeutig: "Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt." Die Jünger von Rabbi Jesus sollten ausdrücklich nicht bei den Heiden missionieren, auch seine Nachfolger unter Petrus haben keine Nichtjuden bekehrt, dass kam erst mit Paulus! Der Missionsbefehl wird daher auch kein Jesus-Logion gewesen sein.

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Naqual
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#56 Re: Beten-- nur eine fromme Übung?

Beitrag von Naqual » Fr 25. Okt 2013, 11:28

GanzBaff hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:Daraus lässt sich nicht schliessen, dass Jesus nur an Juden interessiert war. Seine Botschaft war und ist eine menschliche - für alle Menschen.
Der Missionsbefehl wird daher auch kein Jesus-Logion gewesen sein.
Der Befehl zur Weltweiten Mission in Matthäus 28,19 kommt auch sonst im NT nicht vor (Eigentlich eigenartig anbetracht der Bedeutung der Anweisung). Der Befehl in Mt 28 wiederum kommt nur in Abschriften des Evangeliums ab Mitte des 4. Jahrhunderts vor. Vorher in KEINER.

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GanzBaff
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#57 Re: Beten-- nur eine fromme Übung?

Beitrag von GanzBaff » Fr 25. Okt 2013, 11:43

Naqual hat geschrieben:Der Befehl in Mt 28 wiederum kommt nur in Abschriften des Evangeliums ab Mitte des 4. Jahrhunderts vor. Vorher in KEINER.
Ach nu guck, das wusste ich garnicht. Selbst wenn dem nicht so wäre: Die authentischen Paulusbriefe sind allesamt älter als die Evangelien. Diese wurden zu einer Zeit verfasst, als Paulus bereits die Heidenmission schon längst etabliert hat. Aber selbst die Evangelien und die Apostelgeschichte konnte nicht verschweigen dass es ziemliche Probleme zwischen "Judenchristen" und "Heidenchristen" gab. Die Briefe enthielten viele Spitzen gegen die Juden und auch das Johannesevangelium ist in der Grundintention eher Antijüdisch geprägt.

Ich stelle mir die Frage: Wenn es Gottes Plan war dass Jesus am Kreuz sterben musste... warum gibt man dann den Juden die Schuld? Obwohl doch die Römer... ach nee... die waren ja wichtiges "Missionsgut" ;)

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Zeus
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#58 Re: Christen in Bedrängnis

Beitrag von Zeus » Fr 25. Okt 2013, 12:32

barbara hat geschrieben:Darf ich frage, in welchen Kontexten du mit Hungernden zu tun hast...? Bist du als Arzt in der dritten Welt tätig [gewesen] oder so?
Ja, nicht als Arzt, sondern als Ingenieur, in Süd - und Mittelamerika.
Mehr HIER

Gruß
Zeus
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#59 Re: Christen in Bedrängnis

Beitrag von Demian » Fr 25. Okt 2013, 13:23

Zeus hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:Darf ich frage, in welchen Kontexten du mit Hungernden zu tun hast...? Bist du als Arzt in der dritten Welt tätig [gewesen] oder so?
Ja, nicht als Arzt, sondern als Ingenieur, in Süd - und Mittelamerika.
Mehr HIER

Gruß
Zeus

Gute Arbeit! :thumbup:

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#60 Re: Beten-- nur eine fromme Übung?

Beitrag von Naqual » Fr 25. Okt 2013, 13:54

GanzBaff hat geschrieben:Ich stelle mir die Frage: Wenn es Gottes Plan war dass Jesus am Kreuz sterben musste... warum gibt man dann den Juden die Schuld? Obwohl doch die Römer... ach nee... die waren ja wichtiges "Missionsgut" ;)
Eine mögliche, sehr plausible Erklärung ist es, dass man eine Religion im römischen Reich schlecht verbreiten kann, wenn der Gründer als Staatsfeind hingerichtet wurde. Andererseits, es als Justizirrtum darzustellen und den Römern anzulasten kam damals sicher auch nicht so gut an. Insofern wäre eine Darstellung, nach dem eigentlich die Juden ihn töten wollten und die Römer hier eine "Gefälligkeit" praktizierten um bei den für sie immer heiklen (und Rangelei-reichen) Passahfesten das Volk zu befrieden, durchaus glaubwürdig.
Gekreuzigt haben die Römer nicht wegen einer Religion. Die waren ein multireligöser Staat. So lange man dem Caesaren nicht quer ging, waren die religiös fast schon als "liberal" zu bezeichnen. Jesus wurde nicht wegen Gotteslästerung verurteilt, sondern wegen "INRI", "König der Juden". Die lokalen Matadoren wurden aber von Rom aus eingesetzt. Ein Selbsternannter kam damals nicht so gut an, vor allem wenn schon einige Widerständler und Aufrüher mit messianischer Aura in dem besetzten Gebiet hatten hingerichtet werden müssen. Der Umstand, dass mindestens ein Jünger Jesu Zelot war, machte es nicht besser. Zeloten waren damals militante Widerständler gegen das römische Reich, die immer wieder römische Legionäre aus dem Hinterhalt überfallen hatten.

Für das Kreuz selbst aber in seiner religiösen Bedeutung ist es völlig ohne Belang, wer ihn oder wie auf welche Umwege hat beseitigen lassen.

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