Die eigene Berufung erkennen und leben

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Magdalena61
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#1 Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von Magdalena61 » Di 8. Okt 2013, 23:34

Zitate:
Ich bin berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür kein anderer berufen ist. Ich habe einen Platz in Gottes Plan auf Gottes Erde, den kein anderer hat. Ob ich reich bin oder arm, verachtet oder geehrt bei den Menschen, Gott kennt mich und ruft mich bei meinem Namen.
(John Henry Newman)
„Weh denen, die sterben, ohne ihre Sendung zu erfüllen. Die berufen waren, heilig zu sein, und in Sünde lebten, die berufen waren, Gott zu dienen, und die in diese leere und ungläubige Welt kamen; die berufen waren zu kämpfen und eitel blieben.
Weh denen, die Gaben und Talente hatten und sie nicht, zu wenig oder falsch nutzten.

Die Welt lebt weiter von Generation zu Generation, aber die Engel und Heiligen weinen und klagen immer ach und weh über den VERLUST DER BERUFUNGEN und über enttäuschte Hoffnungen und die Verachtung der Liebe Gottes und das Verderben der Seelen.“ (Kard. Newman)
Das sind ernste Worte.

Wer spricht denn heutzutage noch von "Berufung"?
In Röm. 1, 6 nennt Paulus die Gläubigen "Berufene Jesu Christi".

Was ist eine Berufung?
Gibt es hier Leute, die sich Gedanken darüber gemacht haben--- die sich fragten, wozu sie berufen sind... und (eine) Antwort(en) gefunden haben?

Auch in der Bibel findet man ernste Worte über ungenützte Talente Mt. 25, 14-30

Manche Gläubige haben eine Berufung von Gott, andere leben ihren persönlichen Ehrgeiz aus und nennen das "Berufung", und wieder andere werden von der Leitung irgendwelcher Einrichtungen, Firmen, Gemeinden oder sonstiger Organisationen in Positionen/ Ämter berufen, aber das muß nicht heißen, dass sie von Gott dazu berufen sind, genau diese Aufgaben zu tun.
Ob Gott hinter ihren "Wirken" steht oder nicht, das wird in der Regel nach einiger Zeit ersichtlich, und zwar anhand der "Früchte".

"Früchte"?
Aber was ist mit Saul und mit Judas?
Hatten diese sich selbst berufen? Nein, sie waren von Gott berufen worden. Aber... was ist daraus geworden? Was ist da schief gelaufen? Wußte Gott nicht, was geschehen würde? Hatte Er die falsche Wahl getroffen?

Wie erkennt man die eigene Berufung?
LG
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closs
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#2 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von closs » Di 8. Okt 2013, 23:58

Magdalena61 hat geschrieben:Wie erkennt man die eigene Berufung?
Saugute Frage, die mich auch beschäftigt.

Magdalena61 hat geschrieben:Ob Gott hinter ihren "Wirken" steht oder nicht, das wird in der Regel nach einiger Zeit ersichtlich, und zwar anhand der "Früchte".
Missverständlich. - Denn unter "Früchten" versteht man heute etwas anderes als geistige Früchte. - Auch hier Hiob, der sich bitter beschwert, dass der skrupellose Reiche ohne Strafe mit bester Beerdigung davon kommt, während er selber leiden muss. Das Problem: Das AT glaubt (lange) nicht an die Auferstehung aus dem Leib heraus. Also muss sich alles im Dasein zeigen - teuflisch.

Magdalena61 hat geschrieben:Aber was ist mit Saul und mit Judas?
Sie haben ihre heilsgeschichtliche Rolle gespielt. - Erschrick nicht: Auch Fluch ist eine (negative) Berufung. Judas war dazu "berufen", dass der Teufel in ihn fährt.

Magdalena61 hat geschrieben:Was ist da schief gelaufen? Wußte Gott nicht, was geschehen würde? Hatte Er die falsche Wahl getroffen?
Da ist nichts Spezielles schief gelaufen. - Schiefgelaufen ist das Ganze vorher (und sogar das war geplant). - Im übrigen ist Saul ein weniger skrupelloser Mensch als David - das nur nebenbei.

Magdalena61 hat geschrieben:"Die Welt lebt weiter von Generation zu Generation, aber die Engel und Heiligen weinen und klagen immer ach und weh über den VERLUST DER BERUFUNGEN und über enttäuschte Hoffnungen"
Dieses Zitat macht mir sehr zu schaffen, weil es sehr genau meine Frage an mich trifft: "Bin ich ein geistiger Versager, weil a) ich in Foren meine Zeit verwende, statt ...., oder weil b) ich viel disziplinierter sein müsste und deshalb mehr erreichen könnte, oder weil c) ich aggressiver werden müsste statt geistig einvernehmlich rumzuschunkeln, oder weil d) ich ....." - Ich gebe das dann ab - aber man sollte es nicht routinemäßig abgeben. - Insofern danke für die Erinnerung. :Herz:

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Magdalena61
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#3 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von Magdalena61 » Mi 9. Okt 2013, 00:42

Danke, closs, für die ehrliche Antwort.

Die Frage "was möchte Gott von mir (konkret); lebe ich so, wie Er das gut findet, kaufe ich die Zeit in seinem Sinne aus?" treibt auch mich um. Man denkt nicht jeden Tag darüber nach, man ist ja in Aufgaben und Pflichten eingebunden, aus denen man sich nicht so ohne weiteres verabschieden kann. In den letzten Tagen habe ich ein gewaltiges Zeitproblem, nein, eigentlich schon länger--- der Tag ist viel zu kurz, und es bleibt so vieles unerledigt.

Man erkennt Aufgaben, man weiß auch, dass man dafür geeignet ist, diese zu tun, aber die Ausführung gelingt nicht zufriedenstellend; und das liegt vor allem daran, dass die Zeit nicht reicht. Da läuft etwas schief. Gott schickt seine Schafe zwar- nicht in Urlaub, sondern- in die Vollbeschäftigung, aber Er überfordert seine Leute nicht.

Vorhin.... suchte ich nach einen Zitat von John Henry Newton, den ich persönlich sehr schätze, für eine Statusmitteilung von 4religion bei FB.

:) Für alle, die nicht Mitglied bei FB sind: Das hier ist es.

Dabei begegnete ich dem ersten Zitat im Eingangspost... und blieb daran hängen.
LG
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barbara
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#4 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von barbara » Mi 9. Okt 2013, 09:49

Magdalena61 hat geschrieben: Wer spricht denn heutzutage noch von "Berufung"?

Viel zu wenig Leute. Die meisten sind offenbar froh, wenn sie einen Job haben, der ihnen am Ende Monat genug Geld bringt, um bis zum nächsten Monatsende nicht aus der Wohnung zu fliegen. Ob dann diese Tätigkeit noch so hohe ANsprüche erfüllt wie die Seele zu nähren... ist im Kapitalismus das Letzte, was man wissen will.


Was ist eine Berufung?
Gibt es hier Leute, die sich Gedanken darüber gemacht haben--- die sich fragten, wozu sie berufen sind... und (eine) Antwort(en) gefunden haben?

das zu tun, wozu man gemeint ist... ja ich habe mich auf die Suche gemacht und einige Antworten gefunden. Es ist nichts Statisches; die Antworten verändern sich, erweitern sich, kriegen neue Nuancen...

Manche Gläubige haben eine Berufung von Gott, andere leben ihren persönlichen Ehrgeiz aus und nennen das "Berufung",

Das ist ja nicht entweder-oder. Das kann sehr wohl sein "sowohl-als auch". Wenn persönlicher Ehrgeiz und göttlicher Ruf in dieselbe Richtung gehen, ist die Chance wohl hoch, das diese Vorhaben gut gelingen.

Hatten diese sich selbst berufen? Nein, sie waren von Gott berufen worden. Aber... was ist daraus geworden? Was ist da schief gelaufen?

Gar nichts. Sie hatten getan, wozu sie gerufen waren. Nicht jeder Ruf endet in Friede, Freude, Eierkuchen. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar recht gross, dass eine echte Berufung jede Menge Leute sauer und wütend macht.


Wie erkennt man die eigene Berufung?

Ein erster Hinweis ist sicher: welche Dinge fallen dir leicht? - interessanterweise ist das oft gar nicht so leicht zu erkennen, denn gerade WEIL einem gewisse Dinge leicht fallen, kann man sich gar nicht vorstellen, dass diese Begabung etwas Besonderes sein könnte - weil eben, es ist ja so leicht, das zu tun.

Und zweitens, es fühlt sich zutiefst gut und richtig an, sogar dann, wenn alle vernünftigen Gründe dagegen sprechen.

grüsse, barbara

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Janina
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#5 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von Janina » Mi 9. Okt 2013, 10:37

Magdalena61 hat geschrieben:Was ist eine Berufung?
Gibt es hier Leute, die sich Gedanken darüber gemacht haben--- die sich fragten, wozu sie berufen sind... und (eine) Antwort(en) gefunden haben?
An der Wand mit schlauen Sprüchen hing in der Uni mal ein Zettel:
"Ich wollte verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält, also wurde ich Physiker.
Das ist etwa so sinnvoll, wie katholischer Priester zu werden, um Weiber aufzureißen."
:lol:

Magdalena61 hat geschrieben:Wie erkennt man die eigene Berufung?
An der Begeisterung, mit der man seine Arbeit macht.

barbara
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#6 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von barbara » Mi 9. Okt 2013, 10:50

Janina hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Wie erkennt man die eigene Berufung?
An der Begeisterung, mit der man seine Arbeit macht.

naja, Begeisterung ist schwierg. Wenn die Berufung zB in der Sterbebegleitung stattfindet, oder in der Gassenarbeit in Armenvierteln. Und auch bei glamourösen Berufungen wie zB Popstar dürfte sich die Begeisterung für endlose Hotels und Flugreisen und die andern unangenehmen Aspekte des Metiers in Grenzen halten.

Konstanz, Beständigkeit und ein Dranbleiben auch an jenen Tagen, an denen weit und breit keine Begeisterung zu finden ist, ist wohl ein besserer Indikator.

grüsse, barbara

Malika
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#7 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von Malika » Mi 9. Okt 2013, 13:16

Bei der Frage tue ich mich immer mit dem Wort "Berufung" schwer. Bezieht sich das auf das persönliche Leben, also was man privat erreichen sollte, oder auf das berufliche Leben? Und wenn letzteres der Fall ist, würde das bedeuten, dass jeder Christ auch eine Berufung zu einem eindeutig "christlichen" Beruf hat und wenn er nicht so eine Art von Beruf macht, dann folgt er nicht seiner Berufung? Ich finde den Begriff da recht schwamig.

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Magdalena61
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#8 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von Magdalena61 » Do 10. Okt 2013, 10:01

barbara hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Wer spricht denn heutzutage noch von "Berufung"?
Viel zu wenig Leute. Die meisten sind offenbar froh, wenn sie einen Job haben, der ihnen am Ende Monat genug Geld bringt, um bis zum nächsten Monatsende nicht aus der Wohnung zu fliegen. Ob dann diese Tätigkeit noch so hohe ANsprüche erfüllt wie die Seele zu nähren... ist im Kapitalismus das Letzte, was man wissen will.
Es sieht so aus, als breitet sich auch unter den Gläubigen so eine Art allgemeine Resignation aus.
Man orientiert sich an den äußeren Umständen, als seien diese unser Gott.
Man bleibt in sicheren Bahnen, riskiert möglichst wenig und traut sich selbst und Gott zu wenig zu.

Vielleicht sollten wir mutiger werden... und noch einmal einen Anlauf nehmen... mit dem Ziel, das, was wir erkannt haben; was uns wichtig ist... zu realisieren, zu leben.
barbara hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Hatten diese sich selbst berufen? Nein, sie waren von Gott berufen worden. Aber... was ist daraus geworden? Was ist da schief gelaufen?
Gar nichts. Sie hatten getan, wozu sie gerufen waren. Nicht jeder Ruf endet in Friede, Freude, Eierkuchen. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar recht gross, dass eine echte Berufung jede Menge Leute sauer und wütend macht.
:) Judas... Saul... wurden von Gott erwählt, weil Gott das Potenzial (er-)kannte, das in ihnen steckte. Aber ich fürchte, die sind, weil es so gut lief und sie "Erfolg" hatten, dann irgendwann leichtsinnig und ... größenwahnsinnig geworden.
Man kann eine göttliche Berufung auch gründlich vermasseln, indem man nicht mehr auf Gott hört und sämtliche Warnungen Gottes in den Wind schlägt.
barbara hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Wie erkennt man die eigene Berufung?
Ein erster Hinweis ist sicher: welche Dinge fallen dir leicht? -
Also: Nach Neigungen sortieren. Ja, das kann ein Anhaltspunkt sein, welche Gebiete es auszubauen gilt, um Kompetenz zu erwerben.
barbara hat geschrieben:Und zweitens, es fühlt sich zutiefst gut und richtig an, sogar dann, wenn alle vernünftigen Gründe dagegen sprechen.
Gefühle können täuschen. Es gibt auch ein Gefühl der Befriedigung, den eigenen Kopf durchgesetzt zu haben. Gefühle sind kein zuverlässiger Anzeiger dafür, ob man im Willen Gottes ist oder nicht.
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Magdalena61
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#9 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von Magdalena61 » Do 10. Okt 2013, 10:12

Malika hat geschrieben:Bei der Frage tue ich mich immer mit dem Wort "Berufung" schwer. Bezieht sich das auf das persönliche Leben, also was man privat erreichen sollte, oder auf das berufliche Leben?
Im Idealfall auf beides.
Be- ruf (Erwerbstätigkeit)... sollte mehr sein als eine reine Geldbeschaffungsmaßnahme.
Und wenn letzteres der Fall ist, würde das bedeuten, dass jeder Christ auch eine Berufung zu einem eindeutig "christlichen" Beruf hat und wenn er nicht so eine Art von Beruf macht, dann folgt er nicht seiner Berufung?
Wieso "eindeutig christlich"? meinst du damit Pfarrer oder Missionar oder so?

Man muß ja nicht gerade als Zuhälter arbeiten oder in sonstigen zweifelhaften Branchen. Ansonsten finde ich... sind dem Christen keine Grenzen gesetzt. Er kann alles anstreben, wofür er begabt ist.

Aber... Berufung ist mehr als Arbeit gegen Entlohnung, meine ich, das ist etwas Ideelles, da steht ein Gedanke Gottes dahinter, und die Realisierung erkannter Ziele muß nicht zwingend in einer Erwerbstätigkeit münden.
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Janina
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#10 Re: Die eigene Berufung erkennen und leben

Beitrag von Janina » Do 10. Okt 2013, 10:46

barbara hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Wie erkennt man die eigene Berufung?
An der Begeisterung, mit der man seine Arbeit macht.
naja, Begeisterung ist schwierg. Wenn die Berufung zB in der Sterbebegleitung stattfindet, oder in der Gassenarbeit in Armenvierteln. Und auch bei glamourösen Berufungen wie zB Popstar dürfte sich die Begeisterung für endlose Hotels und Flugreisen und die andern unangenehmen Aspekte des Metiers in Grenzen halten.
Das heißt ja nicht dass alles geil ist. Sondern dass es Erfolgsmomente gibt, für die man das alles macht, und die alle Schwierigkeiten aufwiegen.

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