Naqual hat geschrieben:Denke man sollte hier differenzieren. Für mich geht das schon auf mit dem Vergeben.
Vergeben als "ich bin dem anderen nicht persönlich böse und wünsche ihm nicht Vergeltung".
Wie ich reagiere, das hängt sehr davon ab, ob ein "Täter" sozusagen "schuldfähig" ist-- ob der überhaupt blickt, was Sache ist.
Was ich weiter schreibe bezieht sich auf Leute, die von mir verlangen, Unrecht/ Ungerechtigkeit hinzunehmen und (gefälligst) zu vergeben, was für mich mit der Akzeptanz bewußter, vorsätzlicher Sünde gleichzusetzen ist.
Doch, ich werde ärgerlich, stehe zu meinen Gefühlen und diskutiere/ gebe ein Feedback, suche den Austausch, die Verständigung.
Wenn der Täter verstockt ist und halsstarrig bleibt... nicht ansprechbar bzw. nicht einsichtig ist, übertrage ich die Wahrnehmung meiner Interessen auf Gott, überlasse aber Ihm die Entscheidung, wie Er mit der Situation verfahren wird und gehe auf Distanz.
Ja, wo kämen wir denn da hin, wenn man als Christ "in Sanftmut" alles hinnehmen würde an Sünde, was andere einem aufdrücken, und sich bereitwillig als Boxsack für die Aggression und die Bosheit der Verpeilten zur Verfügung stellt?
Damit vermittelt man doch auch ein falsches Bild von Gott und von der Gerechtigkeit Gottes.
Es ist nicht mehr "in", über den Zorn Gottes, über Sünde und Gericht zu predigen.
In der Vergangenheit haben so manche Vertreter von Gesetz und Ordnung es damit zwar gnadenlos übertrieben und außerdem die falschen Zielgruppen belästigt.
Aber deren einseitigen und verzerrten Drohbotschaften berechtigt noch lange niemanden dazu, nun eine allgemeine Amnestie auszurufen und einen "lieben" und erfreulich inkonsequenten "Gott" zu verkündigen, der sich an seine eigenen Gebote nicht mehr erinnern kann.
Naqual hat geschrieben:Das finde ich mit Liebe (Gottes) völlig kompatibel, es geht nicht darum zu vergelten, nicht darum, dass dem anderen Böses widerfährt, sondern dass ihm geholfen wird - und sei es mit erforderlichen härteren Maßnahmen. Und die können im Extremfall äußerst hart sein.
Sag das mal einer Mutter, deren Tochter vergewaltigt und fast ermordet wurde...
Oder den Kindern der Eltern, die bei den vielen Selbstmordattentaten um's Leben kamen.
Oder den Kindern der Familie Bögerl.
Oder den Einwohnern einiger Großstädte, die "nur" ihres, an der Straße abgestellten PKWs durch einen Brandanschlag verlustig gingen.
Oder den Mitbürgern, die aufgrund von erfolgreicher Verleumdung oder Ermittlungsfehler in die Mühlen der Justiz gerieten und z.B. in Strafanstalten einsitzen. Selbst, wenn sie irgendwann rehabilitiert werden sollten, was nicht in jedem Fall möglich ist--- ihr Leben ist gelaufen. Arbeit und Wohnung weg, Familie kaputt... die Persönlichkeit des Opfers oftmals restlos zerstört.
Ich würde denen etwas anderes erzählen und z.B. auf
Mt. 16, 27 und
Offb. 20,13 hinweisen, allerdings auch auf
Röm. 12,19.
Naqual hat geschrieben:Vergebung heißt hier: es wird der Zustand vor der Tat hergestellt.
Das setzt aber voraus, dass der Täter reuig ist, seine Tat bereut. Entsprechend auch bereit ist, Wiedergutmachung zu leisten und willens ist in Zukunft nicht mehr so zu handeln.
Im NT gibt es in diesem Kontext einen interessanten Sachverhalt bei den Aussagen Jesu:
Er predigt nicht die grundsätzliche automatische Vergebung, sondern die Vergebung für jemanden, der hierum bittet!
Also hier ist ein aktives Verhalten des Täters Grundvoraussetzung um eine Tat ungeschehen machen zu können.
DAS kann ich voll unterschreiben, mit einer Änderung... anstatt "Vergebung" müßte man vielleicht besser "Versöhnung" sagen = eine Wiederherstellung der Beziehung,
nach erfolgter Vergebung und Wiedergutmachung.
LG