Wer ist der Weingärtner?

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Magdalena61
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#1 Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Magdalena61 » Fr 27. Sep 2013, 21:46

Heute-- möchte ich euch eine Geschichte erzählen :) .

Vor einigen Jahren wurde in unserem Ort im Zuge von Bauarbeiten von einer der öffentlichen Pflanzanlagen ein Teil der Bepflanzung ausgegraben, da an dieser Stelle unterirdisch irgendetwas gemacht werden mußte. Das war im Frühsommer, und weil die Straße komplett gesperrt war und man eine Umleitung fahren mußte, bemerkte ich nicht, dass nach dem Abschluß der Bauarbeiten die Pflanzen, Rosa rugosa.... einige Wochen später immer noch nicht wieder richtig eingesetzt waren. Vermutlich das Übliche: Ein Zeit- und ein Personalproblem; die Kommunen müssen sparen.

Tag für Tag waren die Rosen schutzlos der heißen Sonne ausgesetzt gewesen und ohne Wasser. Eine Pflanze, die mitten in der Wachstumszeit eine solch brutale Behandlung erfährt überlebt diese normalerweise nicht.

Als ich das, nachdem die Straße wieder für den Verkehr freigegeben worden war, bemerkte-- damals gehörte dieses Gebiet noch nicht zu meinem Aufgabenbereich-- tat es mir leid um die Pflanzen. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, da sei alles tot. Ein wirrer Haufen braunen Gestrüpps, mehr sah man nicht.

2009.jpg
(Ausschnitt, davon gab es noch mehr :) )

Ich nahm eine scharfe Schere und fing von oben her an, den Haufen aus dornigen Ästen, verdorrten Blättern und Unrat abzutragen. Diese Rosen haben ziemlich gemeine Stacheln, für die auch Arbeitshandschuhe nicht unbedingt ein Problem darstellen.

Jede Pflanze schaute ich ganz genau an... ob denn da nicht noch ein ganz winziges grünes Signal zu finden wäre, eine Knospe, die noch ein wenig Grün enthielt, das mir sagte:

"Diese Rose ist noch nicht tot".

Und bei einigen fand ich das. Vorsichtig schnitt ich die ineinander verhakten Äste zurück, bis auf ca. 20cm Höhe, nahm alle schwachen, verdorrten und abgebrochenen Triebe weg und kürzte auch die Wurzeln ein. Das mußte sein; denn so schwach, wie die Rosen waren, hätten die demolierten Wurzeln nicht viel an Blattmasse versorgen können. Durch den Rückschnitt wird die Pflanze dazu angeregt, neu auszutreiben.

Dann bereitete ich die Erde vor, lockerte sie auf und setzte die Rosen wieder ein.

Den Sommer über bekamen sie extra Wasser, das ich in Kanistern vom Dorfbrunnen holte. (Normalerweise braucht man diese Rosenart auch bei anhaltender Trockenheit nicht zu gießen).

Fast alle kamen durch.
2010.jpg
Diejenigen, die überlebten, wurden sogar noch kräftiger, voller und schöner, als ihre Kameraden, welche störungsfrei auf dem Beet gestanden hatten und nicht vom Bagger auf die Straße befördert worden waren.
Heute, vier Jahre später... sind die Rosen wieder zusammengewachsen, sodass ich kein "Füllmaterial" mehr dazwischen setzen muß. Man sieht ihnen nicht an, was sie mitgemacht haben.

Es ist eine Geschichte.

- Es gibt auch eine Stelle in der Schrift... Lk. 13, 6-9

Wer ist der Weingärtner?
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Rembremerding
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#2 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Rembremerding » Fr 27. Sep 2013, 22:30

Nette Geschichte @Magda :thumbup:

Allegorisch betrachtet ist der Winzer Christus Jesus selbst. Gott als Weinbergbesitzer bietet Israel durch ihn die Möglichkeit zur Umkehr an, denn die Menschen (Feigenbaum) tragen keine Früchte (Werke) mehr und das Gottesgericht steht bevor. Der Winzer Jesus beackert aber durch sein Wort, sein Auftreten als Prophet und durch seine Taten noch einmal den Boden um Israel, damit es doch noch gedeihen möge.
Gott als Allwissender kennt natürlich den Ausgang: Es wird nichts nützen. Die drei Jahre, die er nun bereits kommt, um das Nicht-Gedeihen zu beobachten, spielen wohl auf die drei Jahre des Wirkens des Herrn an. Aber es zeigt auch die Langmut Gottes durch Christus Jesus, der will, dass niemand verloren gehe, man muss nur ein Ja zum Herrn sagen.
2 Petr 3, 5-10; HSK
Die dies behaupten, übersehen nämlich, daß schon einmal ein Himmel war und eine Erde, die kraft des Gotteswortes aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte, und daß inzwischen die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, zugrunde ging. Der Himmel und die Erde aber, wie sie jetzt sind, werden durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer und bewahrt für den Tag des Gerichtes und des Unterganges der gottlosen Menschen. Dies eine aber entgehe euch nicht, Geliebte: Ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und »tausend Jahre sind wie ein Tag« (Ps 90,4). Der Herr ist nicht säumig mit seiner Verheißung, wie einige es für ein Säumen halten; sondern er ist nur langmütig mit euch, da es sein Wille ist, daß niemand verlorengehe, sondern daß alle zur Umkehr gelangen. Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, und an ihm werden die Himmel zusammenkrachend vergehen, die Elemente brennend sich auflösen, und auch die Erde und die Werke auf ihr werden sich darunter finden.

Man kann aber aus den Versen in Lukas noch etwas anderes herauslesen: Auch wenn man keine Früchte mehr bringt, vielleicht findet sich ein Weingärtner (Beter, Freund), der einen noch nicht aufgegeben hat, der einen hilft in der Not, ein gutes Wort übrig hat und betet, so dass man doch noch blüht und gedeiht für das Reich Gottes.
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Magdalena61
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#3 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Magdalena61 » Fr 27. Sep 2013, 23:30

:) Eine gute Antwort.

Ja, für Israel sah das damals traurig aus. Der Herr des Weinbergs hat den Feigenbaum aber doch noch nicht ganz aufgegeben, sondern, wie im Römerbrief ersichtlich wird, für eine begrenzte Zeit auf das Wartegleis gestellt.

Ein ähnliches Prinzip hatte Er schon einmal angewendet, als das Volk die Bewährungszeit in der Wüste vermasselte und von den Gläubigen, die dem Ruf Gottes gehorcht hatten und aus Ägypten ausgezogen waren, nur Josua und Kaleb das gelobte Land erreichten.
Rembremerding hat geschrieben:Man kann aber aus den Versen in Lukas noch etwas anderes herauslesen: Auch wenn man keine Früchte mehr bringt, vielleicht findet sich ein Weingärtner (Beter, Freund), der einen noch nicht aufgegeben hat, der einen hilft in der Not, ein gutes Wort übrig hat und betet, so dass man doch noch blüht und gedeiht für das Reich Gottes.
Es kann passieren, dass ein Gläubiger aus irgendwelchen Gründen die Verbindung zu Jesus verliert; mehr oder weniger entwurzelt wird und dann wenig oder gar keine Frucht mehr trägt.

Kann man anhand des Gleichnisses eine Zeitangabe machen? Wie lange sollte man in "aussichtslosen Situationen" Energie einsetzen, Fürbitte tun, argumentieren?
Sind drei, nein, vier Jahre "graben und düngen" genug?
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Hemul
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#4 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Hemul » Fr 27. Sep 2013, 23:41

Magdalena61 hat geschrieben::)

Ja, für Israel sah das damals traurig aus. Der Herr des Weinbergs hat den Feigenbaum aber doch noch nicht ganz aufgegeben, sondern, wie im Römerbrief ersichtlich wird, für eine begrenzte Zeit auf das Wartegleis gestellt.
Ein ähnliches Prinzip hatte Er schon einmal angewendet, als das Volk die Bewährungszeit in der Wüste vermasselte
LG

Hi Magda!
Was Du da von Dir gibst? Das ist ein Bibelkurzwurf. Jesus sagt in Matthäus 21:43 nämlich folgendes,

43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Hemul
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#5 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Hemul » Fr 27. Sep 2013, 23:44

Prophezeiungen Hoseas gem. Hosea 1:6+9,

6 Als Gomer wieder schwanger wurde und eine Tochter gebar, sagte der Herr zu Hosea: Gib ihr den Namen Lo-Ruhama (Kein Erbarmen)! Denn von jetzt an habe ich kein Erbarmen mehr mit dem Haus Israel, nein, ich entziehe es ihnen.

9 Da sagte der Herr: Gib ihm den Namen Lo-Ammi (Nicht mein Volk)! Denn ihr seid nicht mein Volk und ich bin nicht der «Ich-bin-da» für euch.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Hemul
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#6 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Hemul » Fr 27. Sep 2013, 23:48

Römer 11:15,

15 Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten?
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Hemul
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#7 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Hemul » Fr 27. Sep 2013, 23:55

Matthäus 27:22-25,
22 Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? Da schrien sie alle: Ans Kreuz mit ihm!

23 Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Da schrien sie noch lauter: Ans Kreuz mit ihm!

24 Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache!4

25 Da rief das ganze Volk: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!
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Malika
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#8 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Malika » So 29. Sep 2013, 07:53

Was willst du denn damit sagen, Hemul? Versuchst du zu drohen, nach dem Motto: einmal Fehler gemacht, für immer weg von Gott?

Rembremerding
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#9 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Rembremerding » So 29. Sep 2013, 15:05

Einen schönen und segensreichen Tag des Herrn an alle Foristen! :)

Magdalena61 hat geschrieben: Kann man anhand des Gleichnisses eine Zeitangabe machen? Wie lange sollte man in "aussichtslosen Situationen" Energie einsetzen, Fürbitte tun, argumentieren?
Sind drei, nein, vier Jahre "graben und düngen" genug?
LG
Der Winzer (Christus Jesus selbst) will dem Feigenbaum noch ein Jahr geben. In dieser Zeit will er graben und düngen, also die Verkrustungen der Pharisäer in der Gesetzlichkeit brechen (graben, den Boden auflockern) und durch sein Wort, Prophetien und sein Vorbild (düngen) den Feigenbaum wieder zum erblühen bringen.

Gott rief mit der Niederkunft seines Sohnes im übertragenen Sinn das große Gnadenjahr der Menschheit aus, und das ist mit dem Jahr des düngens und grabens gemeint. Es ist unsere Zeit, in der wir leben, begnadet im Gnadenleib durch unsere Sündenerlösung, weil Jesus am Kreuz dafür sühnte, und durch die Offenbarungen Gottes im Evangelium der Hl. Schrift. Im Glauben an diesen Jesus stirbt unser Sündenleib und wird wiedergeboren im Gnadenleib, für den dieses Gnadenjahr vorgesehen ist.

Gott gab der Menschheit und jeden einzelnen dieses Gnadenjahr, in dem er düngt und gräbt. Wir kennen einen Apostel, den der Herr unter dem Feigenbaum berief: Nathanael. Übersetzt heißt Nathanael: "Gott hat gegeben". Und das ist im übertragenen Sinn genau jene Gnade, die der Herr uns mit seinem Tod am Kreuz schenkte. Der Herr gräbt und düngt auch bei uns persönlich, wie er auch dem Feigenbaum, den Israeliten, dieses Gnadenjahr schenkt.
Deshalb dürfen wir im Gnadenleib im Glauben an den Herrn aus Liebe zum Nächsten für diesen zeitlich unbegrenzt dasein, mit Fürbitte und Unterstützung. Mögen es für den Menschen "aussichtslose Situationen" sein, für Gott ist alles möglich.

Gerade für Eltern, deren Kinder sich weit von Gott entfernt haben, ist diese Botschaft wichtig. Mögen die Kinder auch keinen Belehrungen mehr zugänglich sein, dennoch kann stetiges Beten etwas bewirken, vielleicht erst nach dem Tod der Eltern oder der betenden Großeltern. Das Elternhaus sollte für die Kinder stets offen bleiben, auch wenn das für die Eltern oftmals eine Kreuzigung des Herzens bedeutet, aber wird man dadurch nicht dem Herrn ähnlicher? Wenn man demütig, voller Liebe und gehorsam gegenüber Gott ist?

Denn dieser Gott ist gerecht und treu. Deshalb hat er auch seinen Bund mit dem Volk Israel, den Juden, nicht gebrochen. Was wäre das für ein Gott, der einfach so seine Verheißungen ändern oder zurücknehmen würde? Paulus erklärt im Römerbrief, dass das Volk Israel wegen uns Heiden Jesus Christus nicht erkannte. Dadurch können auch wir Heiden zu Söhnen Abrahams werden und dieselben Verheißungen Gottes für uns in Anspruch nehmen, wie die Israeliten. Und auch jene werden dafür im Reich Gottes reichlich belohnt werden.
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Magdalena61
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#10 Re: Wer ist der Weingärtner?

Beitrag von Magdalena61 » Mo 30. Sep 2013, 09:42

Hemul hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben::) Ja, für Israel sah das damals traurig aus. Der Herr des Weinbergs hat den Feigenbaum aber doch noch nicht ganz aufgegeben, sondern, wie im Römerbrief ersichtlich wird, für eine begrenzte Zeit auf das Wartegleis gestellt.
Ein ähnliches Prinzip hatte Er schon einmal angewendet, als das Volk die Bewährungszeit in der Wüste vermasselte
Hi Magda!
Was Du da von Dir gibst? Das ist ein Bibelkurzwurf. Jesus sagt in Matthäus 21:43 nämlich folgendes,

43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.
Ja, schön und gut.
Israel verlor aufgrund des anhaltenden Ungehorsams und des daraus folgenden Unglaubens seine privilegierte Stellung als "Kanal Gottes" (nicht als Volk Gottes, denn die Erwählung ist irreversibel)-- aber.... nicht für immer.
Hemul hat geschrieben:Römer 11:15,

15 Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten?
Eben das. :) Und davor schreibt Paulus:
Röm. 11,14 (Schlachter 2000): ...ob ich irgendwie meine Volksgenossen zur Eifersucht reizen und etliche von ihnen erretten kann.
Er hat Israel nicht abgeschrieben.
LG
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